5eptember-k)eft.
Zllustr. kunstgew erbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Seite fö3.
sie mehr einen eleganten und prächtigen, als gemüthlichen und wohnlichen Eindruck
macht, auch nicht allein den Reichthum des Besitzers zu Schau stellt, sondern ebenso
seine Liebe und sein verständniß für die Aunst und ihre Werke zum Ausdruck
bringt und die Genugthuung zeigt, die er darin empfindet, Anderen einen höheren
Genuß bereiten zu können.
Die Hausflur ist endlich nicht selten in Bezug auf ihre Beleuchtung oft
ungünstig angelegt und soll daher ihr Eindruck auf den Lintretenden ein freund-
licher sein, so ist eine Helle Färbung der Decken und Wände unerläßlich und sind
diejenigen Farben, die das Licht am meisten zurückstrahlen — die reflektirenden —
die vorteilhaftesten; andererseits sollen auch die Raumverhältnisse mittels der
Malerei hier eher erweitert, als beengt erscheinen. Zweckmäßig und passend ist es,
den Rarakter der Flur von demjenigen der Zimmer zu trennen und dürfte die
Marmormalerei dies am Besten zum Ausdruck bringen. Dieselbe ist für diesen
Zweck auch insofern die geeignetste , weil sie sich am leichtesten wieder ausbessern
läßt, wenn sie, wie es hier nicht selten Vorkommen kann, durch Stöße und Schrammen
verletzt worden wäre.
wer jedoch weniger für die Imitation von Marmor schwärmt, wird in Flächen-
malerei mit Hellen Tönen, die dem Stein oder Marmor entsprechen, seinem ge-
läuterten Geschmacke genügen können. Der im Bremer Familienhause übliche Vor-
raum vor dem die Hausflur abschließenden windfange darf sogar noch eine reichere
Ausschmückung erhalten und kann mit ein paar passenden Sinnsprüchen geschmückt
Verlags-Runsthandels allgemein und leicht zugänglich geworden sind. Zu deren
zeitgemäßer Verwendung genügt jedoch keineswegs ein pures Roxiren, sondern in
richtiger Erfassung der modernen Aufgaben eine mit Fantasie und Geschick durch-
geführte neue Gestaltung.
als
von Albert Wolfs.
^enn uns die Aufgabe gestellt wird, einen Raum in dekorativer Be-
ziehung in einen wohnlichen, behaglichen oder je nach der Bestimmung
desselben in einen prunkenden, das Haus und die gesellschaftliche
Stellung des Bewohners repräsentirenden zu verwandeln, so wird es
unsere erste Pflicht sein, Diejenigen Möbel und sonstigen Gegenstände, welche dem
Gebrauch und der dekorativen Ausstattung des Raumes dienen sollen, auszuwählen
und zusammenzustellen. Dann erst werden wir über die Wahl der Tapete ent-
scheiden können, welche dann wieder bestimmend auf die Ausführung der Decke und
vielleicht auch auf den zu wählenden Teppich einwirkt.
wir haben in jenem Raume einen Fußboden, eine Decke, aber mir haben
vier Wände. Die Tapete nimmt also bei Ausstattung unserer wohnräume räumlich
den ersten Platz ein und ist entweder selbst als Hauptdekorationsstück oder als
Nr.-lt l- Linkrusta-Taprte. Lederart.
Nr.»12. Stoff-Imitation. Maschinendruck.
Nr. qzZ. Liillrruffa-Taprtv. Lederart.
werden. In verschiedenen Buch-Ausgaben sind einige Tausend derartiger Sprüche
und Inschriften für die verschiedensten Gelegenheiten gesammelt und im Buch-
handel zu finden.
Unter den eines besonderen Schmuckes bedürfenden Wohnräumen sind nun so
ziemlich alle erwähnt worden und es muß sich nur noch die allgemeine Bemerkung
anschließen, bei der Ausschmückung der Zimmer darauf zu achten, daß die neben
einander liegenden Zimmer so in Farben gehalten werden müssen, daß die Farbe
des einen nicht der Farbe des andern Zimmers schadet, sondern dieselben gegenseitig
gehoben und verschönert werden. In größeren Wohnhäusern findet man zuweilen
auch noch sogenannte Rauchzimmer, welche, wie die Spielzimmer, sich mehr durch
die betreffenden Möbelstücke und Requisiten, als durch besondere Malerei sich aus-
zeichnen. Selbstredend ist da, wo geraucht wird, auch hierauf in der Farbengebung
Rücksicht zu nehmen und sind keine Hellen und empfindlichen Farben zu wählen.
Beim Spielzimmer liegt die Frage ähnlich, auch hier werden dunkle, gebrochene
Töne dem Raume und seiner Verwendung am Besten entsprechen.
Die in dieser Besprechung noch fehlenden, mehr als nur theilweise Wohn-
räume zu bezeichnenden Veranden, Wintergärten, Garteuzimmer u. dgl., welche mit
dem Garten oder der freien Natur mehr als ein anderer Raum des Hanfes in
Verbindung treten, bedürfen einer Uebergangsstimmung in leichten, gefälligen Farben,
wie sie z. B. in den pompejanischen Wandmalereien vielfach so schön zum Ausdruck
gebracht wird.
Für alle die bisher genannten Ausstattungen gibt es jedoch eine Menge guter
Vorbilder der vergangenen Stilperioden, welche durch die heutige Thätigkeit des
Hintergrund für alle anderen Dekorationen, den auf dem Loden liegenden Teppich
nicht ausgenommen, zu betrachten.
Man sollte nun glauben, daß das Interesse für die Tapete auch ein ihrer
Bedeutung entsprechendes sei, müssen jedoch leider eingestehen, daß es keinen Deko-
rationsartikel gibt, dem das Publikum und selbst Fachleute gleichgültiger gegenübcr-
ständen, als gerade der Tapete, wie oft sehen wir, daß die herrlichsten Möbel und
Aunstgegenstände durch eine absolut unpassende Tapete ihrer Wirkung gänzlich be-
raubt werden und es jammert uns oft, mit wie wenig verständniß gerade dieses
hervorragende Dekorationsstück sowohl seitens des Publikums, als auch seitens eines
Theils der Fachleute angewandt wird.
Fragen wir nach der Ursache dieser Erscheinung, so finden wir zunächst einen
Grund in der modernen Wohnung. Durch die großen Ltagenwohnungen ist das
eigene Wohnhaus immer inehr in den Hintergrund gedrängt worden, das Bestreben:
Besitzer eines eigenen Hanfes zu werden, in dem man schalten und walten kann,
wie man will — dieses Ideal unserer Wohnung ist, wie manche anderen Ideale,
verschwunden und hat der schlaffen Bequemlichkeit der Etagenwohuung Platz gemacht.
Daß unter solchen Umständen die Tapete gewissermaßen als Stiefkind behandelt
wird, ist unschwer einzusehen, denn der vermiether solcher Wohnungen wird un-
möglich allen bezüglichen Wünschen Rechnung tragen können und auf der anderen
Seite bestrebt sein, so billig wie möglich davon zu kommen. Der Anmiether einer
solchen Wohnung aber sagt sich, daß er keinen Grund hat, dem Hauseigentümer
die Wohnung schöner tapeziren zu lasse».
Hat das Letztere auch gewissermaßen seine Berechtigung, so muß man auf
Zllustr. kunstgew erbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Seite fö3.
sie mehr einen eleganten und prächtigen, als gemüthlichen und wohnlichen Eindruck
macht, auch nicht allein den Reichthum des Besitzers zu Schau stellt, sondern ebenso
seine Liebe und sein verständniß für die Aunst und ihre Werke zum Ausdruck
bringt und die Genugthuung zeigt, die er darin empfindet, Anderen einen höheren
Genuß bereiten zu können.
Die Hausflur ist endlich nicht selten in Bezug auf ihre Beleuchtung oft
ungünstig angelegt und soll daher ihr Eindruck auf den Lintretenden ein freund-
licher sein, so ist eine Helle Färbung der Decken und Wände unerläßlich und sind
diejenigen Farben, die das Licht am meisten zurückstrahlen — die reflektirenden —
die vorteilhaftesten; andererseits sollen auch die Raumverhältnisse mittels der
Malerei hier eher erweitert, als beengt erscheinen. Zweckmäßig und passend ist es,
den Rarakter der Flur von demjenigen der Zimmer zu trennen und dürfte die
Marmormalerei dies am Besten zum Ausdruck bringen. Dieselbe ist für diesen
Zweck auch insofern die geeignetste , weil sie sich am leichtesten wieder ausbessern
läßt, wenn sie, wie es hier nicht selten Vorkommen kann, durch Stöße und Schrammen
verletzt worden wäre.
wer jedoch weniger für die Imitation von Marmor schwärmt, wird in Flächen-
malerei mit Hellen Tönen, die dem Stein oder Marmor entsprechen, seinem ge-
läuterten Geschmacke genügen können. Der im Bremer Familienhause übliche Vor-
raum vor dem die Hausflur abschließenden windfange darf sogar noch eine reichere
Ausschmückung erhalten und kann mit ein paar passenden Sinnsprüchen geschmückt
Verlags-Runsthandels allgemein und leicht zugänglich geworden sind. Zu deren
zeitgemäßer Verwendung genügt jedoch keineswegs ein pures Roxiren, sondern in
richtiger Erfassung der modernen Aufgaben eine mit Fantasie und Geschick durch-
geführte neue Gestaltung.
als
von Albert Wolfs.
^enn uns die Aufgabe gestellt wird, einen Raum in dekorativer Be-
ziehung in einen wohnlichen, behaglichen oder je nach der Bestimmung
desselben in einen prunkenden, das Haus und die gesellschaftliche
Stellung des Bewohners repräsentirenden zu verwandeln, so wird es
unsere erste Pflicht sein, Diejenigen Möbel und sonstigen Gegenstände, welche dem
Gebrauch und der dekorativen Ausstattung des Raumes dienen sollen, auszuwählen
und zusammenzustellen. Dann erst werden wir über die Wahl der Tapete ent-
scheiden können, welche dann wieder bestimmend auf die Ausführung der Decke und
vielleicht auch auf den zu wählenden Teppich einwirkt.
wir haben in jenem Raume einen Fußboden, eine Decke, aber mir haben
vier Wände. Die Tapete nimmt also bei Ausstattung unserer wohnräume räumlich
den ersten Platz ein und ist entweder selbst als Hauptdekorationsstück oder als
Nr.-lt l- Linkrusta-Taprte. Lederart.
Nr.»12. Stoff-Imitation. Maschinendruck.
Nr. qzZ. Liillrruffa-Taprtv. Lederart.
werden. In verschiedenen Buch-Ausgaben sind einige Tausend derartiger Sprüche
und Inschriften für die verschiedensten Gelegenheiten gesammelt und im Buch-
handel zu finden.
Unter den eines besonderen Schmuckes bedürfenden Wohnräumen sind nun so
ziemlich alle erwähnt worden und es muß sich nur noch die allgemeine Bemerkung
anschließen, bei der Ausschmückung der Zimmer darauf zu achten, daß die neben
einander liegenden Zimmer so in Farben gehalten werden müssen, daß die Farbe
des einen nicht der Farbe des andern Zimmers schadet, sondern dieselben gegenseitig
gehoben und verschönert werden. In größeren Wohnhäusern findet man zuweilen
auch noch sogenannte Rauchzimmer, welche, wie die Spielzimmer, sich mehr durch
die betreffenden Möbelstücke und Requisiten, als durch besondere Malerei sich aus-
zeichnen. Selbstredend ist da, wo geraucht wird, auch hierauf in der Farbengebung
Rücksicht zu nehmen und sind keine Hellen und empfindlichen Farben zu wählen.
Beim Spielzimmer liegt die Frage ähnlich, auch hier werden dunkle, gebrochene
Töne dem Raume und seiner Verwendung am Besten entsprechen.
Die in dieser Besprechung noch fehlenden, mehr als nur theilweise Wohn-
räume zu bezeichnenden Veranden, Wintergärten, Garteuzimmer u. dgl., welche mit
dem Garten oder der freien Natur mehr als ein anderer Raum des Hanfes in
Verbindung treten, bedürfen einer Uebergangsstimmung in leichten, gefälligen Farben,
wie sie z. B. in den pompejanischen Wandmalereien vielfach so schön zum Ausdruck
gebracht wird.
Für alle die bisher genannten Ausstattungen gibt es jedoch eine Menge guter
Vorbilder der vergangenen Stilperioden, welche durch die heutige Thätigkeit des
Hintergrund für alle anderen Dekorationen, den auf dem Loden liegenden Teppich
nicht ausgenommen, zu betrachten.
Man sollte nun glauben, daß das Interesse für die Tapete auch ein ihrer
Bedeutung entsprechendes sei, müssen jedoch leider eingestehen, daß es keinen Deko-
rationsartikel gibt, dem das Publikum und selbst Fachleute gleichgültiger gegenübcr-
ständen, als gerade der Tapete, wie oft sehen wir, daß die herrlichsten Möbel und
Aunstgegenstände durch eine absolut unpassende Tapete ihrer Wirkung gänzlich be-
raubt werden und es jammert uns oft, mit wie wenig verständniß gerade dieses
hervorragende Dekorationsstück sowohl seitens des Publikums, als auch seitens eines
Theils der Fachleute angewandt wird.
Fragen wir nach der Ursache dieser Erscheinung, so finden wir zunächst einen
Grund in der modernen Wohnung. Durch die großen Ltagenwohnungen ist das
eigene Wohnhaus immer inehr in den Hintergrund gedrängt worden, das Bestreben:
Besitzer eines eigenen Hanfes zu werden, in dem man schalten und walten kann,
wie man will — dieses Ideal unserer Wohnung ist, wie manche anderen Ideale,
verschwunden und hat der schlaffen Bequemlichkeit der Etagenwohuung Platz gemacht.
Daß unter solchen Umständen die Tapete gewissermaßen als Stiefkind behandelt
wird, ist unschwer einzusehen, denn der vermiether solcher Wohnungen wird un-
möglich allen bezüglichen Wünschen Rechnung tragen können und auf der anderen
Seite bestrebt sein, so billig wie möglich davon zu kommen. Der Anmiether einer
solchen Wohnung aber sagt sich, daß er keinen Grund hat, dem Hauseigentümer
die Wohnung schöner tapeziren zu lasse».
Hat das Letztere auch gewissermaßen seine Berechtigung, so muß man auf