Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 2.1920/21
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0251
DOI issue:
2. Februarheft
DOI article:Lederer, Philipp: Griechische Münzen: die Bedeutung der Sammlung Pozzi
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0251
7ahrgang tp2l
Herausgeber: .AdOlptl DOHQifl
2. Februartreft
Qüiecbißbe jvRiriEen
Die Bedeutung dev Sammlung Poeei
oon
Philipp Lederet?
Der bekannte Berliner Numismatiker Dr. Philipp Lederer
hatte die Freundlickeit, für den „Kunstwanderer“ über
die berühmte Pariser Sammlung Pozzi zu schreiben, die
demnächst in Luzern zur Versteigerung kommt.
Ein Ereignis für die Weligemeinde von Freunden
alt-griechischer Münzen wird die Versteigerung der
Sammlung des berühmten auf tragische Weise ums Leben
gekommene Pariser Chirurgen Prof. S. Pozzi werden. Sie
wird am 4. April u. ff. Tage in der Galerie Fischer in
Luzern stattfinden, und dazu ist ein textlich wie illustrativ
ganz hervorragehder Katalog erschienen, der von den
3334 Stücken der Sammlung jedes einzelne auf insgesamt
101 Tafeln in ausgezeichneten Reproduktionen vor
Augen führt.
Mit Recht nennen die in Anonymität gehüllten Ver-
fasser des französisch geschriebenen Kataloges, der auch
textlich auf stolzer Höhe stehend ein standardwork für
die Zukunft bleiben wird, die Sammlung Pozzi die
größte aller jetzt existierenden Privatsammlungen. An
innerer Bedeutung, die sich im Gehalt an erstklassigen
und hauptraren Exemplaren ausdrückt, mag sie nur
übertroffen werden von der des Pariser Bankiers R.Jameson,
der als hervorragender Kenner selbst seinen ganzen Besitz
(1844 Stück) in einem vortrefflichen Katalog (1913 er-
schienen) veröffentlicht hat. Das System seines Kataloges
ist auch für die Sammlung Pozzi gewählt worden.
Vor dem Kriege sind solche große Sammlungen
griechischer Münzen vielfach in Deutschland auf den
Markt gekommen. Das Zentrum hierfür waren die
Auktionen bei Dr. Hirsch in München, als deren größte
bekannt sind: Auktion Rhousopoulos (1905) mit 4627
Nummern, Auktion Weber (1908) mit 4747 Nummern,
Auktionen Philipsen (1906 und 1909) mit zusammen
4651 Nummern.
Aber diese wunderbare Sammlung stellt doch fast
sämtliche Vorgänger in den Schatten, weil es ja nicht
etwa auf die Gesamtziffer, sondern auf Geschmack und
kennerisches Verständnis des Sammlers bei Auswahl
seiner Exemplare ankommt. Darin liegt die Stärke der
Pozzi-Sammlung und mit Recht hat jedes einzelne Stück
derselben abgebildet werden können. Im übrigen enthält
ihr Katalog auch nur griechische Prägungen vor der
Kaiserzeit, (mit Ausnahme weniger Serien von Judäa-,
Parther- und Baktrermünzen) die nach der künstlerischen
Seite uns am meisten fesseln. Den genannten Sammlungen
Rhousopoulos und Weber waren aber auch griechische
Münzen der Kaiserzeit, die mehr ein Gegenstand wissen-
schaftlichen Interesses bilden, eingegliedert.
Uralt ist die Schätzung des schönen Gepräges der
griechischen Münze. Damit scheinen nach gewissen
wenn auch spärlichen Nachrichten der Alten sogar schon
die kulturellen Nachfolger der Griechen, die Römer, be-
gonnen zu haben. Von Kaiser Augustus erzählt sein
Biograph Suetonius z. B., daß er bei der Saturnalienfeier
Münzen aller Art unter dem Volke verteilen ließ, sogar
„solche mit den Bildern alter Könige und ausländische“.
Nach einer Mommsenschen Inschrifterklärung scheinen
die rhodischen Münzen mit ihrem Helioskopfbilde bei
römischen Liebhabern besonders gesucht gewesen zu
sein. Es ist kein Wunder, daß die Renaissance mit ihrer
243
Herausgeber: .AdOlptl DOHQifl
2. Februartreft
Qüiecbißbe jvRiriEen
Die Bedeutung dev Sammlung Poeei
oon
Philipp Lederet?
Der bekannte Berliner Numismatiker Dr. Philipp Lederer
hatte die Freundlickeit, für den „Kunstwanderer“ über
die berühmte Pariser Sammlung Pozzi zu schreiben, die
demnächst in Luzern zur Versteigerung kommt.
Ein Ereignis für die Weligemeinde von Freunden
alt-griechischer Münzen wird die Versteigerung der
Sammlung des berühmten auf tragische Weise ums Leben
gekommene Pariser Chirurgen Prof. S. Pozzi werden. Sie
wird am 4. April u. ff. Tage in der Galerie Fischer in
Luzern stattfinden, und dazu ist ein textlich wie illustrativ
ganz hervorragehder Katalog erschienen, der von den
3334 Stücken der Sammlung jedes einzelne auf insgesamt
101 Tafeln in ausgezeichneten Reproduktionen vor
Augen führt.
Mit Recht nennen die in Anonymität gehüllten Ver-
fasser des französisch geschriebenen Kataloges, der auch
textlich auf stolzer Höhe stehend ein standardwork für
die Zukunft bleiben wird, die Sammlung Pozzi die
größte aller jetzt existierenden Privatsammlungen. An
innerer Bedeutung, die sich im Gehalt an erstklassigen
und hauptraren Exemplaren ausdrückt, mag sie nur
übertroffen werden von der des Pariser Bankiers R.Jameson,
der als hervorragender Kenner selbst seinen ganzen Besitz
(1844 Stück) in einem vortrefflichen Katalog (1913 er-
schienen) veröffentlicht hat. Das System seines Kataloges
ist auch für die Sammlung Pozzi gewählt worden.
Vor dem Kriege sind solche große Sammlungen
griechischer Münzen vielfach in Deutschland auf den
Markt gekommen. Das Zentrum hierfür waren die
Auktionen bei Dr. Hirsch in München, als deren größte
bekannt sind: Auktion Rhousopoulos (1905) mit 4627
Nummern, Auktion Weber (1908) mit 4747 Nummern,
Auktionen Philipsen (1906 und 1909) mit zusammen
4651 Nummern.
Aber diese wunderbare Sammlung stellt doch fast
sämtliche Vorgänger in den Schatten, weil es ja nicht
etwa auf die Gesamtziffer, sondern auf Geschmack und
kennerisches Verständnis des Sammlers bei Auswahl
seiner Exemplare ankommt. Darin liegt die Stärke der
Pozzi-Sammlung und mit Recht hat jedes einzelne Stück
derselben abgebildet werden können. Im übrigen enthält
ihr Katalog auch nur griechische Prägungen vor der
Kaiserzeit, (mit Ausnahme weniger Serien von Judäa-,
Parther- und Baktrermünzen) die nach der künstlerischen
Seite uns am meisten fesseln. Den genannten Sammlungen
Rhousopoulos und Weber waren aber auch griechische
Münzen der Kaiserzeit, die mehr ein Gegenstand wissen-
schaftlichen Interesses bilden, eingegliedert.
Uralt ist die Schätzung des schönen Gepräges der
griechischen Münze. Damit scheinen nach gewissen
wenn auch spärlichen Nachrichten der Alten sogar schon
die kulturellen Nachfolger der Griechen, die Römer, be-
gonnen zu haben. Von Kaiser Augustus erzählt sein
Biograph Suetonius z. B., daß er bei der Saturnalienfeier
Münzen aller Art unter dem Volke verteilen ließ, sogar
„solche mit den Bildern alter Könige und ausländische“.
Nach einer Mommsenschen Inschrifterklärung scheinen
die rhodischen Münzen mit ihrem Helioskopfbilde bei
römischen Liebhabern besonders gesucht gewesen zu
sein. Es ist kein Wunder, daß die Renaissance mit ihrer
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