Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 2.1920/21
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0077
DOI issue:
2. Oktoberheft
DOI article:Donath, Adolph: Die Dredner Porzellan-Auktion
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Die üvednev VovzellancAuktion
von
Adolph Donath
Durch diese zweite Doublettenversteigerung, die L e p k e
diesmal in Dresden durchführte, hat die Stadt
Dresden als Kunstmarkt zweifellos gewonnen. Und dem
Verband der Dresdner Antiquitätenhändler gebührt das
unbestreitbare Verdienst, diese Veranstaltung für die
Sächsische Hauptstadt durchgesetzt zu haben. Natürlich
profitierte der Dresdner Handel von dem außerordentlich
lebhaften Getriebe, das
auch außerhalb der
Auktion herrschte, und
die auswärtigen Händler
wieder, die nach Hun-
derten zählten,hatten die
Genugtuung, neue Ver-
bindungen angeknüpft
zu haben.
Es war das wirklich
ein großes Kunstmarkt-
Ereignis, das sich da
vom 12. bis 14. Oktober
im Sächsischen Kunst-
verein auf der Brühl-
schenTerrasse abspielte.
Wer nicht schon vor
Wochen seinen „Platz“
bestellt hatte, konnte
ihn bei Beginn der
Auktion selbst in diesem
langen Saale nicht mehr
erhalten. So überaus
stark wardie Beteiligung.
Man sah markante
Köpfe der deutschen
Museumswelt. Die Mu-
seumsdirektoren Dres-
dens hatten diesmal
die Führung: in der
ersten Reihe saßen
Posse, Zimmermann,
Beding,Haenel,v. Seyd-
litz, Engelmann, ihnen
schloß sich Geheimrat Falke an, der neue Generaldirektor
der Preußischen Staatsmuseen, mit seinem Mitarbeiter
Schnorr von Carolsfeld, dann Heinr. Zimmermann, der neue
erste Direktor des Germanischen Museums in Nürnberg,
dann Direktor Robert Schmidt (Frankfurt), Direktor
Sauerlandt (Hamburg), Direktor Graul (Leipzig), von
Ostermann (München) u. a. Und um die Herren von den
Museen gruppierten sich die Sammler: Graf Seebach,
von Berger und Generalkonsul von Klemperer (Dresden),
Hermine Feist, Dr. v. Dallwitz und Sanitätsrat Dosquet
(Berlin), Paul Rosenbacher (Hamburg), Dasch (Teplitz)
und andere. Fast vollzählig war der deutsche Antiqui-
tätenhandel aus Berlin, Dresden, Frankfurt, Hamburg,
Kassel, Leipzig, München, Nürnberg usw. vertreten, aber
auch das Ausland hatte hier seine Abgesandten. Wiener
Händler unterhielten sich mit ihren Kollegen aus Amster-
dam, dem Haag, aus London. Bloß die Dänen fehlten,
die in der ersten Sächsischen Doublettenauktion vom
Oktober 1919 bei Lepke in Berlin durch ihre regsame
Kauflust aufgefallen
waren.
Was nun dieser
zweiten Versteigerung
der Doppelstücke aus
den Sächsischen Staats-
sammlungen ein beson-
deres Gepräge gab, war
der Berliner „Ein-
schlag“. Das heißt:
Berlin war der Haupt-
käufer und Berlin zahlte
die höchsten Preise —
für Porzellane. Die
Porzellane bildeten ja
auch den Hauptbestand-
teil der Doppelstücke,
die man ausbot. Darum
möchten wir diese große
Auktion „Die Dresdner
Porzellanauktion“ nen-
nen, obgleich außer den
Porzellanen auch Ge-
mälde, Majoliken, Elfen-
beinstücke und Waffen
versteigert wurden.
Ehe wir uns mit den
Porzellan - Doubletten
beschäftigen, an denen
das Dresdner Johanneum
so reich ist, daß viel-
leicht noch eine dritte
Auktion folgen wird,
möchten wir kurz von
den Gemälden sprechen, mit denen man in dieser
zweiten Versteigerung den Anfang machte. Das erste
Stück, das Hans Carl Krüger, der Kunsthistoriker
des Berliner Hauses Lepke und Leiter der Dresdner
Versteigerung, angekündigt hat, war eine kleine im
Stile Lancrets gemalte „Galante Szene“ von Christian
Wilh. Ernst Dietrich. Das Bildchen brachte 15 000 Mk.
Zwei andere ähnliche Werke des Sächsischen Hof-
malers, der 1775, ein Jahr nach seinem Tode, mit
dem höchsten Preise von 681 Fr. bezahlt wurde, in den
vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit 3500 Fr.
und 1883 mit 6900 Fr., sind jetzt in Dresden für 21 500
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von
Adolph Donath
Durch diese zweite Doublettenversteigerung, die L e p k e
diesmal in Dresden durchführte, hat die Stadt
Dresden als Kunstmarkt zweifellos gewonnen. Und dem
Verband der Dresdner Antiquitätenhändler gebührt das
unbestreitbare Verdienst, diese Veranstaltung für die
Sächsische Hauptstadt durchgesetzt zu haben. Natürlich
profitierte der Dresdner Handel von dem außerordentlich
lebhaften Getriebe, das
auch außerhalb der
Auktion herrschte, und
die auswärtigen Händler
wieder, die nach Hun-
derten zählten,hatten die
Genugtuung, neue Ver-
bindungen angeknüpft
zu haben.
Es war das wirklich
ein großes Kunstmarkt-
Ereignis, das sich da
vom 12. bis 14. Oktober
im Sächsischen Kunst-
verein auf der Brühl-
schenTerrasse abspielte.
Wer nicht schon vor
Wochen seinen „Platz“
bestellt hatte, konnte
ihn bei Beginn der
Auktion selbst in diesem
langen Saale nicht mehr
erhalten. So überaus
stark wardie Beteiligung.
Man sah markante
Köpfe der deutschen
Museumswelt. Die Mu-
seumsdirektoren Dres-
dens hatten diesmal
die Führung: in der
ersten Reihe saßen
Posse, Zimmermann,
Beding,Haenel,v. Seyd-
litz, Engelmann, ihnen
schloß sich Geheimrat Falke an, der neue Generaldirektor
der Preußischen Staatsmuseen, mit seinem Mitarbeiter
Schnorr von Carolsfeld, dann Heinr. Zimmermann, der neue
erste Direktor des Germanischen Museums in Nürnberg,
dann Direktor Robert Schmidt (Frankfurt), Direktor
Sauerlandt (Hamburg), Direktor Graul (Leipzig), von
Ostermann (München) u. a. Und um die Herren von den
Museen gruppierten sich die Sammler: Graf Seebach,
von Berger und Generalkonsul von Klemperer (Dresden),
Hermine Feist, Dr. v. Dallwitz und Sanitätsrat Dosquet
(Berlin), Paul Rosenbacher (Hamburg), Dasch (Teplitz)
und andere. Fast vollzählig war der deutsche Antiqui-
tätenhandel aus Berlin, Dresden, Frankfurt, Hamburg,
Kassel, Leipzig, München, Nürnberg usw. vertreten, aber
auch das Ausland hatte hier seine Abgesandten. Wiener
Händler unterhielten sich mit ihren Kollegen aus Amster-
dam, dem Haag, aus London. Bloß die Dänen fehlten,
die in der ersten Sächsischen Doublettenauktion vom
Oktober 1919 bei Lepke in Berlin durch ihre regsame
Kauflust aufgefallen
waren.
Was nun dieser
zweiten Versteigerung
der Doppelstücke aus
den Sächsischen Staats-
sammlungen ein beson-
deres Gepräge gab, war
der Berliner „Ein-
schlag“. Das heißt:
Berlin war der Haupt-
käufer und Berlin zahlte
die höchsten Preise —
für Porzellane. Die
Porzellane bildeten ja
auch den Hauptbestand-
teil der Doppelstücke,
die man ausbot. Darum
möchten wir diese große
Auktion „Die Dresdner
Porzellanauktion“ nen-
nen, obgleich außer den
Porzellanen auch Ge-
mälde, Majoliken, Elfen-
beinstücke und Waffen
versteigert wurden.
Ehe wir uns mit den
Porzellan - Doubletten
beschäftigen, an denen
das Dresdner Johanneum
so reich ist, daß viel-
leicht noch eine dritte
Auktion folgen wird,
möchten wir kurz von
den Gemälden sprechen, mit denen man in dieser
zweiten Versteigerung den Anfang machte. Das erste
Stück, das Hans Carl Krüger, der Kunsthistoriker
des Berliner Hauses Lepke und Leiter der Dresdner
Versteigerung, angekündigt hat, war eine kleine im
Stile Lancrets gemalte „Galante Szene“ von Christian
Wilh. Ernst Dietrich. Das Bildchen brachte 15 000 Mk.
Zwei andere ähnliche Werke des Sächsischen Hof-
malers, der 1775, ein Jahr nach seinem Tode, mit
dem höchsten Preise von 681 Fr. bezahlt wurde, in den
vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit 3500 Fr.
und 1883 mit 6900 Fr., sind jetzt in Dresden für 21 500
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