Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

DOI Heft:
2. Märzheft
DOI Artikel:
Heilmeyer, Alexander: Adolf von Hildebrand und die Kunstmetaphysiker
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0296

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wer sich darüber
nicht im Klaren ist
und in dieses Pro-
blem immer wieder
metaphysische Speku-
lationen und Vor-
stellungen hineinträgt,
dem ist nicht zu helfen.
Ebenso unzureichend
sind aber auch die
Vorstellungen, die in
diesen tiefschürfenden
Untersuchungen nurein
Regelbüchlein sehen,
nach denen man die
Werke Hildebrands
katechetisieren könnte.
Allerdings gab und
gibt es noch Kunst-
beflissene, wie es Bil-
dungsbeflissene gibt,
die nach dem Problem
der Form arbeiten.
Klinger selbst konnte
nicht oft genug dar-
tun, wie er in seiner
Bildhauerei durch das

Hildebrand, Skizzen zu plastischen Gruppen

Form beschäftigt sich ausschließlich mit „dem Problem
der Form in der bildenden Kunst“, mit der Forderung
der Erfassung der Bilderscheinung auf einen Blick, mit
der Begründung die-
ser Einheitlichkeit und
Gleichzeitigkeit, mit
Daseinsform und Wir-
kungsform u. a. m.

Studium dieses Büchleins gefördert worden sei. Ein
Kasus, der selbst den Metaphysiker lachen machen
müßte, würde er nur durch die Nebel, die seinen Blick

verhüllen, hindurch
sehen können.

Hildebrand, Entwurf zu einem Relief

Hildebrand, der über
diesen Nebeln wie ein
Olympier in den hei-
teren Höhen thront,
wo die reinen Formen
wohnen, sah schon
zu Lebzeiten mit sei-
nem strahlend sieg-
haften Lächeln dem
Beginnen jenes kriti-
schen Völkchens zu,
das sich am Kunst-
werk zu erlaben vor-
gibt, indem sie es
analisiert und zerglie-
dert. Und das tut
jegliche Art von Kunst-
philosophie, sie bleibt
immer Scheidekunst.
Nun sie die Teile in
der Hand haben, fehlt
ihnen das geistige
Band, das sie dann
in der Form eines neuen
Mythus, Theosophie
oder Religion herbei-
sehnen. Die Armen
verbauen sich selbst
den Blick ins Schöne,
da sie die Organe dazu

288
 
Annotationen