kunst gegeben, vor einem mit Kunstwerken und Büchern
gefüllten Schreibtische, im Hintergrund die Cheminee mit
Statuetten und Vasen. Alles von dem goldigen Lichte
zusammen- und doch auseinandergehalten, ein Meister-
stück von Stilleben-, Luft- und Raummalerei nicht weniger
als ein meisterliches Bildnis.
In den letzten Jahren seines Lebens fast nur ein
großer Name, aus Gewohnheit und Überlieferung verehrt,
von jüngeren Künstlern und Kunstfreunden angefochten,
kann Zorn also nach seinem Tode vor den Augen seines
Vaterlandes wieder ins Leben treten als der junge,
schaffende Mann, der Kämpfer und Sieger.
Bedeutend et? pveskenfund in
UXadurim
Das Palladium des alten Rußlands.
Der Dozent für Kunstgeschichte in Riga, D r. Philipp
Schweinfurth, ein Neffe des weltberühmten deutschen
Forschers und Weltreisenden Prof. Dr. Georg Schweinfurth in
Berlin, teilte kürzlich dem „Kunstwanderer“ mit, daß ihm Igor
Grabar aus Moskau von einem hervorragenden Freskenfund
in Wladimir berichtet habe. Grabar, der vor dem Kriege vor
allem durch die große, unter seiner Redaktion erschienene Ge-
schichte der russischen Kunst (welche Torso geblieben ist) be-
kannt war, steht an der Spitze der Denkmalpflege in Rußland
und befand sich jetzt in Riga als Expert in Kunstdingen der
Joffeschen Friedensdelegation. Grabar ist es in den letzten Jahren
gelungen, Ikonen und Freskenreste von größter Bedeutung ln
Rußland ans Licht zu fördern. Er erzählt, daß Freskenreste in
Wladimir von ihm gefunden und eine Gruppe Ikonen gleichen Stils
(darunter die berühmte Wladimirskaja, das Palladium Rußlands)
eine ganz neue Vorstellung der Kunst der sogenannten makedo-
nischen Renaissance — der Byzantyner Kunst geben. Der
russische Künstler Masjutin, der heute in Riga lebt, berichtet
übrigens einen tief bezeichnenden Zug des russischen Volkes;
die früher auf den Knieen verehrten Ikonen werden jetzt nach
Pettenkofer gereinigt und in Museen aufgehängt — da kommt
das Volk in die Museen, fällt dort auf die Knie, und spendet
dort seinen Gottheiten Blumen.
Auf die Bitte des „Kunstwanderers“ sendet uns nun Dr.
Schweinfurth nähere Mitteilungen über diesen Freskenfund,
die uns von außerordentlichem Interesse scheinen. Wir geben
sie in Folgendem wieder:
Die berühmte wundertätige Ikone der Gottesmutter von
Wladimir, dieses Palladium des alten Rußlands, soll 1380 gele-
gentlich des großen Sieges über die Tataren auf dem Felde von
Kulikow mit dabei gewesen sein. Das Bild zeigt denselben Stil
wie die Fresken der Demetriuskathedrale und gehört in dieselbe
Zeit. Es ist jetzt von seiner schweren Verkleidung aus Edel-
metall befreit, gereinigt, und verschiedene Personen, die es ge-
sehen haben, sagen mir, daß mit dieser Ikone, die auch innerhalb
der bekannten russischen Malereien einzig in ihrer Art sein soll,
etwas ganz Unerwartetes für die europäische Kunstgeschichte
überhaupt gegeben sei.
Man hat gewöhnlich die Vorstellung, daß die russischen
Heiligenbilder mit großen, edelsteinbesetzten Silber- oder Gold-
blechen belegt sind, welche nur Gesicht und Hände sichtbar
lassen. Eine solche das Bild bedeckende „Risa“, auch „Oklad“
genannt, wie sie in der Tat an allen Ikonen wahrnehmbar ist,
stellt indes nur eine Zutat späterer Zeit dar. Erst seit dem
16. Jahrhundert wurde die Sitte allgemein, den hohen Stil der
alten Heiligenmalerei mit der Pracht der darüberliegenden „Risa“
zu überdecken, besonders im prachtliebenden Moskau.
Als vor einigen Jahrzehnten das Interesse für die altrussische
Heiligenmalerei erwachte, begannen Sammler diese Metallhüllen
von den Ikonen abzulösen, und die schönsten alten Malereien
traten dabei hervor, (cf. Bd. IV der kurz vor dem Kriege unter
der Redaktion von Igor Grabar erschienenen großen russischen
Kunstgeschichte). Von einer solchen Untersuchung waren indes
die in den Kirchen und Klöstern befindlichen Heiligenbilder so
gut wie ausgeschlossen. Nur vereinzelt gelang es hier und da
von der Geistlichkeit Erlaubnis zu kunstgeschichtlichen Unter-
suchungen zu erlangen. So, z. B., für eines der Hauptwerke der
altrussischen Malerei, die Heilige Dreieinigkeit von Rublew (um
1400) im Troltzki-Kloster bei Moskau. Doch mußte, nachdem
man diese außerordentliche Ikone von ihrem „Oklad“ befreit, sie
gereinigt und photographiert hatte, die Metallhülle aufs neue über
ihr befestigt werden. Nur wenige Bevorzugte konnten damals
das Werk in seinem ursprünglichen Zustande für kurze Zeit zu
Gesicht bekommen. Man kann sich nach dem Gesagten vergegen-
wärtigen, welche Überraschungen auf kunstgeschichtlichem Gebiet
in Rußland bevorstehen.
Über die Demetrius-Kathedrale in Wladimir, die den neuen
Freskenfund enthält, ist zu sagen, daß sie zu den ganz wenigen
russischen Steinbauten gehört, die aus der vormongolischen Zeit
erhalten sind. Es handelt sich da um einige Kreuzkuppelkirchen
in Kieff, Tschernlgoff, Nowgorod (das von den Tataren nicht
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gefüllten Schreibtische, im Hintergrund die Cheminee mit
Statuetten und Vasen. Alles von dem goldigen Lichte
zusammen- und doch auseinandergehalten, ein Meister-
stück von Stilleben-, Luft- und Raummalerei nicht weniger
als ein meisterliches Bildnis.
In den letzten Jahren seines Lebens fast nur ein
großer Name, aus Gewohnheit und Überlieferung verehrt,
von jüngeren Künstlern und Kunstfreunden angefochten,
kann Zorn also nach seinem Tode vor den Augen seines
Vaterlandes wieder ins Leben treten als der junge,
schaffende Mann, der Kämpfer und Sieger.
Bedeutend et? pveskenfund in
UXadurim
Das Palladium des alten Rußlands.
Der Dozent für Kunstgeschichte in Riga, D r. Philipp
Schweinfurth, ein Neffe des weltberühmten deutschen
Forschers und Weltreisenden Prof. Dr. Georg Schweinfurth in
Berlin, teilte kürzlich dem „Kunstwanderer“ mit, daß ihm Igor
Grabar aus Moskau von einem hervorragenden Freskenfund
in Wladimir berichtet habe. Grabar, der vor dem Kriege vor
allem durch die große, unter seiner Redaktion erschienene Ge-
schichte der russischen Kunst (welche Torso geblieben ist) be-
kannt war, steht an der Spitze der Denkmalpflege in Rußland
und befand sich jetzt in Riga als Expert in Kunstdingen der
Joffeschen Friedensdelegation. Grabar ist es in den letzten Jahren
gelungen, Ikonen und Freskenreste von größter Bedeutung ln
Rußland ans Licht zu fördern. Er erzählt, daß Freskenreste in
Wladimir von ihm gefunden und eine Gruppe Ikonen gleichen Stils
(darunter die berühmte Wladimirskaja, das Palladium Rußlands)
eine ganz neue Vorstellung der Kunst der sogenannten makedo-
nischen Renaissance — der Byzantyner Kunst geben. Der
russische Künstler Masjutin, der heute in Riga lebt, berichtet
übrigens einen tief bezeichnenden Zug des russischen Volkes;
die früher auf den Knieen verehrten Ikonen werden jetzt nach
Pettenkofer gereinigt und in Museen aufgehängt — da kommt
das Volk in die Museen, fällt dort auf die Knie, und spendet
dort seinen Gottheiten Blumen.
Auf die Bitte des „Kunstwanderers“ sendet uns nun Dr.
Schweinfurth nähere Mitteilungen über diesen Freskenfund,
die uns von außerordentlichem Interesse scheinen. Wir geben
sie in Folgendem wieder:
Die berühmte wundertätige Ikone der Gottesmutter von
Wladimir, dieses Palladium des alten Rußlands, soll 1380 gele-
gentlich des großen Sieges über die Tataren auf dem Felde von
Kulikow mit dabei gewesen sein. Das Bild zeigt denselben Stil
wie die Fresken der Demetriuskathedrale und gehört in dieselbe
Zeit. Es ist jetzt von seiner schweren Verkleidung aus Edel-
metall befreit, gereinigt, und verschiedene Personen, die es ge-
sehen haben, sagen mir, daß mit dieser Ikone, die auch innerhalb
der bekannten russischen Malereien einzig in ihrer Art sein soll,
etwas ganz Unerwartetes für die europäische Kunstgeschichte
überhaupt gegeben sei.
Man hat gewöhnlich die Vorstellung, daß die russischen
Heiligenbilder mit großen, edelsteinbesetzten Silber- oder Gold-
blechen belegt sind, welche nur Gesicht und Hände sichtbar
lassen. Eine solche das Bild bedeckende „Risa“, auch „Oklad“
genannt, wie sie in der Tat an allen Ikonen wahrnehmbar ist,
stellt indes nur eine Zutat späterer Zeit dar. Erst seit dem
16. Jahrhundert wurde die Sitte allgemein, den hohen Stil der
alten Heiligenmalerei mit der Pracht der darüberliegenden „Risa“
zu überdecken, besonders im prachtliebenden Moskau.
Als vor einigen Jahrzehnten das Interesse für die altrussische
Heiligenmalerei erwachte, begannen Sammler diese Metallhüllen
von den Ikonen abzulösen, und die schönsten alten Malereien
traten dabei hervor, (cf. Bd. IV der kurz vor dem Kriege unter
der Redaktion von Igor Grabar erschienenen großen russischen
Kunstgeschichte). Von einer solchen Untersuchung waren indes
die in den Kirchen und Klöstern befindlichen Heiligenbilder so
gut wie ausgeschlossen. Nur vereinzelt gelang es hier und da
von der Geistlichkeit Erlaubnis zu kunstgeschichtlichen Unter-
suchungen zu erlangen. So, z. B., für eines der Hauptwerke der
altrussischen Malerei, die Heilige Dreieinigkeit von Rublew (um
1400) im Troltzki-Kloster bei Moskau. Doch mußte, nachdem
man diese außerordentliche Ikone von ihrem „Oklad“ befreit, sie
gereinigt und photographiert hatte, die Metallhülle aufs neue über
ihr befestigt werden. Nur wenige Bevorzugte konnten damals
das Werk in seinem ursprünglichen Zustande für kurze Zeit zu
Gesicht bekommen. Man kann sich nach dem Gesagten vergegen-
wärtigen, welche Überraschungen auf kunstgeschichtlichem Gebiet
in Rußland bevorstehen.
Über die Demetrius-Kathedrale in Wladimir, die den neuen
Freskenfund enthält, ist zu sagen, daß sie zu den ganz wenigen
russischen Steinbauten gehört, die aus der vormongolischen Zeit
erhalten sind. Es handelt sich da um einige Kreuzkuppelkirchen
in Kieff, Tschernlgoff, Nowgorod (das von den Tataren nicht
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