Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 2.1920/21
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0080
DOI Heft:
2. Oktoberheft
DOI Artikel:Donath, Adolph: Die Dredner Porzellan-Auktion
DOI Artikel:Borchardt, Felix: Besuch bei Claude Monet
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in Dresden geschah. In der Abteilung der ersten blau-
weißen Porzellane befanden sich übrigens vier histo-
rische Stücke, nämlich vier von den „Dragoner-
vasen“, die August der Starke von Friedrich Wilhelm I.
von Preußen für die Abtretung eines Dragonerregiments
„mit in Zahlung genommen“ hatte. Die erste dieser
103 bis 105 cm hohen zylindrischen sich leicht nach
oben erweiternden Monumentalvasen kauften J. und S.
Goldschmidt in Frankfurt für 82 000 Mk , die zweite und
dritte ging für zusammen 95 000 Mk. in den Besitz der
Frau Feist in Berlin-Wannsee über, die vierte brachte
42000 Mk. Und an die vier „Dragonervasen“ schlossen
sich die restlichen blauweißen Porzellane: zwei große
zylindrische Vasen (H. 73 cm) Joh.-Nr. 6, 115000, zwei
desgleichen (H. 71 cm), 118000, zwei weitere in tiefem
Kobaltbau mit stilisierten Päonienranken 100000, eine
balusterförmige große Vase mit Päonienranken und
Drachen 62 000Mk. Aberden Rekordpreis brachte Joh.-
Nr. 363, die in Form dreier sich verjüngender Kugeln
aufstrebende Monumentalvase: Heilbronner (Berlin) gab
für dieses blauweiße Stück 215000 Mk. Zwei große
blauweiße Blumenkübel um 1700 (H. 50,5 cm) Durchm.
50,5 cm bezahlte van Dam (Berlin) mit 48500, zwei ähn-
liche in tiefem Kobaltblau Glenk (Berlin) mit 62 000Mk.
Das Ausgebot dieser blauweißen China-Porzellane
gehörte neben dem Verkauf des großen bemalten Affen
wohl zu den „spannendsten“ Momenten der Staatlichen
Kunstversteigerung in Dresden, bei der an 8 Millionen
Mark umgesetzt worden sind. Die wichtigsten Ergeb-
nisse der Auktion des japanischen Porzellans, der Elfen-
beinschnitzereien und der Waffen werden im Kunst-
wanderer noch vermerkt werden.
Wolfgang Huber
C. G. Boerner, Leipzig
Auktion Davidsohn II. Teil
ßefud) bet Claude Jvlonet
oon
felix Boücbacdt
Der Maler Felix Borchardt in Berlin hat das Manu-
skript seiner Erinnerungen vollendet. Borchardt, der
von 1900—1912 in Paris gelebt hat, wo er wiederholt im
Großen Salon ausstellte und die Anerkennung fand, daß
der französische Staat ein großes Herrenportrait für das
Luxembourg-Museum erwarb, schildert in diesen Erinne-
rungen seine Bekanntschaft mit Domenico Morelli, seine
Beziehungen zu Böcklin, Raffaelli, Besnard, Carriere u. a.,
sowie zu den Präsidenten Loubet, Falberes und zu Georges
Leygues, dem jetzigen französischen Ministerpräsidenten.
Wir geben aus dem Manuskript der Borchardtschen Erinne-
rungen die uns freundlichst zur Verfügung gestellte Plau-
derei über einen Besuch bei Claude Monet (1904) wieder.
ouis Vauxcelles hat uns bei Claude Monet angemeldet,
' und meine Begierde, diesen größten aller Land-
schafter persönlich kennen zu lernen, wuchs von Stunde
zu Stunde.
Es war ein besonders heißer Nachmittag, als wir
vor seinem Landhaus in Gisors ankamen. Damals
schmückten gelbe Blumen in verschiedenen Schattierungen
den Garten, in dessen Mitte die Villa liegt.
Ein Mädchen öffnete, und wir traten in den Vorraum,
dessen Wände mit farbigen japanischen Holzschnitten
geziert waren.
Freundlich, aber mit einer gewissen Zurückhaltung,
die er allen Fremden entgegenbringen soll, empfing uns
der Meister. Die kurze, gedrungene Gestalt mit den
breiten Schultern, dem mächtigen Kopfe und langem
weißem Barte (eine gewisse Ähnlichkeit mit Meissonnier),
den durchdringenden, forschenden Blick fest auf die
Besucher gerichtet, hatte etwas ungemein Imponierendes.
Sein graugelbes Sportkostüm mit den langen, eng-
anliegenden Knickerbockers zeigte den Sportsmann. Er
war leidenschaftlicher Autler.
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weißen Porzellane befanden sich übrigens vier histo-
rische Stücke, nämlich vier von den „Dragoner-
vasen“, die August der Starke von Friedrich Wilhelm I.
von Preußen für die Abtretung eines Dragonerregiments
„mit in Zahlung genommen“ hatte. Die erste dieser
103 bis 105 cm hohen zylindrischen sich leicht nach
oben erweiternden Monumentalvasen kauften J. und S.
Goldschmidt in Frankfurt für 82 000 Mk , die zweite und
dritte ging für zusammen 95 000 Mk. in den Besitz der
Frau Feist in Berlin-Wannsee über, die vierte brachte
42000 Mk. Und an die vier „Dragonervasen“ schlossen
sich die restlichen blauweißen Porzellane: zwei große
zylindrische Vasen (H. 73 cm) Joh.-Nr. 6, 115000, zwei
desgleichen (H. 71 cm), 118000, zwei weitere in tiefem
Kobaltbau mit stilisierten Päonienranken 100000, eine
balusterförmige große Vase mit Päonienranken und
Drachen 62 000Mk. Aberden Rekordpreis brachte Joh.-
Nr. 363, die in Form dreier sich verjüngender Kugeln
aufstrebende Monumentalvase: Heilbronner (Berlin) gab
für dieses blauweiße Stück 215000 Mk. Zwei große
blauweiße Blumenkübel um 1700 (H. 50,5 cm) Durchm.
50,5 cm bezahlte van Dam (Berlin) mit 48500, zwei ähn-
liche in tiefem Kobaltblau Glenk (Berlin) mit 62 000Mk.
Das Ausgebot dieser blauweißen China-Porzellane
gehörte neben dem Verkauf des großen bemalten Affen
wohl zu den „spannendsten“ Momenten der Staatlichen
Kunstversteigerung in Dresden, bei der an 8 Millionen
Mark umgesetzt worden sind. Die wichtigsten Ergeb-
nisse der Auktion des japanischen Porzellans, der Elfen-
beinschnitzereien und der Waffen werden im Kunst-
wanderer noch vermerkt werden.
Wolfgang Huber
C. G. Boerner, Leipzig
Auktion Davidsohn II. Teil
ßefud) bet Claude Jvlonet
oon
felix Boücbacdt
Der Maler Felix Borchardt in Berlin hat das Manu-
skript seiner Erinnerungen vollendet. Borchardt, der
von 1900—1912 in Paris gelebt hat, wo er wiederholt im
Großen Salon ausstellte und die Anerkennung fand, daß
der französische Staat ein großes Herrenportrait für das
Luxembourg-Museum erwarb, schildert in diesen Erinne-
rungen seine Bekanntschaft mit Domenico Morelli, seine
Beziehungen zu Böcklin, Raffaelli, Besnard, Carriere u. a.,
sowie zu den Präsidenten Loubet, Falberes und zu Georges
Leygues, dem jetzigen französischen Ministerpräsidenten.
Wir geben aus dem Manuskript der Borchardtschen Erinne-
rungen die uns freundlichst zur Verfügung gestellte Plau-
derei über einen Besuch bei Claude Monet (1904) wieder.
ouis Vauxcelles hat uns bei Claude Monet angemeldet,
' und meine Begierde, diesen größten aller Land-
schafter persönlich kennen zu lernen, wuchs von Stunde
zu Stunde.
Es war ein besonders heißer Nachmittag, als wir
vor seinem Landhaus in Gisors ankamen. Damals
schmückten gelbe Blumen in verschiedenen Schattierungen
den Garten, in dessen Mitte die Villa liegt.
Ein Mädchen öffnete, und wir traten in den Vorraum,
dessen Wände mit farbigen japanischen Holzschnitten
geziert waren.
Freundlich, aber mit einer gewissen Zurückhaltung,
die er allen Fremden entgegenbringen soll, empfing uns
der Meister. Die kurze, gedrungene Gestalt mit den
breiten Schultern, dem mächtigen Kopfe und langem
weißem Barte (eine gewisse Ähnlichkeit mit Meissonnier),
den durchdringenden, forschenden Blick fest auf die
Besucher gerichtet, hatte etwas ungemein Imponierendes.
Sein graugelbes Sportkostüm mit den langen, eng-
anliegenden Knickerbockers zeigte den Sportsmann. Er
war leidenschaftlicher Autler.
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