Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

DOI Artikel:
Salon mit anschließendem Erker: im Rokoko-Stil
DOI Artikel:
Zu unseren Beilagen
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Artikel:
Briefkasten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0053

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Teile 38.

Hebruar-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

ralon ulit anschließendem Mrkee

im Rokoko-Ttil; siehe Abbildung T. 36.

ie Zeichnung zeigt eine Ecke des Talons und eine Ansicht des Erkers. Viel-
leicht errätst der Beschauer, von welchem Gedanken der Zeichner beseelt war,
als er den vorliegenden Entwurf ausarbeitete? Das Leitmotiv war, das uns
etwas kalt und fremd anstarrende Rokoko umzuarbeiten, d. h. so zu verarbeiten,
daß uns das in seinen Formen lustige Rokoko traulich winkt zu behaglicher Ruhe, zu
lauschigen Plätzen, welcher wir nach des Tages Arbeit wohl bedürfen. — Der
Zeichner dieses mußte sich bei seiner Thätigkeit mehrmals die Frage vorlegen, ob
denn nicht mit einigen praktischen Aenderungen besonders die Rokokositzmöbel viel
behaglicher sein können, als diejenigen der Renaissance? — Von flotter Wirkung
ist gewiß das in die Ecke sich schmiegende Kanapee, welches ausmündet im Erker
und dort als behaglicher Sitz zum Aufenthalt einladet; dort unterstützen weiche
bewegliche Kissen den Rücken, welche je nach Bedarf verlegt werden können. Eine
Stoffdekoration bietet weiter dem Dekoratör Gelegenheit, diese Erkerwand in
schönen Linien und Farben zu beleben. Freilich werden dabei große Anforderungen
an den Kunsthandwerker gestellt, denn nur Geschmack und ein beweglicher Geist
bringen es fertig, einem Rokokozimmer geistiges Leben zu verleihen. Die Wände
erhalten auch im Gegensätze zur Uebcrlieferung die wohlthuende bräunliche Holz-
farbe, die Grnamente sind mit etwas Gold belebt. Die starren geraden Gesimse
sind aufgelöst in geschwungene anmuthige Linien und ob dem durchgehenden Hauxt-
gesims sind in schön bewegten Umrahmungen lustige Delmalereien gedacht, die in
neckischen Amoretten Frohsinn und Heiterkeit verkörpern. Der untere Theil der
Wand besteht aus Rahmen, in welchen ein schönfarbener ornamentirter Stoff Ruhe
und Stimmung verbreitet. — Das Lckkanapee ist ausgezeichnet durch einen kleinen
Himmel, von welchem Vorhänge herabgleiten, um so das Ganze zu einem besonders
gemüthlichen Plauderplätzchen zu kennzeichnen. Neben den satten braunen Holz-
tönen der Wände könnte auch die Farbe fröhlich einziehen und selbige in satten
frischen Tönen den Zauber verbreiten, den uns die Allmutter Natur täglich ent-
gegenbringt. — Wohl wäre das Ganze noch ein kostbarer Versuch, denn nach der
Zeichnung geurtheilt, sind weder der Bildhauer noch der Maler als Stiefkinder
behandelt, besonders auch von diesen ist ein ganzes Können verlangt; doch ist
auch mit weniger Mitteln und weniger Aufwand ein solch verdeutschtes Rokoko
herzustellen, das in seiner Einfachheit andere Reize enthalten kann. — Es soll
des Zeichners Aufgabe sein, auch hierüber noch Vorschläge zu bringen, welche das
Gute des Alten enthalten aber auch von neuem Geiste beseelt, sich als selbständige
Schöpfung erfreuen.

u unseren

Toilette-Zimmer im Nokokostil (erster Bogen), wand und Decke dieses
Raumes sind in frei an Grt und Stelle modellirtem Stucco mit theilweiser Ver-
wendung von Marmor und reicher Vergoldung, in Hellen luftigen Farben gemalt,
gedacht. Der gelb glasirte Thonofen bunt abgesetzt. Möbel lackirt, ebenfalls mit
reicher Vergoldung. Der baldachinartige Dekor über der Toilette und die Sitzmöbel-
bezüge schwere Seidenstoffe in entsprechendem Muster und Farbenstimmung. -

Die im zweiten Bogen enthaltene Beilage zeigt einen aus der kunstfertigen
Hand des Architekten Rich. Dorschfeldt in Magdeburg hervorgegangenen, äußerst
originell und prachtvoll wirkenden Entwurf zu einem Tafel-AufjÄtz in getriebenem
Silber. Die reiche Grnamentik, welche im Stil des x8. Jahrhunderts durchgeführt
ist, ist vergoldet und hebt sich wirkungsvoll von dem mattsilbernen Grunde ab.
Die Schale» resp. Füllhörner sind, um dem Ganzen noch einen besonders anmuthigen
Reiz zu verleihen, mit perlmutterxlättchen besetzt, auf welchen sich dann wieder
die in Silber getriebenen, vergoldeten Vrnamente scharf hervorheben. Die Ge-
wandung der den Abschluß bildenden weiblichen Figur ist ebenfalls in getrie-
bener Arbeit gedacht. Die Kugel und Steine sind aus farbigen Glaskörpern oder
Steinen herzustellen und dürften auf diese Weise wesentlich zu einer harmonischen
Wirkung beitragen.

ttcherschau.

Dekorativ^ Vorbilder. Eine Sammlung figürlicher Darstellungen rc.
Verlag von Jul. Hoffmann in Stuttgart. — Die neuesten Hefte dieses von
uns schon mehrfach lobend erwähnten Unternehmens schließen sich den früheren in
würdiger weise an. In bunter Reihenfolge und prächtiger Ausführung enthalten
diese Lieferungen: Farbige Flachornamente in verschiedenen Stilarten, Friese und
Erbstücke, Vignetten, farbige Füllungen, Umrahmungen, Allegorische Figuren, Amo-
retten, dekorative Thier- und Pflanzenformen, Holzintarsien, Karyatiden, Japanische
Malereien rc. rc. Man begreift kaum, wie die Verlagshandlung solch schöne Farben-
drucke um einen so billigen Preis bieten kann. Zudem sind die Hefte voll neuer
und origineller Motive, die nicht nur zum direkten Kopieren einladen, sondern auch
mannigfaltige Anregung zu selbständiger Erfindung geben. Darin scheint uns über-
haupt der Schwerpunkt dieser „Dekorativen Vorbilder" zu liegen, daß sie anregend
und für den Geschmack veredelnd wirken; wir können dieselben daher ebenso den
Fachleuten im Kunstgewerbe, wie auch kunstfertigen Dilettanten aufs Angelegent-
lichste empfehlen. — Die Abbildung Nr. 2Y6 im ersten Bogen des vorliegenden
Heftes zeigt eine Jllustrationsxrobe aus „Dekorative Vorbilder".

Falkentzorst, C., Das Vorix vvn der grsnndrn und praktischen
Wohnung. Leipzig, Ernst Keil's Nachfolger. Der vielseitige Verfasser führt
uns in seinem vorliegenden umfangreichen Werk auf ein Gebiet, welches wie fast
kein zweites das regste Interesse aller Kreise der menschlichen Gesellschaft verdient, i

Nur in einer gesunden Wohnung kann auch ein gesunder Geist gedeihen und nur
^ aus diesem wieder kann sich ein gesundes öffentliches Leben entwickeln. Speziell
^ an die Frau, welche zumeist berufen ist, des Hauses sorglicher Hüter zu sein, wendet
sich der Autor, — ihr Auge ist überall, sie kann am leichtesten alle Schäden ent-
decken und ist in der Lage, Gefahren schon im Keime zu ersticken. — Man kann
mit Recht sagen: Was nützen uns alle Polizeimaßregeln, wenn im Hause gegen
die Grundsätze der Gesundheitslehre gesündigt wird? Was nützen uns alle Schul-
paläste und alle Schulärzte, wenn die Jugend im Hause nicht nach gesundheitlichen
Grundsätzen erzogen wird? Besser wird es nur dann werden, wenn die großen
hygienischen Errungenschaften der Neuzeit auch in Privathäuser ihren Einzug halten,
wenn sie in jeder Familie bethätigt werden. Von diesen Gedanken ist der Verfasser
ausgegangen und hält nicht in trockenem, schulmeisterlichem Lehrton, sondern in
angenehm erzählender Weise ernstere plauderstunden über allerlei Hausfragen in
folgenden Abtheilungen: Unsere unsichtbaren Feinde - Luft und Licht in der Woh-
nung — Küche und Gesundheit — Die Kinderstube — Das Bad im Hause — Das
Bett und das Schlafzimmer — Die Heizung - - Die Wohnung als Erholungsstätte
— Die Hausapotheke — und endlich Das Krankenzimmer. — Der vorstehend in
allgemeinen Umrissen geschilderte Inhalt zeigt zur Genüge, daß der Stoff in durchaus
rationeller, ja erschöpfender Weise behandelt wurde, während andererseits die welt-
bekannte Verlagsbuchhandlung der „Gartenlaube" dafür bürgt, daß in Bezug auf
Druck und sonstige Ausstattung auch der Hygiene des Auges in jeder Beziehung
Rechnung getragen wurde. Wir wiederholen unseren Wunsch von Anfang: Möge
das Werk allen Familien ein verständnißvoller, wohlwollender Rathgeber in gesunden
und kranken Tagen werden, und immer von Neuem lehren, daß eine gute Gesund-
heit das beste Mittel ist, um über mancherlei Kümmernisse des Lebens mit Erfolg
hinwegzukommen.

riefkasten.

k. r. in !VI. wir werden Ihrem Wunsche gern entsprechen, und, wenn irgend
möglich, bereits im März-Heft eine ausführliche Abhandlung über die Holzbrand-
technik bringen.

lVI, iVI.t, rüricb. wir werden versuchen, den in Ihrem Schreiben ge-

äußerten Wunsch, eine Abhandlung über die Farbenstimmung bei den einzelnen
Stilarten und in den verschiedenen Zimmern, zu erlangen, obgleich wir schon heut
überzeugt sind, daß dies äußerst schwer halten wird. Eine erste Autorität auf
diesem Gebiet, an welche wir uns bereits mit einer Anfrage wandten, schreibt uns
wörtlich: „Die Anregung Ihres Züricher Abonnenten ist gewiß dankenswertst, aber
eben so schwer zu befriedigen. Die ganze Schwierigkeit beruht mit einem Worte
darauf, daß es unmöglich ist, über Farben zu sprechen, wenn es für Farben
eine Notenschrift gäbe wie für Töne, so hätten wir gewiß auch lesbare Farbenlehren."

krau iäa W. in 6. Zum Luftdichtmachen der Fenster haben wir in neuerer
Zeit in verschiedenen Fachblättern folgendes Mittel, bestehend aus Glaserkitt und
Kreide, gefunden: Man streicht auf den Falz oder Anschlag des Flügels Glaserkitt
auf und schmiert den Falz des Stockes reichlich mit Kreide an. Die Kreide hat
nur den Zweck, daß der Kitt nicht an dem Stocke klebe. Schließt man nun den
Flügel, so wird der überflüssige Kitt vollends abgezogen. Das Fenster schließt
nunmehr vollkommen luftdicht ab. Auch kann man später dem erhärteten Kitt
Farbe geben. Das Verfahren ist viel billiger als die gewöhnlich benützten Ein-
lagen von Baumwollenwatte, ob es sich aber in der Praxis bewährt hat, können
wir Ihnen vorläufig nicht sagen. Freundlichen Gruß.

laperierer kr. 6. in ll. Zur Befestigung von Linoleum auf Holz wird fast
durchweg gewöhnlicher aber guter Stärkekleister verwandt. Derselbe dürfte sich auch
bei dem von Ihnen genannten Fußboden recht gut bewähren.

Dilettantin in 6b. Ein Werk über Korkschnitzerei ist unseres Wissens im Verlag
von Beruh. Friedr. Voigt in Weimar erschienen. Preis und genauer Titel ist uns
leider nicht bekannt. Ls genügt aber jedenfalls eine allgemeine Bezeichnung des Buches.

Drei äirekte /tbonnenten. Wir bedauern recht sehr, daß die Erhebung der Abon-
nementsgebühren per Nachnahme ihren Unwillen erregt hat, können Ihnen aber
die Versicherung geben, daß die Nachnahme absolut nicht aus irgend welchen per-
sönlichen Gründen geschehen ist, sondern daß wir diesen Modus auf direkten
Wunsch einer großen Anzahl unserer geehrten Abonnenten eingeführt haben. — wir
hatten jedoch, um allen Eventualitäten vorzubeugen, in den letzten drei Heften
des vergangenen Jahrganges ausdrücklich um Einsendung des Betrages bis Ende
x8gx gebeten, falls Nachnahme nicht gewünscht werden sollte.

kö. 8., iülöbekcbreiner in 6. Gedulden Sie sich freundlichst noch einen Monat,
das nächste Heft, welches als SpeMl.Heft für die Möbelbranche erscheint, wird
Ihnen das Gewünschte in Fülle bieten.

/lrcbitekt M. in Dr. An die freundlichst aufgegebenen Adressen haben wir Probe-
Hefte versandt. Besten Dank für das bewiesene Interesse.

krau Dauratb X. in D. Lin reizendes Motiv für einen Rokoko-Wandschirm
finden Sie im Gktober-Heft des eben abgelaufenen Jahrganges.

llikrige junge lleserin. Die erwähnten kleineren Dekorations-Gegenstände zur
Ausschmückung der verschiedenen Wohnräumlichkeiten (Klavierdecke, Draxirung für
die Rückwand eines Pianinos, Rückenkissen rc.), überhaupt Dekorationen, woran sicb
die kunstsinnigen Frauen und Töchter direkt betheiligen können, werden Sie in dem
im Juni ds. Js. erscheinenden „Spezialheft für Dekoration und Malerei"
finden, und sind wir gerne bereit, Ihre wünsche nach Möglichkeit zu berücksichtigen.
Ihre begeisterten Nitleserinnen wollen sich gefl. bis dahin vertrösten!

WM" Unserem heutigen Hefte liegt ein Prospekt der Firma ! «I. Kunst-

schmiedewerkstatt in ksi'Iiii bei, ferner ein solcher über Leitergestelle rc. der Firma
tbliix«,, «L I»I«»r1, auf welche wir unsere geehrten

Leser ganz besonders aufmerksam machen. Die KekcHäsisstelle.
 
Annotationen