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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Schulze, Otto: Ueber Bilder-Rahmen und Bilder in ihrem ästhetischen Verhältnis zu einander, [1]
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Gipsabgüsse werden abwaschbar
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0133

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5eite s02.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Zuni-Heft.

dürfte. Daß hierbei auch noch für „echte", aus Holz geschnitzte und
gut vergoldete oder brünierte Rahmen Geld ausgegeben wird, ist ein
recht erfreuliches Zeichen, denn die aus Masse oder Larton-xierre
hergestelltsn und mit Metallfolien belegten sogenannten Barock-Rahmen
haben hierdurch die besten mustergiltigen Vorbilder erhalten. Die letzten
großen Aunstausstellungen hatten neben vielem abgeschmacktem Rahm-
zeug doch auch manche schöne Rompositions-Rahmen auszuweisen, die den
Bildern zuliebe gefertigt waren. Dieses Vorgehen sollte noch viel
mehr beherzigt werden; es sollten mehr Rahmen zu Bildern gefertigt
als Bilder zu Rahmen gemalt werden. — Eine rechteckige Bildfläche
verlangt in den Hauptlinien einen ebenso gestalteten Rahmen. Gin
Betonen der Höhen- und Längsrichtung ist nicht gerade nothwendig,
da das Bild selbst das oben
und unten ausdrückt, der
Rahmen aber auch keine an-
dere Aufgabe zu erfüllen
hat, als die: das Bild zu
umspannen, zu fassen. Zn
diesem Änne bleiben uns die
meisten der italienischen Rah-
men aus Nußholz geschnitzt
mit spärlicher Vergoldung,
aus dem Ende des sä. und
Anfang des s6. Zahrhun-
derts stammend, durch die
Richtungslosigkeit der Rah-
menseiten für alle Zeiten
mustergiltig. 5ie haben, mit
Ausnahme jener strengen
architektonischen Aufbauten
für Altar-Aufsätze und Ta-
bernakel, durchweg centrale
Richtung in den einzelnen
Gliedern, d. h. alle vier Rah-
menseiten zeigen kein Oben,

Unten,keine aufsteigende Linie
oder Ornament in den beiden
vertikalen (senkrechten) Seiten-
leisten, keine horizontale (wag-
rechte) Ornamentführung für
die obere und untere Leiste;
alle die Einzelheiten der
Stäbe haben die centrale
Richtung, sie weisen aus das
Bild hin. Und in ganz
vernünftiger Lösung dieses
eigentlichen Umspannens, der
Hauptbestimmung des Rah-
mens, zeigen die einzelnen
Glieder (Profile) Avmatien
(Blattwellen), Zahnfriese,

Gierstäbe, Aechtbänder,perl-
schnüre, Mäanderzüge und
ähnliche Verzierungen. Auf-
steigende (kandelaberartige)

Ornamente in den Seiten-
leisten und ausgesprochen liegende Ornamente in der oberen und unteren
Leiste würden den Rahmen mehr zu einem architektonischen gestalten.
Grst die spätere Zeit, von der Mitte des s6. Zahrhunderts ab bis hoch
ins s8., schafft den Bilderrahmen nicht als ein umschließendes Band, son-
dern als dekorativen Aufbau. Die Gcken werden betont durch Unöpfe
mit Gehängen, aufsteigenden Spitzen und Abhänglingen, Säulen-, Gebälk-
und Giebelarchitektur und dies Alles als ein an einem Aufhängepunkt
pendelndes Gerüst. Gin schiefhängender Rahmen dieser Art ist be-
leidigend, er spricht allen Gesetzen über Stütze und Last Hohn. Der
Rokoko-Rahmen kennt so arge Verstöße nicht, er betont sein Oben und
Unten, aber immer nur durch feine, entsprechend gerichtete Ornament-
formen. Diese Rahmen verdanken vielfach ihre Entstehung der seiner
Zeit in Blüte gekommenen Bildniß-(Portrait-)Malerei, und ehrlich ge-

standen, wünsche ich, daß derartige oder ähnliche Rahmen, die oben
überhöht sind, für Bildnisse: Brust-, Unie-Bilder, ganze Figur — Ver-
wendung finden möchten. Dem ohnehin etwas nüchtern in Erscheinung
tretenden Bildniß, ganz abgesehen von der mehr oder weniger großen
Schönheit der dargestellten Person, würde ein solcher Rahmen erst die
rechte Weihe, das „Aufrechte" des Menschen geben. Auch um Gruppen-
bilder (Geschichtsbilder rc.) möchte ich diese Rahmen gern sehen. Für
alle sonstigen Bilder: Landschaft, Marine, Architektur, Genre, Blumen
und Stillleben ist der centralwirkende Rahmen vorzuziehen.

Die quadratische Horm sollte für Bild und Rahmen möglichst ge-
mieden werden, es liegt zu wenig Uunst im Quadrat; besser ist stets
ein vertikal oder horizontal gerichtetes Parallelogramm; die Gesetze des

goldenen Schnittes: : 7,

5:8" dürften auch hier man-
ches Gute zeitigen. Runde
Rahmen sollten auch völlig
gemieden werden; auch im
Ureis liegt zu viel Natur, zu
wenig ausgesprochene Uunst.
Läßt sich das (Zuadrat und
der Ureis nun einmal nicht
ganz verbannen, so sollte
man bei ihnen wenigstens
ein Oben und Unten schaffen,
um eine augenfällige Längs-
richtung zu erhalten, in der
Vertikalaxe eine größere Aus-
dehnung zu erzielen. Gs ist
sehr selten, daß man kreis-
runde Bilder auch so rahmt;
besser thut man, die Run-
dung in das zugehörige
Quadrat zu stellen, und die
vier Zwickel als zum Rah-
men gehörend, auszubilden.
Drei bekannte Madonnen-
bilder in Ureisfläche von
Rafael sind quadratisch ge-
rahmt, hierbei auch die be-
kannteste : N3.clon.HL ckella
Zeckw (Florenz). Das Ureis-
bild eignet sich eigentlich nur
für kleinere, zusammenge-
drängte Gruppenbilder von
wenigen Personen; andere
Vorwürfe, wie Landschaft,
Architektur ufw.fordern mehr
die Rechteckausdehnung; der
Ureis beschneidet zu stark
und die Bilder erscheinen oft
wie Dioramen (Durchschein-
bilder). Für Brustbilder
möchte ich ganz gern den
hoch-ovalen Rahmen gelten
lassen, um eine zu große
Hintergrundfläche zu vermei-
den, das Portrait tritt dann besser in Erscheinung; eine weitere Aus-
bildung des ovalen Rahmens seitlich und oben und unten ist jedoch
dann unbedingt anzurathen. (Schluß folgt.)

Gipsabgüsse werden abwaschbar, wenn sie mit einer Auf-
lösung von stearinsaurem Natron in fläprozentigem Alkohol versehen
werden. Die Gipsabgüsse sowohl, als auch die alkoholische stearinsaure
Natronlösung müssen angewärmt werden, indem auf diese Weise die
Lösung vollständig und tief in den Gips eingesogen wird. Man kann
die Gipsgegenstände so lange mit erwärmter Lösung behandeln, als
letztere noch von ersteren aufgesogen wird. Die Gegenstände werden
schließlich getrocknet und sind dann gegen Abwaschungen vollständig
widerstandsfähig gemacht, auch leicht von ötaub u. dergl. zu reinigen.

Abbildung Nr ZS7. Wohnzimmer mit Blick in's Speisezimmer, Fruh-Renaissance.
 
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