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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

DOI Heft:
2. Märzheft
DOI Artikel:
Heilmeyer, Alexander: Adolf von Hildebrand und die Kunstmetaphysiker
DOI Artikel:
Braun, Edmund Wilhelm: Neues über den Glas- und Fayencemaler Benkert
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0297

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nicht gebrauchen. Man möchte ihnen zurufen, befreit
Euch von all eurem Bildungsballast und gebraucht zu-
nächst nur Eure Augen. Wer unbefangenen Sinnes vor
Hildebrands Schöpfungen hintritt, der wird sich gerade
ihrer poetischen Wirkungen, der Stille, Ruhe, Heiterkeit und
Vornehmheit der Natur darin, die wie ein goldener Glanz
und stilles Leuchten über ihnen liegt, nicht entziehen
können. Dann wird man auch gewahr, daß Hildebrand,
die Form als solche, niemals Selbstzweck, sondern immer
nur Ausdruck jener inneren Gestaltenwelt war, die sich
in ununterbrochener Fülle ans Licht drängte. Welche
imanente Poesie im Ausdruck und Leben liegt schon
in seinen plastischen Skizzen geborgen, in der wunder-
vollen Gruppe der jungen Liebenden, in jener von
Geist und Stimmung durchsättigten Atmosphäre, in dem
Relief des Genius mit dem musizierenden Jüngling.

Wer hier nur einen Hauch „antiquarischer Natur“
verspürt, hat eben keine Augen.

Wie unmittelbare Offenbarungen aus der Natur er-
scheinen diese Gebilde von zartester Beseelung der
Form. An Lionardos Mona Lisa erinnert der herrliche
Marmorkopf in der Staatssammlung in München und
intensives Naturleben spricht auch aus der Bavaria be-
nannten Bronzebüste.

Es ist hier nicht der Ort, im einzelnen auf
seine hochpoetischen Brunnenschöpfungen, auf seine
phantasievollen Zeichnungen, hauptsächlich monumen-
tale architektonische Entwürfe näher eingehen zu
können, zumal hier erst die zu erhoffenden Ver-
öffentlichungen seines Nachlasses abgewartet werden
müssen.

Dann wird sich aber Gelegenheit geben, erst den
ganzen Umfang und die ganze Tiefe dieses bildnerischen
Genius, dessen Umrisse die wenigsten nur ahnen,
kennen zu lernen.

JHeues Ci bet? den Qla und payencemalet? Senket?t

von

edmund tÜi(£% ßt?aunzTt?oppau

[ m Prager und im Berliner Kunstgewerbemuseum befinden
* sich zwei Gläser mit guter tüchtiger Schwarzlotmalerei,
das erstere mit der auf Gläsern besonders beliebten
Darstellung der Lebensalter, das zweite mit einem
bacchischen Puttenzug, gleichfalls ein Motiv, das die
Hausmaler auf Glas, Porzellan und Fayence aus dem
letzten Viertel des 17. und dem ersten des 18. Jahrhunderts
gerne wählten. Beide Gläser sind aus dem Jahre 1677
datiert und tragen die Signatur eines Hermann Benkert,
wie Robert Schmidt1) berichtet. Weiteres war über den

') Das Glas in den „Handbüchern der Berliner Museen“
S. 210.

Maler nicht bekannt, auch Hampe konnte in Thieme-
Beckers Künstllerlexikon (111. S. 294) nur das Berliner Glas
anführen. Jedenfalls war der Maler ein Nachahmer oder
Schüler Schapers, das geht aus der Technik hervor.

Das kürzlich erschienene vortreffliche Handbuch des
leider zu früh verstorbenen August Stoehr „Deutsche
Fayencen und deutsches Steingut“ nennt noch eine
weitere signierte Arbeit Benkerts), einen mit dem Frank-
furter F bezeichneten bimförmigen Fayencehenkelkrug
aus dem Jahre 1681 mit allegorisch-landschaftlich-figuraler
Darstellung in Schwarzlot mit etwas Eisenrot sowie
Purpur.

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