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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Schumacher's Marmorguß
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0207

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5eite f62.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

5eptember-L)eft.

Drückt Boulle vorwiegend den Erzeugnissen der Epoche Louis XIV. den
Stempel seiner Eigenart auf, wenn er auch noch bis in die Zeit der RLZeirae und
die Zeit Louis XV. hinüberreicht, so treten doch hier Namen neben ihn und an
seine Stelle, welche wieder für sich eine Eigenart im französischen Möbelban der
zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts vertreten. Es sind unter anderen die
Namen G. Landein, Lharles Eressentz, deren Werke schon mehr nach dem Rokoko
Hinneigen, dem zwar auch schon Boulle seinen Tribut zollen mußte, das aber in
der virtuosen Behandlung der Bronze durch Lressent schon deutlich erkannt wird:
der Bildhauer löst den Ebenist ab. Nunmehr erobern die Formen von Gilles
Marie (Oppenort und Neissonniers das Feld. Ls kommt die Herrschaft der Ebenisten
Denizot, Garnier, GuL'non, Lathuile, Jean Jacques Laffieri und seines Sohnes
Philippe Laffieri. Unter ihnen blüht das Rokoko und ein naturalistisches Formen-
spiel. Die japanischen und chinesischen Einflüsse unter Louis XV. bringen die Lack-
arbeiten in Mode und Robert Martin und sein Sohn Jean Alexandre Martin
werden die Künstler des „Verrats Nnitio.". Dann kommen Jean Francois Geben
und besonders Jean Henri Riesener, ein Kölner, der berufen war, aus die Menuiserie
unter Louis XV. und Louis XVI. weitgehendsten Einfluß zu üben. Die Kunst-
tischlerei unter Louis XVI. erhält durch ihn ihr Gepräge. Riesener war eine In-
dividualität in dem vollen Umfange und der vollen Bedeutung, wie wir sie in
Boulle für das Zeitalter und die Kunst Ludwigs XIV. kennen lernten. Er ist der
Mennifier des Reklassicismus, damit ist die ganze Strenge und, wenn man gegen-
über den wilden Rokokoformen will, Steifheit seiner aus einer reich quellenden
Fantasie strömenden Möbel gekennzeichnet. Aber diese Strenge hat doch nicht den
Mangel des Zierlichen, des Liebenswürdigen, wenn sie auch der Größe entbehrt,
welche die Arbeiten Boulles ^besitzen. Karyatide, Rankenwerk, Blumenschmuck,
Medaillons mit überaus sein modellirten figürlichen Szenen, Bronzefriese, antikisirende
tektonische Verzierungen, wie die überschlagende Melle, das Herzlaub, der Eierstab,
der gewundene Stab, dann kleine Gallerien, Kantenbeschläge aus vernickelter Bronze,
das ist das reiche Rüstzeug der Kunst eines Riesener, dem wir die zierlichsten
Kowis-seiLe-Möbel verdanken. Eine Reihe der schönsten Stücke von Riesener
besaß Marie Antoinette in ihrem Schatzkästlein Trianon. In Martin Larlin erstand
Riesener ein Nebenbuhler, der mit Glück ganz in seine Fußtapfen tritt. Neben
dieser: beiden Namen sind es noch eine Reihe tüchtiger Ebenisten, die unter
Louis XVI. arbeiten. Unter ihnen begegnet man einer großen Reihe deutscher
Namen wie Adam Weisweiler, David Röntgen, F. Schwertfeger, Wilhelm Lramer
und anderen. Ltienne Levasseur, Llaude Lharles Saunier, Franqois Leleu und
der oben genannte Martin Larlin sind ihre französischen Nebenbuhler.

Die Revolution bringt eine vollständige Ernüchterung des Möbelausbaues.
Dazu hatte schon beigetragen, daß in der letzten Zeit Ludwigs des XVI. schon
Künstler thätig waren, welche nicht mehr, wie ehedem Boulle, in glücklicher Weise
den Erfinder und den geschickten Kunsthandwerker in sich vereinigten. Der Mangel
an Individualismus im französischen Möbel, gepaart mit dem unnatürlichen Eifer
für die Antike versetzten der französischen Lbenisterei den Todesstoß; auch unter
dem Kaiserreiche und zur Zeit der Restauration gelang es ihr nicht, wieder aufzu-
leben. Erst die letzte französische Welt-Ausstellung des Jahres (88Y erbrachte den
Beweis, daß sich die Franzosen wieder mit regem Interesse der Kunst des Xiwiei:
LLZirae erinnern und sie mit großem technischem Geschick und seiner Formen-
empfindung wieder erstehen lassen. Das gilt besonders von Louis XVI.-Arbeiten.

chumacher's

nennt sich eine Erfindung, deren Resultate die rühmlichst bekannte Kunst-Anstalt
für plastische Bildwerke Schumacher L Lo. in Gsterode a. H. seit Kurzem mit
großem Erfolge auf den Kunstmarkt bringt. Alle bisher unternommenen Versuche,
Bildwerke aus Gips einerseits widerstandsfähig zu mache:: und andererseits ihnen
den Eindruck des Leblosen zu nehmen, sind gescheitert, trotz der erdenklichsten Mühen
und des eifrigsten Studiums. Ein schützender Ueberzug von Farbe, Lack, Bronze
oder dergl. entstellt das Bildwerk und läßt die feinen
Konturen verschwinden. Am vortheilhaftesten war bisher
immer noch die Jmprägnirung mit Stearinsäure (soge-
nannte Elfenbeinmasse). Aber solch ein Bildwerk macht,
abgesehen von dem Uebel des „Gelbwerdens" den unan-
genehmen speckig glänzenden Eindruck einer Wachsfigur,
fühlt sich fettig und seifig an und wenn man es wäscht,
so geht zwar der Schmutz, mit ihn: aber auch zugleich,
wenigstens in den meisten Fällen, der Ueberzug ab. Das
unausgesetzte Bestreben der Fachleute war es daher stets,
eine Masse zu finden, welche mit der Leichtigkeit der Her-
stellung von plastischen Gebilden auch die Dauerhaftigkeit
und sonstigen schönen Eigenschaften des Marmors ver-
bindet. Mit dem Marmorguß scheint uns nunmehr das
denkbar Möglichste erreicht zu sein. Marmorguß ist weder
ein Präparat aus Gips, noch eine künstliche Masse, die
das äußere Ansehen des Marmors imitiren soll, sondern
es ist „gegossener Marmor". Die Herstellung geschieht
in ähnlicher Weise, wie der Marmor in der Natur wächst. — Die sabrizirende Firma
ließ dem schönen Material entsprechend, durch berufene Künstlerhand bereits eine
Blüthenlese von Kopieen mustergiltiger Werke antiker und klassischer Meister Her-
stellen. Auch bringt dieselbe neben dieser Kollektion eine Auswahl von (Originalen
moderner Plastik. — Durch diese Erzeugnisse wird dem besseren, sich für die Kunst
und das Schöne interessirenden Publikum, was nicht in der Lage ist, theure Narmor-
ffkulpturen zu erwerben, Gelegenheit geboten, für einen verhältnißmäßig geringen

Mruwrgutz

preis sich in den Besitz wirklicher Kunstwerke von dauernder Beständigkeit zu setzen.
Die hier abgedruckte Abbilduug einer Büste zeigt im (Original die wirklich künstle-
rische Auffassung und Durchbildung der Sujets — leider bleibt der uns gelieferte
Holzschnitt bedenklich hinter dem (Original zurück — nur möchten wir der Fabrik den
wohlgemeinten Rath geben, den: Weiß des Marmors einen wenig wärmeren Ton
zu geben (vielleicht auch ein chamois-grau als Farbe wählen, welcher Ton zu jeder
Zimmerdekoration sowohl in Stil wie in Farbe paßt) und damit noch einen an-
heimelnderen, lebendigeren Ausdruck hervorzurufen. — Musterkollektionen der Bild-
werke befinden sich unseres Wissens bereits in allen größeren Städten, wo nicht,
dürfte die Firma Schumacher L Lo. zweifellos zu jeder Auskunft gern gereit sein.

riefkasten.

krau llcieie von 8cbm. in k!. Sie finden in dem preisgekrönten Entwurf für
ein „Herren-Arbeitszimmer mit daranstoßendem Rauch-Erker" (Beilage im ersten
Bogen des August-Heftes) Ihre Frage zweifellos bis in's Kleinste gelöst. Dort
sehen Sie neben dem natürlichen Rauch-Erker noch einen zweiten durch Stellung
der Möbel künstlich, aber äußerst lauschig gebildeten Erker. Der Schreibtisch ist
zunächst mit seiner linken Flankcnseite an den Fensterpfeiler gestellt, wodurch er ein
Fenster für die Arbeitsecke abschließt. An seiner rechten Seite wird dieser Schreib-
tisch von einer wasch - Gelegenheit flankirt. winkelrecht zu diesem Arrangement
ist nun von der Raüch-Lrkerwand aus frei in's Zimmer die Holzvertäfelung als
Scheidewand geführt, die nach links — vom Rauch-Erker gesehen — durch ein der
Waschtoilette entsprechendes Bücherschränkchen abgeschlossen wird. Statt der ein-
fachen Scheidewand kann auch natürlich ein größerer Bücher- oder Sammelschrank
Aufstellung finden. Betreffs der übrigen Grupxirung innerhalb des Erkers wird
Ihnen wohl Ihr eigener Geschmack genügende Nittel und Wege zeigen, wenn
Sie sich nicht auch in dieser Beziehung an die Vorlage halten wollen.

krckiteick 6. iVI. in 8. Mir bringen in: November ein „Spezial-Heft für
Jnnen-Architektur" und werden wir es mit lebhaftestem Dank begrüßen, wenn
Sie uns Ihre eigenen speziellen Wünsche, sowie auch diejenigen Ihrer Herren
Vereins-Kollegen unterbreiten würden. Wir werden dieselben nach besten Kräften
erfüllen, wie wir überhaupt allen aus dem Leserkreis zu uns gelangenden An-
regungen stets ein williges Ghr widmen und für schnellmöglichste Erledigung, so-
weit solche im Bereich der Möglichkeit und pekuniären (Opferwilligkeit liegt, sorgen.

/lrcinteick V/iib. 8. in k. Wir glauben, in dem vorliegenden Heft nicht nur
Ihrem im Juni geäußerten Wunsch, sondern denjenigen vieler Herren Architekten
erfüllt zu haben. Die Tapete ist ja ein so äußerst wichtiges Dekorations-Vbjekt,
daß ihr gerade aus Architektenkreisen nicht genug Interesse entgegengebracht werden
kann. Die von uns abgebildeten Dessins werden Sie in jeder besseren Tapeten-
Handlung erhalten können, eventuell wird Ihnen der betreffende Fabrikant bereit-
willigst eine Bezugsquelle seiner Erzeugnisse angeben. Jedes Muster ist in den
mannigfachsten, für jeden Möbelstoff gestimmten Kolorit vorhanden. Von den so-
genannten Handdruck-Tapeten werden Ihnen aus Verlangen sogar schon bei Bezug
für ein Zimmer Extra-Anfertigungen nach eigener Farben-Angabe gemacht. — Die
weitere Anfrage hoffen wir im nächsten Heft erledigen zu können. —

kräuiein v. 8. in 6. Für Ihren freundlichen Strandgruß herzlichsten Dank!
Auch wir hätten gern den Redaktionsstaub von unseren Füßen geschüttelt und
irgendwo in einem lauschigen Winkel Erholung gesucht, aber leider — oder im
Interesse unserer Leser besser gesagt „Gott sei Dank" — nehmen die umfassenden
Vorbereitungen für den nächsten Jahrgang, trotz „Hundstags - Hitze" und „saurer
Gurke" alle unsere Thätigkeit vollständig in Anspruch.

Kensrai 8. in 51. Mir werden den Gedanken bestens in Erwägung ziehen
und in einiger Zeit ausführlich darauf zurückkommen.

8tsätbauratb 8p. in 5. Sie finden in dem soeben bei uns zur Ausgabe gelangten,
kürzlich angekündigten Werk vom Direktor der Karlsruher Kunstgewerbeschule,
Professor Hermann Götz, „Die Badische Abtheilung in der Kunstgewerbe-Ausstellung,
München Z888" neben Grundriß und Hauptansicht, auch sämmtliche Details des
mit echt künstlerischer Genialität angelegten, von Fachmann wie Laien gleich be-
wunderten Arrangements. — Das Werk wird Ihnen ungetheiltes Interesse abge-
winnen, und gelegentlich der beregten gewerblichen Lokal-Ausstellung ein Rathgeber
von größter Wichtigkeit sein. — Der Preis ist für 20 Blatt größten Formats mit
ausführlichem beschreibenden: Text Mk. HZ.—.

5. I. in w. Senden Sie uns, bitte, Manuskript und Zeichnungen zur Ansicht.
Ungesehen läßt sich keine Entscheidung treffen, sonst würden wir manchen Reinfaü
zu verzeichnen haben.

Xunstscblosserei 8. in 5. Das nächste Heft ist „Sxezialheft für Kunstschmiede-
arbeiten", dort werden Sie das Gewünschte in Hülle und Fülle finden. Ihr Be-
rufsgenosse kann das Heft auch einzeln zum Preise von Mk. 2.— erstehen.

krau üsaessor 5. in 8t. Nach den uns bereits zugegangen Voransbestellungen
scheint das vorliegende Sxezialheft lebhafte Nachfrage zu haben. — Wir werden
sonach Ihrem Vorschlag gern Folge leisten und öfters Hefte derartigen Genres
erscheinen lassen.

krau 8. in k>. In der Broschüre: „Wie können unsere Frauen zur Aus-
schmückung der Wohnräume beitragen?" werden Sie die von Ihnen gewünschten
Winke in ausgiebigster Variation finden. Mir empfehlen Ihnen den Bezug des
hübsch ausgestatteten Merkchens. — Preis Mk. ;.so durch eine dortige Buchhandlung.

iVIöbeitabrikant 8cb. in 8. Ueber die „Berliner Ausstellung von Wohnungs-
Einrichtungen" werden wir im nächsten oder übernächsten Hefte einen ausführlichen
Bericht mit theilweiser Illustration bringen. Einstweilen verweisen wir Sie auf
die kurze Notiz in heutiger Nummer.
 
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