Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Teile 79.
Mai-Heft.
gelber Rohseide bekleidet wurde. Die einzelnen Wandfelder waren von
-einer Lisenenanordnung eingefaßt, die dem Gerüstaufbau des Waggons
-entsprach, während die Feldertheilung der Decken durch vergoldete
Bronzeleisten gebildet wurde. Die Stickereien, Applikationsarbeiten und
Vassementerien der Wand- und Deckendekoration waren theils im Tone
^>es Stoffes, theils in demselben angepaßten Farben bewerkstelligt. Das
Schlaf- und Toilettegemach wurde mit mattrothem Tuche ausge-
schlagen. Für die Ruhebettausstattung wurden zur Wandbekleidung
passende persische Teppichdrapirungen angewendet. Die Anordnung war
so getroffen, daß die Einrichtung tagsüber als Divan benutzt werden
konnte. Die Sitzmöbel sind im Salon und Empfangsraume im Tone
der unteren Lambrisbekleidung, die des Schlafgelasses mit zum Ruhe-
bett abgepaßten Seidensammt überzogen. Die sämmtlichen Glasscheiben
des oberen Ausbaues waren farbig, diejenigen der Fenster mit reichen
Randornamentirungen umrahmt, außerhalb der letzteren befinden sich
Zugjalousien, innerhalb Sprungrouleaux und bis zum Fußboden reichende
seidene Gardinen. Eine recht anheimelnde Wirkung bot die Ausstat-
tung des Schlaf- und Toilettegemaches. Der warme rothe Ton der
Wandbekleidung, die wundervolle Holzfarbe und die in kleinen Farben-
bezeichnet die Axe des ganzen Raumes, von der sich nach rechts
und links die übrige architektonische Ausbildung symmetrisch anschließt.
Große Spiegelflächen über den fl)runksofas geben den: Raume eine
im Stile übliche reiche Wirkung. Die Thürflächen sind mit leichten
Schnitzereien und reichen Intarsien belegt. An den Deckenflächen sollen
der Größe des Raumes angepaßte allegorische Malereien angebracht
werden, während reiche Smyrnateppiche den Fußboden bedecken. Eine
große Verwendung von vergoldeten Bronzen zu einzelnen Dekorations-
theilen, besonders als Theilornamente, sollen die Wirkung der in den
zierlichsten Formen gehaltenen Ausstattung beleben. Das Arbeits-
kabinet Sr. Maj. zeigt einen kleinen in behaglichem Luxus projektirteu
Raum. Die Dekoration bewegt sich meist in mit Stickereien und Vasse-
menterien verzjerten, ornamental gehaltenen Wandbekleidungen und
Drapirungen. Die Decken zeigen von leichtem Rokokowerk umrahmte
Luftparthien. Ein auch als Ruhestatt eingerichtetes Schlassofa nimmt
nahezu eine volle Wandbreite ein, während sich an der gegenüber lie-
genden Wand eine kleine Ecksofaanordnung mit Sesseln und kleinem
Tischchen befindet. Die übrige mobile Einrichtung besteht in Arbeits-
tisch, Schränkchen und Fensterklapptischchen und ist sämmtlich in grau
Abbildung Nr. z-zz. Grundriß, Längs- und üurrl'chnitt vom Salonwagen Vr. Kgl. Notzeit des Großlzerzogs von Oldenburg.
Varianten spielende Dekoration des Ruhebettes in Gemeinschaft mit den
mäßig vertheilten Goldstaffirungen der Wand- und Deckenfelder, der
Heizkörper und Beschlagstheile, als Griffe der Thüren, Fenster rc.,
zeigte dein Auge eine allseitige wohlthuende Ruhe, die den: mehr prunk-
hast ausgestatteten Salon und Empsangsraume nichts nachgab. Daß
natürlich alle technischen bekannten Errungenschaften in Heizung, Be-
leuchtung, Ventilation, Wasserzu- und -abführung, Kloseteinrichtung, in
der Anordnung der Schlaf- und Sitzmöbel, der Brems- und sonstigen
Sicherheitsvorkehrungen angewendet wurden, dürste wohl als selbstver-
ständlich gelten und bietet der Wagen, selbst beim schnellsten Fahren,
in Folge der konstruktiven Anordnungen des Unterbaues einen so ruhigen
Gang, daß inan alle Unzuträglichkeiten, die Schienenstöße, Wagen-
schwankungen, Bremsvorrichtungen u. dergl. Hervorrufen, vergißt.
Die folgenden Illustrationen auf Abbildung 3^5, 3H6, 3H7, 34H
und der Beilage im zweiten Bogen zeigen die in reichster Ausführung
projektirten Einrichtungen einzelner Gemächer eines Sonderzuges für
Se. Maj. den Kaiser von Rußland. Der in den Formen
Xoriis XVI. gehaltene Salon zeigt in zarten Tönen zu behandelnde
auf Seide gemalte Grnamentirungen und in Hellem Nußbaum mit
zierlichen Schnitzereien versehene Mobilien. Der Kamin, in Marmor,
gebeiztem Eschenholze gedacht. Die Schlasgcmächer, von denen das
jenige Ihrer Majestät beigegeben ist, zeigen eine größtenteils nur in
reichen Seidenstoffen und Stickereien belebte Dekoration, selbst die Decke
ist in leichter Seidenbekleidung angenommen. Die nach der Toilette hin
geöffnete Perspektive bietet in gleichen Formen gehaltene Ausstattung.
Während für das Schlafgemach Ihrer Majestät der Kaiserin
als Grundton ein leichtes mattes Grün vorgeschlagen war, so soll das
Toilettegelaß in mattrosa gehalten sein. Alle Schnitzereien und sonstigen
stabilen ornamentalen Gebilde sind entsprechend dein Karakter des Ge-
maches vermieden. In etwas schwereren, inehr in Holz staffirten De-
korationen war die Ausstattung des Schlasgemaches Sr. Maj. des
Kaisers geplant. Für Genanntes wie für diejenigen der Großfürsten
war Mahagoniholz gewählt. Die Wohngemächer der Letztgenannten
wie für die Großfürstinnen zeigten einfachere Einrichtungen in Nußbaum
und braune beziehentlich mattblaue Seidenbekleidung der Wände.
Der ganze Sonderzug enthielt in den zwölf Waggons, die durch
geschlossene Laufbrücken verbunden waren, nachfolgende Einzelgemächer:
s. Kaiserlichen Salon als Hauptaufenthaltsraum, Arbeitskabinet,
Kammerdienergelaß, Garderoben;
2. Kaiserliche Schlasgemächer mit anstoßenden Toiletten, Klosets
Teile 79.
Mai-Heft.
gelber Rohseide bekleidet wurde. Die einzelnen Wandfelder waren von
-einer Lisenenanordnung eingefaßt, die dem Gerüstaufbau des Waggons
-entsprach, während die Feldertheilung der Decken durch vergoldete
Bronzeleisten gebildet wurde. Die Stickereien, Applikationsarbeiten und
Vassementerien der Wand- und Deckendekoration waren theils im Tone
^>es Stoffes, theils in demselben angepaßten Farben bewerkstelligt. Das
Schlaf- und Toilettegemach wurde mit mattrothem Tuche ausge-
schlagen. Für die Ruhebettausstattung wurden zur Wandbekleidung
passende persische Teppichdrapirungen angewendet. Die Anordnung war
so getroffen, daß die Einrichtung tagsüber als Divan benutzt werden
konnte. Die Sitzmöbel sind im Salon und Empfangsraume im Tone
der unteren Lambrisbekleidung, die des Schlafgelasses mit zum Ruhe-
bett abgepaßten Seidensammt überzogen. Die sämmtlichen Glasscheiben
des oberen Ausbaues waren farbig, diejenigen der Fenster mit reichen
Randornamentirungen umrahmt, außerhalb der letzteren befinden sich
Zugjalousien, innerhalb Sprungrouleaux und bis zum Fußboden reichende
seidene Gardinen. Eine recht anheimelnde Wirkung bot die Ausstat-
tung des Schlaf- und Toilettegemaches. Der warme rothe Ton der
Wandbekleidung, die wundervolle Holzfarbe und die in kleinen Farben-
bezeichnet die Axe des ganzen Raumes, von der sich nach rechts
und links die übrige architektonische Ausbildung symmetrisch anschließt.
Große Spiegelflächen über den fl)runksofas geben den: Raume eine
im Stile übliche reiche Wirkung. Die Thürflächen sind mit leichten
Schnitzereien und reichen Intarsien belegt. An den Deckenflächen sollen
der Größe des Raumes angepaßte allegorische Malereien angebracht
werden, während reiche Smyrnateppiche den Fußboden bedecken. Eine
große Verwendung von vergoldeten Bronzen zu einzelnen Dekorations-
theilen, besonders als Theilornamente, sollen die Wirkung der in den
zierlichsten Formen gehaltenen Ausstattung beleben. Das Arbeits-
kabinet Sr. Maj. zeigt einen kleinen in behaglichem Luxus projektirteu
Raum. Die Dekoration bewegt sich meist in mit Stickereien und Vasse-
menterien verzjerten, ornamental gehaltenen Wandbekleidungen und
Drapirungen. Die Decken zeigen von leichtem Rokokowerk umrahmte
Luftparthien. Ein auch als Ruhestatt eingerichtetes Schlassofa nimmt
nahezu eine volle Wandbreite ein, während sich an der gegenüber lie-
genden Wand eine kleine Ecksofaanordnung mit Sesseln und kleinem
Tischchen befindet. Die übrige mobile Einrichtung besteht in Arbeits-
tisch, Schränkchen und Fensterklapptischchen und ist sämmtlich in grau
Abbildung Nr. z-zz. Grundriß, Längs- und üurrl'chnitt vom Salonwagen Vr. Kgl. Notzeit des Großlzerzogs von Oldenburg.
Varianten spielende Dekoration des Ruhebettes in Gemeinschaft mit den
mäßig vertheilten Goldstaffirungen der Wand- und Deckenfelder, der
Heizkörper und Beschlagstheile, als Griffe der Thüren, Fenster rc.,
zeigte dein Auge eine allseitige wohlthuende Ruhe, die den: mehr prunk-
hast ausgestatteten Salon und Empsangsraume nichts nachgab. Daß
natürlich alle technischen bekannten Errungenschaften in Heizung, Be-
leuchtung, Ventilation, Wasserzu- und -abführung, Kloseteinrichtung, in
der Anordnung der Schlaf- und Sitzmöbel, der Brems- und sonstigen
Sicherheitsvorkehrungen angewendet wurden, dürste wohl als selbstver-
ständlich gelten und bietet der Wagen, selbst beim schnellsten Fahren,
in Folge der konstruktiven Anordnungen des Unterbaues einen so ruhigen
Gang, daß inan alle Unzuträglichkeiten, die Schienenstöße, Wagen-
schwankungen, Bremsvorrichtungen u. dergl. Hervorrufen, vergißt.
Die folgenden Illustrationen auf Abbildung 3^5, 3H6, 3H7, 34H
und der Beilage im zweiten Bogen zeigen die in reichster Ausführung
projektirten Einrichtungen einzelner Gemächer eines Sonderzuges für
Se. Maj. den Kaiser von Rußland. Der in den Formen
Xoriis XVI. gehaltene Salon zeigt in zarten Tönen zu behandelnde
auf Seide gemalte Grnamentirungen und in Hellem Nußbaum mit
zierlichen Schnitzereien versehene Mobilien. Der Kamin, in Marmor,
gebeiztem Eschenholze gedacht. Die Schlasgcmächer, von denen das
jenige Ihrer Majestät beigegeben ist, zeigen eine größtenteils nur in
reichen Seidenstoffen und Stickereien belebte Dekoration, selbst die Decke
ist in leichter Seidenbekleidung angenommen. Die nach der Toilette hin
geöffnete Perspektive bietet in gleichen Formen gehaltene Ausstattung.
Während für das Schlafgemach Ihrer Majestät der Kaiserin
als Grundton ein leichtes mattes Grün vorgeschlagen war, so soll das
Toilettegelaß in mattrosa gehalten sein. Alle Schnitzereien und sonstigen
stabilen ornamentalen Gebilde sind entsprechend dein Karakter des Ge-
maches vermieden. In etwas schwereren, inehr in Holz staffirten De-
korationen war die Ausstattung des Schlasgemaches Sr. Maj. des
Kaisers geplant. Für Genanntes wie für diejenigen der Großfürsten
war Mahagoniholz gewählt. Die Wohngemächer der Letztgenannten
wie für die Großfürstinnen zeigten einfachere Einrichtungen in Nußbaum
und braune beziehentlich mattblaue Seidenbekleidung der Wände.
Der ganze Sonderzug enthielt in den zwölf Waggons, die durch
geschlossene Laufbrücken verbunden waren, nachfolgende Einzelgemächer:
s. Kaiserlichen Salon als Hauptaufenthaltsraum, Arbeitskabinet,
Kammerdienergelaß, Garderoben;
2. Kaiserliche Schlasgemächer mit anstoßenden Toiletten, Klosets