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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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2. Märzheft
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Bogeng, Gustav A. E.: Über Buch- und Bucheinbandfälschungen und -Verfälschungen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0326

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Brügger Meister um 1490

Auktion bei Ant. Creutzer, vorm. M. Lempertz, Aachen

sich auch bei bereits bedrucktem Papier mit Palimpsest
versuchen aushelfen würde. Und bei der Zubereitung
der Druckfarben kommt es ihm natürlich weit weniger
darauf an, mit geschichtlicher Treue zu verfahren, son-
dern durch allerlei, hin und wieder lächerlich einfache
„Triks“ die Wirkung eines alten Druckes hervorzurufen,
der auch ein künstliches Nachaltern dient. Überhaupt
wird man nicht vergessen wollen, daß der Fälscherwahl-
spruch: Nach uns die Sündflut! zu sein pflegt. Die
Fälscher haben ja keineswegs den Ehrgeiz, Erzeugnisse
herzustellen, die allen Prüfungen standhalten. Sie wollen
lediglich erzielen, daß ihr Produkt nicht ohne weiteres
in seinem eigentlichen Werte entdeckt wird und darin
sucht ihr Trughandwerk seine eigentliche Zweckerftillung.
Druckfarben und Druckstoff-Einzelheiten sind von Fall
zu prüfen, am besten durch Vergleichungen mit einer
etwaigen Vorlage oder doch wenigstens durch bibliogra-
phische Collationen, die freilich für die Drucktechnik
häufig im Stich lassen. Allerdings werden, obschon
Nachbildungen alter Papiere auch durch Neuherstellung
zu gewinnen sind, im allgemeinen die Fälscher zu ähn-
lichen (!) echten alten Papieren greifen, deren Auswahl
und Beschaffung (man vergleiche zum Beispiel in diesem
Zusammenhänge das Fehlen der weißen Blätter in alten
Büchern und in alten Bänden die herausgeschnittenen
Vorsatzlagen) ihr eigenes „Musterlager“ ihnen erleichtern
wird. Bei einer Echtheitsuntersuchung kann unter Um-
ständen das Wasserzeichen sehr wichtig sein. Das ist
natürlich auch den Fälschern bekannt, die sich bemühen,
in ihren Altpapiersammlungen möglichst viele Papiere
mit den „richtigen" Wasserzeichen, zusammenzustellen.
Immerhin wird ihnen nicht allzuhäufig die Auffindung
eines ganz genauen Wasserzeichens gelingen und sie
werden sich mit Annäherungen an das Papier ihrer Vor-
lage zufrieden geben. Die bibliographische Kontrolle
bietet daher in dieser Hinsicht ein freilich noch nicht
ausreichend benutztes Schutzmittel. Auch die Befürch-
tung der Nachbildungen von Wasserzeichen dürfte nicht

allzuoft gegeben sein. Zwar kann der Fälscher, der sich
aus mit alten Papieren angerührtem Papierbrei ein altes
Handpapier herstellt, dabei auch gröbere Nachbildungen
von Wasserzeichen erzielen. Indessen wird bei einer
Papierherstellung dieser Art nur eine kleinere Blattgröße
in Betracht kommen. Andrerseits sind bei, in allen Maßen
trotzdem nicht stimmende, exakten Faksimilierungen von
Wasserzeichen für eine größere Bogenzahl, die durch
Wasserzeichenwalzen gewonnen werden, die Betriebs-
unkosten selbst bei der Benutzung von Walzen mit aus-
zuwechselnden Überzügen doch zu hoch, als das eine
derartige Anlage für eine einzige Fälschung lohnend wäre.
Überhaupt ist es ja immer ein wichtiges kritisches
Moment, bei der Beurteilung einer angenommenen
Fälschung zu unterscheiden zwischen den Verfahren,
die keine kostspieligen Einrichtungen, die allein in Groß-
betrieben lohnen, voraussetzen und den teueren Verfahren.

Da die Bilddruckverfahren auch bei Büchern Ver-
wendung finden und bisweilen Buchwerte auf Griffel-
kunstwerten beruhen, gehören die Graphikfälschungen
ebenfalls in den Bereich der Buchfälschungen, die man
allgemein Druckwerkfälschungen nennen könnte. Ebenso
wie die alten Bucharten, die Buchhandschriften, und die
Verbindung von Druck und Handschrift z. B. bei Namens-
eintragungen, Randschriften, Widmungen, die Autogramm-
und Dokumentenfälschungen nebst den Buchmalerei-
fälschungen die Buchfälschung über das gedruckte
Buch hinaus ausdehnt. Ganz abgesehen davon, daß der
Altbuchhandel mit dem Autogramm- und Manuskripten-
handel eng verbunden ist.

Das Alter eines Druckwerkes pflegen wir nach seiner
einheitlichen Entstehung zu schätzen. Aber es gibt auch
Druckwerke, deren Formen erst oder noch jahrhunderte-
lang nach ihrer Herstellung Verwendung gefunden haben.
Daß ein Buchsatz einmal so lange gestanden haben
sollte ist unbekannt und unwahrscheinlich, dazu erscheint
die Möglichkeit erst nach dem Aufkommen der Stereotypie
gegeben. Dafür sind Griffelkunstplatten auch umfang-

Ludger tom Ring

Auktion bei Anton Creutzer, vorm. M. Lempertz, Aachen

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