Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

DOI Heft:
1. Januarheft
DOI Artikel:
Schnorr von Carolsfeld, Ludwig: Die Vertäfelung im Porzellankabinett des Dresdener Schlosses
DOI Artikel:
Sauerlandt, Max: Biedermeiergläser mit durchsichtiger Schmelzmalerei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0190

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
chinesischen Formen gehaltenen Meißener Vasen und
dem ostasiatischen Porzellan. Dem Regencecharakter der
Vertäfelung entsprechen am meisten die doppeltgehenkelten
Deckelvasen mit gebuckeltem und reliefiertem Leib, deren
Formen auf Irminger und seine Schule, vielleicht auch
auf die Architekten des Königs, Longuelune oder Leplat,
zurückgehen (um 1720—25). Acht Vasen dieser Sorte
waren, bevor die Tür nach dem Altan durchgebrochen
wurde, auf den Konsolen der beiden Hermenpilaster an-
geordnet (Abb. 3) und sind seitdem in der Galerie des
Altans und in der Fensterlaibung des Turmzimmers auf-
gestellt.

Ein zwingender Grund, den Zugang nach dem Altan
offenzuhalten, besteht heute nicht mehr. Es ist daher
dringend zu wünschen, daß die Hauptwand des Turm-
zimmers wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt
wird. Eine Rekonstruktion ließe sich leicht und ohne

erhebliche Kosten nach der alten photographischen Auf-
nahme im Sinne der ursprünglichen Aufstellung vornehmen.
Bei dieser Gelegenheit müßte der Porzellanbestand des
Turmzimmers einer Neuordnung unterzogen werden.
Historisch wichtige Porzellane, wie die von Höroldt be-
zeichnete und 1727 datierte gelbe Stangenvase, die beiden
viel zu hoch aufgestellten Kirchnerschen Tischfontänen
mit den vier Weltteilen u. a. könnten in die Porzellan-
sammlung überführt und gegen dekorativ gleichwertige
Stücke ausgetauscht werden. Bei der schlechten Beleuch-
tung des Turmzimmers wäre eine solche Maßnahme
durchaus gerechtfertigt. Durch die Wiederherstellung
der Hauptschauseite und die Neuordnung des Bestandes
würde das einzigartige Porzellankabinett die frühere Ge-
schlossenheit wiedererlangen und eine neue Anziehungs-
kraft unter den unvergleichlichen Kunststätten Dresdens
bilden.

Biedevmeievgläfev mit duvcbficbtigev Scfymelsmalevei

von

Max SaueMandt

Tm Jahre 1841 erschien bei Christian Ernst Kollmann
* in Leipzig ein, wie es scheint sehr selten gewordenes
Büchlein: „Geheimnisse der Alten bei der durchsichtigen
Glasmalerei, nebst der Kunst, die dazu nötigen Farben zu
bereiten und einzubrennen. Praktisch dargestellt von
C. Siegmund. Zweite durch Nachtrag vermehrte Auflage,
welche mehrere neue Farben und Arcana enthält. Nebst
Tafel mit Abbildungen.“ Es ist ein technologischer Traktat
alten Stiles, in dem die Farbenbereitung und die Mal-
technik der nach ihrem Erfinder Samuel Mohn aus
Weißenfels (geb. 1700, gest. in Dresden 1815) so genannten
Mohngläser mit allerlei praktischen Winken dargestellt
wird.

Belustigend wirkt das treuherzige Selbstgefühl des
neueren Künstlers in seinem Urteil über die alten Glas-
gemälde, deren bewunderte Technik er wiedergewonnen,
ja in einzelnen Punkten noch überboten zu haben meint.
„Wenn zwar schon — so heißt es in der Vorrede —
der Geschmack unserer Zeit es verschmähen würde,
Zeichnungen und Bilder im Geiste der damaligen Zeit
zu liefern, wenn das Steife und Geschmacklose, was wir
gewöhnlich an der alten Glasmalerei erblicken, durch die
Art und Weise, wie man jetzt Zeichnungen und Malerei
behandelt, aus der Glasmalerei gänzlich verschwinden
würde, so würde diese hierdurch bloß gewinnen, und
der Wert und das Gefallen an heutzutage gefertigten
Glasmalereien müßte mit dem Geschmack und der Voll-
kommenheit der Ausführung notwendig steigen.“

Die ausführliche Aufzählung der „zum Glasmalen
nötigen Geräte“, die vielen Rezepte für Öle, Flußmittel
und Farben — bei denen der große Reichtum der ein-
unddreißig Stufen umfassenden Palette in Erstaunen
setzt —, sind für uns von geringem Interesse, und sehr

ergiebig ist auch der Abschnitt „Vom Glasmahlen selbst“
nicht.

Wir erfahren hier mit leichtem Befremden, daß der
Maler empfiehlt, die Zeichnung auf die mittelst Terpentin-
öl klebrig gemachte Oberfläche des Glases durchzupausen,
und bemerken, daß Siegmund zur Erhöhung des „Feuers“
seiner Glasmalerei unter die bunten Farben einen gold-
gelben Grund zu legen pflegt, daß er auch durch Über-
einanderlegen verschiedener Farben, durch „Lasieren“,
seine Palette noch über die Zahl seiner einunddreißig
Rezeptfarben hinaus zu bereichern bestrebt ist, was
freilich dann wiederholte Befestigungsbrände erforderlich
machte. „Nämlich: — schreibt Siegmund — ob ich
gleich in der Bereitung der Farben auch eine Vorschrift
zu Grün gegeben habe, so hält doch diese Farbe keinen
Vergleich mit dem Grün, das man aus der Zusammen-
setzung dieses Goldgelbs mit Blau erhält; nur bei un-
bedeutenden Gegenständen und um sich einmal Brennen
zu ersparen, kann man sich des oben angegebenen, oder
des Kupfergrüns bedienen.“ —

So weit der Traktat.1) Sein Verfasser, der Glasmaler
Christian Siegmund (oder Sigmund) ist — nach
Nagler’s Künstlerlexikon — im Jahre 1788 geboren. Er
war zunächst Schüler der Leipziger Akademie, ging als-
dann zu seiner weiteren Ausbildung nach Dresden. „Er
malte Figuren und Landschaften, anfangs in Öl, dann

') Am Schluß desselben, auf S. 52, verweist Siegmund auf
eine zweite im gleichen Verlag erschienene Schrift: „Anleitung
die Stahl- und Kupferstiche verbunden mit dem Platiniren des
Glases und Porzellans auf eine schnelle und sichere Manier, so-
wohl unter als auf der Glasur, auch koloriert auf Porzellan, Stein-
gut usw. überzudrucken und einzubrennen. Praktisch dargestellt
von C. Siegmund in Dresden, nebst Tafel mit Abbildungen.

182
 
Annotationen