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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

DOI issue:
2. Aprilheft
DOI article:
Dammann, Walter Heinrich: Tiere und Götter als Amulette in Altägypten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0345

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werden konnte, ergibt sich aus seiner besonders engen
Beziehung zum Totenwesen. Ihm müssen wir uns zu-
nächst zuwenden.

Die vielen Religionen gemeinsame, ursprünglich als
Jahreszeitmythus entstandene Vorstellung vom sterbenden
und wiederauflebenden Gotte (vgl. z. B. Baldur!) hat ihre
älteste uns bekannte Verkörperung in Osiris gefunden.

Kasten gesperrt und ins Meer geworfen. Isis suchte
lange, bis sie die Leiche fand. Im Falkenkleide (wie
Freia!) traurig auf dem Sarge sitzend erfuhr sie eine
wunderbare Begattung durch den Toten, woraus der
falkenköpfige Horus entsproß. Dieser rächt den Vater
am Oheim und erweckt überdies den Toten wieder zum
Leben. Vater und Sohn teilen sich jetzt die Gewalt über

Isis Harpokrates Toeris Chnum Toeris

Glasierter Stein und grüne Glasurware mit Irdenkern

Und auch der an sich doch seltsame Gedanke, daß ein
Gott erst und gerade durch seinen Tod seine Göttlichkeit
bewährt und den Menschen das Heil bereitet, läßt sich
an Osiris entwickeln. Er, der immer als Mumie dargestellt
wird, ist der tote Sonnengott, d. h. Nacht, Finsternis,
Winter, sofern diese Erscheinungen sich negativ auf die

die Menschheit: Osiris gebietet den Abgeschiedenen,
Horus — als Stammvater der ägyptischen Könige — den
Lebendigen. Daß der verstorbene Pharao „osirisch“
wurde, ist leicht zu verstehen, wenn man weiß, daß
„goldener Horus“ der Titel des lebenden ist: der Vater
des Horus ist eben — Osiris. Beide Gestalten sind als

Bes Sechmet

Grüne und blaue Glasurware auf Irdenkern

Sonne beziehen lassen. Sein Sterben und Wieder-
auferstehen gibt ihm die Gewalt als Beherrscher und
Richter der Abgeschiedenen. Die Fülle der Osirissagen
auszuschütten ist hier nicht der Ort. Nur kurz ist zu
erwähnen, daß es der klugen Schwester und Gattin Isis
trotz aller Sorgfalt zuletzt nicht mehr gelang, ihren Gatten
vor den Nachstellungen seines Bruders Seth zu schützen.
Osiris wurde — tot oder lebend — von Seth in einen

Amulette nicht sehr häufig, wohl aber die Mutter Isis.
Dargestellt wird sie verschieden; meist als Thronende,
mit dem Horusknaben an der Brust, das Urbild der
späteren Madonna. Sie sitzt in streng frontaler Haltung,
bekleidet mit einem sehr eng anliegenden Rock, der noch
die Waden bedeckt, die Füße aber immer freiläßt. Der
Oberkörper bleibt nackt. Die Frisur fällt in zwei
symmetrischen Wülsten vor den Schultern herab. Zu-

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