Oktober-Heft.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Leite (77.
die Geländer der Treppe sind aus Kunststein und auf das Reichste modellirt. Die
Wände sind mit Bildern, Statuen und Bronzelampen bedeckt und überall ist auf
das Reizvollste für einen entzückenden klirrt Le vne gesorgt. Im zweiten Stock
öffnet die behäbige Schaffnerin und unvermittelt befinden wir uns in dem Vor-
zimmer des Baumeisters Sehring, der sich hier eine Folge von Räumen geschaffen
hat, bei denen in jedem Winkel und Plätzchen die unerschöpfliche Schaffens- und
Lebensfreude uns entgegenlacht, die sich nicht minder in dem persönlichen Wesen
des Künstlers ausspricht, der uns mit gewinnendster Herzlichkeit zum Nähertreten
einladet, und schnell die Scheu überwinden hilft, die solche bis ins Einzelne durch-
geführte Anordnung für jedes künstlerisch gebildete Auge zunächst erweckt. So
gelangen wir von einem kleinen Vorzimmer mit anstoßender Garderobe in das
Arbeitszimmer des Herrn Sehring, vor dem sich ein weiter
Blick über den zoologischen Garten hinweg von seinem Schreib-
tisch aus eröffnet. Hier sind die Wände geschmückt mit den be-
kannten Bildern seines Projektes zum römischen Künstlerheim, und
indem Herr Sehring freundlichst unserer Bitte, seine Wohnung
zu zeigen, entspricht, führt er uns zunächst in sein Schlafgemach,
wo wir durch alle Theile zurückgeführt werden in die freudige
Zeit des Empirestiles. Reizende Servanten, Glasschränke mit
seltenen Porzellanen, vorzugsweise Tassen gefüllt, bilden die Haupt-
zierstücke und oberhalb derselben fesseln den Blick zwei herrliche
Einblicke in das Montegazza-Thal, Kopien von des Künstlers
eigener Hand. Links, versteckt hinter schweren Sammtvorhängen,
entdeckt man das Bett, keusch verborgen unter der kunstvoll gold-
gestickten Sammtdecke, einem alten Fürstenmantel, der jedem Mu-
seum zur Zierde gereichen würde. (Oberhalb auf den Haltestangen
der Vorhänge schwebt ein Pfau, seinen herrlichen Schweif weit
in den Raum hinüberstreckend und hinter dem Bett, das unwill-
kürlich an der Wand stehend vermuthet werden mußte, überrascht
uns der Baumeister durch einen Einblick in seine geheimnißvoll
geräumigen Kleiderschränke, zwischen denen ein Ausgang nach
der Treppe es ihm ermöglicht, einer unliebsamen Gesellschaft auf
unerklärliche Art zu entfliehen. Mit herzlicher Freude schweift
der Blick noch über die übrigen Ausstattungsstücke, unter denen
uns neben dem Meißen Majolika-Dfen aus einem Lübecker Patrizier-
hause vor Allem eine herrliche, alte Kommode fesseln muß , die
gleich den hier befindlichen anderen Möbeln aus Herrn Sehring's
großväterlichem Haushalt stammt. Dann werden wir über die
weißen Bärenfelle, deren schwellende Pracht fast die ganze Fläche
des Bodens bedeckt, hinweg durch das Arbeitszimmer zurück-
geführt, um in das wohngemach einzutreten. Dies ist
das geräumigste von allen Zimmern, ca. s,o zu s,8m
groß, und durch eine große, säulengetragene Beff-
nung mit jenem ersten unmittelbar verbunden.
Die Einrichtung versetzt uns zurück in die Zeit
der Renaissance, deren Prunk sich in schönen
Teppichen, breiten, bequemen Sitzen und jenen
zahlreichen Dekorationsstücken konzentrirte, die
uns seit der großen Berliner Gewerbe-Aus-
stellung ungefähr in jedem Wohn- und Speise-
zimmer bis zur Erschlaffung eutgegentritt, hier
aber mit solch' unvergleichlichem Gefühl für die
Echtheit der Zusammenstellung und mit so edlem
Geschmack ausgewählt sind, daß man förmlich
erstaunen muß, wenn man sich erinnert, wie
im Uebrigen gerade dieses Kunstgebiet gegen-
wärtig abgedroschen ist, während es doch, wenn
solcherart angeordnet, noch keineswegs irgend etwas
von der Zugendfrische seines Eindrucks eingebüßt hat»
Der Plafond der Decke ist reich getheilt und mit allego-
rischen Gemälden geschmückt, und kaum vermag man sich
mit einem Blick aus dem Fenster davon zu überzeugen, daß
in Wirklichkeit doch der ganze Raum nur der Gegenwart
mit all' den auseinandergehenden Bestrebungen unseres kirr
äe stecke angehärt. Der liebenswürdige Besitzer aber er-
muthigt uns, weiter zu gehen und in sein Heiligthum, das
Musikzimmer, das zugleich auch als Speisezimmer dient, ein-
zutreten. Eine schwere, goldbestickte Sammtportiere verschließt
den Eingang und Herr Sehring führt uns dieselbe als
Kardinalsmantel von unschätzbarem Werth vor, der zwar
für seinen neuen Zweck von sehr geschickter Hand um ein erhebliches Stück hat
verlängert werden müssen. Eintretend sehen wir uns noch weiter in die Vergangen-
heit zurückgeführt, denn vor uns liegt ein Raum im Sinne der Ausstattung früh-
gothischer Ritterschlösser. Hier hat Herr Sehring, dessen ganze Liebe in der Musik
aufgehen mag, erst wirklich das Zuwel seines Herzens geschaffen. Geradezu, den
(freilich aus Holz imitirten) rothen Steinflur des Bodens überschreitend, glaubt man
auf den ungeheuren Kamin solch' alten Schlosses zuzugehen. Aber ein paar Vor-
hänge zurückziehend zeigt der Besitzer, daß die Nische das Pianino birgt, zu dessen
Klängen hier oft volltönender Gesang erschallt, und als Notenträger für diesen
blickt uns ein famoser alter, holzgeschnitzter Vogel entgegen, der einem österreichischen
Kloster entstammt und der sich fortgesetzt über seine lebensfrohe Umgebung zu er-
staunen scheint. Sein altes Haupt wird umglänzt von dem farbigen Licht, welches
durch ein großes, buntes Fenster dem Raum zufließt, wo sich der Sonnenstrahl in
zahlreichen Scherben kostbarer alter Glasbilder bricht, die der Sammelfleiß des Be-
sitzers in Zahr und Tag zusammengebracht hat und die hier in einem kunstvollen
Schiebefenster vereinigt, zu gleicher Zeit die Vergänglichkeit und die Erhaltungs-
Möglichkeit alles Irdischen zum Ausdruck bringen. Die Einrichtung des Zimmers
ist einfach genug, da Alles vermieden werden sollte, was irgend die Akustik beein-
trächtigen konnte. So sehen wir einzig den üblichen Tisch nebst Stühlen, bis wir,
uns umwendend, den prachtvollen Stahlharnisch gewahren, der dem Anfang des
tS. Jahrhunderts entstammt und den alle Diejenigen sicher kennen werden, die auf
dem jüngst stattgehabten Berliner Künstlerfest die geschmeidige und reckenhafte Ge-
stalt des Herrn Sehring damit einherschreiten zu sehen Gelegenheit hatten. Zn
das ;z. Jahrhundert zurück führt uns die in der gegenüberliegenden Zimmerecke
aufgestellte überlebensgroße Sandsteinstatue eines fürstlichen Rit-
ters, der mit gezücktem Schwert hier Wache hält, daß frohe Festes-
freude nicht durch unbedachtes Wort gestört werde. Neben ihm
öffnet sich die Thür zur Küche und zu den wirthschaftsräumen,
eine Thür, für deren Beschläge es Herrn Sehring gelungen ist,
die Hespenbänder der alten Kapelle am Stephansdom in Wien
zu erwerben, die vor wenigen Zähren niedergelegt werden mußte,
und nochmals erregt der. Besitzer endlich unsere lebhafteste Theil-
nahme, indem er sich zu dem Wandschrank wendet, dessen kleine
Thür, ein reizvolles Stück mittelalterlicher Schmiedetechnik, den
großen Vorrath prächtig gemalter Gläser verschließt, die, jedes
für sich betrachtet, als ein neues Kunstwerk gewürdigt werden
könnten. Weitere Sachen befinden sich in einem größeren Schrank,
an welchem wiederum als ein Kunstwerk von hohem Werth eine
geschnitzte Rosette ins Auge fällt, deren selten gefällige und an-
muthige Zeichnung ebensoweit von der heute vielfach üblichen
harten Zirkel- und Lineal-Gothik abweicht, wie in diesen Räumen
die ganze Anordnung von jeder bestimmten Schule oder ver-
knöcherten Formen entfernt ist. Mit der ganzen Naivetät, deren
die Kunst nur in jener längst vergangenen Zeit früher Zugend-
blüthe fähig war, ist gerade oberhalb dieses Schrankes ein ganz
kleines Lichtfensterchen angebracht, wie man bald entdeckt, nur
damit jene schöne Rosette zu jeder Tageszeit das wünschenswerthe,
möglichst günstige Licht erhalte, wie uns Herr Sehring aber ver-
sichert, nicht minder, um symbolisch das Hereinbrechen der Zeit
der Renaissance anzudeuten, die ihrerseits erst eigentlich den
Glorienschein über die herrlichen Werke des Mittelalters gebreitet
hat. — Ls war eine unvergeßliche Stunde, die wir in diesem
Künstlerheim verleben durften, eine Stunde nicht stummen
Genusses wie in einem Museum, sondern reichen, leb-
haften Gedankenaustausches mit einem Mann, der,
einzig in seiner Art, es vermag, all diese Vergangen-
heit neues Leben athmen zu lassen und aus ihr
heraus verjüngendes und frisches Leben zu
schaffen. Frohbewegten Herzens kehren wir
nach einer leiblichen Stärkung, die uns den
sinnlichen Geschmack des Besitzers auf mindestens
derselben Höhe zeigt, wie wir solche seiner
geistigen Genußfähigkeit überall vollauf zuer-
kennen mußten, mit ihm in seine Arbeitskam-
mer zurück, durchdrungen von dem Gedanken,
daß die herrliche Bronzestatuette des die Palme
bringenden Siegers vom Olymp uns kaum
anderswo schon in so würdiger Umgebung ent-
gegengetreten wäre wie hier, wo sie auf den
wieder am Schreibtisch Platz nehmenden Besitzer
zuläuft, dem wir noch eine lange glückliche Zeit
in seinem schönen Heim wünschen möchten, wenn wir
uns nicht des bauseitig gleich mit errichteten Storchnestes
auf der Thurmspitze erinnern müßten, eingedenk dessen es
zweifelhaft erscheint, ob er nicht doch lieber bald in die
Geleise der übrigen jungen Künstler, denen er sein Baus
errichtet hat, und deren dreizehn darin bereits ihre Ver-
lobung erlebt haben, einlenken und seine Liebe zur Kunst
mit der Liebe zürn Weibe wird theilen wollen.
Kitt füll Stubenöfen. Der Lehm, mit dem gewöhn-
lich die Besen verschmiert werden, fällt häufig wieder heraus,
der Ofen raucht dann, und das verschmieren der Fugen muß
zuweilen in einem Winter einigemal wiederholt werden. Sowohl bei eisernen
als thönernen Besen läßt sich dem Uebelstande durch folgenden Zusatz zum Lehm
abhelfen: Unter einen nicht zu fetten Lehmklumpen knete man einen Bogen graues,
grobes Löschxaxier, welches man vorher mit Milch näß gemacht hat, mit den
Händen so lange durcheinander, bis die Fasern des Löschpapiers sich mit dem Lehm
ganz verbunden haben. So erhält man eine Papiermachemasse, unter die man
noch 20 Gramm Kochsalz und 20 Gramm gepulvertes Eisenvitriol mischt und wobei
man der Konsistenz durch Zusatz von Milch nachhilft. Solcher Gsenkitt bekommt
keine Sprünge und ist dauerhaft; man kann mit diesem Kitt selbst die Besen ver-
schmieren, ohne einen Ofensetzer zu holen. Zuletzt mischt man ein Eiweiß mit so
viel Schlemmkreide, daß man einen weichen Teich erhält. Mit diesem verstreicht
man die verkitteten Fugen der Kacheln, läßt sie eine Stunde trocknen und xolirt
die Kacheln dann mit einem weißen Tuch.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Leite (77.
die Geländer der Treppe sind aus Kunststein und auf das Reichste modellirt. Die
Wände sind mit Bildern, Statuen und Bronzelampen bedeckt und überall ist auf
das Reizvollste für einen entzückenden klirrt Le vne gesorgt. Im zweiten Stock
öffnet die behäbige Schaffnerin und unvermittelt befinden wir uns in dem Vor-
zimmer des Baumeisters Sehring, der sich hier eine Folge von Räumen geschaffen
hat, bei denen in jedem Winkel und Plätzchen die unerschöpfliche Schaffens- und
Lebensfreude uns entgegenlacht, die sich nicht minder in dem persönlichen Wesen
des Künstlers ausspricht, der uns mit gewinnendster Herzlichkeit zum Nähertreten
einladet, und schnell die Scheu überwinden hilft, die solche bis ins Einzelne durch-
geführte Anordnung für jedes künstlerisch gebildete Auge zunächst erweckt. So
gelangen wir von einem kleinen Vorzimmer mit anstoßender Garderobe in das
Arbeitszimmer des Herrn Sehring, vor dem sich ein weiter
Blick über den zoologischen Garten hinweg von seinem Schreib-
tisch aus eröffnet. Hier sind die Wände geschmückt mit den be-
kannten Bildern seines Projektes zum römischen Künstlerheim, und
indem Herr Sehring freundlichst unserer Bitte, seine Wohnung
zu zeigen, entspricht, führt er uns zunächst in sein Schlafgemach,
wo wir durch alle Theile zurückgeführt werden in die freudige
Zeit des Empirestiles. Reizende Servanten, Glasschränke mit
seltenen Porzellanen, vorzugsweise Tassen gefüllt, bilden die Haupt-
zierstücke und oberhalb derselben fesseln den Blick zwei herrliche
Einblicke in das Montegazza-Thal, Kopien von des Künstlers
eigener Hand. Links, versteckt hinter schweren Sammtvorhängen,
entdeckt man das Bett, keusch verborgen unter der kunstvoll gold-
gestickten Sammtdecke, einem alten Fürstenmantel, der jedem Mu-
seum zur Zierde gereichen würde. (Oberhalb auf den Haltestangen
der Vorhänge schwebt ein Pfau, seinen herrlichen Schweif weit
in den Raum hinüberstreckend und hinter dem Bett, das unwill-
kürlich an der Wand stehend vermuthet werden mußte, überrascht
uns der Baumeister durch einen Einblick in seine geheimnißvoll
geräumigen Kleiderschränke, zwischen denen ein Ausgang nach
der Treppe es ihm ermöglicht, einer unliebsamen Gesellschaft auf
unerklärliche Art zu entfliehen. Mit herzlicher Freude schweift
der Blick noch über die übrigen Ausstattungsstücke, unter denen
uns neben dem Meißen Majolika-Dfen aus einem Lübecker Patrizier-
hause vor Allem eine herrliche, alte Kommode fesseln muß , die
gleich den hier befindlichen anderen Möbeln aus Herrn Sehring's
großväterlichem Haushalt stammt. Dann werden wir über die
weißen Bärenfelle, deren schwellende Pracht fast die ganze Fläche
des Bodens bedeckt, hinweg durch das Arbeitszimmer zurück-
geführt, um in das wohngemach einzutreten. Dies ist
das geräumigste von allen Zimmern, ca. s,o zu s,8m
groß, und durch eine große, säulengetragene Beff-
nung mit jenem ersten unmittelbar verbunden.
Die Einrichtung versetzt uns zurück in die Zeit
der Renaissance, deren Prunk sich in schönen
Teppichen, breiten, bequemen Sitzen und jenen
zahlreichen Dekorationsstücken konzentrirte, die
uns seit der großen Berliner Gewerbe-Aus-
stellung ungefähr in jedem Wohn- und Speise-
zimmer bis zur Erschlaffung eutgegentritt, hier
aber mit solch' unvergleichlichem Gefühl für die
Echtheit der Zusammenstellung und mit so edlem
Geschmack ausgewählt sind, daß man förmlich
erstaunen muß, wenn man sich erinnert, wie
im Uebrigen gerade dieses Kunstgebiet gegen-
wärtig abgedroschen ist, während es doch, wenn
solcherart angeordnet, noch keineswegs irgend etwas
von der Zugendfrische seines Eindrucks eingebüßt hat»
Der Plafond der Decke ist reich getheilt und mit allego-
rischen Gemälden geschmückt, und kaum vermag man sich
mit einem Blick aus dem Fenster davon zu überzeugen, daß
in Wirklichkeit doch der ganze Raum nur der Gegenwart
mit all' den auseinandergehenden Bestrebungen unseres kirr
äe stecke angehärt. Der liebenswürdige Besitzer aber er-
muthigt uns, weiter zu gehen und in sein Heiligthum, das
Musikzimmer, das zugleich auch als Speisezimmer dient, ein-
zutreten. Eine schwere, goldbestickte Sammtportiere verschließt
den Eingang und Herr Sehring führt uns dieselbe als
Kardinalsmantel von unschätzbarem Werth vor, der zwar
für seinen neuen Zweck von sehr geschickter Hand um ein erhebliches Stück hat
verlängert werden müssen. Eintretend sehen wir uns noch weiter in die Vergangen-
heit zurückgeführt, denn vor uns liegt ein Raum im Sinne der Ausstattung früh-
gothischer Ritterschlösser. Hier hat Herr Sehring, dessen ganze Liebe in der Musik
aufgehen mag, erst wirklich das Zuwel seines Herzens geschaffen. Geradezu, den
(freilich aus Holz imitirten) rothen Steinflur des Bodens überschreitend, glaubt man
auf den ungeheuren Kamin solch' alten Schlosses zuzugehen. Aber ein paar Vor-
hänge zurückziehend zeigt der Besitzer, daß die Nische das Pianino birgt, zu dessen
Klängen hier oft volltönender Gesang erschallt, und als Notenträger für diesen
blickt uns ein famoser alter, holzgeschnitzter Vogel entgegen, der einem österreichischen
Kloster entstammt und der sich fortgesetzt über seine lebensfrohe Umgebung zu er-
staunen scheint. Sein altes Haupt wird umglänzt von dem farbigen Licht, welches
durch ein großes, buntes Fenster dem Raum zufließt, wo sich der Sonnenstrahl in
zahlreichen Scherben kostbarer alter Glasbilder bricht, die der Sammelfleiß des Be-
sitzers in Zahr und Tag zusammengebracht hat und die hier in einem kunstvollen
Schiebefenster vereinigt, zu gleicher Zeit die Vergänglichkeit und die Erhaltungs-
Möglichkeit alles Irdischen zum Ausdruck bringen. Die Einrichtung des Zimmers
ist einfach genug, da Alles vermieden werden sollte, was irgend die Akustik beein-
trächtigen konnte. So sehen wir einzig den üblichen Tisch nebst Stühlen, bis wir,
uns umwendend, den prachtvollen Stahlharnisch gewahren, der dem Anfang des
tS. Jahrhunderts entstammt und den alle Diejenigen sicher kennen werden, die auf
dem jüngst stattgehabten Berliner Künstlerfest die geschmeidige und reckenhafte Ge-
stalt des Herrn Sehring damit einherschreiten zu sehen Gelegenheit hatten. Zn
das ;z. Jahrhundert zurück führt uns die in der gegenüberliegenden Zimmerecke
aufgestellte überlebensgroße Sandsteinstatue eines fürstlichen Rit-
ters, der mit gezücktem Schwert hier Wache hält, daß frohe Festes-
freude nicht durch unbedachtes Wort gestört werde. Neben ihm
öffnet sich die Thür zur Küche und zu den wirthschaftsräumen,
eine Thür, für deren Beschläge es Herrn Sehring gelungen ist,
die Hespenbänder der alten Kapelle am Stephansdom in Wien
zu erwerben, die vor wenigen Zähren niedergelegt werden mußte,
und nochmals erregt der. Besitzer endlich unsere lebhafteste Theil-
nahme, indem er sich zu dem Wandschrank wendet, dessen kleine
Thür, ein reizvolles Stück mittelalterlicher Schmiedetechnik, den
großen Vorrath prächtig gemalter Gläser verschließt, die, jedes
für sich betrachtet, als ein neues Kunstwerk gewürdigt werden
könnten. Weitere Sachen befinden sich in einem größeren Schrank,
an welchem wiederum als ein Kunstwerk von hohem Werth eine
geschnitzte Rosette ins Auge fällt, deren selten gefällige und an-
muthige Zeichnung ebensoweit von der heute vielfach üblichen
harten Zirkel- und Lineal-Gothik abweicht, wie in diesen Räumen
die ganze Anordnung von jeder bestimmten Schule oder ver-
knöcherten Formen entfernt ist. Mit der ganzen Naivetät, deren
die Kunst nur in jener längst vergangenen Zeit früher Zugend-
blüthe fähig war, ist gerade oberhalb dieses Schrankes ein ganz
kleines Lichtfensterchen angebracht, wie man bald entdeckt, nur
damit jene schöne Rosette zu jeder Tageszeit das wünschenswerthe,
möglichst günstige Licht erhalte, wie uns Herr Sehring aber ver-
sichert, nicht minder, um symbolisch das Hereinbrechen der Zeit
der Renaissance anzudeuten, die ihrerseits erst eigentlich den
Glorienschein über die herrlichen Werke des Mittelalters gebreitet
hat. — Ls war eine unvergeßliche Stunde, die wir in diesem
Künstlerheim verleben durften, eine Stunde nicht stummen
Genusses wie in einem Museum, sondern reichen, leb-
haften Gedankenaustausches mit einem Mann, der,
einzig in seiner Art, es vermag, all diese Vergangen-
heit neues Leben athmen zu lassen und aus ihr
heraus verjüngendes und frisches Leben zu
schaffen. Frohbewegten Herzens kehren wir
nach einer leiblichen Stärkung, die uns den
sinnlichen Geschmack des Besitzers auf mindestens
derselben Höhe zeigt, wie wir solche seiner
geistigen Genußfähigkeit überall vollauf zuer-
kennen mußten, mit ihm in seine Arbeitskam-
mer zurück, durchdrungen von dem Gedanken,
daß die herrliche Bronzestatuette des die Palme
bringenden Siegers vom Olymp uns kaum
anderswo schon in so würdiger Umgebung ent-
gegengetreten wäre wie hier, wo sie auf den
wieder am Schreibtisch Platz nehmenden Besitzer
zuläuft, dem wir noch eine lange glückliche Zeit
in seinem schönen Heim wünschen möchten, wenn wir
uns nicht des bauseitig gleich mit errichteten Storchnestes
auf der Thurmspitze erinnern müßten, eingedenk dessen es
zweifelhaft erscheint, ob er nicht doch lieber bald in die
Geleise der übrigen jungen Künstler, denen er sein Baus
errichtet hat, und deren dreizehn darin bereits ihre Ver-
lobung erlebt haben, einlenken und seine Liebe zur Kunst
mit der Liebe zürn Weibe wird theilen wollen.
Kitt füll Stubenöfen. Der Lehm, mit dem gewöhn-
lich die Besen verschmiert werden, fällt häufig wieder heraus,
der Ofen raucht dann, und das verschmieren der Fugen muß
zuweilen in einem Winter einigemal wiederholt werden. Sowohl bei eisernen
als thönernen Besen läßt sich dem Uebelstande durch folgenden Zusatz zum Lehm
abhelfen: Unter einen nicht zu fetten Lehmklumpen knete man einen Bogen graues,
grobes Löschxaxier, welches man vorher mit Milch näß gemacht hat, mit den
Händen so lange durcheinander, bis die Fasern des Löschpapiers sich mit dem Lehm
ganz verbunden haben. So erhält man eine Papiermachemasse, unter die man
noch 20 Gramm Kochsalz und 20 Gramm gepulvertes Eisenvitriol mischt und wobei
man der Konsistenz durch Zusatz von Milch nachhilft. Solcher Gsenkitt bekommt
keine Sprünge und ist dauerhaft; man kann mit diesem Kitt selbst die Besen ver-
schmieren, ohne einen Ofensetzer zu holen. Zuletzt mischt man ein Eiweiß mit so
viel Schlemmkreide, daß man einen weichen Teich erhält. Mit diesem verstreicht
man die verkitteten Fugen der Kacheln, läßt sie eine Stunde trocknen und xolirt
die Kacheln dann mit einem weißen Tuch.