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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Mielke, Robert: Der Architekt in seinen Beziehungen zur Innen-Dekoration
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Fettflecke aus Zementfliesen zu entfernen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0254

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November-!)eft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Zn neu-Dekoration.

5eite 20 f.

müssen. — Jede Vereinigung der hohen Kunst mit dem Kunstgewerbe setzt einen
klaren Blick, eine zielbewußte Energie voraus, die unausgesetzt das Ganze im Auge
behält und Alles — das Große wie das Uleine, das Detail wie den Zusammen-
hang — mit gleich künstlerischer Vollkommenheit und künstlerischer Freiheit beherrscht.
Die großen Architekten des Linquecento, dann die späteren Lebrun, Nansard und
I. F. Blendet in Frankreich, Lhristopher Wren in England und Andreas Schlüter j
in Deutschland möchte ich hier als Beispiele nennen, welche ihre Aufgaben mit der ^
Vollkommenheit erster Meisterschaft lösten. Sie standen allerdings noch keiner hoch-
entwickelten Industrie gegenüber, die ihre fertigen Erzeugnisse in den eben einheitlich
entstandenen Bauorganismus einzufügen sucht, sondern gaben ihrerseits selbständig
Anweisung zur Erschaffung der mit dem Ganzen zusammenstimmenden Manufakte. j
Der Architekt muß in gewissem Sinne ein Tyrann sein, der seinen Willen und
sein Schönheitsgefühl zur Richtschnur seines Handelns macht. Vb er auch in einem
geschickten Schlosser oder Tischler selbständige Künstler zur Seite hat — in dem
Zusammenhang eines Hauses müssen sie sich der obersten Leitung fügen, die der
Architekt in Händen hat. Letzterer ist durch seine Schulung dazu berufen, denn er
kennt die verschiedenen Materialien in ihren struktiven Eigenschaften und ihren
Formgesetzcn; sein Blick geht über den engsten Zweckbegris^ des Einzelgegenstaudes
hinweg und sucht vor allen Dingen den Zusammenklang der Vielheiten zu erzielen; j
er erkennt, um einen ästhetischen Begriff anzuwendeu, in der Eurhythmie das Ziel i
seines Strebens. — Anders als früher ist heute der Wirkungskreis des Architekten
im Hause. War er einst
von dem vermögenden
Selbstbewohner dessel-
ben berufen, den Bau
zu errichten und das
Innere mit Ausschluß
der Mobilien einheit-
lich auszuschmücken,
ohne dabei durch allzu-
ängstliche Raumaus-
nntzung in seinem Kön-
nen beengt zu sein, so
ist derselbe heute vor
eine wesentlich andere
Aufgabe gestellt, viele
Häuser dienen nicht
mehr einer Familie
zum Aufenthalt, son-
dern sindMiethszwecken
gewidmet, was einen
hervorragenden Theil
desselben, dem Flur,
dem Einflüsse der ein-
zelnen Familie entzogen
und denselben zur öf-
fentlichen Passage ge-
macht hat. Damit ist
schon cineZweitheilung
des Inneren genugsam
bekundet, deun auch auf
Einzelwohnhäuser be-
ginnt sich die Trennung
der intimen Privatge-
mächer von den öffent-
lichen Fluren auszu-
dehnen. So karakteri-
siren sich die Theile im
Innern schon von selbst
für den Architekten,
denen er eine wesent-
lich andere Gestalt zu geben haben wird. Alles, was öffentlich ist, also der Flur,
der Hof, die Treppe, werden in größeren Zügen ausgeführt werden müssen, die
auch, weil sie auf Bequemlichkeit, Zweckmäßigkeit, Haltbarkeit, Reinlichkeit und !
Licht- und Luftzufuhr berechnet sein müssen, in gewissem Sinne konventioneller sein
dürfen als die intimen Privaträume. In diesen öffentlichen Theilen ist der Architekt
vor Allem Alleinherrscher; wenn er dieselben verläßt, dann stehen dieselben fix und
fertig da, dann hat der Tischler, der Schlosser, der Stuckatör, der Maler seine Arbeit
vollendet. Daß man gerade hier recht oft auf bedauerliche Leistungen trifft, hat
neben der Thatsache, diese als weniger in die Augen springende und Niemandem
direkt gehörigen Gelasse nachlässiger zu behandeln, auch seinen Grund in zwei dem
modernen Ausbau eigenthümlichen Sitten. Da ist einmal die Gewohnheit zu
nennen, einzelne Architekturtheile nicht nach Zeichnungen anfertigen zu lassen, son-
dern dieselben fertigen vorräthen zu entnehmen. Nichts ist für die Selbsttäuschung,
der wir uns so gern in Bezug auf den allgemeinen Geschmack hingeben, bezeich-
nender, als das Hineintragen der Fabrikwaare in die Kunst. Das Wesen der Schön-
heit beruht nicht auf der Addition so und so vieler, an und für sich vielleicht ganz
geschmackvoller, Einzelheiten, sondern, wie ich Eingangs sagte, auf dem Zusammeu-
klang der Vielheiten. Durch die fertig bezogenen Baluster, Traillen, Thüren,
Fenster, Konsolen, Beschläge usw. ist etwas Starres, Nüchternes in viele sonst gar
nicht üble Bauten gezogen, das bisweilen durch einen Ueberreichthum bis zur Ge- ^
schmacklosigkeit getrieben werden kann. Wenn sich auch diese Fabrikwaare nur in j
ganz seltenen Fällen wird ausschließen lassen, so hat doch der Architekt die Pflicht,

in der Auswahl recht vorsichtig zu sein; denn wenn auch für Manchen solche Un-
schönheiten nicht vorhanden sind, so werden empfindliche Naturen um so mehr davon
verletzt. Noch ist ja die Kunst in gewissem Grade nur für Feinschmecker, für die
große Masse bleiben die feinsten Wirkungen doch verborgen; will man aber hier
eine Aenderung, dann ist das Haus der erste Grt dazu und der Architekt
der berufenste Reformator.

Man unterschätzt in der Regel auch das verhältniß, in dem der „Kunsthand-
werker" zum Architekten steht, und darin ist eine andere schlechte Angewohnheit zu
sehen. Da das Kunstgewerbe in den letzten Jahrzehnten sich ungemein entwickelt
hat, so ist dgs Selbstvertrauen zum eigenen Können auch bei seinen Vertretern ge-
stiegen und zwar dergestalt, daß der Einzelne nicht vor den größten Aufgaben zurück-
schreckt. Wohin soll es aber führen, wenn jeder Kunsthandwerker mit seiner Leistung
hervorragen will? Muß nicht die Einheit des Ganzen verloren gehen? Es
dürfte sich also empfehlen, daß der leitende Architekt, wenn er nicht den fertigen
Entwurf selbst liefert, weuigstens dein Gewerbetreibenden die Idee angibt und dann
dessen hiernach gemachten Entwurf auf seine Verwendung und auf seine Unter-
ordnung unter den architektonischen Hauptgedanken prüft. Der Architektur muß
unter allen Umständen ihr überwiegender Einfluß erhalten bleiben. Mir will dabei
immer die geniale Weise, wie die Franzosen ihre Schlösser zu Versailles, St. Germain,
Fontainebleau u. a. V. entstehen ließen, resp. ausbauten, einfallen. Lebrun*) ver-
einigte hier die oberste Leitung in sich und drängte seinen dominirenden Geschmack

an allen Staatsbauten
in den Vordergrund, so
daß nicht nur seine Zeit-
genossen, sondern auch
noch seine Epigonen sich
über diese Tyrannei be-
klagten. Aber heute
erscheint gerade diese
allein als die Ursache
der wunderbaren Har-
monie und Ueberein-
stimmung, die in den
französischen Schlössern
dieser Epoche uns über-
rascht, die selbst in den
modernen Wirthshäu-
sern von Paris noch
nachklingt.

Auch für die eigent-
lichen Wohnräume tref-
fen die erwähnten Be-
denken zu, wenngleich
hier durch das Meuble-
ment eine Art Aus-
gleichung geschaffen
wird. In der Regel
werden die Wohnge-
lasse durch die Mobilien
durchgehends verän-
dert, ohne daß der Ar-
chitekt auf die Gestal-
tung Einfluß ausübt.
Seine Aufgabe be-
schränkt sich also im All-
gemeinen darauf, diese
Räume so herzustellen,
daß sie den jetzt ge-
bräuchlichen Möbeln
einen passenden Hinter-
grund bieten, daß sie
also nicht zu hell und nicht zu schwer sind. Line indifferente Formen- und Farben-
stimmung, das vermeiden aller herausfalleuden Sonderbilduugen und das Erzielen
möglichst großer zusammenhängender Flächen dürften am ersten dazu beitragen.
Lin weiteres Eingehen verbietet sich durch die Natur der hier vielfach sich kreuzenden
Interessen. Lin einziges Möbelstück, ein ungeeigneter Teppich genügt oft, die Arbeit
des Architekten in Frage zu stellen, wenn seine Mitwirkung auch meistens aus-
geschlossen ist, so ist es doch auch für diejenigen, die jetzt die Arbeit in die Hand
nehmen, seien es nun die Dekoratöre oder die Besitzer selbst, von größtem vortheil,
wenn sie die von dem Architekten geschaffenen Linien und Flächen nicht stören,
sondern sie umgekehrt durch ihre Arbeiten erst ästhetisch hervorheben. Nur
wenn jeder Einzelne seine Arbeit nicht für sich, sondern als „Theil eines Ganzen"
betrachtet, wird er mit dem Gelingen auch die Befriedigung finden, die er erwartet;
es gilt das für das Leben im Allgemeinen, für die Kunst aber im Besonderen.

Fettflecke aus Denrentfliefen zu entfernen. Dies geschieht am schnellsten,
ohne irgendwelche Aenderungen an den Fliesen hervorzubringen, durch mehrmaligen
Gebrauch von Benzin. Lin zweites Mittel besteht noch darin, daß man weißen
Thon mit Essig anfeuchtet und diesen versuch so oft wiederholt, bis diese Flecke
verschwunden sind.

Abbildung Nr. -H57. Bibliothek - Zinnnerf des Herzogs v. S.-Meiningen.
 
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