Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
5eite 7f.
April-L)eft.
nichts Allgemeines sagen. — Der außerordentliche malerische Reiz, den gerade die
llnfymmetrie einer Trepxenanlage in einen größeren Raum bringt, sollte aber doch
allgemeiner ausgenutzt werden, zumal diese Anlage in Form der „Diele" gutes
altvaterisches deutsches Erbe ist. Namentlich in Linzelwohnhäusern sollte man sich
das Motiv nicht entgehen lassen, das seinen ästhetischen Reiz außer im Malerischen
auch noch darin besitzt, daß man nicht nur die Empfindung eines Raumes hat,
sondern daß die Treppe durchaus die Erinnerung auch an die Räume weckt, zu
denen sie führt, und so das Bewußtsein ausdehnt. Erweitertes Raumgefühl ist
aber das Beste, was die Architektur geben kann.
Mögen diese Andeutungen, die ja eigentlich nur Allgemeinemxfundenes klar
auszusprechen suchen, dazu dienen, unsere Ansprüche an Wohnlichkeit und ästhetische
Durchbildung zu schärfen und dadurch die Leistungen der Baukunst auch auf diesem
kleinen Gebiete zu wünschenswerther Höhe und Anmuth vervollkommnen.
Kleine Objekte zu bronziren. Man gebe zu einem Liter Wasser ein
tLramm Zinnchlorür und schwefelsaures Kupfer und rühre die zu bronzirenden Gegen-
stände in dieser Lösung um, bis dieselben die erforderliche Färbung erlangt haben.
Gestalt als Waffensammler, eine Idee, die vor ihm Niemand gehabt hat. Das
Mittelalter kennt wohl in einem anderen Sinne Sammlungen von Waffen, Rüst-
kammern, aber in einem andern als praktischen Sinne waren sie bisher nicht vor-
handen. Dieser Fürst hat eine herrliche Kollektion zeitlebens zusammengetragen
durch Tausch und kauf, mit ganz bestimmtem Programme, das er in seinen Schriften
ausdrücklich betonte. Ls ist ihm nicht zu thun um ein kindisches Sammeln, oder,
wie es sonst wohl zutrifft, um das Zusammenstellen von allerlei Schmuck und selt-
samem Geräthe; eine Idee legt er zu Grunde und diese Idee will er durchgeführt
haben. Es ist der die ganze Renaissance beherrschende Gedanke des idealen Be-
griffes des Nachruhms. Er nannte die Harnische, deren einstige Träger er gekannt
hatte, seine ehrliche Gesellschaft, eine Gesellschaft, die von gleicher Ehre ist tvie er
und sich durch ihre Thaten Ehre für die Zukunft erworben hat. Ls ist also ein
idealer geschichtlicher Sinn, der hier der Sammelthätigkeit die weihe verleiht.
Wie Erzherzog Ferdinand, so haben auch die bayerischen Kurfürsten Albert V.
und Wilhelm V.. die pfalzgräfen bei Rhein und Kaiser Maximilian II., vor Allem
aber Kaiser Rudolf II. am Hradschin eine große Sammelthätigkeit entwickelt, was
später, in den folgenden Jahrhunderten geschah, wo das Sammeln breitere ver-
" Abbildung Nr. zzr. Nokvkv-Wand-ekvratioil in Stuck und Malerei L 1a ^Vatteau.
die der Mntiqmtäten-
liedhaverei zum modernen Kunstgelverde.
(Fortsetzung aus dem März-Heft.)
"ch Deutschland kam diese Sammelthätigkeit natürlich etwas später und hier
nimmt sie sofort eigenes Gepräge an. Die Epoche der Thätigkoit auf dem
Gebiete in diesem Lande ist eigentlich erst die Mitte und die zweite Hälfte des
f6. Jahrhunderts, und hier sind es durchwegs erleuchtete fürstliche Persönlichkeiten,
welche die Neuerung in die Hand nehmen und bereits große Grundlagen dazu
schaffen. Ls ist ein merkwürdiges Verhältnis daß diese Schöpfungen von Samm-
lungen im Norden Zusammenhängen mit der allmählig beginnenden Plünderung
der italienischen Sammlungen; denn, was hier in Desterreich, in Bayern und an
Grten gegründet wurde, sind größtentheils Strandgüter zu Grunde gegangener
Sammlungen jenseits der Alpen. Gleich im Anfang aber tritt dieses Sammelwesen
des ;s. Jahrhunderts im Norden in einer Erscheinung entgegen, die großartig
bedeutend, in jedem Sinne ideal genannt werden kann. Ein leuchtendes Beispiel
in dieser Richtung ist Erzherzog Ferdinand von Tirol, der auf eine ganz aparte
weise als Sammler anftritt. Seine eigentliche Bedeutung erscheint uns in seiner
hältnisse annimmt, das will ich — um nicht zu breit zu werden — hier nicht be-
tonen; es genüge an dem Gesagten, denn es läßt sich schon hieran ein Gedanke
anreihen. Bei aller» diesem Sammeln sehen wir der Vergangenheit, dein Alter-
thume alle Ehre gezollt, aber der zeitgenössischen Produktion, den Kunstgewerben,
durch diese Huldigung das Terrain doch nicht um einen Zoll schmäler gemacht; das
ist höchst wichtig und das unterscheidet das Sammeln der Vergangenheit in vielen
Beziehungen von dein Gegenwärtigen. Kaiser Rudolf II., der ja in einer riesigen
Ausdehnung zu sammeln verstand, war gewiß ein Liebhaber der Vergangenheit.
Geschichtsschreiber berichten und erzählen uns, daß dieser sonst menschenscheue Herr,
der selten ein Wort aus seinem innersten Herzen Hervorbringen ließ, wenn Sen-
dungen von Antiquitäten aus Italien kamen, wie verwandelt gewesen ist, daß er
höchsteigenhändig die Kisten aufbrach, um deren Inhalt zu schauen, daß er einen
herrlichen Apollkops an die Lippen drückte, küßte und rief: „Endlich habe ich dich!"
Das war gewiß ein Mann, dein es Ernst war mit seiner Bewunderung des ver-
gangenen; aber dieser Mann benützte seine herrlichen, auf diese weise erlangten
Schätze nicht, um sie zum Schmuck der Ausstattung von Zimmern und Speisesälen
zu verwenden, sondern dafür hatte derselbe kunstsinnige Mann eine andere Richtung
seiner Thätigkeit vorbereitet. Auf jenem Hradschin, wo neben den Antiken Italiens
noch viele andere Zeugen der Vergangenheit versammelt waren, wimmelte es zu-
gleich von Künstlern der Gegenwart, und diese Künstler waren nicht unfruchtbare
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April-L)eft.
nichts Allgemeines sagen. — Der außerordentliche malerische Reiz, den gerade die
llnfymmetrie einer Trepxenanlage in einen größeren Raum bringt, sollte aber doch
allgemeiner ausgenutzt werden, zumal diese Anlage in Form der „Diele" gutes
altvaterisches deutsches Erbe ist. Namentlich in Linzelwohnhäusern sollte man sich
das Motiv nicht entgehen lassen, das seinen ästhetischen Reiz außer im Malerischen
auch noch darin besitzt, daß man nicht nur die Empfindung eines Raumes hat,
sondern daß die Treppe durchaus die Erinnerung auch an die Räume weckt, zu
denen sie führt, und so das Bewußtsein ausdehnt. Erweitertes Raumgefühl ist
aber das Beste, was die Architektur geben kann.
Mögen diese Andeutungen, die ja eigentlich nur Allgemeinemxfundenes klar
auszusprechen suchen, dazu dienen, unsere Ansprüche an Wohnlichkeit und ästhetische
Durchbildung zu schärfen und dadurch die Leistungen der Baukunst auch auf diesem
kleinen Gebiete zu wünschenswerther Höhe und Anmuth vervollkommnen.
Kleine Objekte zu bronziren. Man gebe zu einem Liter Wasser ein
tLramm Zinnchlorür und schwefelsaures Kupfer und rühre die zu bronzirenden Gegen-
stände in dieser Lösung um, bis dieselben die erforderliche Färbung erlangt haben.
Gestalt als Waffensammler, eine Idee, die vor ihm Niemand gehabt hat. Das
Mittelalter kennt wohl in einem anderen Sinne Sammlungen von Waffen, Rüst-
kammern, aber in einem andern als praktischen Sinne waren sie bisher nicht vor-
handen. Dieser Fürst hat eine herrliche Kollektion zeitlebens zusammengetragen
durch Tausch und kauf, mit ganz bestimmtem Programme, das er in seinen Schriften
ausdrücklich betonte. Ls ist ihm nicht zu thun um ein kindisches Sammeln, oder,
wie es sonst wohl zutrifft, um das Zusammenstellen von allerlei Schmuck und selt-
samem Geräthe; eine Idee legt er zu Grunde und diese Idee will er durchgeführt
haben. Es ist der die ganze Renaissance beherrschende Gedanke des idealen Be-
griffes des Nachruhms. Er nannte die Harnische, deren einstige Träger er gekannt
hatte, seine ehrliche Gesellschaft, eine Gesellschaft, die von gleicher Ehre ist tvie er
und sich durch ihre Thaten Ehre für die Zukunft erworben hat. Ls ist also ein
idealer geschichtlicher Sinn, der hier der Sammelthätigkeit die weihe verleiht.
Wie Erzherzog Ferdinand, so haben auch die bayerischen Kurfürsten Albert V.
und Wilhelm V.. die pfalzgräfen bei Rhein und Kaiser Maximilian II., vor Allem
aber Kaiser Rudolf II. am Hradschin eine große Sammelthätigkeit entwickelt, was
später, in den folgenden Jahrhunderten geschah, wo das Sammeln breitere ver-
" Abbildung Nr. zzr. Nokvkv-Wand-ekvratioil in Stuck und Malerei L 1a ^Vatteau.
die der Mntiqmtäten-
liedhaverei zum modernen Kunstgelverde.
(Fortsetzung aus dem März-Heft.)
"ch Deutschland kam diese Sammelthätigkeit natürlich etwas später und hier
nimmt sie sofort eigenes Gepräge an. Die Epoche der Thätigkoit auf dem
Gebiete in diesem Lande ist eigentlich erst die Mitte und die zweite Hälfte des
f6. Jahrhunderts, und hier sind es durchwegs erleuchtete fürstliche Persönlichkeiten,
welche die Neuerung in die Hand nehmen und bereits große Grundlagen dazu
schaffen. Ls ist ein merkwürdiges Verhältnis daß diese Schöpfungen von Samm-
lungen im Norden Zusammenhängen mit der allmählig beginnenden Plünderung
der italienischen Sammlungen; denn, was hier in Desterreich, in Bayern und an
Grten gegründet wurde, sind größtentheils Strandgüter zu Grunde gegangener
Sammlungen jenseits der Alpen. Gleich im Anfang aber tritt dieses Sammelwesen
des ;s. Jahrhunderts im Norden in einer Erscheinung entgegen, die großartig
bedeutend, in jedem Sinne ideal genannt werden kann. Ein leuchtendes Beispiel
in dieser Richtung ist Erzherzog Ferdinand von Tirol, der auf eine ganz aparte
weise als Sammler anftritt. Seine eigentliche Bedeutung erscheint uns in seiner
hältnisse annimmt, das will ich — um nicht zu breit zu werden — hier nicht be-
tonen; es genüge an dem Gesagten, denn es läßt sich schon hieran ein Gedanke
anreihen. Bei aller» diesem Sammeln sehen wir der Vergangenheit, dein Alter-
thume alle Ehre gezollt, aber der zeitgenössischen Produktion, den Kunstgewerben,
durch diese Huldigung das Terrain doch nicht um einen Zoll schmäler gemacht; das
ist höchst wichtig und das unterscheidet das Sammeln der Vergangenheit in vielen
Beziehungen von dein Gegenwärtigen. Kaiser Rudolf II., der ja in einer riesigen
Ausdehnung zu sammeln verstand, war gewiß ein Liebhaber der Vergangenheit.
Geschichtsschreiber berichten und erzählen uns, daß dieser sonst menschenscheue Herr,
der selten ein Wort aus seinem innersten Herzen Hervorbringen ließ, wenn Sen-
dungen von Antiquitäten aus Italien kamen, wie verwandelt gewesen ist, daß er
höchsteigenhändig die Kisten aufbrach, um deren Inhalt zu schauen, daß er einen
herrlichen Apollkops an die Lippen drückte, küßte und rief: „Endlich habe ich dich!"
Das war gewiß ein Mann, dein es Ernst war mit seiner Bewunderung des ver-
gangenen; aber dieser Mann benützte seine herrlichen, auf diese weise erlangten
Schätze nicht, um sie zum Schmuck der Ausstattung von Zimmern und Speisesälen
zu verwenden, sondern dafür hatte derselbe kunstsinnige Mann eine andere Richtung
seiner Thätigkeit vorbereitet. Auf jenem Hradschin, wo neben den Antiken Italiens
noch viele andere Zeugen der Vergangenheit versammelt waren, wimmelte es zu-
gleich von Künstlern der Gegenwart, und diese Künstler waren nicht unfruchtbare