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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Zaifer, Wilhelm jr.: Der Festschmuck im Hause bei besonderen Gelegenheiten: Anleitung über die Dekoration von Innen-Räumen durch die Hand der Hausfrau
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0121

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Seite 92.

Allustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Annen-Dekoration.

Auni-Pest.

nalen Heier, Siegessest, landesfürstlicher Geburtstag usw. Wappenschilds
mit entsprechenden Aufschriften, Standarten, Hahnen und sogar Waffen
in irgend einer weife anzubringen sucht.

Die Hesträume selbst sollen beim Gintritt durch ihre Dekoration
Stimmung machen und müssen deshalb entweder in einem heiter lustigen
oder ruhig ernsten Ton gehalten sein. — Au dekoriren sind die Decke,
die Wände und je nachdem auch der Boden. Die Aimmer- oder
Saaldecke verlangt, weil in der Regel schon vornherein reich gehalten,
nicht viel Schmuck, besonders wenn dieselbe bemalt oder mit Stuck-
verzierungen
versehen ist.
Dagegen ist
es angezeigt,
einer dunklen
polzdecke ein
belebendes
Element zu
geben, was
am Besten
dadurch ge-
schieht, daß
man an den
Durchzügen
oder Balken
Guirlanden
befestigtoder,
wenn es die
pöhe des
Raumes ge-
stattet, leicht
hängt. Zur
weiteren Be-
lebung kön-
nen neben
Blumen noch
Bänder und
Schnüre ein-
geflochten
werden. —
Kreuzungs-

punkte werden besonders gekennzeichnet durch Knoten, Rosetten,
Band- und Schnurschlaufen. Besteht die Decke aus einem geometrischen
Ornament, so folgt inan entweder^auf dem Hriese oder in den Hüllungen
demselben mit den Laubgewinden, um^so die starren Hormen zu beleben.
Die Wirkung dieser Dekorationsweise ist eine vorzügliche und sehr har-
monische, besonders in der Harbe: zwischen den braunen und gelben
Tönen des polzes das saftige frische Grün des Waldes. Ae nach
Umständen, bei Ball- oder Kostümfesten, können die an der Decke hängen-
den Guirlanden noch eine weitere Verzierung dadurch erhalten, daß
man bunt bemalte vier-, sechs- oder achteckige Papierschilde, jedoch
immer an den Ecken in größeren Abständen an dieselben hängt. Ebenso
lassen sich Lampions und zwar japanische, welche sich besser zu diesem
Zweck eignen, als die bei uns gebräuchlichen, sehr vortheilhaft anbringen.
Möchte man größere Hlächen einer Decke, welche sich eventuell aus deren
Eintheilung ergeben, etwas beleben, so ist dies dadurch sehr gut zu
erreichen, daß man aus starker Pappe Schildsormen ausschneidet, ent-
sprechend bemalt, mit Laubgewinden umsäumt und dann aufhestet.
Hüllungen und Kasetten können auch mit farbigen Tuchen ausgeschlagen
werden. Anordnungen von Waffen, Hahnen an Stangen befestigt, usw.
an der Decke sind nicht rathsam, da dieselben das Gefühl Hervorrufen,
als ob man keinen Augenblick sicher wäre, aufgespießt oder erschlagen
zu werden. Der Karakter der dekorirten Decke soll leicht und luftig
sein und ja nicht den Eindruck des Schweren, perunterdrückenden machen,
ein Umstand, welcher dadurch gemildert wird, daß man einen richtigen
Uebergang herstellt zwischen Decke und wand.

Die wand, als Pauptträgerin der dekorativen Ausschmückung,
erhält als Zierde ein Motiv, welches sich wiederholt, ohne den Eindruck
allzugroßer Gleichmäßigkeit zu machen. An dem Halle, daß die wand
schon eine Eintheilung in Helder zeigt, ist man natürlich gezwungen,

sich derselben unterzuordnen. Die Art, eine glatte Wand zu dekoriren,
ist hier eine sehr einfache, und soll an diesem Beispiel hauptsächlich
gezeigt werden, wie der Uebergang von Decke und wand etwa aufzu-
fassen ist. Die Horm der hängenden Guirlanden hat hier einen malerisch
dekorativen Karakter. Allerdings hat man daraus zu achten, daß man
die einzelnen Theile so gleichmäßig wie möglich herstellt. An den
Knotenpunkten werden die Guirlanden in Manschetten gefaßt, welche
entweder mit Goldpapier überzogen oder mit passender Harbe gestrichen
werden. Sollte die Wanddekoration eine reichere Ausbildung erfahren,
so nehme man für die Unterlage der Gehänge eine Stoffdraperie, deren
Harbe jedoch nicht vorherrschend, sondern mit den übrigen gut zusammen
stimmen muß. Diese Art der Bereicherung darf jedoch nur angewendet
werden, wenn es die dekorative Ausschmückung der Decke bedingt. An
den freien Heldern, wie sie in Abbildung Nr. 35^ Vorkommen, lassen
sich entweder kleine Stillleben als Gehänge oder Schilddekorationen in
malerischer Anordnung anbringen.

Eine besondere Ausbildung erfährt häufig derjenige Theil der
wand, welcher direkt hinter dem Präsidium oder dem Ehrenplatz der
Tafel sich befindet. Ast die Heier eine rein familiäre, Geburtstag, Ver-
lobung, Pochzeit oder Taufe, so muß in dieser Dekoration durch eine
passende Schrift oder eine bezugnehmende allegorische Andeutung ange-
zeigt werden, daß hier der Pauptpunkt der Veranlassung sich befindet.
An besonderen Hällen wird auch über dem Ehrenplätze ein Baldachin
errichtet, zu dessen Erstellung jedoch der Hachmann nöthig ist.

pat die Heier einen nationalen Aarakter, so lassen sich die Helder
durch Schild- und Hlaggendekoration an. Zweckmäßigsten ausfüllen.
Auch können Büsten oder Standbilder u. dergl., wenn dieselben nicht
bei einer Rednertribüne oder in einer Ecke ausgestellt sind, in der Art
angebracht sein, daß die-
selben auf einer Konsole
ruhend, mit betreffenden
Hlaggen- und Tuchdeko-
rationen umgeben wer-
den. Zu diesen können
noch Waffen, Palmen,

Lorbeer und Eichen-
zweige kommen.

An häufigen Hällen
wird auch der Ecke eine
Ausschmückung zuTheil.

Dieselbe besteht in der
einfachsten Horm darin,
daß man in derselben
Pflanzen anordnet, die
terassenförmig ansteigen,
und als Bekrönung eine
Higur, eine Vase oder
dergl. haben. Eine an-
dere Art ist die, daß
Büsten oder Higuren aus
Postamenten, die mit
Stoff beschlagen oder mit
Tannenreis umkleidet, in
die Ecke gestellt werden.

Die Ecke selbst aber er-
hält von der Basis des
aus dem Postament
stehenden Gegenstandes
an einen dekorativen
Schmuck entweder durch Stoffdekorationen oder Palmen, getrocknete
Gräser u. dergl. Manchmal ist es nothwendig, Henster- oder Thür-
öffnungen zu verdecken, was in der Weise geschehen kann, daß man
gewöhnliche Lattenrahmen, die genau in die Deffnung eingepaßt sind,
mit farbigen Tüchern bespannt oder mit Schnüren bezieht, um in den-
selben Tannenreis anbringen zu können. Diese werden, nachdem sie
gesteckt, mit einer Scheere gleichmäßig beschnitten. Die Schnüre hierzu
sollten grün gefärbt sein und sind auch zuweilen so erhältlich. Um die
Hugen zu verdecken, wird eine Guirlandenumrahmung angebracht, die
sich entweder scharf markirt oder der Hläche anpaßt.


«Abbildung Nr. 35 p Vorbild für eine Thürdekoralion.

«Abb. 352. Beispiel für eine Eck-Ausfüllung.
 
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