Zuli-Yeft.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Seite ff9-
eschuracksrichtung in Waris in aufMaMen und ihre dekorative Werivendullg.
bgleich es keinen Herrscher gibt, der so verschiedene Unterthanen unter
einem Szepter vereinigt, als dies Frau Mode thut, folgt man doch den
Geboten der letztern mit viel größerer Eiligkeit und Bereitwilligkeit
als es sich irgend ein Monarch rühmen kann. Natürlich fehlt es in
unserem skeptischen Jahrhundert auch in ihrem Reiche nie an (Opposition, aber die-
selbe hat sich vorläufig noch wenig oder gar nicht als wirksam erwiesen; im Gegen-
theil, die Launen der Mode sind wechselvoller als je, und doch erstreckt sie ihre
Herrschaft weiter und weiter und es gibt nur noch wenige Gebiete, welche sie nicht
regiert. Mit welcher Beständigkeit haben z. B. noch unsere Mütter, wenigstens in
ihren jungen Jahren, an ihren Möbeln sestgehalten! Bei jeder gut bürgerlichen
Einrichtung galt das Plüschsofa mit den dazu gehörigen zwei Fauteuils als das
Unerläßliche für die „gute Stube". Jetzt giebt es für die Ausstattung der Woh-
uung keine feststehende Regel mehr, Frau Mode begünstigt gar vielerlei, aber wenig,
rvas unsere Eltern als solide bezeichnet hätten.
Man gibt der Wohnung gegenwärtig einen
wohl künstlerischen, aber fantastischeren Anstrich,
Stühle von verschiedenerlei Form, Stosfüberzüge
in bunten Farben, Fächer, Vasen, Makart-
bouquets werden zur Ausstattung derselben ge-
wählt und selbst der „kleinere Mann", dem doch
sonst Haltbarkeit in erster Linie galt, wird es
jetzt kaum wagen, seine junge Frau in ein
Heim einzuführen, in dem das früher traditio-
nelle Plüsch- oder Ripssofa das feinste Möbel-
stück bildet. Und mit dieser Umwälzung in den
Einrichtungen ist natürlich auch die der Wand-
bekleidungen Hand in Hand gegangen; die
Tapeten sind nicht nur verschiedenartiger und
reicher geworden, sondern auch darin macht sich
das Bestreben geltend, statt der früheren ein-
facheren Farben buntere Muster, abwechslungs-
vollere Bilder vorzuführen, wer hätte sonst
daran gedacht, sein Eßzimmer mit einer groß-
blumigen Tapete zu schmücken, die in mehreren
Farben gehalten, vielleicht auf beigefarbenem
Fond enorme braune Lhrysanthemen und riesige
Blätter in mehrerlei Grün zeigt und durch die
Art und Weise der Herstellung einer Tapezerie-
arbeit gleicht? Jetzt ist dies aber in Paris
hochmodern, und zwar indem man das Zimmer
nur in halber Höhe, d. h. von oben bis in die
Mitte der Wand, damit bekleidet und oben und
unten durch eine passende, natürlich ebenfalls
recht bunte Borte abschließt, während von da
ab bis zum Boden ein Holzgetäfel geht. Vb
sich unser Auge jetzt an dieses Genre gewöhnt,
oder ob es wirklich den ästhetischen Anforde-
rungen entspricht, läßt sich nur schwer sagen,
sicher ist, daß eine solche suite ü ms.lr§er mit
ihrer Einrichtung von geschnitzten Eichenmöbeln,
ihren hohen Kredenzen — die hier jetzt viel
an die Stelle der Büffets treten — mit ihren
Krügen und Rannen uns sehr schön erscheint.
Für eleganter noch als die oben beschriebenen
Tapeten gelten für das Speisezimmer die ge-
preßten, und bevorzugt man, was Farben an-
betrifft, dafür ebenfalls braun und grün. Ganz
prachtvoll ist z. B. eine, die auf einem kupfer-
farbenen, metallisch glänzenden Fond dunkele
Blumen und grünglänzende Blätter aufgepreßt
zeigt, sowie eine andere mit gelblich braunem
Grund und dicken, rothgoldenen Rosen und
Rosenknosxen in grüner Hülle. Bei ersterem
deckte das Dessin den Fond so dicht, daß von
diesem wenig sichtbar wurde, letzteres dagegen bildete Guirlanden, die sich nicht
verschlungen über den Grund hinzogen, sondern gewunden gehend, einzelne Längs-
streifen bildeten. Ueberhaupt ist es bemerkbar, daß man, so abwechslungsvolle
Muster man auch bietet, an zwei Grundprinzipien sesthält, nämlich entweder das
Papier mit einem sehr dichten Muster zu bedecken oder schmale einzelne Guirlanden
oder, was noch häufiger, in sehr weiten Zwischenräumen eine dann recht große
Arabeske oder vielmehr eine fantastische Figur, wie eine Art Palmenblatt oder drei
zusammenstehende gebogene Federn — das Wappenzeichen des Prinzen von Wales —
anzubringen. Für die sehr dichten Dessins wählt man, wie dies ja auch in Bezug
auf Stoffe viel der Fall ist, häufig die Muster im Genre Kouis XV., d. h. Blüthen
in matten, zarten Farben auf Hellem Grund, die durch Schleifen, Schlingen und
flatternde Bänder gehalten sind. Ueberhaupt sind für Salon- und Boudoirtapeten
die sogenannten Pompadourdessins, d. h. kleine Blümchen auf weißem, grauem,
hellgelbem, blaßblauem rc. Fond, die leicht hingestreut sind oder, noch häufiger,
Streifen bilden, sehr beliebt. Für nicht zu große Räume machen sich dieselben
auch recht hübsch, besonders wenn sie in der neuen Manier angebracht werden,
nämlich von zweierlei Borten, die durch Leisten von einander getrennt werden,
umgeben sind. Man nimmt z. B. eine Tapete mit grauem Fond, umgibt sie einen
halben Meter vom Abschluß entfernt mit einer schmalen Goldleiste, läßt nun viel-
leicht eine glatte blaßblaue Borte folgen, wieder eine Goldleiste, nun einen grauen
Streifen in der Nuance des Fonds und dann wiederum eine Leiste, sodaß die ge-
musterte Tapete wie in einem abgetönten Rahmen sitzt. Die schmale, gemusterte
obere Borte ist ebenfalls von Goldleisten eingefaßt, oder man wählt statt letzterer
auch solche aus Bambusrohr und vergoldet dann die Ringe, welche dieses geglie-
derte Holz aufweist. Für große Salons nimmt man die in weiten Entfernungen
gemusterten Tapeten oder bringt auch sehr oft in denselben gar keine Wandbekleidung
an, sondern gibt ihnen einen Gclanstrich und schmückt sie mit Goldleisten. Beliebt
ist es in diesem Falle auf dem Plafond durch Goldleisten ein großes Rondell zu
bilden, das in Hellblau mit Wolken darüber gemalt ist und den Himmel vorstellen
soll. Die Thüren und Aufsätze derselben sind
ebenfalls weiß gestrichen und mit Goldleisten
eingefaßt und um die Symmetrie dieses kalten
und etwas langweiligen Arrangements nicht
zu stören, werden an den Wänden, wo keine
Thüren vorhanden sind, solche imitirt. Das
Ganze ist von fragwürdigem Geschmack, aber
gilt bei der wohlhabenderen Mittelklasse augen-
blicklich als sehr elegant.
In wirklich feinen Häusern dagegen be-
kleidet man die Wohnungen, oder doch wenigstens
die Gesellschaftsräume derselben, wenn man
nicht Stoffimitationen von Gobelins nimmt —
die echten sind ja nur einer kleinen Minderzahl
und dann nur in einzelnen Stücken zugänglich
— solche aus Papier, die in außerordentlich
täuschender weise hergestellt werden. Diese
Papier-Gobelins — wenn man sie so nennen
darf — tapezieren aber natürlich das Zimmer
nicht vollständig, denn dies würde denn doch
etwas zu aufdringlich erscheinen, sondern werden
als Panneaux benutzt, so zwar, daß man an
einer Wand vielleicht immer zwei derselben an-
bringt. Die übrige Tapete ist in diesem Falle
einfarbig; goldbraun oder dunkelroth falls man
die Panneaux im Sxeisesaal — grau, gelblich
oder auch mattblau falls man sie in den
Emxfangsräumen anbringt.
Das Bestreben, durch das Papier Stoff zu
imitiren, macht sich auch noch in anderer und
manchmal ganz eigenthümlicher Weise geltend.
Daß man dasselbe wie Leder erscheinen läßt,
ist nicht neu, und höchstens darin eine Verände-
rung zu bemerken, daß man nicht nur dunkel-
farbiges Leder nachahmt, sondern auch Hellen
Tapeten, wie solche mit beigefarbenem Grund
und rosa Muster, mit gelblichen und mattbraunen
Arabesken, mit dunkelgrauen Palmen auf hell-
grauem Fond dieses Aussehen gibt. Recht
originell erscheint es ferner, daß man auch die
jetzt so viel gesehenen indischen Matten in
Tapete imitirt und zwar so genau, daß es fast
unmöglich ist, sie vom (Original zu unterschei-
den. Die Tapete gelangt selbstverständlich nur
als Lambris zur Verwendung, wirkt aber, wie
gesagt, als solche ganz eigenartig schön. Man
findet dieselbe in Verbindung mit orientalischen
Mustern vielfach in Herren-, Rauch- und Speise-
zimmern, dann aber auch mit entsprechender
Tapete in Badezimmern, Vestibüls usw.
Schlafzimmer stattet man in der überwie-
genden Mehrzahl noch immer mit Lretonne aus und zwar indem man auch die
Wände mit diesem Stoff überzieht oder nur die Draperien, Bezüge rc. daraus her-
stellt; als Tapete aber ein Papier nimmt, das in Farbe und Muster dem Gewebe
vollkommen gleicht. Man zeigt daher auch in vielen Magazinen Stoffe und Tapeten-
muster nebeneinander. Die Dessins derselben sind sehr verschiedenartig. Am meisten
sieht man natürlich Blumen oder Arabesken auf mattem Fond, doch werden auch
gar fantastische Muster, bunte Vögelchen, Schmetterlinge, leuchtende Blüthen und
Käfer darin gezeigt, oder man findet wohl auch aus einem hellgrauen Grunde eine
dunkelgraue Guirlande, über welche sich wiederum eine solche aus kleinen bunten
Blumen, die von Bändern gehalten sind, hinzieht.
Was Herrenzimmer betrifft, so sind ebenfalls Tapeten, die aus einem anderen
Material wie dem, aus welchem sie bestehen, hergestellt zu sein scheinen, sehr modern,
nämlich den metallisch glänzenden, welche allerdings auch den Vorzug haben, sehr
reich und schön auszusehen. Prachtvoll ist z. B. eine solche mit dunkelblauem stahl-
glänzendem Fond, deren Dessin aus großen kupferfarbigen Figuren und kleinen
silbernen Sternen besteht; eine andere hat goldigen Fond mit kupferglänzenden
Abbildg. Nr. 280. Schränkchen und Bücherbrett in Renaissance.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Seite ff9-
eschuracksrichtung in Waris in aufMaMen und ihre dekorative Werivendullg.
bgleich es keinen Herrscher gibt, der so verschiedene Unterthanen unter
einem Szepter vereinigt, als dies Frau Mode thut, folgt man doch den
Geboten der letztern mit viel größerer Eiligkeit und Bereitwilligkeit
als es sich irgend ein Monarch rühmen kann. Natürlich fehlt es in
unserem skeptischen Jahrhundert auch in ihrem Reiche nie an (Opposition, aber die-
selbe hat sich vorläufig noch wenig oder gar nicht als wirksam erwiesen; im Gegen-
theil, die Launen der Mode sind wechselvoller als je, und doch erstreckt sie ihre
Herrschaft weiter und weiter und es gibt nur noch wenige Gebiete, welche sie nicht
regiert. Mit welcher Beständigkeit haben z. B. noch unsere Mütter, wenigstens in
ihren jungen Jahren, an ihren Möbeln sestgehalten! Bei jeder gut bürgerlichen
Einrichtung galt das Plüschsofa mit den dazu gehörigen zwei Fauteuils als das
Unerläßliche für die „gute Stube". Jetzt giebt es für die Ausstattung der Woh-
uung keine feststehende Regel mehr, Frau Mode begünstigt gar vielerlei, aber wenig,
rvas unsere Eltern als solide bezeichnet hätten.
Man gibt der Wohnung gegenwärtig einen
wohl künstlerischen, aber fantastischeren Anstrich,
Stühle von verschiedenerlei Form, Stosfüberzüge
in bunten Farben, Fächer, Vasen, Makart-
bouquets werden zur Ausstattung derselben ge-
wählt und selbst der „kleinere Mann", dem doch
sonst Haltbarkeit in erster Linie galt, wird es
jetzt kaum wagen, seine junge Frau in ein
Heim einzuführen, in dem das früher traditio-
nelle Plüsch- oder Ripssofa das feinste Möbel-
stück bildet. Und mit dieser Umwälzung in den
Einrichtungen ist natürlich auch die der Wand-
bekleidungen Hand in Hand gegangen; die
Tapeten sind nicht nur verschiedenartiger und
reicher geworden, sondern auch darin macht sich
das Bestreben geltend, statt der früheren ein-
facheren Farben buntere Muster, abwechslungs-
vollere Bilder vorzuführen, wer hätte sonst
daran gedacht, sein Eßzimmer mit einer groß-
blumigen Tapete zu schmücken, die in mehreren
Farben gehalten, vielleicht auf beigefarbenem
Fond enorme braune Lhrysanthemen und riesige
Blätter in mehrerlei Grün zeigt und durch die
Art und Weise der Herstellung einer Tapezerie-
arbeit gleicht? Jetzt ist dies aber in Paris
hochmodern, und zwar indem man das Zimmer
nur in halber Höhe, d. h. von oben bis in die
Mitte der Wand, damit bekleidet und oben und
unten durch eine passende, natürlich ebenfalls
recht bunte Borte abschließt, während von da
ab bis zum Boden ein Holzgetäfel geht. Vb
sich unser Auge jetzt an dieses Genre gewöhnt,
oder ob es wirklich den ästhetischen Anforde-
rungen entspricht, läßt sich nur schwer sagen,
sicher ist, daß eine solche suite ü ms.lr§er mit
ihrer Einrichtung von geschnitzten Eichenmöbeln,
ihren hohen Kredenzen — die hier jetzt viel
an die Stelle der Büffets treten — mit ihren
Krügen und Rannen uns sehr schön erscheint.
Für eleganter noch als die oben beschriebenen
Tapeten gelten für das Speisezimmer die ge-
preßten, und bevorzugt man, was Farben an-
betrifft, dafür ebenfalls braun und grün. Ganz
prachtvoll ist z. B. eine, die auf einem kupfer-
farbenen, metallisch glänzenden Fond dunkele
Blumen und grünglänzende Blätter aufgepreßt
zeigt, sowie eine andere mit gelblich braunem
Grund und dicken, rothgoldenen Rosen und
Rosenknosxen in grüner Hülle. Bei ersterem
deckte das Dessin den Fond so dicht, daß von
diesem wenig sichtbar wurde, letzteres dagegen bildete Guirlanden, die sich nicht
verschlungen über den Grund hinzogen, sondern gewunden gehend, einzelne Längs-
streifen bildeten. Ueberhaupt ist es bemerkbar, daß man, so abwechslungsvolle
Muster man auch bietet, an zwei Grundprinzipien sesthält, nämlich entweder das
Papier mit einem sehr dichten Muster zu bedecken oder schmale einzelne Guirlanden
oder, was noch häufiger, in sehr weiten Zwischenräumen eine dann recht große
Arabeske oder vielmehr eine fantastische Figur, wie eine Art Palmenblatt oder drei
zusammenstehende gebogene Federn — das Wappenzeichen des Prinzen von Wales —
anzubringen. Für die sehr dichten Dessins wählt man, wie dies ja auch in Bezug
auf Stoffe viel der Fall ist, häufig die Muster im Genre Kouis XV., d. h. Blüthen
in matten, zarten Farben auf Hellem Grund, die durch Schleifen, Schlingen und
flatternde Bänder gehalten sind. Ueberhaupt sind für Salon- und Boudoirtapeten
die sogenannten Pompadourdessins, d. h. kleine Blümchen auf weißem, grauem,
hellgelbem, blaßblauem rc. Fond, die leicht hingestreut sind oder, noch häufiger,
Streifen bilden, sehr beliebt. Für nicht zu große Räume machen sich dieselben
auch recht hübsch, besonders wenn sie in der neuen Manier angebracht werden,
nämlich von zweierlei Borten, die durch Leisten von einander getrennt werden,
umgeben sind. Man nimmt z. B. eine Tapete mit grauem Fond, umgibt sie einen
halben Meter vom Abschluß entfernt mit einer schmalen Goldleiste, läßt nun viel-
leicht eine glatte blaßblaue Borte folgen, wieder eine Goldleiste, nun einen grauen
Streifen in der Nuance des Fonds und dann wiederum eine Leiste, sodaß die ge-
musterte Tapete wie in einem abgetönten Rahmen sitzt. Die schmale, gemusterte
obere Borte ist ebenfalls von Goldleisten eingefaßt, oder man wählt statt letzterer
auch solche aus Bambusrohr und vergoldet dann die Ringe, welche dieses geglie-
derte Holz aufweist. Für große Salons nimmt man die in weiten Entfernungen
gemusterten Tapeten oder bringt auch sehr oft in denselben gar keine Wandbekleidung
an, sondern gibt ihnen einen Gclanstrich und schmückt sie mit Goldleisten. Beliebt
ist es in diesem Falle auf dem Plafond durch Goldleisten ein großes Rondell zu
bilden, das in Hellblau mit Wolken darüber gemalt ist und den Himmel vorstellen
soll. Die Thüren und Aufsätze derselben sind
ebenfalls weiß gestrichen und mit Goldleisten
eingefaßt und um die Symmetrie dieses kalten
und etwas langweiligen Arrangements nicht
zu stören, werden an den Wänden, wo keine
Thüren vorhanden sind, solche imitirt. Das
Ganze ist von fragwürdigem Geschmack, aber
gilt bei der wohlhabenderen Mittelklasse augen-
blicklich als sehr elegant.
In wirklich feinen Häusern dagegen be-
kleidet man die Wohnungen, oder doch wenigstens
die Gesellschaftsräume derselben, wenn man
nicht Stoffimitationen von Gobelins nimmt —
die echten sind ja nur einer kleinen Minderzahl
und dann nur in einzelnen Stücken zugänglich
— solche aus Papier, die in außerordentlich
täuschender weise hergestellt werden. Diese
Papier-Gobelins — wenn man sie so nennen
darf — tapezieren aber natürlich das Zimmer
nicht vollständig, denn dies würde denn doch
etwas zu aufdringlich erscheinen, sondern werden
als Panneaux benutzt, so zwar, daß man an
einer Wand vielleicht immer zwei derselben an-
bringt. Die übrige Tapete ist in diesem Falle
einfarbig; goldbraun oder dunkelroth falls man
die Panneaux im Sxeisesaal — grau, gelblich
oder auch mattblau falls man sie in den
Emxfangsräumen anbringt.
Das Bestreben, durch das Papier Stoff zu
imitiren, macht sich auch noch in anderer und
manchmal ganz eigenthümlicher Weise geltend.
Daß man dasselbe wie Leder erscheinen läßt,
ist nicht neu, und höchstens darin eine Verände-
rung zu bemerken, daß man nicht nur dunkel-
farbiges Leder nachahmt, sondern auch Hellen
Tapeten, wie solche mit beigefarbenem Grund
und rosa Muster, mit gelblichen und mattbraunen
Arabesken, mit dunkelgrauen Palmen auf hell-
grauem Fond dieses Aussehen gibt. Recht
originell erscheint es ferner, daß man auch die
jetzt so viel gesehenen indischen Matten in
Tapete imitirt und zwar so genau, daß es fast
unmöglich ist, sie vom (Original zu unterschei-
den. Die Tapete gelangt selbstverständlich nur
als Lambris zur Verwendung, wirkt aber, wie
gesagt, als solche ganz eigenartig schön. Man
findet dieselbe in Verbindung mit orientalischen
Mustern vielfach in Herren-, Rauch- und Speise-
zimmern, dann aber auch mit entsprechender
Tapete in Badezimmern, Vestibüls usw.
Schlafzimmer stattet man in der überwie-
genden Mehrzahl noch immer mit Lretonne aus und zwar indem man auch die
Wände mit diesem Stoff überzieht oder nur die Draperien, Bezüge rc. daraus her-
stellt; als Tapete aber ein Papier nimmt, das in Farbe und Muster dem Gewebe
vollkommen gleicht. Man zeigt daher auch in vielen Magazinen Stoffe und Tapeten-
muster nebeneinander. Die Dessins derselben sind sehr verschiedenartig. Am meisten
sieht man natürlich Blumen oder Arabesken auf mattem Fond, doch werden auch
gar fantastische Muster, bunte Vögelchen, Schmetterlinge, leuchtende Blüthen und
Käfer darin gezeigt, oder man findet wohl auch aus einem hellgrauen Grunde eine
dunkelgraue Guirlande, über welche sich wiederum eine solche aus kleinen bunten
Blumen, die von Bändern gehalten sind, hinzieht.
Was Herrenzimmer betrifft, so sind ebenfalls Tapeten, die aus einem anderen
Material wie dem, aus welchem sie bestehen, hergestellt zu sein scheinen, sehr modern,
nämlich den metallisch glänzenden, welche allerdings auch den Vorzug haben, sehr
reich und schön auszusehen. Prachtvoll ist z. B. eine solche mit dunkelblauem stahl-
glänzendem Fond, deren Dessin aus großen kupferfarbigen Figuren und kleinen
silbernen Sternen besteht; eine andere hat goldigen Fond mit kupferglänzenden
Abbildg. Nr. 280. Schränkchen und Bücherbrett in Renaissance.