Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 2.1920/21
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0370
DOI Heft:
1. Maiheft
DOI Artikel:Bogeng, Gustav A. E.: Über Buch- und Bucheinbandfälschungen und -Verfälschungen, [4]
DOI Artikel:Kunstausstellungen / Dürers jugendlichs Selbstbildnis / Kunstauktionen / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Pariser Kunstleben / Der Japan- Sammler Gustav Jacoby † / Amerika und Shelleys Handschriften / Verein Deutscher Antiquitätenhändler in Hamburg / Die Ausstellung der Dokumenten-Sammlung Darmstaedter / Neue Kunstbücher / Kleine Kunstchronik
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Fälschungen von Silhouetten, auch in Verbindung
mit Autogrammfälschungen (Stammbuchblätter der
Klassiker- und Romantikerzeit) scheinen, seitdem der
Schattenriß die Teilnahme der Sammler gefunden hat,
obschon kaum allzuhäufig, vorzukommen (Die Verdachts-
gründe gegen anonyme Silhouetten schlechthin zeigen
sich in deren Preisen, die hohen Preise erreichen nur
beglaubigte Provenienzexemplare.) Anscheinend bietet
ja die Ausführung derartiger Fälschungen nur geringe
Schwierigkeiten. Das alte Papier zum Aufsetzen der
leicht auszuschneidenden oder auszutuschenden Porträt-
silhouette ist rasch verschafft, „vergilbte“ Schriftzüge sind
mit einem Inhalt, der allen Nachprüfungen standhält, bei
der Untersuchung abhängig waren. Sehr lehrreich sind gerade in
dieser Hinsicht z.B. die Berichte über die Gerstenberg’sehen
Schillerfälschungen (die vom juristischen Standpunkte
aus [Der Prozeß wegen tetrüglicher Anfertigung Schillerlscher
Handschriften] von A. V o 1 1 e r t 1856 in einem Ergänzungs-
hefte der bei Friedrich Frommanninjena erschienenen
„Blätter für Rechtspflege in Thüringen und An-
halt“ besprochen und in dem von diesem herausgegebenen
„Neuen Pitaval“, [Fünfunddreißigster Teil. Dritte Folge,
elfter Teil] Leipzig, Brockhaus: 1864 [S. 344-442] von
dem Weimarenser Staatsanwalt Genast als: „Die Fabrik
unechter Handschriften Friedrich Schiller’s“
beschrieben werden) und die Kyrieleis’schen Luther-
fälschungen (die allseitig aufschlußreich M. Herrmann’s
Vortrag Ein feste Burg ist unser Gott, Berlin,
B. Behr: 1905 behandelte.)
einiger Erfahrung unschwer angebracht, da sich Vorlagen
in Hülle und Fülle finden. Und auch Original-Silhouetten
sind vielfach nicht nur in einem Stück hergestellt worden.
Allerdings, Fälscher, die nicht einmal diese einfachsten
„Vorsichtsmaßregeln“ beachten, wie der einer Reihe
solcher Silhouettenfälschungen wegen 1913 in Berlin ver-
urteilte angebliche Wiener Schauspieler Josef Kuderna,
der für seine „Arbeit“ das schwarze Papier, in das die
photographischen Platten eingepackt werden, benutzte,
sind nicht zu fürchten.0) Andrerseits kann die Unter-
suchung des Farbstoffes und des Klebstoffes Anhalts-
punkte liefern, aus denen sich das Alter einer angeblichen
Originalsilhouette folgern läßt. Freilich ist der Nachweis
einer neueren Verbindung der alten Silhouette mit der
alten Papierunterlage nicht ohne weiteres der Beweis
einer Fälschung, zumal dann nicht, wenn es sich um ein
einzelnes Stück handelt, das später aufgeklebt oder nach-
geklebt sein kann. Aber dann dürften sich in der Regel
auch die früheren Klebespuren zeigen. Dagegen entzieht
sich eine nicht aufgesetzte, aus altem Papier freihändig
ausgeschnittene Silhouette einem objektiven Prüfungs-
verfahren — wohl der einzige Fall im Gesamtbereiche
des Altbuchhandels, in dem die Fälschungsfeststellung
versagen wird.
,J) A. Donath, Psychologie des Kunst-
sammelns3. Berlin: 1920. S. 193 f.
Hans Thoma,
Die Holzbrücke I,
Radierung II.
Auktion
bei Max Perl,
Berlin
Kanftausftellungen.
Scbtuat?E=lDeiß tri den Beclincc Akademie-
Max Liebermann ist ein kluger Organisator: er bringt
Leben in die Akademie und sorgt für Abwechslung. Daß er jetzt
die Graphik zu Worte kommen läßt, ist ein guter Griff, und daß
er die Monotonie der Wände dämpff, indem er Plastik in die
überfüllten Säle stellt, zeugt für seine Regiefähigkeit. Der kleine
Mittelsaal dient übrigens nur dem Andenken an Adolf v. Hilde-
brand, der rückwärtige große Saal dem Andenken an Max
K 1 i n g e r. (Über Hildebrand sprach hier erst kürzlich sein
Biograph Heilmeyer.) Von Klinger nun hat man in der Haupt-
sache Zeichnungen hingehängt. Sie sind die stärksten Offenbarungen
seiner unverwelkbaren Kunst. Und sagen wir es offen: Klingers
Handschrift erschlägt fast alles, was sich da in den Sälen tummelt-
Neben den klassischen Meisterskulpturen Hildebrand? steht
Plastik von Lederer, Klimsch, Kraus, Kolbe. (Kolbes
„Najade“ ist Ausdruckskunst im besten Sinne des Wortes.) Und
die Vitrinen schmückt manche hübsche Kleinplastik. (Ich notiere-
362
mit Autogrammfälschungen (Stammbuchblätter der
Klassiker- und Romantikerzeit) scheinen, seitdem der
Schattenriß die Teilnahme der Sammler gefunden hat,
obschon kaum allzuhäufig, vorzukommen (Die Verdachts-
gründe gegen anonyme Silhouetten schlechthin zeigen
sich in deren Preisen, die hohen Preise erreichen nur
beglaubigte Provenienzexemplare.) Anscheinend bietet
ja die Ausführung derartiger Fälschungen nur geringe
Schwierigkeiten. Das alte Papier zum Aufsetzen der
leicht auszuschneidenden oder auszutuschenden Porträt-
silhouette ist rasch verschafft, „vergilbte“ Schriftzüge sind
mit einem Inhalt, der allen Nachprüfungen standhält, bei
der Untersuchung abhängig waren. Sehr lehrreich sind gerade in
dieser Hinsicht z.B. die Berichte über die Gerstenberg’sehen
Schillerfälschungen (die vom juristischen Standpunkte
aus [Der Prozeß wegen tetrüglicher Anfertigung Schillerlscher
Handschriften] von A. V o 1 1 e r t 1856 in einem Ergänzungs-
hefte der bei Friedrich Frommanninjena erschienenen
„Blätter für Rechtspflege in Thüringen und An-
halt“ besprochen und in dem von diesem herausgegebenen
„Neuen Pitaval“, [Fünfunddreißigster Teil. Dritte Folge,
elfter Teil] Leipzig, Brockhaus: 1864 [S. 344-442] von
dem Weimarenser Staatsanwalt Genast als: „Die Fabrik
unechter Handschriften Friedrich Schiller’s“
beschrieben werden) und die Kyrieleis’schen Luther-
fälschungen (die allseitig aufschlußreich M. Herrmann’s
Vortrag Ein feste Burg ist unser Gott, Berlin,
B. Behr: 1905 behandelte.)
einiger Erfahrung unschwer angebracht, da sich Vorlagen
in Hülle und Fülle finden. Und auch Original-Silhouetten
sind vielfach nicht nur in einem Stück hergestellt worden.
Allerdings, Fälscher, die nicht einmal diese einfachsten
„Vorsichtsmaßregeln“ beachten, wie der einer Reihe
solcher Silhouettenfälschungen wegen 1913 in Berlin ver-
urteilte angebliche Wiener Schauspieler Josef Kuderna,
der für seine „Arbeit“ das schwarze Papier, in das die
photographischen Platten eingepackt werden, benutzte,
sind nicht zu fürchten.0) Andrerseits kann die Unter-
suchung des Farbstoffes und des Klebstoffes Anhalts-
punkte liefern, aus denen sich das Alter einer angeblichen
Originalsilhouette folgern läßt. Freilich ist der Nachweis
einer neueren Verbindung der alten Silhouette mit der
alten Papierunterlage nicht ohne weiteres der Beweis
einer Fälschung, zumal dann nicht, wenn es sich um ein
einzelnes Stück handelt, das später aufgeklebt oder nach-
geklebt sein kann. Aber dann dürften sich in der Regel
auch die früheren Klebespuren zeigen. Dagegen entzieht
sich eine nicht aufgesetzte, aus altem Papier freihändig
ausgeschnittene Silhouette einem objektiven Prüfungs-
verfahren — wohl der einzige Fall im Gesamtbereiche
des Altbuchhandels, in dem die Fälschungsfeststellung
versagen wird.
,J) A. Donath, Psychologie des Kunst-
sammelns3. Berlin: 1920. S. 193 f.
Hans Thoma,
Die Holzbrücke I,
Radierung II.
Auktion
bei Max Perl,
Berlin
Kanftausftellungen.
Scbtuat?E=lDeiß tri den Beclincc Akademie-
Max Liebermann ist ein kluger Organisator: er bringt
Leben in die Akademie und sorgt für Abwechslung. Daß er jetzt
die Graphik zu Worte kommen läßt, ist ein guter Griff, und daß
er die Monotonie der Wände dämpff, indem er Plastik in die
überfüllten Säle stellt, zeugt für seine Regiefähigkeit. Der kleine
Mittelsaal dient übrigens nur dem Andenken an Adolf v. Hilde-
brand, der rückwärtige große Saal dem Andenken an Max
K 1 i n g e r. (Über Hildebrand sprach hier erst kürzlich sein
Biograph Heilmeyer.) Von Klinger nun hat man in der Haupt-
sache Zeichnungen hingehängt. Sie sind die stärksten Offenbarungen
seiner unverwelkbaren Kunst. Und sagen wir es offen: Klingers
Handschrift erschlägt fast alles, was sich da in den Sälen tummelt-
Neben den klassischen Meisterskulpturen Hildebrand? steht
Plastik von Lederer, Klimsch, Kraus, Kolbe. (Kolbes
„Najade“ ist Ausdruckskunst im besten Sinne des Wortes.) Und
die Vitrinen schmückt manche hübsche Kleinplastik. (Ich notiere-
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