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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

DOI issue:
1./2. Juniheft
DOI article:
Dammann, Walter Heinrich: Die Neuaufstellung im hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0401

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1/2. Junitieft

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Gleich nach der Übernahme der Museumsleitung durch
Direktor Sauerlandt, zu Anfang des Jahres 1919,
begann die Neuaufstellung der Sammlungen des ham-
burgischen Museums für Kunst und Gewerbe. Im Mai 1921
konnte das Museum, in fast allen Abteilungen, den Be-
suchern wieder zugänglich gemacht werden.

Was in den dazwischenliegenden zwei Jahren ge-
leistet wurde, kann man nur beurteilen, wenn man die
baulichen Besonderheiten des „Schul- und Museums-
gebäudes am Steintorplatz“ und den früheren Zustand
der Sammlungen kennt.

Das Haus, von Baudirektor Zimmermann geschaffen,
beherbergte bei seiner Übergabe, 1877, außer einem Real-
gymnasium, einer Gewerbeschule und einer Direktor-
wohnung, noch ein völkerkundliches und ein botanisches
Museum, ferner die Brinckmannschen Sammlungen. Die
bauliche Leistung war auf den Schulbetrieb zugeschnitten;
sie stellte sich dar als eine in mehreren Stockwerken um
zwei Höfe herum geordnete Folge von hohen, reichlich
befensterten Klassenzimmern an kreuzgewölbten Korridoren.
Da das Gebäude an sichtbarer Stadtstelle freilag, wurden
alle vier Außenwände als Schauseiten behandelt. Von
diesen Schauseiten aus geschah die innere Austeilung.
Ärgerliche, bei der Benutzung als Museum besonders
lästige Mängel waren die Folge. Fast keine Korridor-
tür sitzt in der Mitte ihrer Raumwand, fast in allen
Zimmern teilt sie ihre Raumwand, nach verschiedenem
Verhältnis — weil sie auf die Hoffensterverteilung ein-
gepaßt wurde. Die Türen der Querwände sitzen teils
nicht in Flucht, teils fluchten sie nicht mit dem Fenster,

auf das sie zuführen. Sehr ungünstig liegen die Treppen.
Aborte scheinen anfangs überhaupt gefehlt zu haben.
Die Rundflucht des Erdgeschosses war durch eine Tor-
fahrt unterbrochen. Wir wissen heute, daß ein wunsch-
gerechter Museumsbau auch einem sehr erleuchteten
Architekten eine harte Nuß bleibt. Beim Bau unseres
Schul- und Museumsgebäudes war offenbar ein nur wenig
entwickeltes architektonisches Geistesvermögen tätig. Das
Museum hatte hier also nicht viel zu hoffen.

In diesen Bau, den er schrittweis in immer größerem
Ausmaße für seine Zwecke zu erobern verstand, den er
einmal auch durch einen wohlgelungenen Hofeinbau
(Milde- und Speckterzimmer) um ein weniges erweiterte,
stellte Justus Brinckmann seine Schätze hinein. Zunächst
lediglich nach Stoff- und Bearbeitunggruppen: Metall,
Holz, Glas, Töpferei usw. Später führte er daneben, in
den Zimmern der Südflucht, eine Aufstellung durch, die
sich kulturgeschichtlicher Anschauungweise zu nähern
schien. Da aber Brinckmanns Bestreben darauf gerichtet
war, nur Stücke hohen Kunstwertes in seiner Sammlung
zu haben, kam von vornherein der Begriff „Kulturgeschichte“
nur mit dieser Einschränkung — also etwa auf: „Stil-
geschichte“ — in Betracht. Das war auch insofern
günstig, als die bekanntlich überall fließenden Stilgrenzen
das Gesamtmuseum nicht so hart zerstückelten, wie es
eine streng kulturgeschichtliche, übrigens auch eine streng
technologische, Anordnung getan hätte. Bis zu seinem
Tode hat Brinckmann manche Einzelheiten der Aufstellung
noch geändert; so war es ihm einmal eine besondere
Genugtuung, als er der Straßburger Kartelluhr im Rokoko-

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