August-Heft.
Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Seite s35.
fehlt! Gerade inmitten der blühenden, in lebhaftesten Farben erglän-
zenden Natur wirkt der verblaßte Aram abstoßend, unschön. Man
wähle blumige Eretonnes, farbreiche Damastgewebe, die neu eingeführten,
fehr praktischen Leder mit Gold- und Farbendruck, die zwar etwas
kostspielig, aber von unverwüstlicher Dauer sind.
Im klebrigen empfiehlt es sich, die Landwohnungen einfach zu
möblirey, keine Nippes, keine Staubfänger, Doppel-Portieren rc., über-
haupt keine Einrichtung, die die Hausfrau zur Sklavin ihrer Möbel macht.
Interieur des bulgarischen
irr Aoflrr. (Schluß aus dom ^uli-yeft.)
aneben erhebt sich auf einem
Tigerkatze, deren Erlegung den
Fürsten in Lebensgefahr brachte.
Die Augen sind durch kostbare, rie-
sige Goldtopase gebildet, zwischen
den Pfoten balancirt ein aus einem
einzigen Hellen Jaspis geschnittener
Ball. In diesem Amateursaal ist
auch in drei großen, innen mit
weißem Sammt bekleideten, außen
mit Schildpatt und Silber ausgelegten
Tresorschränken die berühmte Iu-
welensammlung des Fürsten aufge-
stellt, deren Aatalogisirung einen
ganzen Band füllt. Es sind be-
rühmte Juwelen von historischer Be-
deutung und andere durch ihre Größe
ausgezeichnete Stücke von unschätz-
barem Werth darunter. Das glitzert
und gleißt, wie eine wahrhaftige
orientalische Schatzkammer aus Tau-
fend und einer Nacht. Zwischen
zwei dem macedonischen Sagenkreise
entnommenen Riesen, aus Holz
skulpirt, die als Thürwächter die
seidene Thürdraperie halten, gelangen
wir, drei Stufen hinab, in eine im-
mense Halle, das Arbeitszimmer des
Fürsten. Bibelots und Aarten auf
großen und kleinen Tischen und Ge-
stellen, Vitrinen voll Bücher und
Broschüren, Festungsmodelle und
Reliefaufnahmen, wohin man blickt,
Stühle von allerlei Formen, die oft
gewaltigen Folianten und Aarten-
werken als Stützpunkt dienen, wenn
sie nicht gar aufgeschlagen auf dem
Fußboden liegen. Auf Staffeleien
hier eine Handzeichnung von Dore,
da ein Zug bulgarischer Truppen
von Fleury, an den Wänden Ma-
rinen und bulgarische Landschaften
von Aiwasowski. lieber dem Aamin
ein lebensgroßes Porträt der Her-
zogin Elementine von Angely. Ein Schlachtenbild von Detaille, Still-
leben von Giacomelli, Iagdlandschaften von Torot und Gavarni,
Ehimären aus Bronze und kameengeschmückte Vasen, ein Trinkservice
aus getriebenem Gold, japanische Emails, eine silberne Reiterstatuette
des Fürsten — es ist unmöglich, Alles zu beschreiben.
Durch den an das Arbeitszimmer stoßenden Wintergarten mit
seinen Veilchenbüschen, seinen Grangen-, Palmen- und Myrtengängen,
aus denen Marmorbilder gespenstisch weiß heraufdämmern, vorbei an
dem rauschenden Springbrunnen inmitten einer Gruppe bleicher Ehry-
fanthemen und seltener Orchideen, die mit schwerem süßen Parfüm
die laue Luft erfüllen, betreten wir den sogenannten kleinen Speisesaal,
dessen Wände Fresken von Munkacsy zieren. Sehr bemerkenswerth ist
der Aronleuchter aus geschmiedetem Silber mit seinem erstaunlich zart
ausgeführten Rankenwerk. Die mächtigen Buffets brechen fast unter
der Fülle kunstreicher Gold- und Silbergeschirre, den Hunderten von
präsenten von Stadtgemeinden, Offizierkorps und fürstlichen Personen,
Liborien, Humpen, Becher, Schüsseln in allen möglichen Stilformen,
aus allen Zeitaltern und Metallen prangen auf den Wandpaneelen.
Meißener, Sevres- und Lhinaporzellane und venetianische Arystalle
thürmen sich auf den Aredenzen. Ein unvergleichlich schöner Aelch von
Benvenuto Eellini's Meisterhand, ein echtes Prachtstück, um dessen
Besitz den Fürsten alle Museen beneiden, steht unter einem Glassturz
auf einem eigenen, mit Engelsköpfen und Blumen in Holzschnitzerei
verzierten Postament aus italienischem Nußbaum. Diese Enfilade mit
dem himmelblauen Schlafzimmer und den englisch eingerichteten Toilette-
räumen, berichtet Tempeltey in der „Tagespost", ist die eigentliche
Wohnung des Fürsten Ferdinand.
Die Bibliothek, den großen Speise-
saal, den in Gold und Weiß gehal-
tenen Ballsaal, den Audienzsaal
übergehe ich in meiner Schilderung,
da diese offiziellen Räume bekannt
sind und nur die individuellen Wohn-
räume des Fürsten in ihrer bezau-
bernden Eigenart in den Rahmen
meiner Skizze gehören.
Malrrrirn auf nirißem Milchglas.
Zu den originellen Neuheiten,
denen wir im bescheidenen, wie im
luxuriösen Gemache immer mit Ver-
gnügen begegnen, zählen auch ge-
schmückte Fenster. Der weiche Hinter-
grund, den Milchglas für Malereien
bildet, gibt ihnen einen eigenthüm-
lichen Reiz, den selbst Porzellan-
malereien entbehren. Nebenbei hat
man noch den Vortheil, daß die mit
gewöhnlichen Oelfarben in Tuben
ausgeführte Malerei nicht gebrannt
zu werden braucht und unsere schönen
Hoffnungen nicht den grausamen
Tücken eines Ofens ausgesetzt sind.
Am besten eignet sich diese Arbeit
für kleine Tischplatten, welche mit
unterhalb angebrachten Alammern
an jeglichem Tischchen befestigt wer-
den können, Fensterbretter rc. Man
läßt sich z. B. zu einer Tischplatte
in einem größeren Glasergeschäfte
ein Stück Milchglas abrunden, 30
bis 40 crri im Durchmesser sind die
gewöhnlichen Größen, deren Preis
sich auf 73—80 Pf. stellt. Aus die
rauhe Seite des Glases wird nun
ein gerundeter Blumenzweig, Vögel,
auch Schmetterlinge oder eine mit
einer Blumenranke abgeschlossene
Landschaft mittels Bleistift gezeichnet.
Irrthümer in der Zeichnung lassen sich wegwaschen. Man übergeht
die zu malenden Flächen mit einem in Siccatif de Lourtras getauchten
Pinsel, läßt trocknen, und untermalt mit Gelfarben in gewöhnlicher
Weise. Vorsicht ist nöthig, um nicht über die mit Siccativ begrenzten
Umrisse hinaus zu malen, da sich sonst Flecken bilden. Nachdem der
Untermalung etliche Tage zum Trocknen gegönnt — wie jeder anderen
Oelmalerei — malt man nun fertig und firnißt schließlich.
Fettflecke in Zeichnungen. Ulan entfernt sie am besten, in-
dem nian gebrannte Magnesia mit Benzin mischt (selbstverständlich nicht
bei Licht, der Feuergefährlichkeit halber!), bis eine krümliche Masse ent-
steht. Der Fleck wird mit dieser Masse behutsam eingerieben und die
Magnesiakrümelchen werden weggeklopft. Frische Flecken verschwinden
sofort, alte nach 2 bis 3 maliger Behandlung. Der Hauptvortheil ist,
daß selbst das feinste Papier nicht darunter leidet.
Onyxpostament eine ausgestopfte
Abbildung Nr. Flügel-Erk-Dekoration, von lsiNesora.
Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Seite s35.
fehlt! Gerade inmitten der blühenden, in lebhaftesten Farben erglän-
zenden Natur wirkt der verblaßte Aram abstoßend, unschön. Man
wähle blumige Eretonnes, farbreiche Damastgewebe, die neu eingeführten,
fehr praktischen Leder mit Gold- und Farbendruck, die zwar etwas
kostspielig, aber von unverwüstlicher Dauer sind.
Im klebrigen empfiehlt es sich, die Landwohnungen einfach zu
möblirey, keine Nippes, keine Staubfänger, Doppel-Portieren rc., über-
haupt keine Einrichtung, die die Hausfrau zur Sklavin ihrer Möbel macht.
Interieur des bulgarischen
irr Aoflrr. (Schluß aus dom ^uli-yeft.)
aneben erhebt sich auf einem
Tigerkatze, deren Erlegung den
Fürsten in Lebensgefahr brachte.
Die Augen sind durch kostbare, rie-
sige Goldtopase gebildet, zwischen
den Pfoten balancirt ein aus einem
einzigen Hellen Jaspis geschnittener
Ball. In diesem Amateursaal ist
auch in drei großen, innen mit
weißem Sammt bekleideten, außen
mit Schildpatt und Silber ausgelegten
Tresorschränken die berühmte Iu-
welensammlung des Fürsten aufge-
stellt, deren Aatalogisirung einen
ganzen Band füllt. Es sind be-
rühmte Juwelen von historischer Be-
deutung und andere durch ihre Größe
ausgezeichnete Stücke von unschätz-
barem Werth darunter. Das glitzert
und gleißt, wie eine wahrhaftige
orientalische Schatzkammer aus Tau-
fend und einer Nacht. Zwischen
zwei dem macedonischen Sagenkreise
entnommenen Riesen, aus Holz
skulpirt, die als Thürwächter die
seidene Thürdraperie halten, gelangen
wir, drei Stufen hinab, in eine im-
mense Halle, das Arbeitszimmer des
Fürsten. Bibelots und Aarten auf
großen und kleinen Tischen und Ge-
stellen, Vitrinen voll Bücher und
Broschüren, Festungsmodelle und
Reliefaufnahmen, wohin man blickt,
Stühle von allerlei Formen, die oft
gewaltigen Folianten und Aarten-
werken als Stützpunkt dienen, wenn
sie nicht gar aufgeschlagen auf dem
Fußboden liegen. Auf Staffeleien
hier eine Handzeichnung von Dore,
da ein Zug bulgarischer Truppen
von Fleury, an den Wänden Ma-
rinen und bulgarische Landschaften
von Aiwasowski. lieber dem Aamin
ein lebensgroßes Porträt der Her-
zogin Elementine von Angely. Ein Schlachtenbild von Detaille, Still-
leben von Giacomelli, Iagdlandschaften von Torot und Gavarni,
Ehimären aus Bronze und kameengeschmückte Vasen, ein Trinkservice
aus getriebenem Gold, japanische Emails, eine silberne Reiterstatuette
des Fürsten — es ist unmöglich, Alles zu beschreiben.
Durch den an das Arbeitszimmer stoßenden Wintergarten mit
seinen Veilchenbüschen, seinen Grangen-, Palmen- und Myrtengängen,
aus denen Marmorbilder gespenstisch weiß heraufdämmern, vorbei an
dem rauschenden Springbrunnen inmitten einer Gruppe bleicher Ehry-
fanthemen und seltener Orchideen, die mit schwerem süßen Parfüm
die laue Luft erfüllen, betreten wir den sogenannten kleinen Speisesaal,
dessen Wände Fresken von Munkacsy zieren. Sehr bemerkenswerth ist
der Aronleuchter aus geschmiedetem Silber mit seinem erstaunlich zart
ausgeführten Rankenwerk. Die mächtigen Buffets brechen fast unter
der Fülle kunstreicher Gold- und Silbergeschirre, den Hunderten von
präsenten von Stadtgemeinden, Offizierkorps und fürstlichen Personen,
Liborien, Humpen, Becher, Schüsseln in allen möglichen Stilformen,
aus allen Zeitaltern und Metallen prangen auf den Wandpaneelen.
Meißener, Sevres- und Lhinaporzellane und venetianische Arystalle
thürmen sich auf den Aredenzen. Ein unvergleichlich schöner Aelch von
Benvenuto Eellini's Meisterhand, ein echtes Prachtstück, um dessen
Besitz den Fürsten alle Museen beneiden, steht unter einem Glassturz
auf einem eigenen, mit Engelsköpfen und Blumen in Holzschnitzerei
verzierten Postament aus italienischem Nußbaum. Diese Enfilade mit
dem himmelblauen Schlafzimmer und den englisch eingerichteten Toilette-
räumen, berichtet Tempeltey in der „Tagespost", ist die eigentliche
Wohnung des Fürsten Ferdinand.
Die Bibliothek, den großen Speise-
saal, den in Gold und Weiß gehal-
tenen Ballsaal, den Audienzsaal
übergehe ich in meiner Schilderung,
da diese offiziellen Räume bekannt
sind und nur die individuellen Wohn-
räume des Fürsten in ihrer bezau-
bernden Eigenart in den Rahmen
meiner Skizze gehören.
Malrrrirn auf nirißem Milchglas.
Zu den originellen Neuheiten,
denen wir im bescheidenen, wie im
luxuriösen Gemache immer mit Ver-
gnügen begegnen, zählen auch ge-
schmückte Fenster. Der weiche Hinter-
grund, den Milchglas für Malereien
bildet, gibt ihnen einen eigenthüm-
lichen Reiz, den selbst Porzellan-
malereien entbehren. Nebenbei hat
man noch den Vortheil, daß die mit
gewöhnlichen Oelfarben in Tuben
ausgeführte Malerei nicht gebrannt
zu werden braucht und unsere schönen
Hoffnungen nicht den grausamen
Tücken eines Ofens ausgesetzt sind.
Am besten eignet sich diese Arbeit
für kleine Tischplatten, welche mit
unterhalb angebrachten Alammern
an jeglichem Tischchen befestigt wer-
den können, Fensterbretter rc. Man
läßt sich z. B. zu einer Tischplatte
in einem größeren Glasergeschäfte
ein Stück Milchglas abrunden, 30
bis 40 crri im Durchmesser sind die
gewöhnlichen Größen, deren Preis
sich auf 73—80 Pf. stellt. Aus die
rauhe Seite des Glases wird nun
ein gerundeter Blumenzweig, Vögel,
auch Schmetterlinge oder eine mit
einer Blumenranke abgeschlossene
Landschaft mittels Bleistift gezeichnet.
Irrthümer in der Zeichnung lassen sich wegwaschen. Man übergeht
die zu malenden Flächen mit einem in Siccatif de Lourtras getauchten
Pinsel, läßt trocknen, und untermalt mit Gelfarben in gewöhnlicher
Weise. Vorsicht ist nöthig, um nicht über die mit Siccativ begrenzten
Umrisse hinaus zu malen, da sich sonst Flecken bilden. Nachdem der
Untermalung etliche Tage zum Trocknen gegönnt — wie jeder anderen
Oelmalerei — malt man nun fertig und firnißt schließlich.
Fettflecke in Zeichnungen. Ulan entfernt sie am besten, in-
dem nian gebrannte Magnesia mit Benzin mischt (selbstverständlich nicht
bei Licht, der Feuergefährlichkeit halber!), bis eine krümliche Masse ent-
steht. Der Fleck wird mit dieser Masse behutsam eingerieben und die
Magnesiakrümelchen werden weggeklopft. Frische Flecken verschwinden
sofort, alte nach 2 bis 3 maliger Behandlung. Der Hauptvortheil ist,
daß selbst das feinste Papier nicht darunter leidet.
Onyxpostament eine ausgestopfte
Abbildung Nr. Flügel-Erk-Dekoration, von lsiNesora.