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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Barber, Ida: Einrichtung der Villen und Land-Wohnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0168

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Preis der Aiizi-tgem ,2 s









Die mit » versehenen Illustrationen sind
Griginalzeichnungen und stehen unseren
Abonnenten zur verwerthung frei.

verbreitet in allen Uulturstaaten. — Vertreter in Leipzig: Eduard Schmidt,
Duerstraße 3;.— Erhältlich durch jede Buchhandlung des In- und Auslandes.—
Nachdruck, wo nicht ausdrücklich verboten, nur unter genauer Quellenangabe gestattet.

Aleinere Beträge sind vorauszubezahlen.
Nur „5xezial-kjefte" einzeln ü tNk. 2. erhält-
lich. Telegr.-Adr.: Verlag Uoch, Darmstadt.

III. Jahrgang. Varmstadt, im Nugust 1892.

Nugust-Hrft.

gnrichtung der Willen und

von Ida

Und -^Wohnungen.

e mehr die Verkehrsmittel vervollkommnet,
Stadtbahnen, Pferdebahnen rc. in Betrieb ge-
setzt werden, desto mehr entsteht in den Groß-
städten der Wunsch, „der Stadt zu entrinnen",
sich fern derselben ein trautes Heim zu schaffen.
„Wenn ich einmal der Stadt entrinne", singt
der Dichter, „wird mir so wohl in meinem
Sinne"; aber nicht federn wird es „wohl" in
der sogenannten Villegiatur da draußen; die
Wenigsten verstehen es, sich ihre Landwohn-
ungen so einzurichten, daß sie all das Ange-
nehme des Landlebens mit dem, den Städtern
zu behaglichem Leben unbedingt nöthigen
Komfort vereinen. Bald ist die Landwohnung
zu feucht, zu sonnig, bald an staubiger, un-
besprengter Straße gelegen, bald ist unliebsame
Nachbarschaft von allerhand Vierfüßlern, die
des Naturgenusses trauten Frieden stören. Dies
sind Nachtheile, die die äußere Lage betreffen;
weit schwerwiegender sind aber die sich bezüg-
lich der inneren Einrichtung geltend machenden
Fehler. Da sind oft sonnige, zugige Balkons,
Veranden mit Blechdächern, unter denen man
sich, ohne gar zu lebhafte Fantasie zu haben, unter die Bleidächer
Venedigs versetzt fühlt, parterrezimmer, die wie Eiskammern, Giebel-
zimmer, die wie Glühöfen erscheinen, von den zugigen Korridoren und
schlecht schließenden Thüren nicht zu reden, die ganz danach angethan
sind, Einem den Aufenthalt selbst in den paradiesischsten Kurorten zu
verleiden. — Gewöhnlich wird leicht gebaut, mit schlechtem Nlaterial,
Ellies auf den äußeren Schein berechnet, viel Schnick-Schnack, Figuren,
Gäulen, Loggien, wohl gar Thürme und Aussichtswarten, ohne daß

B o r b e r.

auf ein Plätzchen Rücksicht genommen wäre, an dem man sich so recht
wohl sein lassen kann. And doch ist gerade diese Behaglichkeit, dieses
„sich wohl fühlen" inmitten der ozonreichen, frisch ergrünenden Natur
zumeist der eigentliche Zweck des Landaufenthalts. Unsere Landhäuser
sind zu einfach, unsere Villen zu luxuriös gebaut, in beiden ist zu wenig
auf Hygiene und Gesundheitspflege Rücksicht genominen.

Ich erinnere mich noch, wie mir ein Bekannter, der mehr als ein
Jahrzehnt eine große Wohnung in einem der theuersten Wiener Stadt-
häuser inne hatte, endlich, nachdem Frau und Kinder lange Zeit
kränkelten, entschlossen sagte: „Jetzt habe ich aber das Stadtwohnen satt!
Keine Luft, kein Licht, drei steile Stiegen täglich so und so oft hinan,
ich sehe ein, das ist Nichts, um gesund zu werden! Wir bauen uns
eine Villa fern ab der Großstadt, am schönen Gmundener See, da
wollen wir trachten, nach allen Regeln der Kunst und Hygiene gesund
zu werden." Und als ich den guten Mann etliche Jahre später in
seiner Villa am Gmundener See besuchte, wie war ich enttäuscht, sein
Tuskulum so ganz anders zu finden, als ich es mir vorgestellt! Von
Außen sehr schön, unten eine Veranda, dicht mit wildem Wein be-
wachsen (aber so dicht, daß man in derselben kaum zum Lesen sehen
konnte), rings herum Glasscheiben, damit es ja nicht ziehe, oben ein
Balkon ohne jede Verdachung, auf dem es recht zog und die Sonne
so blendete, daß man nur Abends da verweilen konnte, aus dem Dach
drei Thürme, die eine herrliche Fernsicht gewährten. — Die Küche war
im Souterrain, das Speisezimmer im ersten Stock; bis die aufwartende
Dienerin die Speisen von unten nach oben beförderte, waren sie selbst-
verständlich kalt. „Warum habt Zhr", fragte ich bei Tisch, „das Speise-
zimmer nicht im parterre neben der Veranda?" — „Dieses Zimmer
ist, weil das schönste, das Empfangszimmer meiner Frau", antwortete
mir Freund N. „Und warum nicht neben dem Empfangszimmer?"
„Das hat keinen besonderen Eingang, man müßte stets durch das
Empfangszimmer gehen, und Du begreifst, die guten Teppiche, die
 
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