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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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2. Februarheft
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Lederer, Philipp: Griechische Münzen: die Bedeutung der Sammlung Pozzi
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0252

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Liebe zur Antike leidenschaftlich klassische, vorwiegend
römische Münzen, sammelte. Es gehörte damals zum
guten Ton, daß Fürsten, Künstler, Intellektuelle ihr
Münzenkabinett haben mußten. Sind die antiken Münzen,
insbesondere seit dem Begründer der wissenschaftlichen
Numismatik, dem Wiener Abbö,Eckhel (f 1798), Gegenstand
ernster immer weiter sich verzweigender Forschung ge-
worden, so ist der moderne Sammler doch in der Haupt-
sache für ihre künstlerische Bedeutung interessiert
oder doch von ihren gegenständlichen Reizen angezogen,
die Friedrich Kreuzer (1838) in den schönen Worten
ausgedrückt hat: „Wir dürfen die Masse der antiken
Münzen wohl als einen Metallspiegel der gesamten alten
Welt bezeichnen. Sie reflektieren die Natur in ihren
3 Reichen; sie kopieren deren Erzeugnisse und die
daraus verfertigten Artefakte; sie bezeichnen die Fort-
schritte der Künste; sie begleiten die bürgerliche Gesell-
schaft durch alle Zustände, das Städteleben, die Gesetze
und Anstalten, die Kriege, Eroberungen und Friedens-
schlüsse, die Regierungswechsel, den Handel, die Kolonien
und die Völkerbünde; sie verewigen die Schicksale er-
lauchter Geschlechter und erhalten im lebendigen
Andenken die Persönlichkeiten großer Männer.“

Wie eine Illustration dieser Worte erscheinen die
Tafeln des Pozzikataloges mit ihrer erstaunlichen Fülle
goldener, silberner, kupferner Gepräge des griechischen
Altertums. Vertreten sind in trefflichen Exemplaren alle
Hauptepochen hellenischer Kunst von der naiven, groß-
linigen Einfachheit der archaischen Periode bis zur
strengen würdevollen Schönheit der Blütezeit, die wieder
zu den weicheren liebenswürdigen Formen des praxitelischen
und lysippischen Zeitalters und zum Barock und Verfall
des Hellenismus, gleichzeitig zum Höhepunkt der Portrait-
kunst führt.

Gegenüber Sammlern auf anderen Gebieten alter
Kunst, deren Bestände sich nicht vergrößern können, ist
der Münzliebhaber in glücklicher Lage: immer aufs Neue
vermehren ihm Bodenfunde, die auf antiken Kulturstätten
gemacht werden, das Material. Prof. Pozzi hatte reichlich
solche Gelegenheiten wahrgenommen und fast von allen
bedeutenden Münzfunden der letzten Jahrzehnte Haupt-
stücke seiner Sammlung einverleiben können: es seien
nur kurz die Funde erwähnt, die prächtige Münzen von
Tarent und Metapont (Unteritalien), Sizilien, der Derroner
(Mazedonien), von Mende (Mazedonien), Larissa (Thessa-
lien), Euböa, Athen, Insel Melos (Milo), Kleinasien,
Cyrene (Nordafrika) ans Licht brachten.

Die Sehnsucht des Sammlers werden vor Allem die
reichen Serien von Unteritalien und Sizilien wachrufen.
Besonders genannt seien vorläufig nur eine herrliche Reihe
von Münzen der sizilischen Stadt Leontinoi mit charakter-
vollen Apollonköpfen und eine solche von Syrakus, wo
der künstlerische immer neue Abwandlung bietende Kopf
der Quellnymphe Arethusa das Münzbild beherrscht.
Nicht weniger als neun Exemplare verschiedener Stempel
sind vorhanden von jenen schon in antiken Zeiten aufs
höchste bewunderten, von den Griechen selbst reichlich
nachgeahmten Meisterwerken der Stempelschneider von
Syrakus, den Zehndrachmenstücken der Künstler Kimon
und Euainetos — „Zentralsonne“ einer griechischen
Münzsammlung nannte sie mir einmal sehr hübsch
Gerhart Hauptmann.

Leider wird nur den mitteleuropäischen Sammlern
die Schweizer Valuta ein kaum übersteigbares Hindernis
für Erwerbungen auf dieser Auktion bieten. Einige
Perlen der Pozzisammlung werden wir im nächsten
Hefte des „Kunstwanderers“ wiedergeben.

Robert F. K.Scholtz
Am Gardasee,

Radierung

Amsler u. Ruthardt,
Berlin

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