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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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2. Märzheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Kunstglas und Elfenbein auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1921 / Amerika als Aufkäufer englischer Literaturschätze / Alte und neue niederländische Buchkunst / Für das Sammeln der Entwürfe unserer Baukünstler / Freie Deutsche Künstlerschaft / Vorträge der Staatlichen Museen zu Berlin / Neue Kusntbücher / Kunstdiebstahl in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0308

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Dokumentenkapsel des Goldschmiedes Karl Berthold.

Stahlrohr, getrieben, geschnitten, ziseliert und goldtauschiert.

Besitzer: Konsul Kotzenberg, Frankfurt a. M.

brochenen Mustern, wie sie vor allem bei Anhängern und Broschen
beliebt sind. Hier war allerdings nicht alles Qualitätsarbeit.
Doch dominierte die letztere in ausgezeichneten kunstvollen
Mustern, wahren Meisterstücken der Elfenbeinkunst. Auch auf
diesem Gebiete wird das antike Genre gepflegt und findet viel
Anklang, insbesondere in Miniaturen. Die größte Auswahl darin,
wie wohl überhaupt die reichhaltigste und sehenswerste Aus-
stellung in Elfenbeinmalerei und -Schnitzerei bot die Dresdner
Firma Richard Haffke, teilweise in echt antiken Stücken, aber
auch in Imitationen. Derartige Reliefs, Pokale, Schmuckdosen,
wie hier, bekommt man nur selten zu sehen. —

Trotz des sehr starken Besuchs der Messe — in den ersten
4 Tagen wurden 110 000 Meßabzeichen verkauft — war der
geschäftliche Erfolg im großen ganzen nur gering, was seinen
Grund in den politischen Verhältnissen hatte. Das Ausland war
stark vertreten, zeigte sich aber sehr zurückhaltend, was infolge
der unsicheren politischen Lage ganz erklärlich ist. Nichtsdesto-
weniger war sicherlich der ideelle Erfolg ein großer. Vor allem
zeigte das Ausland, auch Frankreich, England und die anderen
Staaten, mit denen wir Krieg führten, ein lebhaftes Interesse für
deutsche Erzeugnisse. Man weiß die deutsche Qualitätsarbeit zu
schätzen, und die Leipziger Messen haben sich allmählich zu
der Erkenntnis durchgerungen, daß nur durch Darbietung guter
Qualitätserzeugnisse dem Wirtschaftsleben gedient sein kann, vor
allem auch auf dem Gebiete der Kunst. Dies hat auch die letzte
Messe bewiesen. Paul Sorgenfrei.

2ut? föt?dei?ung det? fieimats und Denkmalpflege.

Die dem Verein zur Förderung der Volksbildung angeschlossene
Volkshochschule Stuttgart veranstaltet auch in diesem
Jahr unter Leitung von Prof. Dr. Julius Baum einen Kurs zur
Förderung der Heimat- und Denkmalpflege. Er dauert vom 18.
bis 22. April und gilt dem Besuch der Städte Gmünd, Ellwangen,
Dinkelsbühl, Nördlingen, Kirchheim i. R., Bopfingen, Neresheim.
Als Teilnehmer kommen vor allem Angehörige des Bauberufs,
sowie Angehörige des Lehrstandes und der Geistlichkeit in
Betracht.

Amerika als Aufkäufen eng Klebet’

Utet’atut’lebäbe.

Die 6t?gebni(Te det? BttitioelUAuktion.

Man schreibt uns aus London: „Amerika“, jammert ein
englischer Fachmann, hat die meisten unserer verkäuflichen
literarischen Schätze an frühen Folianten und englischen Quart-
ausgaben englischer Dramen annektiert und jetzt holt es sich
die primitiven Dichter. Bei der ersten Britwell-Versteigerung
i. J. 1919 mußten wir zusehen, wie G. D. Smith, New York, alle
Dramen für 80 000 £ wegführte. Jetzt wurde bei dem Verkauf
der Britwell’schen altenglischen Verse die amerikanische Invasion
von Dr. Rosenbach angeführt, der seit 14 Jahren nicht in London
gewesen ist, seit der denkwürdigen Van Antwerp-Versteigerung,
die bei Sotheby’s veranstaltet wurde.

Der Kampf, der nun am 10. März vor sich ging, ergab
26211 Pfund. Die elf kleinen Klagelieder des Tudor-Dichters,
der zu recht Churchyard hieß, brachten allein 2 900 Pfund. Sein
i. J. 1553 geschriebener „Myrrour for Man“ erzielte 890 Pfund.
John Skot’s „Everyman“ über den im „Kunstwanderer“ schon be-
richtet wurde, 1080 Pfd. und Fletcher’s „Licia“ 670 Pfd. Quaritsch
kämpfte zwar hart um diese Werke, aber — Amerika siegte. Mit
Gelassenheit sah der Kustos vom Britischen Museum, Mr. Pol-
lard, dem Wettstreit zu, denn er hatte ja erst vor kurzem die
Doubletten dieser unersetzlichen Werke für das Museum sich
auswählen dürfen und zwar aus den fünfzig Stücken des Huth-
Nachlasses, die der Nation nach freier Wahl überlassen wurden.

New York holte sich ferner Robert Greene’s „Penelope’s
Web“, 500 Pfd, „Orlando Furioso“, 400 Pfd., „History of Jacob
and his twelve Sons“ 750 Pfd., und „Jack Drum’s Entertainment“,
600 Pfd. Die fünfte Ausgabe von Thomas Lodge’s „Rosalynd“
v. J. 1604 wurde von Dr. Rosenbach um 630 Pfd. erstanden; (das
Exemplar des Britischen Museums stammt vom Jahre 1592.) Ein
ganz rares Objekt war Jordan’s „Divine Rapture or Piely in
Poesie“, 1646, von dem das andere bekannte Exemplar im Bri-
tischen Museum verwahrt wird; auch hier siegte Rosenbach mit
660 Pfd. Er ersteigerte um zusammen 800 Pfd. Georges Lauder’s
„Scottish Souldier“ und „Teares on the Death of Evander“, die
einstmals um 15 Pfd. verkauft wurden. Sabin zahlte für die Aus-
gabe v. J. 1598 der „Seaven Books of the Iliades“ und „Achilles
Shield“ 500 Pfd und Quaritch erstand um 490 Pfd. Thomas Hey-
wood’s „First and Second Parts of King Eduard the Fourth“.

Der zweite Tag war eigentlich noch aufregender und hier
trug Amerika wiederum die Hauptschätze mit sich fort, Geld
war Nebensache und alle die Amerikaner kauften zu Preisen,
gegen die die Huth’schen Ergebnisse lächerlich anmuteten,
ln den zwei Tagen der Versteigerung brachten 321 Nummern
48 552 Pfd. ein. Mit 1450 Pfd. wanderten Nicholson’s „Acolastus“,
eine Sammlung Plagiate auf Shakespeare in die Bibliothek
irgend eines frenetischen Amerikamers. Das Huth-Exemplar —
man vergleiche! — hat 65 Pfd. gebracht. „The Popish Kingdom“
ergab jetzt 200 Pfd. (Huth 4 Pfd), und „Barley Breake“, 1607,
260 Pfd. John Skelton’s „Death of the Noble Prynce Kynge
Edward the Forth“ v. J. 1554 wechselte um 330 Pfd. und Antony
Sherley’s Ausgabe v. J 1604 des „Witts New Dyall“ um 1000 Pfd.
den Besitz und den Weltteil.

Bücher, von denen nur ein einzelnes Exemplar den Kennern
und Forschern bekannt ist, hatten von vornherein gewonnenes
Spiel; Rosenbach kaufte sie im Aufträge von Liebhabern auf,
ebenso wie i. J. 1907 die berühmte erste Folio-Ausgabe von
Shakespeare um den Preis von 3600 Pfd. in den Besitz des
Multimillionärs Widener, Philadelphia, abwanderte. Diesmal
bringt er nach Hause mit, außer den obigen Büchern, Peter Pett’s
1599 „Thime’s Journey to seeke his Daugther Truth“, 890 Pfd.,
Thomas Powell’s „Passlonate Poet“, 950 Pfd., Henry Parrott’s
„Mous-Trap“ v. J. 1608, 860 Pfd., William Perey’s „Sonnet tho
the fairest Coelia“ v. J. 1594, 650 Pfd., und das anonyme „Proud
Wyves Pater Noster“ v. J. 1560, 550 Pfd. 1000 Pfd. brachte
Turner’s „Garland of a Greene Witte“ und die „Lamentation of
Melpomena“, 1603, 850 Pfd. Mit 900 Pfd. zieht Peter Woodhouse’s

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