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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Ausstellung der Frauenkünste in Paris: Originalkorrespondenz von Otto Waldau
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0281

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Seite 222.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Dezember-Heft.

Musstellung der Mrauenkttnste in Maris.

ie „Ausstellung der Frauenkünste" finde ich bei meiner Rückkehr nach Paris
natürlich vollständig installirt und muß sagen, daß sie im Großen und Ganzen
gehalten hat, was sie versprach, nämlich sehr hübsch und interessant geworden ist.
Allerdings Manches bleibt hinter den Erwartungen zurück und die Dioramas z. B.,
welche einen besonderen Anziehungspunkt bilden sollten, sind ziemlich mäßig aus-
gefallen. Ganz nett gemalte Bilder, erscheinen sie doch wenig anschaulich und
bieten besonders das nicht, was ich dort zu finden gehofft und was versprochen
worden war, nämlich getreue Darstellungen einiger Salons der früheren Jahrhun-
derte. Die Umgestaltung der Mode soll darin gezeigt werden und ist ja natürlich
auch, da die Gemälde den verschiedensten Zeiten entstammen, zu beobachten, aber
man wollte uns dies doch viel lebenswahrer durch Wachsfiguren vorführen, in
einer Umgebung, die den betreffenden Perioden gemäß ausgestattet sein sollte, und
dies hat man nur in sehr bedingtem Maße gehalten. Zwei Bilder nämlich sind
nur vorhanden, die in dieser Weise hergestellt wurden und davon kann nur das
eine für die „Inuen-Dekoration" in Betracht kommen, welches einen Salon kirr cte
sieele zur Zeit der Theestunde oder des „kive o'eloalc", wie man hier komischer
Weise sagt, darstellt. Das andere, „K.W Veliees äe ls. lirs.teill.its", ist zwar
sehr hübsch, zeigt aber nur ein
Llternpaar in einem Garten,
das sich an seinem Sprößling
erfreut. Ls ist nach einem be-
kannten Gemälde vom LlrrsLe
(ZrLvill, dem berühmten
Wachsfigurenkabinet, gemacht.

Das andere moderne Bild zeigt
fünf junge Frauen in elegan-
tester Toilette, von denen zwei
sitzen, eine den Thee servirt,
eine am Klavier steht und eine
soeben kommt. Die Einrichtung
des Salons ist im Empirestil
und macht sich hierbei, wie auch
bei den meisten andern, die zur
Ansicht kommen, das Bestreben
bemerkbar, die glatten Wand-
fiächen zu unterbrechen, zu
verbannen. Die Hintere Wand
des Sglons ist in der Mitte
durch ein sehr großes, pracht-
volles Gobelin geschmückt, das
von der Decke bis fast zum
Fußboden reicht. Die übrigen
wände in weiß und gold sind
mit schmalen Panneaux aus
hellgrünem Damast verziert.

In den abgestumpften Ecken
befinden sich große, oben mit
schmalen Gold-Guirlanden ver-
zierte Spiegel, vor dem einen
ein Schränkchen im Genre des
Empire mit Spiegelthüren, auf
welchem eine Palme steht; vor
dem andern von unten herauf
gehend und dicht an demselben
anliegend, ein hohes sich weit
ausbreitendes Farrenkraut, das
zarte Frauenhaar. Die ebenfalls in weiß und gold gehaltene Decke ist in zarten
Farben gemalt, verschiedene der kleineren Gegenstände stehen umher, die ein Ge-
mach wohnlich gestalten, hier eine Säule, welche eine Vase trägt, dort eine prächtige
Lampe — Gas gilt in Paris im Salon ja für unangebracht — ein Tischchen mit
Theemaschine und Tassen rc.

Ist übrigens ex okkieio nur dieses eine Zimmer ausgestellt, so sind dagegen
von den großen pariser Magazinen eine ganze Fülle derselben hergerichtet worden,
und da alle natürlich sich bemüht haben, ihr Bestes zulleisten, so ist denn auch viel
Schönes und Interessantes zu erblicken, ja gerade nach dieser Richtung hin so vieles,
daß ich mich darauf beschränken muß, nur das Hervorragendste zu geben. Gleich
beim Betreten des Palastes wird man zwei große Kojen bemerken, die vollständig
im Dunkeln liegen. Dieselben sind von oben bis unten Mit Teppichen jedes nur
denkbaren Genres bedeckt und durch eine riesige Gaskrone und zwei hohe Gas-
kandelaber erhellt. Hieran schließen sich nun nach beiden Seiten rund um den
unteren Raum der enormen glasgedeckten Halle große Stände, die fast alle entweder
durch einzelne prächtige Möbelstücke oder ganze Gemächer ausgefüllt sind, da die
hauptsächlichsten Mitglieder der „Union Lüentrale ckes Krts Oeoorntils" natürlich,
ja vornehmlich, aus den bedeutenderen Nöbelfabrikanten, Tapeziers rc. bestehen.

Unter den prächtigen dort zu schauenden Sachen zeichnen sich viele durch das
freundliche Genre aus. Da sieht man solche, die den chinesischen Geschmack imitiren
wollen, andere die, was ja allerdings weniger neu ist, den japanischen veranschaulichen.
Unter den ersteren war besonders ein Schlafzimmer ebenso allerliebst als originell.
Das Bett aus weißem, vergoldetem Holz zeigt an der Rückwand ein sein gearbeitetes,

grünes Gitter und darüber eine schmale Guirlande, die in Wahrheit aus schwarzen,
chinesischen Lettern besteht. Das Fußende in gleicher Weise verziert, hat länglich-
runde Ausschnitte, durch die man die prachtvolle Bettdecke erblickt, die in ihrer
ganzen Schönheit von beiden Seiten zu sehen ist. Dieselbe war aus weißer, schwerer,
weicher Seide, mit Rosen, Veilchen, Blättern in ihren natürlichen Farben bestickt
und von breiter Franze umrandet. Ueber dem Bett erhebt sich ein Baldachin, mit
untem gelbem und darüber rosa Atlas drapirt, welcher ebenfalls prachtvolle Sticke-
reien — Palmblätter und Vögel — aufweist. Toiletten, Waschtisch und Stühle
bestehen auch aus dem weißen grünverzierten Holz; letztere geben jedoch durch die
sehr verschiedenartigen Bezüge, die hier garz hell, dort wieder dunkel sind, dem
Zimmer ein recht abwechslungsvolles Aussehen. Auch eines japanischen Schlaf-
gemachs sei hier seiner großen Eleganz wegen noch gedacht. Das sehr große Bett,
dessen Kopfende weit höher ist als das ganz niedrige Fußende, geschmückt mit ein-
gelegten Figuren, die menschliche Gestalten darstellen, zeigt außerdem prächtige
Schnitzereien. Eine hellgrüne Atlasdecke breitet sich über dasselbe, von dem Kops-
ende aus erhebt sich an einer Seite ein aus Holz geschnitzter dünner Baumstamm
mit Blättern, der das ganz schmale, nicht bis in die Mitte des Bettes reichende
Baldachin aus geschnitztem Holz trägt. Die Rückwand ist mit blaßrosa in Falten
gelegtem Atlas drapirt und von dem Baldachin herab und theilweise durch die
Schnitzerei desselben gehend, hängt eine Draperie aus rosa und grünem Plüsch.

! — Für Salons scheinen, wenigstens wenn man nach den vielen in diesem Genre

jetzt zu sehenden Gegenständen
urtheilen kann, gestickte Möbel
sehr in Aufnahme zu kommen
d. h. nicht nur diejenigen im
Stile Louis XV. mit auf Atlas
gearbeiteten Dessins, sondern
auch diejenigen, bei welchem
die Bezüge aus richtiger Ta-
pezeriearbeit bestehen, die aber
so fein ausgeführt ist, daß man
fast glauben könnte Gobelin-
gewebe vor sich zu haben,
viele dieser Möbel machen den
beabsichtigten alterthümlichen
Eindruck, um so mehr als die
Rücklehnen gewöhnlich aus
menschlichen Figuren gebildete
Gruppen, die Sitze Blumen-
kränze ziert. Ein in dieser Art
hergerichteter Salon zeigte auf
dem Tisch eine rothe Atlasdecke,
die dicht mit Blumenstickereien
bedeckt war, zwischen denen am
Rand rund herum Köpfe sicht-
bar wurden und auf einer
Tafel ein Bild ebenfalls in
Stickerei ausgeführt, das eine
sehr bewegte Strandscene ver-
anschaulichte. Reizend ist auch
ein Salon im Stile Louis XV.
mit goldenen Möbeln, deren
mit Medaillons bemalte Bezüge
indenverschiedensten sehr Hellen,
zarten Farben gehalten sind
d. h. in 'der Art, daß jeder der
kleinen Sophas und jeder Stuhl
eine andere aufweist. Bei
diesem Salon ist, wie auch bei
manchen andern, auch das fast
bis zur Erde reichende Fenster mit dem eisernen Gitter davor zu sehen, durch welches
man in eine Landschaft hinaus schaut. Das Fenster ist in diesem Falle mit rosa
gestickter Seide drapirt, über die hellgrüne^von oben in Bogen fällt, zwischen welchen
letzteren wieder brauner Plüsch sichtbar wird. Line allerliebste Ecke für einen
kleinen Salon oder ein Boudoir war die folgende. Auf einer Erhöhung, die mit
einem goldenen von einem geflügelten Engel gekrönten Gitter an einer Seite
begrenzt wird, steht ein kleines Kanapee, das einen hellseidenen mit Pompadour-
blümchen bestickten Bezug hat. Lin Baldachin mit einer Hinterwand aus hellblauer
Seide und einer Draperie aus rosa Seide und hellgrünem Plüsch fällt von einem
goldenen Gestell, das oben in einem Kranz ausgeht, herab und wird an beiden
Seiten von zwei Engeln in Fleischfarbe aber mit goldenen Flügeln zurückgehalten.

In Bezug auf Eßzimmer ist kaum etwas zu bemerken, da darin wenig
(Originelles geleistet ist, aber einiger der wundervollen Möbelstoffe muß ich noch
gedenken, die theils aus alten Sammlungen stammen, theils neuer, meistens Lyoner
Fabrikation sind. Unter den ersteren werden, so kostbar sie oft sind, viele doch kaum
heut noch als Vorwürfe dienen können. Da ist z. B. ein dunkelblauer Stoff, der
mit großen, goldenen Sternen durchwirkt ist. Am unteren Ende — derselbe sollte
augenscheinlich zu Vorhängen dienen, — sieht man große ebenfalls aus Goldfäden
gebildete Schilde, die unten die Figuren von je zwei Engeln, oben aber wie in
einem viereckigen Rahmen in bunter Seide ausgeführte Genrebilder zeigen. Aber
noch jetzt in schönster Weise verwendbar wäre ein anderer Vorhang. Derselbe ist
aus dunkelrothem Atlas, über den sich ein Spitzentüllmuster hinzieht, welches aber
so außerordentlich naturwahr ausgeführt ist, daß erst eine ganz genaue Prüfung

Abbildung WAA Bummer H77.

" Motiv für einen Wasserspeier. Lntw. v. Arch. Winkler.
 
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