5eite l,7H.
Zlluftr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Mktober-Heft.
ie farbigh Behandlung schmiedeeiserner kunftgenrerhlicher -Megenstände.
as Eisen, welches zum stützen und Tragen verwendet wird, erhält meist
einen rothen und schwarzen, oder, wenn es hoch kommt, einen grauen
Anstrich u.
das in den Wohnungen
zur Dekorirung be-
stimmte, ist meist schwarz
und allenfalls mit eini-
gen Vergoldungen ver-
sehen, daher ist auch die
Ansicht eine vorherr-
schende, daß das Eisen
keiner Farbe, höchstens
eines gegen Feuchtigkeit
schützenden Ueberzuges
bedarf, und wird diese
Ansicht noch durch all
die Eisenarbeiten, die
sich in den verschiedenen
Sammlungenvorfinden,
bestätigt, da dieselben
sich uns meist im ernsten
Schwarz xräsentiren,
nur dem Kunstkenner
und Techniker ein In-
teresse abgewinnen,wäh-
rend das übrige Publi-
kum an diesen meist sehr
schönen Arbeiten theil-
nahmslos vorübergeht,
während es vor andern,
vielleicht mehr oder we-
niger minderwerthigen
aber farbig behandelten
Gegenständen, stehen
bleibt und dieselben be-
wundert. Doch erweist
sich die ganze Theorie
vom farblosen Eisen als
falsch, da, das sollte man
bedenken und nicht außer
Acht lassen, die meisten
der alten Eisenarbeiten
durch die Hände speku-
lativer Händler gehen,
die dieselben mittelst
Säuren, Feuer, Kratzen,
Feilen und Bürsten von
allem Schmutz und da-
durch leider auch von
aller Farbe zu entklei-
den suchen. Da ist es
nun, man kann sagen,
glücklicher Weise, der
rührigen und umsich-
tigen Verwaltung des
Berliner Kunstgewerbe-
museums gelungen, alte
Eisenarbeiten zu erwer-
ben, an welchen sich noch
ganz deutlich wahr-
nehmbar Reste von
Farbe befanden, auf
Grund welcher eineWie-
derherstellung und Be-
malung in ursprüng-
licher Schönheit und
Frische erfolgen konnte.
Nicht nur Gebrauchs-
und Luxusgegenstände,
als Kronleuchter, La-
ternen, Ampeln, Hand-
tuchhalter, Blumenstän-
der, Weihwasserbehäl-
ter, Kerzenhalter, Leuch-
ter, Abschlußgitter, Tintenfässer usw. für die Wohnung bestimmt, sondern auch Grab-
kreuze, Arme für Straßenlaternen und Wirthshausschilder, und diese selbst, sowie
Oberlicht- und sonstige Thür- und Thürfüllungsgitter, vor Allem auch Thürbänder
und -Schlösser, Thürkloxfer, Schnepper und Riegel waren, wie die größte Anzahl
dieser erhaltenen alten Eisenarbeiten beweist, bemalt. Professor Jul. Lessing, der
* Abbildung Nr. 4Z I. Schmiedeeisernes Treppengeländer nnd Kandelabers für Beleuchtung.
verdienstvolle Forscher und Direktor des Berliner Kunstgewerbe-Nuseums, sagt sehr
richtig, daß das Eisen sich nicht in der glücklichen Lage befinde, von jeder Zersetzung
frei zu sein, wie z. B. das Gold, oder wie die Bronze durch Zersetzung den künst-
lerisch werthvollen Mantel der Patina, des Edelrostes, zu erhalten. Der Rost,
welcher das Eisen bedroht, ist ein tückischer Feind, dem keine noch so sorgfältige
und dichte Behandlung des Materiales entgeht. Es wird somit eine deckende Schicht,
welche das Metall gegen Feuchtigkeit schützt, nothwendig. Zuweilen werden kleinere
Gegenstände, z. B. Leuchter, Thürbänder usw., verzinnt, und diese dann noch, z. B.
die Rippen der Blätter und Aehnliches, bemalt, manchmal wurden auch, und kam
dies namentlich in der Gothik vor, die durchbrochenen Theile mit rothem oder
blauem Stoff unterlegt. Da nun bei großen Lisenarbeiten das Verzinnen wie auch
das Unterlegen unmöglich war, so behalf man sich mit einem deckenden Farben-
anstrich, welcher, wie Hefner-Alteneck in seinem vortrefflichen Werke über Schmiede-
arbeiten berichtet, nicht nur von Mennige war und zum Schutz der Gitter diente,
sondern auch, und dies ist besonders bemerkenswertst, von anderen Farben (z. B.
blau, grün, weiß, gelb usw.) und auch zur Dekorirung, zur Verzierung der Gitter
und anderer Eisenarbeiten dienen sollte. In manchen Kirchen sowie an geschützten
Stellen haben sich alte Bemalungen an Gittern vorgefunden, die Gbenstehendes
voll und ganz bestätigen und würden dieselben durch ein Seifenbad von allem
Schmutz und Utirath befreit werden, so würde gar manches alte Stück im vollen
Farbenglanze erstehen und Jeugniß von alter Pracht- und Schönheitsliebe ablegen.
Die Bemalung wurde zumeist in der gothischen Zeit, sowie in der darauf
folgenden im zs. Jahrhundert geübt, wie man beispielsweise noch an einem schönen
Gitterthorein München,
dessen Zweig- und Blatt-
werk lebhaft grün, die
Blüthen weiß und roth
gemalt sind, ersehen
kann, u. gothische Thür-
bänder werden oft roth
gemalt und mit weißen
Ornamenten versehen
und erlangten durch diese
farbige Behandlung ein
anmuthiges und leich-
teres Aussehen. — Die
Profangitter des ^S.
Jahrhunderts enthiel-
ten oftmals Fratze,i und
Profilköpfe und die in
den Kirchen, ganze Fi-
guren , Engel u. a. m.
die künstliche Bemalung
erhielten, was an vor-
handenen Farbensxuren
noch zu ersehen ist, und
ein in seiner Farben-
pracht noch vollkommen
erhaltenes Gitter, das
augenscheinlich deutsche
Arbeit, aus dem An-
fänge des l?. Jahrhun-
derts, findet sich, wie
Lessing berichtet, in dem
alten Theile des Zaren-
palastes in Moskau vor
und wird über dasselbe
auch in dem Werke Ao.-
tiqrribLs Le l'eoaxiie
Lrrsse berichtet, wo-
selbst es sich auch in
einer guten Abbildung
vorfindet.
Auch in Italien,
namentlich im lS. und
^6. Jahrhundert, wur-
den die Gitterwerke be-
malt, wenn auch, wie
wohl anzunehmen ist,
nicht so oft als in
Deutschland, woselbst sie
zwischen bemalten und
vergoldetem Holzwerk
zu stehen kamen. Die
Mehrzahl der italienischen Gitter besteht aus Bandeisen, dessen schmale Kante nach
vorn steht und daher zur Bemalung wenig Fläche bietet, die koloristische Wirkung
derselben wird daher meist durch das Spiel der Schatten der breiten und gebogenen
Flächen gebildet, doch auch selbst hier finden sich Beispiele von Bemalung, wenn
auch nur mit wenigen Farben, zum größten Theil wurde weiß und rothe Farbe
Zlluftr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Mktober-Heft.
ie farbigh Behandlung schmiedeeiserner kunftgenrerhlicher -Megenstände.
as Eisen, welches zum stützen und Tragen verwendet wird, erhält meist
einen rothen und schwarzen, oder, wenn es hoch kommt, einen grauen
Anstrich u.
das in den Wohnungen
zur Dekorirung be-
stimmte, ist meist schwarz
und allenfalls mit eini-
gen Vergoldungen ver-
sehen, daher ist auch die
Ansicht eine vorherr-
schende, daß das Eisen
keiner Farbe, höchstens
eines gegen Feuchtigkeit
schützenden Ueberzuges
bedarf, und wird diese
Ansicht noch durch all
die Eisenarbeiten, die
sich in den verschiedenen
Sammlungenvorfinden,
bestätigt, da dieselben
sich uns meist im ernsten
Schwarz xräsentiren,
nur dem Kunstkenner
und Techniker ein In-
teresse abgewinnen,wäh-
rend das übrige Publi-
kum an diesen meist sehr
schönen Arbeiten theil-
nahmslos vorübergeht,
während es vor andern,
vielleicht mehr oder we-
niger minderwerthigen
aber farbig behandelten
Gegenständen, stehen
bleibt und dieselben be-
wundert. Doch erweist
sich die ganze Theorie
vom farblosen Eisen als
falsch, da, das sollte man
bedenken und nicht außer
Acht lassen, die meisten
der alten Eisenarbeiten
durch die Hände speku-
lativer Händler gehen,
die dieselben mittelst
Säuren, Feuer, Kratzen,
Feilen und Bürsten von
allem Schmutz und da-
durch leider auch von
aller Farbe zu entklei-
den suchen. Da ist es
nun, man kann sagen,
glücklicher Weise, der
rührigen und umsich-
tigen Verwaltung des
Berliner Kunstgewerbe-
museums gelungen, alte
Eisenarbeiten zu erwer-
ben, an welchen sich noch
ganz deutlich wahr-
nehmbar Reste von
Farbe befanden, auf
Grund welcher eineWie-
derherstellung und Be-
malung in ursprüng-
licher Schönheit und
Frische erfolgen konnte.
Nicht nur Gebrauchs-
und Luxusgegenstände,
als Kronleuchter, La-
ternen, Ampeln, Hand-
tuchhalter, Blumenstän-
der, Weihwasserbehäl-
ter, Kerzenhalter, Leuch-
ter, Abschlußgitter, Tintenfässer usw. für die Wohnung bestimmt, sondern auch Grab-
kreuze, Arme für Straßenlaternen und Wirthshausschilder, und diese selbst, sowie
Oberlicht- und sonstige Thür- und Thürfüllungsgitter, vor Allem auch Thürbänder
und -Schlösser, Thürkloxfer, Schnepper und Riegel waren, wie die größte Anzahl
dieser erhaltenen alten Eisenarbeiten beweist, bemalt. Professor Jul. Lessing, der
* Abbildung Nr. 4Z I. Schmiedeeisernes Treppengeländer nnd Kandelabers für Beleuchtung.
verdienstvolle Forscher und Direktor des Berliner Kunstgewerbe-Nuseums, sagt sehr
richtig, daß das Eisen sich nicht in der glücklichen Lage befinde, von jeder Zersetzung
frei zu sein, wie z. B. das Gold, oder wie die Bronze durch Zersetzung den künst-
lerisch werthvollen Mantel der Patina, des Edelrostes, zu erhalten. Der Rost,
welcher das Eisen bedroht, ist ein tückischer Feind, dem keine noch so sorgfältige
und dichte Behandlung des Materiales entgeht. Es wird somit eine deckende Schicht,
welche das Metall gegen Feuchtigkeit schützt, nothwendig. Zuweilen werden kleinere
Gegenstände, z. B. Leuchter, Thürbänder usw., verzinnt, und diese dann noch, z. B.
die Rippen der Blätter und Aehnliches, bemalt, manchmal wurden auch, und kam
dies namentlich in der Gothik vor, die durchbrochenen Theile mit rothem oder
blauem Stoff unterlegt. Da nun bei großen Lisenarbeiten das Verzinnen wie auch
das Unterlegen unmöglich war, so behalf man sich mit einem deckenden Farben-
anstrich, welcher, wie Hefner-Alteneck in seinem vortrefflichen Werke über Schmiede-
arbeiten berichtet, nicht nur von Mennige war und zum Schutz der Gitter diente,
sondern auch, und dies ist besonders bemerkenswertst, von anderen Farben (z. B.
blau, grün, weiß, gelb usw.) und auch zur Dekorirung, zur Verzierung der Gitter
und anderer Eisenarbeiten dienen sollte. In manchen Kirchen sowie an geschützten
Stellen haben sich alte Bemalungen an Gittern vorgefunden, die Gbenstehendes
voll und ganz bestätigen und würden dieselben durch ein Seifenbad von allem
Schmutz und Utirath befreit werden, so würde gar manches alte Stück im vollen
Farbenglanze erstehen und Jeugniß von alter Pracht- und Schönheitsliebe ablegen.
Die Bemalung wurde zumeist in der gothischen Zeit, sowie in der darauf
folgenden im zs. Jahrhundert geübt, wie man beispielsweise noch an einem schönen
Gitterthorein München,
dessen Zweig- und Blatt-
werk lebhaft grün, die
Blüthen weiß und roth
gemalt sind, ersehen
kann, u. gothische Thür-
bänder werden oft roth
gemalt und mit weißen
Ornamenten versehen
und erlangten durch diese
farbige Behandlung ein
anmuthiges und leich-
teres Aussehen. — Die
Profangitter des ^S.
Jahrhunderts enthiel-
ten oftmals Fratze,i und
Profilköpfe und die in
den Kirchen, ganze Fi-
guren , Engel u. a. m.
die künstliche Bemalung
erhielten, was an vor-
handenen Farbensxuren
noch zu ersehen ist, und
ein in seiner Farben-
pracht noch vollkommen
erhaltenes Gitter, das
augenscheinlich deutsche
Arbeit, aus dem An-
fänge des l?. Jahrhun-
derts, findet sich, wie
Lessing berichtet, in dem
alten Theile des Zaren-
palastes in Moskau vor
und wird über dasselbe
auch in dem Werke Ao.-
tiqrribLs Le l'eoaxiie
Lrrsse berichtet, wo-
selbst es sich auch in
einer guten Abbildung
vorfindet.
Auch in Italien,
namentlich im lS. und
^6. Jahrhundert, wur-
den die Gitterwerke be-
malt, wenn auch, wie
wohl anzunehmen ist,
nicht so oft als in
Deutschland, woselbst sie
zwischen bemalten und
vergoldetem Holzwerk
zu stehen kamen. Die
Mehrzahl der italienischen Gitter besteht aus Bandeisen, dessen schmale Kante nach
vorn steht und daher zur Bemalung wenig Fläche bietet, die koloristische Wirkung
derselben wird daher meist durch das Spiel der Schatten der breiten und gebogenen
Flächen gebildet, doch auch selbst hier finden sich Beispiele von Bemalung, wenn
auch nur mit wenigen Farben, zum größten Theil wurde weiß und rothe Farbe