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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Böttcher, F.: Möbel-, Pianino-, Plafond- und Wand-Füllungen von Glas und Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0280

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Dezember-Heft. Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration. Leite 22s.

^Miarnno-, Plafond- und ^d^nd-Müllurrgen von und

von F, Böttcher.

»ines der ältesten Gewerbe ist unstreitig die Töpferkunst, interessant auch
die Herstellung all der vielen Gebrauchs- und Luxusgegenstände mit
dem die Wohnräume der Menschen seit Jahrtausenden, theils zum
praktischen Gebrauch, theils zum Schmuck ausgestattet wurden und
später, nach Erfindung des Glases, gesellten sich auch noch die Gegenstände aus
diesem Material hinzu und haben dieselben nach und nach eine Vervollkommnung
und eine künstlerische Ausgestaltung erlangt, die kaum noch gesteigert werden kann.
Die keramische Ausstellung des Gewerbevereins im Sommer ^89 l in Dresden,
welche noch lange nicht alle Fabriken umfaßte und vollkommen genannt werden
konnte, überraschte doch durch die vielen schönen, der Wohnungsausstattung die-
nenden Gegenstände, wie Figuren, Vasen in den verschiedensten Stilen, Formen
und Größen,

Humpen und Po-
kalen, Schalen,

Teller, Service,

Spiegel, Kamine
und Besen
und zeigte auch, j
was besonders
beachtenswerth
war, was Alles
seitens der kera-
mischen und
Glasfabriken in
Sachsen und den
angrenzenden
Landestheilenfa-
brizirt und nach
anderen Ländern
verschickt wird,
man sah, daß an-
dere Völker die
Kunsttöpferei
viel mehr als die
Deutschen zur
Ausstattung und
Dekorirung be-
nutzen und wer-
den wir später
auch auf dieses
Thema gelegent-
lich wieder zurück
kommen, man
konnte von all
den neueren Er-
findungen und
Verbesserungen,
die das Wohn-

Abbildung Nr. Hrs. DamLN-Voudoiix mit Erkrtz. Lntw. von L. Rockstroh.

Haus, die moderne Wohnung verschönen sollen, Kenntniß nehmen, und hier war
es vor allen die Königliche Porzellan-Manufaktur in Meissen, die herrliche Platten
zur Verzierung von Möbeln und Wänden ausgestellt hatte von einer noch nicht
dagewesenen Größe und Schönheit. Ls waren dies vier Iahreszeitbilder, Frühling,
Sommer, Herbst und Winter, und war es namentlich die letztere, welche als ganz
gelungen betrachtet werden muß. Die feinen Lufttöne der Perspektive waren vor-
trefflich gelungen, was bei Porzellanmalereien in dieser weise höchst selten zu finden
ist, weil die Malereien nicht nur einmal, sondern mehrmals eingebrannt werden
müssen, wobei es vorkommt, daß die feinen Farbentöne wegbrennen. Auch an sich
waren die harmonisch gestimmten Kompositionen, bei deren zweien das Moritzburger
Jagdschloß und das Palais im K. Großen Garten im Hintergründe sichtbar wurden,
höchst respektable Leistungen, und es ist nur zu wünschen, daß recht viele Pianoforte-
und Möbelfabrikanten dem von Kaps (Hoflieferant in Dresden) gegebenen Beispiele
folgen möchten, Möbel und Instrumente mit Aufsätzen, Konsolen, Leuchtern und
Füllungen von Porzellan der verschiedensten Art und mit Bronze montirt zu ver-
sehen. Das von Kaps im Stil Ludwigs XVI. hergestellte und mit Meißner Por-
zellanmalerei geschmückte Instrument war ein sehr schönes, erregte allgemeine Be-
wunderung und wurde auch auf der letzten Ausstellung in Australien mit dem
I. Preise ausgezeichnet, und es ist nicht zu leugnen, daß Möbel, in dieser weise
dekorirt, ein reiches und schönes Aussehen erhalten und dürften solche namentlich
für Salons und Empfangszimmer einen ganz eigenartigen Schmuck bilden.

Interessant sind auch die Erzeugnisse der Glasindustrie, indeß sind der
Erfindungen, die auf diesem Gebiete in den letzten Jahren gemacht wurden, so
viele und großartige, daß deren Aufzählung an dieser Stelle zur Unmöglichkeit
gehört — nur eine sei der Neuheit wegen, und da für die Dekorirung von Möbeln
und Instrumenten, Decken und wänden trefflich geeignet und bereits mehrfach benutzt,
hier erwähnt. Es sind dies Füllungen und Tischplatten von Glas. Gar mancher
Leser dieses wird ungläubig den Kopf hierzu schütteln, doch es ist dem so. Holz-
füllungen verursachen, wie allbekannt, nicht nur, und namentlich wenn sie schwarz
sein sollen, bedeutende Mühe und Arbeit, ziehen sich und verlieren womöglich auch
noch unter Umständen die Politur, wodurch sie, trotz schön gravirter und vergoldeter
Verzierungen, einen schlechten und unsoliden Eindruck machen. Beim Glase fallen

s alle diese Uebel-
! stände weg. Die
Glasfüllungen
j bestehen aus tief-
schwarzem Glase,

I welches ca. t bis
j 2 cra stark und
^ daher sehr halt-
bar, ja fast un-
> zerbrechlich ist.
Dieverzierungen
werden, mittelst
des Sandgeblä-
ses, je nach
Wunsch und Be-
darf matt und
blank hergestellt,
die Brnamente
können vergoldet
oder auch versil-
bert, oder auch
matt gelassen
werden, und er-
halten, wie aus
vorstehendem er-
sichtlich, dasAus-
sehen von Gra-
virtem, andere
wieder das von
fiachgeschnitzten
Füllungen, wie
solche z. B. jetzt
vielfach im Stil
der deutschen Re-
naissance herge-
stellt werden. Die
Flächen find und

bleiben sauber, tiefschwarz und glänzend, die Brnamente find sauber und flott, so-
wie akkurat hergestellt und auch der Preis muß ein entsprechend billiger genannt
werden. Bei der Befestigung werden sie wie Holzfüllungen behandelt, indem diese
Platten einfach in den Falz gelegt und mit Rundstäbchen befestigt werden. —
Für die Plafonds werden weiße, andersfarbige oder auch bemalte Platten, für die
Wandbekleidungen auch marmorartig behandelte in den kolossalsten und verfehle-
densten Größen, Farben und Formen hergestellt. Namentlich letztere Erfindung ist
höchst beachtenswerth und nicht genug zu empfehlen, da echte Marmorwände zu
theuer und Gipsmarmor nicht haltbar und auch entsprechend zu kostspielig ist. Für
die wände der Treppenhäuser, Vestibüls, Badezimmer, Speisesäle Trinkzimmer
u. dergl. m. sind dieselben auf das Beste zu verwenden, da sie sich in nichts von
dem Aussehen des echten Marmors unterscheiden und noch den Vorzug des stets
verbleibenden Glanzes besitzen, während die Politur des echten und namentlich des
unechten Marmors verschwindet. Die Platten können als Füllung in das Holz-
getäfel eingelassen oder auch nach gegebenen Zeichnungen in verschiedenen Farben
und Platten an der wand oder dem Plafond in der verschiedensten weise befestigt
werden, und gewähren neben großer Reinlichkeit einem derartig dekorirten Raum
ein höchst gefälliges und nobles Ansehen.— Ganz besonders dürften sich Gesellschafts-
räume mit derartigen Wandvertäfelungen versehen, bei abendlicher Beleuchtung,
Tausende von Lichtreflexen ausstrahlend, prachtvoll und eigenartig schön aus-
nehmen. —
 
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