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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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2. Oktoberheft
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Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Ein neues Museum in Dresden / Die Frankfurter Kunstmesse / Florentiner Kunstbrief / Vom Schwedischen Kunstmarkt / Londoner Kunstschau / Die Sammlung Alphonse de Stuers in Amsterdam / Vom Verband des Deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Kleine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0085

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Kuntf aukiio neru

ßertin.

Unter den größeren Versteigerungen, die L e p k e vorbereitet,
befindet sich, wie wir hören, eine Auktion von alten Ge-
mälden ersten Ranges. Stark vertreten sind in dieser Samm-
lung, die am £0. November ausgeboten werden soll, die italienischen
Schulen des 15. und 16. Jahrhunderts sowie die Niederländer des
17. Jahrhunderts.

In der Auktion moderner Bilder, die der Antiquitäten-
versteigerung vom 26./27. Oktober vorausging, brachte bei Lepke
ein in Wasser- und Deckfarben gemaltes Bild von Anders Zorn
„Zwei badende Frauen am Meeresufer“ den hohen Preis von
140 000 Mark. Für eine „Winterlandschaft“ Karl Larsson, der
kurz vor seinem schwedischen Kollegen Zorn gestorben ist, er-
reichte 40 000 Mk., ein „Eichwald im Schneesturm“ von dem Nor-
weger L. Munthe 32 000 Mk. Für das 1891 gemalte Bildnis des
Professors Soyka von Max Liebermann zahlte man 25 000 Mk.,
für eine kleine „Dünenlandschaft“ Liebermannns (Malpappe, 1907)
18 200, für das „Zentaurenpaar“ Lovis Corinths 9 300, für eine
kleine Ölskizze „Hans an der Mauer“ von Max Slevogt
5 500 Mk. Eine „Bauernstube“ von Franz Eichhorst kostete
7 500, ein Friedrich Kallmorgen („An der Elbe“) 5 300, ein
A. Brendel („Heimkehrende Schafe“) 8 500, ein großer Skar-
b i n a „Dame mit Fächer“ 3 300 Mk. Für einen Albert v. K e 11 e r
(Nixen mit Ritter) wurden 9 800 Mk. gegeben. Bemerkenswert
wäre noch, daß ein Aquarell von Franz Marc „Bäume im Schnee“
2 400 und daß eine „Landschaft“ Marcs, ein Frühwerk des Künstlers
1 950 Mk. ergab.

*

In der Kupferstichauktion bei Hollstein und Puppel
(18. bis 21. Oktober) interessierten neben den Farbendrucken, in
deren Reihe vier englische Sportblätter von Jones auf 18 800 Mk.
kamen, das Blatt „Venus attired by the Graces“ von Angelica
Kauffmann auf 8 500, „The Mothers Bribe“ von William Ward auf
15750 (Halle, München) und zwei Francis Wheatley auf je 13500 Mk.,
namentlich die altkolorierten Schweizerischen Ansichten
und Trachtenbilder. Das Blatt „Bern“ von Biedermann erzielte
10 500, eine Berner Ansicht von L o r y 6 100 und das seltene Blatt
„Biel“ gleichfalls von Loiy 11 000 Mk. R i e t e r s „Brienz“ kostete
7 000, Links „Genf“ 6 100, Biedermanns „Herisau“ 11 000,
Lafons „Interlaken“ 6 300, Biedermanns „Winterthur“ 7 550,
Bleulers „Zürich“ 4 550 Mk. Für das 26 Kostümblätter um-
fassende Kostümwerk „Petit Suite de Costumes Suisses des
XXII Cantons peints par J. R.“ (Joseph Reinhardt) Basle, Birmann
<5 Huber 1819 (Mit Titel und in schönem roten Halblederband mit
Goldpressung) sind 10 100 Mk. gezahlt worden.

Frankfurt a. )vt.

Das Haus Prestel in Frankfurt a. M. veranstaltet bereits
seit hundert Jahren Kunstauktionen: Im September des
Jahres 1819 hatte die Kunsthandlung Prestel ihre erste Ver-
steigerung. Aus diesem Anlasse erscheint der für die bevor-
stehende Auktion bestimmte Katalog in besonders reicher Aus-
stattung. Die vom 10. bis 16. November zur Versteigerung
kommenden Sammlungen mit einer Fülle kostbarer und begehrens-
werter Kunstwerke stammen, wie uns aus Frankfurt berichtet
wird, in der Hauptsache aus einem alten Frankfurter Privatbesitz
und aus der in Fachkreisen wohl bekannten, schon im 18. Jahr-
hundert begründeten Sammlung Winkler (Leipzig), die
auch Daniel Chodowiecki in seinem Tagebuch (Reise nach
Dresden und Leipzig im Jahre 1773) mehrfach mit besonderer
Anerkennung erwähnt.

Eröffnet wird die Auktion mit einer kleinen Reihe schöner
Gemälde, unter denen besonders das prachtvolle Bild: Kirchen-
interieur von S t e e n w i j k (1550—1605) auffällt. Ausgezeichnete
kleinere und größere Bilder von Eduard Schleich, Fr. V o 11 z,
Hugo Kauffmann, Peter Becker, Anton Burger und die
temperamentvollen Porträts eines Jules Lunteschütz werden

allgemeines Interesse finden. Hieran schließen sich Blätter der
Modernen Graphik, von denen wir nur die außerordentlichen
Seltenheiten von Klinger, Stauffer-Bern und Zorn
hervorheben wollen. Hohes Interesse werden die dann folgenden
Handzeichnungen neuerer Künstler erwecken. Es
sind namentlich die bekannten Frankfurter Meister so ausgezeich-
net vertreten, daß sich wohl endlich einmal auch auswärtige
Museen entschließen werden, von diesen Werken, die für die
Deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts so wertvoll und charakte-
ristisch sind, manches zu erwerben. Die Aquarelle von Anton
Burger sind von so außerordentlicher Feinheit und von so köst-
lichem Humor, daß sie den Werken eines Spitzweg oder Wilhelm
Busch durchaus nicht nachstehen. Es kommen Aquarelle von
Philipp Rumpf, J. F. Dielmann und A. Goebel vor, wie man sie
seit Jahren auf dem Kunstmarkte nicht gesehen hat. Von all-
gemeinem Interesse natürlich sind die schönen Zeichnungen
der Romantiker und Nazarener, sowie anderer Meister
des frühen 19. Jahrhunderts. Wir finden hervorragende Blätter,
zum Teil in reicher Anzahl, von Edw. von Steinte, A. Rethel,
Franz Pforr und Ph. Veith. Eine wertvolle Überraschung
dürfte allen Kunstfreunden der merkwürdige Ferdinand Fellner
mit seinen großartigen, an Rethel gemahnenden Zeichnungen
bedeuten.

Unter den graphischen Werken der alten Meister ist an
erster Stelle das reiche aus wundervollen Drucken und zahl-
reichen Seltenheiten bestehende Werk Hans Sebald Behams
zu nennen. Außerdem werden Kupferstiche und Holzschnitte von
Dürer und L. von Leyden in außergewöhnlich schönen
Drucken versteigert, denen sich andere Werke alter Meister und
reizvolle Blätter des 18. Jahrhunderts ebenbürtig anschließen.

Den Schluß bildet die bereits anfangs erwähnte Sammlung
kostbarer Handzeichnungen Alter Meister, die der
Katalog in zahlreichen Abbildungen dem Beschauer vermittelt.
Interessante und sehr wertvolle frühe deutsche Handzeichnungen,
ein prachtvolles Werk des Lucas van Leyden, eine großzügige
Komposition (kolorierte Federzeichnung) von Goltzius, eine
herrliche Sepiazeichnung Fragonards, eine bedeutende
Federskizze von Manuel Deutsch (Fahnenschwinger) und vieles
andere mehr werden ebenso sehr das Interesse des erfahrenen
Kunstkenners und Sammlers wie auch jedes anderen Kunst-
freundes erwecken.

*

Vom 9. bis 12. November versteigert hier Hugo Helbing
die Sammlung L. H. Reiss, die Antiquitäten, Antiken und ostasia-
tische Kunst in reichhaltiger und wertvoller Auswahl enthält.

Köln.

Eine Kollektion von älteren Gemälden aus den Beständen
des Landesmuseums in Darmstadt, vereinigt mit zwei Privat-
sammlungen wurde am 19. Oktober bei dem Kölner Kunstauktions-
hause Math. Lempertz versteigert. Dabei wurden folgende
Hauptpreise erzielt: Eine Herde mit Hirten von Berchem Mk. 7 000;
eine Landschaft von J. H. Roos Mk. 7 000; zwei kleine Blumen-
stücke von Marsens Mk. 8 200; ein Porträt von van Miereveit
Mk. 7 000; der Geldwechsler von M. van Romerswale Mk. 30 000;
Dame mit Page von Rigand Mk 9 200; Kalvarienberg von L. von
Leyden Mk. 20000; Maria mit Jesuskind von Jouvenet Mk. 9700;
Küstenlandschaft von Molijn Mk. 7 500; Männerbildnis von einem
süddeutschen Meister Mk. 12 000; Mädchen am Spinnrad von
Wappers Mk. 7 000 u. a. m.

Leipzig.

Der Versteigerungskatalog der zweiten Abteilung der Kupfer-
stichsammlung Paul Davidsohn, den C. G. Boerner soeben
verschickt hat, ist wiederum ein stattlicher Band von über
200 Seiten, dem ein besonderer Tafelband von 35 Lichtdrucktafeln
beigegeben ist. Der Eindruck erstaunlichen Reichtums und über-
raschender Qualität, den die erste Abteilung machte, wird aufs
neue bestätigt, obgleich die zweite Abteilung nur bis zum Buch-
staben Ra geht, und zwar den R a i m o n d i noch enthält, während

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