Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 2.1920/21
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0215
DOI Heft:
2. Januarheft
DOI Artikel:Josten, Hanns Heinz: Unauffindbare Fulder Porzellanfiguren
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Unauffindbare fiuldec Pocsefianfigucen
oon
jianns J~L losten
Abb. 1
für Fulder Erzeugnisse halten werden,
eine angenehme Überraschung zu be-
reiten.
Als eines der frühesten Modelle
der Fulder Manufaktur wird ein Christus
an der Geißelsäule genannt. Die Aus-
formung der erhaltenen Hauptform in
Gips (Abb. 1) hat eine Höhe von
16,5 cm; der für andere Fulder Por-
zellane ermittelte starke Schwund der
Masse beim Brand läßt die Höhe
der Porzellanfigur mit etwa 13,2 cm
annehmen.
Der Körper eines nackten Knäbleins,
den eine andere Teilform liefert (Abb. 2),
L^ei Vorbereitung einer Publikation „Fulder Porzellan“,
die ich in Kürze abzuschließen gedenke, fand ich
unter den alten Formen der Fabrik, die sich wenigstens
zum Teil, noch von J. Brinckmann im Museum für Kunst
und Gewerbe zu
Hamburg ge-
borgen, erhalten
haben, die sol-
cher Figuren,
deren mit nur
einer Ausnahme
urkundlich ge-
sicherte Ausfor-
mung in Porzel-
lan greifbarnach-
zuweisen mir
nicht gelingen
will. Um kein
Mittel unversucht
zu lassen, das
die erstrebte Voll-
ständigkeit des
Materials er-
reichbar machen
könnte, erbat ich
die freundliche
Hilfe des „Kunst-
wanderer“. Hof-
fentlich gelingt
es auf diese
Weise, die Figu-
ren aufzuspüren
und zugleich
ihren Besitzern,
die sie kaum
gehört nach meinen Feststellungen zu einer von
drei mir fehlenden Figuren aus einer Folge der
Tageszeiten. Die einzige bisher ermittelte Figur der
Folge, die geflügelte Gestalt des „Morgen“, die
ich nach dem
mir allein be-
kanntgeworde-
nen Exemplar
der Sammlung
des Herrn Otto
Henkell in Wies-
baden wieder-
gebe (Abb. 3),
um durch mög-
lichst viele An-
haltspunkte das
Auffinden der
fehlenden Ge-
nossen zu er-
leichtern, hat als
Attribut außer
einer Fackel und
einer Rose einen
Hahn. Dement-
sprechend ist zu
vermuten, daß
dem „Mittag“
ein Adler, dem
„Abend“ ein
Hund und der
„Nacht" eine
Eule beigegeben
ist. Die Por-
zellanfigur des
„Morgen“ ist
Abb. 4
16,7 cm hoch und trägt die blaue
Kreuzmatke.
Eine dritte Teilform gibt den Ober-
körper wohl der ganzen Figur eines
Knaben (Abb. 4). Die Figur, die
natürlich nicht die bei der Ausfor-
mung eines einzelnen Teils der Ge-
samtform unvermeidlichen Wände —
Gußnähte — zeigen wird, sondern
vollrund gedacht werden muß. trägt
offenbar einen Rock mit breitem um-
gelegtem Kragen und ein Jabot; die
Weste scheint im unteren Teil offen
zu stehen. Der der Figur zu Grunde
liegende Gedanke dagegen ist weder
207
oon
jianns J~L losten
Abb. 1
für Fulder Erzeugnisse halten werden,
eine angenehme Überraschung zu be-
reiten.
Als eines der frühesten Modelle
der Fulder Manufaktur wird ein Christus
an der Geißelsäule genannt. Die Aus-
formung der erhaltenen Hauptform in
Gips (Abb. 1) hat eine Höhe von
16,5 cm; der für andere Fulder Por-
zellane ermittelte starke Schwund der
Masse beim Brand läßt die Höhe
der Porzellanfigur mit etwa 13,2 cm
annehmen.
Der Körper eines nackten Knäbleins,
den eine andere Teilform liefert (Abb. 2),
L^ei Vorbereitung einer Publikation „Fulder Porzellan“,
die ich in Kürze abzuschließen gedenke, fand ich
unter den alten Formen der Fabrik, die sich wenigstens
zum Teil, noch von J. Brinckmann im Museum für Kunst
und Gewerbe zu
Hamburg ge-
borgen, erhalten
haben, die sol-
cher Figuren,
deren mit nur
einer Ausnahme
urkundlich ge-
sicherte Ausfor-
mung in Porzel-
lan greifbarnach-
zuweisen mir
nicht gelingen
will. Um kein
Mittel unversucht
zu lassen, das
die erstrebte Voll-
ständigkeit des
Materials er-
reichbar machen
könnte, erbat ich
die freundliche
Hilfe des „Kunst-
wanderer“. Hof-
fentlich gelingt
es auf diese
Weise, die Figu-
ren aufzuspüren
und zugleich
ihren Besitzern,
die sie kaum
gehört nach meinen Feststellungen zu einer von
drei mir fehlenden Figuren aus einer Folge der
Tageszeiten. Die einzige bisher ermittelte Figur der
Folge, die geflügelte Gestalt des „Morgen“, die
ich nach dem
mir allein be-
kanntgeworde-
nen Exemplar
der Sammlung
des Herrn Otto
Henkell in Wies-
baden wieder-
gebe (Abb. 3),
um durch mög-
lichst viele An-
haltspunkte das
Auffinden der
fehlenden Ge-
nossen zu er-
leichtern, hat als
Attribut außer
einer Fackel und
einer Rose einen
Hahn. Dement-
sprechend ist zu
vermuten, daß
dem „Mittag“
ein Adler, dem
„Abend“ ein
Hund und der
„Nacht" eine
Eule beigegeben
ist. Die Por-
zellanfigur des
„Morgen“ ist
Abb. 4
16,7 cm hoch und trägt die blaue
Kreuzmatke.
Eine dritte Teilform gibt den Ober-
körper wohl der ganzen Figur eines
Knaben (Abb. 4). Die Figur, die
natürlich nicht die bei der Ausfor-
mung eines einzelnen Teils der Ge-
samtform unvermeidlichen Wände —
Gußnähte — zeigen wird, sondern
vollrund gedacht werden muß. trägt
offenbar einen Rock mit breitem um-
gelegtem Kragen und ein Jabot; die
Weste scheint im unteren Teil offen
zu stehen. Der der Figur zu Grunde
liegende Gedanke dagegen ist weder
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