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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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1. Februarheft
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Schumann, Paul: Friedrich Wasmann und Genossen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0235

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dann nachgegangen und hatte den gesamten Nachlaß
des 1886 in dürftigen Verhältnissen gestorbenen Künst-
lers aus reiner Begeisterung und Kunstliebe aufgekauft,
Alfred Lichtwark aber ward der Prophet des wiederent-
deckten Landsmannes und er führte ihn zum Siege —
20 Jahre nach seinem Tode. Der Sieg vollendete sich,
als Bernt Grönvold im Jahre 1912 das gesamte Ergebnis
seiner fast zwanzigjährigen Liebesmühe als Leihgabe in
der Nationalgalerie dem großen Publikum zum Genüsse
bot. Seitdem bedeutet der Name Friedrich Wasmann
„eine neue Provinz im Reiche der deutschen Kunst, und
damit — so sagt Grönvold — war das so lang ins Auge
gefaßte Ziel erreicht“.

Nunmehr aber werden die Schätze, die Grönvold
gesammelt hat, Gemeingut. In der Galerie Arnold in
Dresden hängen an vierhundert Zeichnungen Wasmanns
und einiger seiner gleichgesinnten Zeitgenossen reizvoll in
alte Mahagonirahmen gefaßt an den Wänden, so ge-
schmackvoll angeordnet, wie wir es an dieser Stelle ge-
wohnt sind, und es steht nichts im Wege, daß alle
deutsche Museen diesen bescheidenen Künstlern die
Ehre erweisen, die ihren begünstigteren Zeitgenossen
längst zuteil geworden ist. Wasmanns Werdegang ist
durch Grönvolds Veröffentlichung*) bekannt: er besuchte
zuerst die Kunstakademie zu Dresden und erhielt dort —

Hans Beckmann 1809—1881

unter „Näkes Anleitung — seine erste künstlerische Aus-
bildung im naturalistischen Sinne“. Er geht weiter nach
kurzem Aufenthalt in seiner Vaterstadt Hamburg nach
München und studiert dort, wo das Kunstleben gerade
unter Führung von Cornelius, Kaulbach, Heß, Schrau-
dolph einen „großen Aufschwung mit idealem Streben
genommen hatte“, auf eigene Hand weiter. Er lebte
weiter einige Zeit im Meran, „welches damals im primi-
tivsten Zustand einer glücklichen Naivität sich erfreute“;
weiter geht er drei Jahre nach Rom, wo er — längst
schon im Innern für die katholische Kirche gewonnen —
gleich manchen anderen Künstlern damaliger Zeit, zum
katholischen Glauben Übertritt. Er verlebt weitere vier
Jahre in Bozen, seine glücklichste Zeit; er geht dann
1845 nach Hamburg, heiratet und siedelt bald darauf
nach Meran über, um sich dort für immer häuslich
niederzulassen. Hier starb er 1886 im Alter von 81 Jahren.

Wasmanns gezeichnetes Werk umfaßt in erster Linie
zahlreiche Bildnisse. Die besten darunter sind hervor-
ragende Leistungen, wie Wasmann ja überhaupt mit
einem natürlichen Talent für das Bildnis bedacht war.
Rasche Auffassung der Ähnlichkeit wurde ihm nach-
gerühmt, und diese sieht man den Bildern ohne weiteres
an, obwohl wir von keinem den Namen des Dargestellten
wissen. Manche kommen freilich nicht über die Ähn-

Martin v. Rhoden 1778—1868

*) Friedrich Wasmann, ein deutsches Kiinstlerleben von ihm
selbst geschildert, herausgegeben von Bernt Grönvold im Insel-
verlag zu Leipzig 1915.

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