zierliche Beschreibung eines Kampfes zwischen Elefant und Floh
mit den kostbaren Stücken der weltberühmten Britwell-Sammlung
von dannen.
ln kurzer Zeit hat nun England zwei seiner unvergleichlichen
Bibliotheken eingebüßt, Huth und Britwell, aber während
die englische Nation sich wenigstens durch Schenkung aus der
ersteren die wertvollsten Werke erhalten konute, ist die Britwell-
sche gänzlich versprengt worden. Aber mit den amerikanischen
Preisen konnte auch diesmal niemand in England mitkommen.
Denn in Amerika ist die literarische Sammelleidenschaft augen-
blicklich auf der Höhe.
Alte und neue niedet>ländi{cbe
ßud)kun(L
Im {iädti{eben jvtufeum oon Am{let?dam.
ii.*)
In dem letzten Jahrzehnt hat die Buchausstattung, die
eigentliche Kunst des Drückens, die Qualitätsarbeit in Holland
große Fortschritte gemacht. Neben die älteren großen Verleger,
die schon früher auf die äußere Erscheinung des Buches Sorgfalt
verwendeten, deren aber oft unruhige und auf Nebendinge Wert
legende Produkte den strengeren, modernen Geschmack nicht
mehr zu befriedigen vermögen — es sind da vor allen zu nennen
Scheltema & Holkenia in Amsterdam und Martinus Nyhoff im
Haag, die hauptsächlich das Genre der kostbaren, mit vortrefflichen
Reproduktionen ausgestatteten Pracht-Ausgaben pflegten, ferner
van Looy und van Veen in Amsterdam, die mehr rein literarisch
interessiert waren und hauptsächlich moderne holländische Belle-
tristik herausgaben — sind neue Verleger getreten, die sich
besonders die Erfahrungen englischer und deutscher Musterpressen
zu Nutzen gemacht und wirklich Schönes zu Stande gebracht
haben. An erster Stelle stehen hier die Veröffentlichungen der
Privatpresse „De Zilverdistel“, auf die die englische Dovespress
sicherlich von Einfluß gewesen ist; was diese Presse bisher ver-
lassen hat, trägt alles den Stempel eines vornehmen Geschmackes.
Es sind nicht nur holländische Bücher, deren Herausgabe sich
die „Zilverdistel“ angelegen sein läßt; auch anerkannte Meister-
werke der fremden Literaturen sind in mustergültigen Ausgaben
in der Originalsprache bei ihr erschienen. Ich erwähne nur
Baudelaire’s Fleurs du mal, eine Auswahl der Gedichte des No-
valis, ferner Shelley’s Prometheus unbound. Die Seele dieses
Unternehmens ist J. F. van Royen im Haag, der sich auch um die
Hebung der amtlichen Druckkunst durch die Entwürfe neuer,
übersichtlicher und schön gesetzter Formulare für Paketadressen,
Postanweisungert, Telegramme usw. ein nicht zu unterschätzendes
Verdienst gemacht hat. Van Royen gehört auch zu den Mit-
begründern des Bibliophilen-Vereins „Jan Blaeu“, der sich eben-
falls die Veröffentlichung schön gedruckter Bücher zur Aufgabe
gemacht hat. Bisher erschienen unter den Auspizien von Jan
Blaeu von älterer Literatur ein schöner Neudruck der Gedichte von
Brederode und eine Ausgabe seiner Lieder mit Pianobegleitung
von Röntgen, von zeitgenössischer Literatur ein Prosawerk von
Jac. van Looy (Nr. 267—271). Eine andere moderne Privatpresse,
das Palladium, die erst im Haag ihren Sitz hatte und dann in
Arnhem ihr Quartier aufgeschlagen hat, steht unter Leitung von
J. van Krimpen; in der kurzen Zeit ihres Bestehens hat sie schon
eine ganze Reihe trefflicher Drucke ans Licht gegeben. Palladium
scheint sich im Gegensatz und als Ergänzung zu Zilverdistel und
Jan Blaeu, die vorwiegend Neudrucke älterer Werke veranstalten,
auf literarisch wertvolle Erzeugnisse der jüngsten Literatur zu
beschränken. Mit der dem Holländer eigenen kosmopolotischen
Gesinnung hat Palladium auch die Veröffentlichung nicht-
holländischer Literatur auf sein Programm gesetzt. So sind 1917
vom Palladium Sonnette von Albert Besnard herausgegeben. Die
jüngste Publikation ist eine Gedichtsammlung von dem bekannten
Maler, Graphiker und Schriftsteller Prof. Dr. Jan Veth (Nr. 374).
*) Siehe: „Der Kunstwanderer“ 2. Februarheft 1921.
Adolph von Menzel. Aus dem Zwinger ln Dresden.
Oelgemälde auf Leinwand, sign. Menzel 1850. Größe 42 X 50 cm.
Kunstsalon Carl Nicolai, Berlin.
Der artistische Leiter der Presse, J. van Krimpen hat auch eine
sehr schöne, [von ihm selbst mit der Hand auf Pergament ge-
schriebene Ausgabe von „Le Centaure“ von Maurice de Guerin
veranstaltet. — Die Bestrebungen und Leistungen der drei
genannten Privatpressen, die, wie das in der Natur der Sache
liegt, nicht für den großen Markt, sondern für eine kleine Gruppe
von Liebhabern arbeiten, sind auch auf die andern Verleger nicht
ohne wohltätigen Einfluß geblieben, ln diesem Zusammenhang
sind besonders ein Rotterdamer Verleger, W. L. u. G. Brusse, zu
nennen, dessen zum Teil recht wohlfeile Ausgaben sich durch
Lettertype, Druck und Abbildungen hoch über den Durchschnitt
erheben. Bei ihm ist das große Berlagewerk erschienen, ferner
eine reizende Publikation über alte Rotterdamer Häuser, sodann
eine im Geiste von Schultze-Naumjburg zusammengestellte Arbeit
über Schön und Häßlich in der 'holländischen Architektur, mij
sehr zahlreichen, gut gewählten Beispielen und Gegenbeispielen,
alles geschmackvolle Ausgaben, die man mit Vergnügen in die
Hand nimmt, was man von so vielen charakterlosen Büchern
älterer und angesehenerer holländischer Verleger nicht sagen
kann. — Eine besondere Stellung nimmt in typographischer Hin-
sicht die moderne Kunstzeitschrift „Wendingen“ ein, deren eigen-
artige Ausstattung mit dem schwarzen, abgestaffelten Rand auf
den drei Außenseiten des Blattes ein Werk des früher in Deutsch-
land tätig gewesenen Lauweriks ist, der schon 1909 die in Düssel-
dorf bei Piper erschienene deutsche Zeitschrift „Ring“ in derselben
barocken Weise ausgestattet hatte. Der strengen Auffassung des
schönen Buches entsprechend, das nur durch Vortrefflichkeit des
Materials und harmonische Druckanordnung wirken soll, fehlt in
den neuesten bibliophilen Erzeugnissen fast jegliche Art der Illu-
stration, im Gegensatz zu dem holländischen Buch um etwa 1900,
wo namhafte Künstler zur Belebung des Buches durch Lithos
und Holzschnitte herangezogen wurden. Hierbei wurde aber
ebenso wie beim Entwerfen der Einbände und anderen Beiwerkes,
wie Vorsatzpapier und dekorativer „Buchschmuck“, sehr oft des
Guten zu viel getan, so daß es dem Buch an der nötigen Einheit
mangelte, und auf die Einheitlichkeit legen gerade die modernen
Drucker, und mit Recht, den Hauptnachdruck, so daß durch
einen Vergleich der jüngsten Produkte mit denen von 1900 der
große Fortschritt, den die eigentliche Kunst des Drückens
innerhalb dieser Zeit gemacht, besonders in die Augen springt.
B a t a v u s.
301
mit den kostbaren Stücken der weltberühmten Britwell-Sammlung
von dannen.
ln kurzer Zeit hat nun England zwei seiner unvergleichlichen
Bibliotheken eingebüßt, Huth und Britwell, aber während
die englische Nation sich wenigstens durch Schenkung aus der
ersteren die wertvollsten Werke erhalten konute, ist die Britwell-
sche gänzlich versprengt worden. Aber mit den amerikanischen
Preisen konnte auch diesmal niemand in England mitkommen.
Denn in Amerika ist die literarische Sammelleidenschaft augen-
blicklich auf der Höhe.
Alte und neue niedet>ländi{cbe
ßud)kun(L
Im {iädti{eben jvtufeum oon Am{let?dam.
ii.*)
In dem letzten Jahrzehnt hat die Buchausstattung, die
eigentliche Kunst des Drückens, die Qualitätsarbeit in Holland
große Fortschritte gemacht. Neben die älteren großen Verleger,
die schon früher auf die äußere Erscheinung des Buches Sorgfalt
verwendeten, deren aber oft unruhige und auf Nebendinge Wert
legende Produkte den strengeren, modernen Geschmack nicht
mehr zu befriedigen vermögen — es sind da vor allen zu nennen
Scheltema & Holkenia in Amsterdam und Martinus Nyhoff im
Haag, die hauptsächlich das Genre der kostbaren, mit vortrefflichen
Reproduktionen ausgestatteten Pracht-Ausgaben pflegten, ferner
van Looy und van Veen in Amsterdam, die mehr rein literarisch
interessiert waren und hauptsächlich moderne holländische Belle-
tristik herausgaben — sind neue Verleger getreten, die sich
besonders die Erfahrungen englischer und deutscher Musterpressen
zu Nutzen gemacht und wirklich Schönes zu Stande gebracht
haben. An erster Stelle stehen hier die Veröffentlichungen der
Privatpresse „De Zilverdistel“, auf die die englische Dovespress
sicherlich von Einfluß gewesen ist; was diese Presse bisher ver-
lassen hat, trägt alles den Stempel eines vornehmen Geschmackes.
Es sind nicht nur holländische Bücher, deren Herausgabe sich
die „Zilverdistel“ angelegen sein läßt; auch anerkannte Meister-
werke der fremden Literaturen sind in mustergültigen Ausgaben
in der Originalsprache bei ihr erschienen. Ich erwähne nur
Baudelaire’s Fleurs du mal, eine Auswahl der Gedichte des No-
valis, ferner Shelley’s Prometheus unbound. Die Seele dieses
Unternehmens ist J. F. van Royen im Haag, der sich auch um die
Hebung der amtlichen Druckkunst durch die Entwürfe neuer,
übersichtlicher und schön gesetzter Formulare für Paketadressen,
Postanweisungert, Telegramme usw. ein nicht zu unterschätzendes
Verdienst gemacht hat. Van Royen gehört auch zu den Mit-
begründern des Bibliophilen-Vereins „Jan Blaeu“, der sich eben-
falls die Veröffentlichung schön gedruckter Bücher zur Aufgabe
gemacht hat. Bisher erschienen unter den Auspizien von Jan
Blaeu von älterer Literatur ein schöner Neudruck der Gedichte von
Brederode und eine Ausgabe seiner Lieder mit Pianobegleitung
von Röntgen, von zeitgenössischer Literatur ein Prosawerk von
Jac. van Looy (Nr. 267—271). Eine andere moderne Privatpresse,
das Palladium, die erst im Haag ihren Sitz hatte und dann in
Arnhem ihr Quartier aufgeschlagen hat, steht unter Leitung von
J. van Krimpen; in der kurzen Zeit ihres Bestehens hat sie schon
eine ganze Reihe trefflicher Drucke ans Licht gegeben. Palladium
scheint sich im Gegensatz und als Ergänzung zu Zilverdistel und
Jan Blaeu, die vorwiegend Neudrucke älterer Werke veranstalten,
auf literarisch wertvolle Erzeugnisse der jüngsten Literatur zu
beschränken. Mit der dem Holländer eigenen kosmopolotischen
Gesinnung hat Palladium auch die Veröffentlichung nicht-
holländischer Literatur auf sein Programm gesetzt. So sind 1917
vom Palladium Sonnette von Albert Besnard herausgegeben. Die
jüngste Publikation ist eine Gedichtsammlung von dem bekannten
Maler, Graphiker und Schriftsteller Prof. Dr. Jan Veth (Nr. 374).
*) Siehe: „Der Kunstwanderer“ 2. Februarheft 1921.
Adolph von Menzel. Aus dem Zwinger ln Dresden.
Oelgemälde auf Leinwand, sign. Menzel 1850. Größe 42 X 50 cm.
Kunstsalon Carl Nicolai, Berlin.
Der artistische Leiter der Presse, J. van Krimpen hat auch eine
sehr schöne, [von ihm selbst mit der Hand auf Pergament ge-
schriebene Ausgabe von „Le Centaure“ von Maurice de Guerin
veranstaltet. — Die Bestrebungen und Leistungen der drei
genannten Privatpressen, die, wie das in der Natur der Sache
liegt, nicht für den großen Markt, sondern für eine kleine Gruppe
von Liebhabern arbeiten, sind auch auf die andern Verleger nicht
ohne wohltätigen Einfluß geblieben, ln diesem Zusammenhang
sind besonders ein Rotterdamer Verleger, W. L. u. G. Brusse, zu
nennen, dessen zum Teil recht wohlfeile Ausgaben sich durch
Lettertype, Druck und Abbildungen hoch über den Durchschnitt
erheben. Bei ihm ist das große Berlagewerk erschienen, ferner
eine reizende Publikation über alte Rotterdamer Häuser, sodann
eine im Geiste von Schultze-Naumjburg zusammengestellte Arbeit
über Schön und Häßlich in der 'holländischen Architektur, mij
sehr zahlreichen, gut gewählten Beispielen und Gegenbeispielen,
alles geschmackvolle Ausgaben, die man mit Vergnügen in die
Hand nimmt, was man von so vielen charakterlosen Büchern
älterer und angesehenerer holländischer Verleger nicht sagen
kann. — Eine besondere Stellung nimmt in typographischer Hin-
sicht die moderne Kunstzeitschrift „Wendingen“ ein, deren eigen-
artige Ausstattung mit dem schwarzen, abgestaffelten Rand auf
den drei Außenseiten des Blattes ein Werk des früher in Deutsch-
land tätig gewesenen Lauweriks ist, der schon 1909 die in Düssel-
dorf bei Piper erschienene deutsche Zeitschrift „Ring“ in derselben
barocken Weise ausgestattet hatte. Der strengen Auffassung des
schönen Buches entsprechend, das nur durch Vortrefflichkeit des
Materials und harmonische Druckanordnung wirken soll, fehlt in
den neuesten bibliophilen Erzeugnissen fast jegliche Art der Illu-
stration, im Gegensatz zu dem holländischen Buch um etwa 1900,
wo namhafte Künstler zur Belebung des Buches durch Lithos
und Holzschnitte herangezogen wurden. Hierbei wurde aber
ebenso wie beim Entwerfen der Einbände und anderen Beiwerkes,
wie Vorsatzpapier und dekorativer „Buchschmuck“, sehr oft des
Guten zu viel getan, so daß es dem Buch an der nötigen Einheit
mangelte, und auf die Einheitlichkeit legen gerade die modernen
Drucker, und mit Recht, den Hauptnachdruck, so daß durch
einen Vergleich der jüngsten Produkte mit denen von 1900 der
große Fortschritt, den die eigentliche Kunst des Drückens
innerhalb dieser Zeit gemacht, besonders in die Augen springt.
B a t a v u s.
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