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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Hygiene des Hauses
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Barber, Ida: Ein Künstler-Heim
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0111

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Äeite 8H.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Mai-Heft.

Waiene des Maules.

-as Verhältniß der verschiedenen Baumaterialien zur Gesundheit
der Bewohner ist vielen Bauindustriellen noch nicht genügend
M°> bekannt. Auf den Bauschulen wird in den Lehrstunden der
Baumaterialienkunde sehr viel
über Härte, Dichtigkeit rc., den:

Verhalten zu Wärme und Wasser
und vielen anderen Eigenschaften
der Baumaterialien gesprochen,
sehr wenig aber über ihren Ein-
fluß aus die Gesundheit. Die
Hygiene oder die Zuträglichkeit
verlangt zunächst Wärme und
vollständige Trockenheit der Masse
in Verbindung mit einem gewissen
Maaße von Durchlässigkeit, durch
welche die Austrocknung sowohl
der eigenen Feuchtigkeit als nach
zufälliger Durchnässung nicht allein
befördert, sondern auch jener Aus-
tausch der inneren und äußeren
Luft in genügender Weise erfolgen
kann, den man die natürliche Lüf-
tung nennt und ohne welche ein
Haus geradezu unbewohnbar
wäre. Diese Wandventilation
setzt einen gewissen Grad von
Porosität der Baustoffe voraus,
wonach die Maffetheilchen nicht
dicht aneinander gelagert sind,
sondern größere oder kleinere
Zwischenräume zwischen sich
lassen, welche Lusträume bilden,
die der Erwärmung zugänglich
sind, so daß selbst ein schwacher

"Abbildung zqs. Konversationslälmr aus dem Projekte zu einem Sonderzug
für Se. Maj. den Kaiser von Nutzland.

Luftdruck von außen die Luft durch die Poren in das Zimmer pressen
kann. Dieser Luftdruck braucht nicht einmal vom Winde herzurühren;
verschiedene Temperatur im Zimmer und außerhalb kann schon eine

Ventilation durch die Eteinwände eines Hauses bewirken. Aus diesen!
Grunde ist die Ventilation im Winter besonders wirksam. Auch zum
größten Theile des Zahres wird die Luft im Znnern der Häuser zu-
folge der Ausdünstung, sowie der Athmungs- und Arbeitsthätigkeit der
Menschen und Thiere, der Feuerung und sonstigen Vorgänge im Hause

in den bei Weitem meisten Fällen
wärmer als die Außenluft und
mehr als diese mit Wasserdampf
und sonstigen, ein von der atmo-
sphärischen Luft verschiedenes Ge-
wicht zeigenden Gasen beladen
sein, die leichter als die Außen-
lust sind, so daß die kältere Außen-
lust bestrebt sein wird, die Etelle
der verdünnten Znnenlust einzu-
nehmen. Diese natürliche Wand-
ventilation geht derartig vor sich,
daß die einströmende kalte Luft
durch ihre schwere zu Boden
fällt und dis verdrängte Znnen-
luft nach oben treibt. Es ist
also für jede natürliche Ventila-
tion der obere Theil des Zimmers
der selbstverständliche Luftabzugs-
platz. Dieser Vorgang ist für
die Wohnlichkeit von größter Be-
deutung. Diese wichtige, gesund-
heitsfördernde Funktion der Wände
wird von vielen Leuten verkannt
und bestritten, weil die zugempfind-
lichsten Personen nichts davon
verspüre». Es läßt sich dies sehr
leicht dadurch erklären, daß die
Bewegung der aus- und eintre-
tenden Luft, die sich durch die
unzähligen Poren des Mauer-
werks durchzwängt, eine zu langsame ist und wir eine Lustbewegung
erst als Zug empfinden, wenn sie in der Sekunde eine Strecke von
Hs Meter zurücklegt. Daß die Stoffe, welche die eindringende Lust

in -Diinstlor-Weiur.

von Ida Barbor.

n Kreisen der Wiener Modedamen hört man jetzt oft die Frage: „haben
Sie DrLcolls Tuskulum gesehen?" Zuerst denkt man da an sein in
großem Stil eingerichtetes Atelier, in dem der „Wiener Worth" die
elegantesten Damen der Residenz empfängt, sie zwischen Spiegelwänden und ver-
stellbaren Nischen, die das Probiren der Modelle, An- und Auskleiden usw. erleichtern,
ihre Modewahl treffen läßt, — doch nein, diesmal sind nicht die Atelierräume, die
alljährlich neu drapirt, schon oft Stoff zu interessanten Interieur-Schilderungen
gegeben haben, diesmal ist Dröcolls „Privat-Wohnung" gemeint, die er mit dem
ihm eigenen genialen Geschmack eingerichtet und damit bewiesen hat, wie ein ideal
schönes heim auch ohne Anlehnung an bestimmte Stilarten herzustellen ist. — Es
sei uns, da die Einrichtung von wunderbarer Pracht, dabei originell, sarbreich ist
— ein kleines Feenmärchen, wie jüngst Madame Palmay sagte — eine eingehende
Skizze der Wohnräume dieses Beherrschers der Mode gestattet.

Wir betreten den Vorsaal, er ist wie der durch eine Glaswand abgegrenzte
Seitengang, in einen Wintergarten umgewandelt; in der Mitte eine große Palme,
einen kleinen Teich beschattend, der — von frischem Grün umgeben — auf klarem
Grund allerhand Steine, Muscheln und Gethier zeigt; seitwärts große Spiegel-
wände, oval, mit Rahmen von gegittertem, goldigschillerndem Holz bekleidet, an
dem sich grüne Blattpflanzen emporranken; unterhalb der Spiegelwände längs
des Bodens schmale Beete mit rothen Tulpen und Moos-Einfassung; seitwärts Tische
mit frischen Rosen und Maiblumen, im Seitengang eine große, mit -z elektrischen
Prismen dekorirte Vase, rothe Sammtsessel mit japanischer Goldstickerei geziert. —
Line Glaswand läßt uns einen Blick in das an den Speisesalon anstoßende, in
orientalischem Geschmack gehaltene Kaffee-Zimmer thun. Dieser kleine Raum
macht, wie klein er auch ist, bereits in Groß-Wien von sich sprechen; bei elektrischer
Beleuchtung erstrahlt der kuxpelartig gewölbte, säulengetragene Bau in allen Regen-
bogenfarben; ein Farbenrausch, der an die Wunder, die in ;ooz Nacht beschrieben
sind, gemahnt, nimmt uns gefangen; das glänzt und funkelt von den mit elektrischen
Glühlämpchen erleuchteten, goldig schillernden s. jorrr - Kronen, die aus rothen,
grünen, gelben, fein geschliffenen Gläsern gebildet sind, daß das Auge fast geblendet
wird. Man glaubt Hunderte von Smaragden, Rubinen, Vpalen, Türkisen in der

Krone wie im Fuß der goldkanelirten Säulen zu sehen, die als Pfeiler dienen.
Effektvoll heben sich diese aus schwarzem Ebenholz gefertigten mit korinthischen
Kuppeln reich in Gold gezierten Säulen von den mit Glive-Sammt bekleideten
Wänden ab; der kuxpelartig gewölbte Plafond ist mit gleichem Sammt belegt, mit
öerrr-Spitzen umgrenzt; oberhalb der mit erdbeersarbigem Plüsch bezogenen Ruhe-
bank ein die ganze Wand deckender Spiegel, in der Mitte des Raumes ein Palmen-
stamm mit rothem Sammttischchen umkleidet. Was diesen Raum so überaus an-
heimelnd macht, ist zweifelsohne die Einwirkung des elektrischen Lichts auf die in
ü jorrr-Technik gehaltene Goldkrone und Säulen-Postamente, die bei Tag eben nur
mit einfachen, farbigen Glassteinen besetzt scheinen, doch — ein Druck und die
innerhalb angebrachten Glühlämpchen erstrahlen in wunderbarem Feuer, das sich
tausendfältig an den bunten Krystallen bricht! —

Im verhältniß zu dieser Farbensymphonie ist der Speisesaal einfach ge-
halten, die wände zur Hälfte getäfelt, zur Hälfte mit altrosa Sammt bekleidet,
gleiche Sammt-Portieren durch Goldarme gehalten, die elektrische Glühlämpchen
in ausgesucht reizenden Arrangements bergen. —

Anstoßend an den Speisesaal ein Musikzimmer; Vorhänge, Panneaur von
grünem Plüsch mit belgischem Wappen in Bronze gestickt, im Fond Glaswand,
die, zurückgeschoben, Eingang in den Bühnenraum gewährt; allda kostbarer
Vorhang von rothem Plüsch mit Goldstickerei geziert, seitwärts Garderoben-
zimmer mit entsprechend einfacherer Ausstattung usw. —

Line Sehenswürdigkeit ist das an die Farbenschönheit eines auf Schloß
Lhiemsee viel bewunderten Raumes gemahnende Empfangszimmer. Vorhänge,
panneaux, Mobiliar sind aus Plüsch in der Nuance dien eleetriciue gefertigt,
die mit blauem Plüsch bekleideten Wände mit Gold-Applikation gedeckt, stellen-
weis von weißem mit Gold kanelirten holzstreifen unterbrochen, die große (Quer-
wand ganz eir trrrra.e8.ri gehalten, zu beiden Seiten der Spiegelwand blaue
Plüsch-Portieren mit Goldlüstern montirt, die den Plüsch wie Arme auffangen
und der Glühlämpchen sonnenhellen Schein über das lichte Blau des Stoffes dahin-
gleiten lassen, eine Farbenwirkung die ihres Gleichen sucht. Um dem durch das
lichte Blau und Strahlenfeuer fast geblendeten Auge einen Ruhepunkt zu geben,
ist seitwärts ein Krystall-Kandelaber angebracht, der wie von Hunderten voll erblühter
Rosen übersäet erscheint und einen großartigen Anblick gewährt.

Die xieee cle resistarree dieses Raumes ist die oberhalb der seitwärts
postirten Ruhebank angebrachte Spiegelnische; man möchte sagen, ein in
 
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