Seite 202.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
November-Heft.
mcherschau.
Otto Rieth, Skizzen; neue Folge, 20 Blatt. Verlag von Georg
Siemens, Berlin ;8Y2. Preis Mk. 20.—Die Ausführung des deutschen Reichs-
tagshauses in Berlin beschäftigt unter dem Architekten tvallot eine Anzahl der
ausgezeichnetsten zeichnerischen Talente und unter, ihnen sind es besonders Gustav
Halmhuber und Btto Rieth, welche in der Darstellung architektonischer Skizzen
eine kaum glaubliche Fertigkeit besitzen, sodaß die ersten von ihnen erschienenen
Blätter in allen Kollegenkreisen wahlberechtigtes Aufsehen erregen mußten. Ueber
diese Kreise hinaus wendet sich die nunmehr erschienene zweite Sammlung Rieth'scher
Skizzen, welche wesentlich Dekorationsmotive enthält, an ein weiteres Publikum
und zwar in der zielbewußten Absicht: gute Beispiele zu geben, wie der architekto-
nische Aufbau von der dem Kollosseum und anderen Römerbauten entlehnten Auf-
einanderstellung der Säulenordnungen und wie das Ornament von der Karakter-
losigkeit der Alleinherrschaft des stilisirten Akauthusblattes befreit werden könne.
Jedermann weiß, daß in der Renaissance die Abmessungen aller Fassadenthejcke durch
die Durchmesser der aufeinander gestellten
Säulen und Pilaster von vorn herein
gegeben sind, und wie ungemein viel
wirkungsvoller sich der Aufbau oft
gestalten läßt, wenn man eine glatte
Mauerfläche durch ein frei komponirtes
Gesims bekrönen und den weiteren Effekt
durch eine wirkungssichere profilirung
der Gewandung an den zu Gruppen zu-
sammengezogeneu Hauptöffnungen er-
zielen kann. Dies geschieht aber ganz
besonders im Barockstil, und er ist es,
durch den Otto Rieth in der neuen Folge
seiner Skizzensammlung verjüngendes
Leben für die dekorative Kunst herbei-
zuführen hofft. Die Darstellungen be-
ziehen sich, wie in der früheren Samm-
lung, auf Ideal-Bauten oder Jnnen-
räume und sind mit meisterhafter Vir-
tuosität durch und durch perspektivisch
gedacht und gezeichnet. Ueberall liegen
gewaltige Verhältnisse und ein mächtiger
Maßstab zu Grunde. Um unseren Lesern
ein Beispiel für die Darstellungs- und
Auffassungsart zu geben, haben wir in
halber Größe Rieths „Einblick in eine
Wohnhaus-Diele" mitgetheilt. Man
darf sagen, daß dies Blatt den beschei-
densten Baugedanken darstellt, der in
dem Werk enthalten ist. Dennoch kann
man sich diesen Raum schwerlich kleiner
als 8 zu M ro und nicht unter reichlich
8 01 hoch denken. Gäbe es aber ein
Wohnhaus, für das solch stattlicher
Raum komponirt werden sollte, so könnte
dies nicht reizvoller geschehen, wie es
hier versucht ist. Das prächtige Portal
als Eingang zu den Zimmern, seine
monumentale Bekrönung, die hohewand-
täfelung, andererseits die Gallerie und
der entzückende Durchblick in das Trep-
penhaus, Alles wirkt großartig zusam-
men, und jedes für sich wiederum bietet
Anregung genug für den, der in kleineren
Verhältnissen nur einzelne dieser reichen
Motive sich zu nutze zu machen versuchen Abbildung Nr. 458. Dirlq Hist r
kann, wir sind fest überzeugt, daß Nie- ve-ki-m-rung aus d°u, neben
mand dieses Buch aus der Haud legen
wird, ohne in irgend einer Form Gewinn und Anregung daraus geschöpft zu haben.
Wir wünschen demselben daher eine weite Verbreitung unter unseren ausführenden
Künstlern und hoffen nur, daß letztere selbst gegebenen Falles im Stande sein
möchten, diese Skizzen im Geist des Autors aufzufassen, dessen Zeichnuugsweise
freilich nicht Jedermann und ohne Weiteres verständlich sein dürfte und die für
eine Uebertragung in die Wirklichkeit einen hohen Grad von eigenem Können
voraussetzt. - I?. bl.
Von HsseNÄUrst, Ausschmückung der Interieurs des k. k. kunst-
historischen Hofmuseums in Wien. Verlag von A. Schroll A To., Wien
Z892. Preis Mk. 22.—. — Im jüngst verflossenen Jahre endlich ist das kunst-
historische Museum in Wien nach fast 20jähriger Bauzeit eröffnet worden, vielfach
sind vorher bereits die Bauanlage, sowie einzelne Theile des Schmuckes der Fassaden
veröffentlicht worden, von dem unendlichen Reichthum und von der wunderbaren
Fülle der mannigfaltigen Formenschönheiten seiner mit verschwenderischer Pracht
ausgestatteten Sammlungssäle legt indessen erst die nunmehr erschienene Mappe mit
so Blatt meisterhaft ausgeführten Lichtdrucktafeln ein redendes Zeugniß ab.
Es war ursprünglich ein Gedanke unseres Großmeisters Gottfried Sempers
jeden Raum dieser kostbaren Gallerten in Bezug auf seine Ausstattung genau in
Harmonie zu bringen mit den Kunstschätzen, die er später bergen sollte. Seinen
deutlichsten Ausdruck hat dieser Gedanke natürlich in den großen Deckengemälden
von Mackart u. A. gefunden, welche indessen in dem vorliegenden Werk nicht wieder-
gegeben sind, vielmehr beschränkt sich dasselbe konsequent auf den symbolisch
figuralen und ornamentalen Schmuck, welcher zur Umrahmung theils jener Bilder
und theils der großen Oberlichter einzelner Säle ausgeführt ist, und in denen wie-
derum die zahlreichen Porträts der hervorragendsten Künstler aller Zeiten verflochten
sind. Gerade in der Herausgabe dieses durch von Hasenauer mit unglaublichem
Reichthum der Gedanken und wunderbaren Erfindungsgabe komxonirten Zierwerks
ist aber für jeden schaffenden Künstler, gleichviel ob Architekten, Maler, Bildhauer
oder Kunstgewerbetreibenden eine unendliche Fülle von Motiven geboten.
Die beiden ersten Blätter zeigen die Kuppel über dem Erdgeschoß-Vestibül,
deren Theilung und Schmuck noch ganz im Sinne Sempers in den strengeren
Formen der italienischen Hochrenaissance durchgeführt ist. Blatt 22 bis so leiten
uns durch das Stiegenhaus mit seinen auf genuesische Art entzückend bemalten
Kreuzgewölben. Die übrigen 2q Blätter bringen Einzelvorführungeu von Decken-
theilen des oberen Hauxtgeschosses, von dessen zq Sammlungssälen indessen nur die
6 hauptsächlichsten vertreten sind. Um
aus dem Reichthum des Gebotenen un-
seren Lesern ein Beispiel zu zeigen, haben
wir (zwar nür in halber Größe) die
unvergleichliche Bogenbekrönung aus
dem Hauptsaal der deutschen Malerschule
reproduzirt"), deren Mittelfüllung Dürers
Lhristuskopf nebst Zirkel und Winkel-
maß enthält. Die Eleganz der Zusam-
menstellung des dekorativen Aufbaues,
welche dieses Blatt zeigt, beherrscht in
gleicher weise den Schmuck aller Räume
und ebenso karakteristisch ist überall die
lebensfrische und wechselvolle Durchfüh-
rung des Ornamentes und ein gewisser
ganz speziell wienerischer liebenswürdig
koketter Zug, der, ohne sich vorzndrängen,
in allen Gestaltungen wahrnehmbar
bleibt, durch den aber das Detail des
Ornaments scheinbar unbewußt ins
Barocke hinübergleitet.
Wir glauben in Allem nur wünschen
zu können, daß die Herausgabe dieser
Blätter die Schönheiten des herrlichen
Museums weit über die Lande hinaus
verbreiten, und der darin verborgene
reiche Schatz auf die weitere Kunstthä-
tigkeit auch des deutschen Vaterlandes
befruchtend wirken möge. Zu bedauern
ist freilich, daß die Herausgeber nicht
einen Grundriß des Bauwerks beigefügt
haben, der die Lage der einzelnen Räume
veranschaulicht, und daß nicht in einem,
wenn auch noch so kurzgefaßtem Text,
auf die Uebereinstimmung des Zwecks
der Räume und der für sie erfundenen
Ausstattung hingewiesen ist. V. 8.
in Wohnhaus. von Btto Rieth.
Lothar; Abel, Architekt, Das
kleine Haus mit Garten. Mit
26 Abbildungen. 8 Bogen. Gr.-Gktav.
Geh. z Mk., eleg. gebdn. s Mk., Wien,
A. Hartlebens Verlag. — Das
werkchen hat den Zweck, dem Erbauer
eines einzeln stehenden Wohnhauses die
soziale und ethische Bedeutung einer
eigenen, wenn auch selbst kleinen Heim-
stätte zu erklären. Es geschieht dies in
allgemeinen, einleitenden Bemerkungen, dann in der Besprechung des passenden
Bauplatzes, sowie der allgemeinen Disposition des Hauses und der Angabe der
Mittel, um eine Wohnung warm, behaglich und bequem herzustellen. Da indeß
außer einer zweckmäßigen inneren Eintheilung des Hauses, die in einigen empfeh-
lenswertsten Beispielen gezeichnet erscheint, auch der das Haus umgebende Garten
zu den besonders berechtigten Annehmlichkeiten des „Alleinwohnens" gehört, so ist
auch speziell diesen kleinen Hausgärten eine eigene Besprechung gewidmet, um das
planmäßige solcher Anlagen hervorzuheben, wobei der große moralische Einfluß
in Betracht gezogen erscheint, welcher durch diese nutzbringenden Verschönerungen
der menschlichen Wohnung erzeugt werden kann. Eine derart kurzgefaßte und ge-
diegene Abhandlung über einzeln stehende Wohnhäuser in Verbindung mit An-
pflanzungen besitzt unseres Wissens keine bis jetzt erschienene architektonische Publi-
kation. Wir können daher dieses kleine, aber doch so reichhaltige Buch nur auf
das Wärmste empfehlen. Nit einem glücklichen Griff hat der Verfasser die Aufgabe
zur Lösung der modernen Wohnungsfrage erfaßt, und seine praktischen Kenntnisse
stellen diese Schrift vollkommen in den Dienst einer populären Darstellung. —
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
November-Heft.
mcherschau.
Otto Rieth, Skizzen; neue Folge, 20 Blatt. Verlag von Georg
Siemens, Berlin ;8Y2. Preis Mk. 20.—Die Ausführung des deutschen Reichs-
tagshauses in Berlin beschäftigt unter dem Architekten tvallot eine Anzahl der
ausgezeichnetsten zeichnerischen Talente und unter, ihnen sind es besonders Gustav
Halmhuber und Btto Rieth, welche in der Darstellung architektonischer Skizzen
eine kaum glaubliche Fertigkeit besitzen, sodaß die ersten von ihnen erschienenen
Blätter in allen Kollegenkreisen wahlberechtigtes Aufsehen erregen mußten. Ueber
diese Kreise hinaus wendet sich die nunmehr erschienene zweite Sammlung Rieth'scher
Skizzen, welche wesentlich Dekorationsmotive enthält, an ein weiteres Publikum
und zwar in der zielbewußten Absicht: gute Beispiele zu geben, wie der architekto-
nische Aufbau von der dem Kollosseum und anderen Römerbauten entlehnten Auf-
einanderstellung der Säulenordnungen und wie das Ornament von der Karakter-
losigkeit der Alleinherrschaft des stilisirten Akauthusblattes befreit werden könne.
Jedermann weiß, daß in der Renaissance die Abmessungen aller Fassadenthejcke durch
die Durchmesser der aufeinander gestellten
Säulen und Pilaster von vorn herein
gegeben sind, und wie ungemein viel
wirkungsvoller sich der Aufbau oft
gestalten läßt, wenn man eine glatte
Mauerfläche durch ein frei komponirtes
Gesims bekrönen und den weiteren Effekt
durch eine wirkungssichere profilirung
der Gewandung an den zu Gruppen zu-
sammengezogeneu Hauptöffnungen er-
zielen kann. Dies geschieht aber ganz
besonders im Barockstil, und er ist es,
durch den Otto Rieth in der neuen Folge
seiner Skizzensammlung verjüngendes
Leben für die dekorative Kunst herbei-
zuführen hofft. Die Darstellungen be-
ziehen sich, wie in der früheren Samm-
lung, auf Ideal-Bauten oder Jnnen-
räume und sind mit meisterhafter Vir-
tuosität durch und durch perspektivisch
gedacht und gezeichnet. Ueberall liegen
gewaltige Verhältnisse und ein mächtiger
Maßstab zu Grunde. Um unseren Lesern
ein Beispiel für die Darstellungs- und
Auffassungsart zu geben, haben wir in
halber Größe Rieths „Einblick in eine
Wohnhaus-Diele" mitgetheilt. Man
darf sagen, daß dies Blatt den beschei-
densten Baugedanken darstellt, der in
dem Werk enthalten ist. Dennoch kann
man sich diesen Raum schwerlich kleiner
als 8 zu M ro und nicht unter reichlich
8 01 hoch denken. Gäbe es aber ein
Wohnhaus, für das solch stattlicher
Raum komponirt werden sollte, so könnte
dies nicht reizvoller geschehen, wie es
hier versucht ist. Das prächtige Portal
als Eingang zu den Zimmern, seine
monumentale Bekrönung, die hohewand-
täfelung, andererseits die Gallerie und
der entzückende Durchblick in das Trep-
penhaus, Alles wirkt großartig zusam-
men, und jedes für sich wiederum bietet
Anregung genug für den, der in kleineren
Verhältnissen nur einzelne dieser reichen
Motive sich zu nutze zu machen versuchen Abbildung Nr. 458. Dirlq Hist r
kann, wir sind fest überzeugt, daß Nie- ve-ki-m-rung aus d°u, neben
mand dieses Buch aus der Haud legen
wird, ohne in irgend einer Form Gewinn und Anregung daraus geschöpft zu haben.
Wir wünschen demselben daher eine weite Verbreitung unter unseren ausführenden
Künstlern und hoffen nur, daß letztere selbst gegebenen Falles im Stande sein
möchten, diese Skizzen im Geist des Autors aufzufassen, dessen Zeichnuugsweise
freilich nicht Jedermann und ohne Weiteres verständlich sein dürfte und die für
eine Uebertragung in die Wirklichkeit einen hohen Grad von eigenem Können
voraussetzt. - I?. bl.
Von HsseNÄUrst, Ausschmückung der Interieurs des k. k. kunst-
historischen Hofmuseums in Wien. Verlag von A. Schroll A To., Wien
Z892. Preis Mk. 22.—. — Im jüngst verflossenen Jahre endlich ist das kunst-
historische Museum in Wien nach fast 20jähriger Bauzeit eröffnet worden, vielfach
sind vorher bereits die Bauanlage, sowie einzelne Theile des Schmuckes der Fassaden
veröffentlicht worden, von dem unendlichen Reichthum und von der wunderbaren
Fülle der mannigfaltigen Formenschönheiten seiner mit verschwenderischer Pracht
ausgestatteten Sammlungssäle legt indessen erst die nunmehr erschienene Mappe mit
so Blatt meisterhaft ausgeführten Lichtdrucktafeln ein redendes Zeugniß ab.
Es war ursprünglich ein Gedanke unseres Großmeisters Gottfried Sempers
jeden Raum dieser kostbaren Gallerten in Bezug auf seine Ausstattung genau in
Harmonie zu bringen mit den Kunstschätzen, die er später bergen sollte. Seinen
deutlichsten Ausdruck hat dieser Gedanke natürlich in den großen Deckengemälden
von Mackart u. A. gefunden, welche indessen in dem vorliegenden Werk nicht wieder-
gegeben sind, vielmehr beschränkt sich dasselbe konsequent auf den symbolisch
figuralen und ornamentalen Schmuck, welcher zur Umrahmung theils jener Bilder
und theils der großen Oberlichter einzelner Säle ausgeführt ist, und in denen wie-
derum die zahlreichen Porträts der hervorragendsten Künstler aller Zeiten verflochten
sind. Gerade in der Herausgabe dieses durch von Hasenauer mit unglaublichem
Reichthum der Gedanken und wunderbaren Erfindungsgabe komxonirten Zierwerks
ist aber für jeden schaffenden Künstler, gleichviel ob Architekten, Maler, Bildhauer
oder Kunstgewerbetreibenden eine unendliche Fülle von Motiven geboten.
Die beiden ersten Blätter zeigen die Kuppel über dem Erdgeschoß-Vestibül,
deren Theilung und Schmuck noch ganz im Sinne Sempers in den strengeren
Formen der italienischen Hochrenaissance durchgeführt ist. Blatt 22 bis so leiten
uns durch das Stiegenhaus mit seinen auf genuesische Art entzückend bemalten
Kreuzgewölben. Die übrigen 2q Blätter bringen Einzelvorführungeu von Decken-
theilen des oberen Hauxtgeschosses, von dessen zq Sammlungssälen indessen nur die
6 hauptsächlichsten vertreten sind. Um
aus dem Reichthum des Gebotenen un-
seren Lesern ein Beispiel zu zeigen, haben
wir (zwar nür in halber Größe) die
unvergleichliche Bogenbekrönung aus
dem Hauptsaal der deutschen Malerschule
reproduzirt"), deren Mittelfüllung Dürers
Lhristuskopf nebst Zirkel und Winkel-
maß enthält. Die Eleganz der Zusam-
menstellung des dekorativen Aufbaues,
welche dieses Blatt zeigt, beherrscht in
gleicher weise den Schmuck aller Räume
und ebenso karakteristisch ist überall die
lebensfrische und wechselvolle Durchfüh-
rung des Ornamentes und ein gewisser
ganz speziell wienerischer liebenswürdig
koketter Zug, der, ohne sich vorzndrängen,
in allen Gestaltungen wahrnehmbar
bleibt, durch den aber das Detail des
Ornaments scheinbar unbewußt ins
Barocke hinübergleitet.
Wir glauben in Allem nur wünschen
zu können, daß die Herausgabe dieser
Blätter die Schönheiten des herrlichen
Museums weit über die Lande hinaus
verbreiten, und der darin verborgene
reiche Schatz auf die weitere Kunstthä-
tigkeit auch des deutschen Vaterlandes
befruchtend wirken möge. Zu bedauern
ist freilich, daß die Herausgeber nicht
einen Grundriß des Bauwerks beigefügt
haben, der die Lage der einzelnen Räume
veranschaulicht, und daß nicht in einem,
wenn auch noch so kurzgefaßtem Text,
auf die Uebereinstimmung des Zwecks
der Räume und der für sie erfundenen
Ausstattung hingewiesen ist. V. 8.
in Wohnhaus. von Btto Rieth.
Lothar; Abel, Architekt, Das
kleine Haus mit Garten. Mit
26 Abbildungen. 8 Bogen. Gr.-Gktav.
Geh. z Mk., eleg. gebdn. s Mk., Wien,
A. Hartlebens Verlag. — Das
werkchen hat den Zweck, dem Erbauer
eines einzeln stehenden Wohnhauses die
soziale und ethische Bedeutung einer
eigenen, wenn auch selbst kleinen Heim-
stätte zu erklären. Es geschieht dies in
allgemeinen, einleitenden Bemerkungen, dann in der Besprechung des passenden
Bauplatzes, sowie der allgemeinen Disposition des Hauses und der Angabe der
Mittel, um eine Wohnung warm, behaglich und bequem herzustellen. Da indeß
außer einer zweckmäßigen inneren Eintheilung des Hauses, die in einigen empfeh-
lenswertsten Beispielen gezeichnet erscheint, auch der das Haus umgebende Garten
zu den besonders berechtigten Annehmlichkeiten des „Alleinwohnens" gehört, so ist
auch speziell diesen kleinen Hausgärten eine eigene Besprechung gewidmet, um das
planmäßige solcher Anlagen hervorzuheben, wobei der große moralische Einfluß
in Betracht gezogen erscheint, welcher durch diese nutzbringenden Verschönerungen
der menschlichen Wohnung erzeugt werden kann. Eine derart kurzgefaßte und ge-
diegene Abhandlung über einzeln stehende Wohnhäuser in Verbindung mit An-
pflanzungen besitzt unseres Wissens keine bis jetzt erschienene architektonische Publi-
kation. Wir können daher dieses kleine, aber doch so reichhaltige Buch nur auf
das Wärmste empfehlen. Nit einem glücklichen Griff hat der Verfasser die Aufgabe
zur Lösung der modernen Wohnungsfrage erfaßt, und seine praktischen Kenntnisse
stellen diese Schrift vollkommen in den Dienst einer populären Darstellung. —