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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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2. Juliheft
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Schumann, Paul: Altholländische Kunst in Dresden
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Donath, Adolph: Kunst in Teplitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0463

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miihle aus der Jannsenschen Sammlung geht unter den Namen
des Esaias van de Velde. Schließlich ist noch Adam
Pynackers nicht gerade sehr treffend und sprachlich geschmack-
voll als Herdentransport bezeichnetes Gemälde. An der Fähre
mit weitem Blick in einen Fluß mit bewaldeten Ufern. Reichfarbig
in abendlicher Beleuchtung deutet es darauf hin, daß dieser
Amsterdamer Künstler nicht ohne Einwirkung auf seine Kunst
Italien kennengelernt hat.

Die Gruppe der holländischen Stillebenmaler ist durch
Willem Kalffmit einem Innenbilde aus der Sammlung Soukerelt,
A. de Lust mit einem bezeichneten Rosenbilde und Rachel
Ruysch mit einem in leuchtenden Farben gemalten Blumenstilleben
(bezeichnet und datiert 1690) nicht unwürdig vertreten.

Einige religiöse Gemälde der vlänrischen Schule des 16. Jahr-
hunderts sind der Sammlung holländischer Bilder beigegeben:
darunter eine Grablegung, die in ihrer italienisierenden Kompo-
sitionsweise mit rotem Grund dem Cornelis Massys zu-
geschrieben wird, und eine pathetisch lebendige Auferstehung
Christi von dem Anlwerpener Meister Marcellus Coffer-
mans. Die Nachahmung der Italiener, die um die Mitte des
16. Jahrhunderts die Malerei in Antwerpen beherrscht, tritt hier
besonders scharf und bezeichnend zutage.

Unter den Handzeichnungen finden sich eine Fülle gefälliger
Blätter und zwar von Meistern, von denen Gemälde nicht vor-
handen. Rembrandt und einige seiner Schüler sind hier ansehnlich
vertreten. Paul Schumann.

Kun(! ln Teplit%

Ich meine jenes Teplitz, das man von Berlin aus in knapp
sieben Stunden erreicht, jenes älteste böhmische Bad, wo Goethe
und Beethoven, Schopenhauer und Richard Wagner Heilung ge-
sucht und gefunden haben. Jenes Teplitz also, dessen radioaktive
Quellen und thermalwassergetränkte Moorbäder selbst die ver-
bittertsten Gichtikcr und Rheumatiker wieder auf die Beine bringt

Govaert Flinck

Bildnis eines Mädchens

Marcellus Coffermans

Die Auferstehung

bietet auch für den Kunstwanderer manches interessante. Auch
Teplitz hat nämlich seine Sammlergemeinde.

In Deutschland ist der Name Albert Dasch von gutem
Klang. Der Vater Alberts war passionierter Sammler und so
konnte der Sohn schon in jungen Jahren Kunst sehen und ver-
gleichen. Als dann drei Jahrzehnte später — es war 1913 —
Albert Dasch einen Teil seiner Teplitzer Sammlung bei Lepke in
Berlin versteigern ließ, sagte Hans Carl Krüger im Vorwort des
kunstwissenschaftlich interessanten Kataloges, daß diese Sammlung
zu denjenigen gehöre, „die eine Überraschung bedeuten, vor der
der Respekt bei genauer Durchsicht wächst“ . . . „Die Über-
raschung wird“, schreibt Krüger, „größer, wenn man hört, daß
fast jedes Stück ohne Vermittlung des Zwischenhandels lediglich
aus dem nördlichen und nordwestlichen Böhmen erworben wurde
(z. B. auch der große Sulkowski-Leuchter vom Schloß Dux des
Grafen Waldstein, der große predigende Franziskus Xaverius
vom Schloß Rosenburg des Fürsten Clary, dessen Schutzpatron
dieser Heilige ist), so daß durch das zielbewußte Ausschöpfen
der örtlichen Quellen wirklich eine Sammlung zustande gekommen
ist, die an Rang auch solchen nicht unebenbürtig ist, die auf
breiterer Grundlage aufgebaut sind.“

Damals, im Jahre 1913, ist manche qualitätsstarke Meißener
und Wiener Porzellanplastik, manches kostbare Zwischengoldglas
in die Ferne gewandert. Die 9300 Mark, die man damals für das
15 cm hohe Wiener Figürchen der das Schokoladenservice tragenden
Kammerzofe in purpurnem Reifrock gezahlt hat, waren der
überhaupt erste Rekordpreis für eine Wiener Figur und wurden
erst 1918 von der „Dame“ des Berliners Gumprecht übertrumpft,
die man sich schon 20 000 Mark kosten ließ. Dasch bedauert
vielleicht, daß sein Wiener Schokoladenmädchen heute bei der
Baronin Hatvany in Budapest steht, aber er mag sich damit
trösten, daß ihm in der Zwischenzeit doch wieder Porzellan-
erwerbungen geglückt sind, die jedem Museum zur Zierde
gereichen würden. Ich möchte hier blos auf seine — meines
Wissens kunstwissenschaftlich noch nicht bekannte — Saxonia
hinweisen, deren Umrisse aus unserer Abbildung der Vitrine
(oberste Reihe) sichtbar sind. Übrigens lernte ich in der Kirche
Mariaschein bei Teplitz noch ein anderes Meißener Stück

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