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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

DOI issue:
2. Aprilheft
DOI article:
Engelmann, Max: Der Mathematisch-Physikalische Salon in Dresden, [2]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0343

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technisch wie stilistisch das Werden und Wachsen auch
dieses feintechnischen Zweiges. Es würde weit über den
Rahmen dieser Überschau greifen hier auf Einzelheiten
einzugehen. Vielleicht gibt sich noch Gelegenheit im
„Kunstwanderer“ auf ein-
zelne Abschnitte der Samm-
lung näher einzugehen.

Auch unter den Reihen
der rein physikalischen Alt-
instrumente erleben wir ein
erhebliches Stück Kultur-
geschichte. Fast jedes Stück
spricht auch hier von~der
Menschen Witz und ihren
Bestrebungen nach gemein-
nützlichen Neuerungen, von
der Sehnsucht nach Ver-
vollkommnung in den Natur-
erkenntnissen und ebenfalls
oft auch von dem Frohsinn
zu künstlerischer Gestaltung.

Wie kostbar waren dem sonst
recht sparsamen Kurfürsten
August ein paar Stücklein
natürlichen Magnetsteines,
daß er sie in silberne Fas-
sungen mit seinen Initialen
fügen ließ und welchen
Abstand zu unserer Zeit
des drahtlosen Fernsprechers
empfinden wir, wenn wir
die großen Sprachrohre
betrachten, die der Nach-
richtenübermittelung, eben-
so wie der optische Telegraph, in ihren längst ent-
schwundenen Zeiten dienten. Andernteils, wie bewahrte
manches Wiegegerät, manches wetterkundliche Instrument
seine ursprüngliche Anordnung bis auf den heutigen Tag.
Wie peinlich anatomisch genau wußte Stephan Zick

bereits im 17. Jahrhundert das Auge und das Ohr in allen
Teilen in Elfenbein und Glas zerlegbar nachzubilden und
welches Aufsehen mag die große Luftpumpe des
Mechanikers Leupold mit ihrem reichen Nebenapparat

erregt haben, als sie Kur-
fürst August der Starke von
der Leipziger Messe mit-
brachte. Diese Abteilpng
schließt bereits ihre Reihen
in den ersten Jahrzehnten
des 19.Jahrhunderts. Weiter
fortgesetzt, würden die heute
kaum noch übersehbaren
Reihen des neuzeitlichen
physikalischen Demonstra-
tionsinstrumentes den rück-
schauenden Charakter des
Mathematischen Salons er-
drückt haben.

Eine Fachbücherei von
etwa 3000 Bd. ist der Samm-
lung angegliedert. Auch
in ihr findet sich manche
wertvolle Handschrift und
mancher seltene Erstdruck.

Das Schlagwort Museen
seien Gefängnisse oder
Friedhöfe, hält keiner Nach-
prüfung stand. Wer mißt
die Wirkung des Flui-
dums, die täglich, ja stünd-
lich von jeder pfleglichen
Museumstätigkeit anregend
hinaus ins frische Leben
pulst? So ist auch das Hohelied der Arbeit, des
schöpferischen Gedankens und von der Augenweite
künstlerischen Auslebens von dieser Sammlung seit Jahr-
hunderten zum Besten Aller hinausgeklungen; ein
hoffentlich dauernder Wechsel von Saat und Ernte.

Geschützaufsatz bez.: Christoph Trechsler der Ältere
Mechanikus (Dresden) 1622. Aussägearbeit, feuervergoldet

Meister der Kraterographie
von 1551

Dickbauchige reichverzierte Flasche mit Fuß
und Stöpsel

Große reichverzierte Kanne mit Neptun

Auktion bei Amsler und Ruthardt,
Berlin

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