ßtbliogt’apbtfcbe und bibliophile
JSottEen.
Die Bedeutung des Buchkünstlers Chodowiecki kennzeichnet
am besten der Umstand, daß dickbändige Schmöcker, die sonst
längst verloren wären, in den Bücherschränken einen Ehrenplatz
haben, weil sie von ihm illustriert wurden. Man wende dagegen
nicht ein, es reiche aus, allein die Buchbilder zu verwahren, wie
das der Griffelkunstfreund tut. Illustrationen gehören nun einmal
mit dem von ihnen gebildeten Inhalt zu ihrem Text, auf den sie
sich beziehen. Es war deshalb ein dankbar anzuerkennender
Gedanke, die deutsche Überarbeitung eines langweiligen Romans
von Thomas Amory durch Reimarus von Spieren,
deren vier Teile der Berliner Buchhändler Nicolai 1778 in
seinem Verlage mit einer eigenen Vorrede herausgab, derart zu
verkürzen, daß für die berühmten dazu von Chodowiecki gelieferten
Bilder ein ausreichendes Buchgerüst, das sie trägt, übrig blieb.
Curt Moreck hat in einer gewiß nicht leichten Mühewaltung
(sie nachzuprüfen ist mir leider versagt, denn ich habe bisher
den Versuch nicht gewagt, das Original durchzulesen) einen les-
baren Text für Johann Bunkels Leben, Bemerkungen
und Meinungen, besorgt und der Pantheon-Verlag,
Berlin — Zürich —Leipzig bietet uns dieses Musterstück
eines rationalistischen Romans nun in einem handlichen hübschen
Oktavbande, in dem zwischen den sechzehn Chodowieckischen
Kupferstichen, die getreulich von der Graphischen Kunstanstalt
von Franz Hanfstaengl in München reproduziert wurden, immer
nur ein Dutzend Seiten liegen. Dabei läßt es sich schon in die
Atmosphäre des Buches eindringen, dessen mehr als behagliche
Breite für Chodowiecki die schönsten Gelegenheiten bot, sich auf
dem kleinen Gebiete bürgerlicher Wohlanständigkeit in seiner
Größe zu zeigen. Er hat denn auch mit Lust und Liebe seine
(übrigens in den Originalplatten erhaltenen, von denen auch
Amsler & Ruthardt ln Berlin unlängst wieder einen Abzug ver-
anstalteten) Stiche geschaffen, in denen die geistige Persönlichkeit,
der Zeittypus der Romanfiguren von ihm aufs glücklichste getroffen
wurde. Die Blätter gehören zu seinen besten Arbeiten, weil
seiner Empfindung die erzählten Gedanken und Geschehnisse
entsprachen. Die heroischen Momente, die er sonst gern durch
eine Alltagsbrille sich deutlicher machte, haben immer für ihn
etwas ihm widerstrebendes gehabt. Das lag wohl aber auch
daran, wie einmal hervorgehoben sei, weil seiner Phantasie hier
nicht allein die künstlerische sondern auch die tatsächliche An-
schauung fehlte. Dafür gibt das Seesturmbild im Bunkelroman
ein ausgezeichnetes Beispiel.
Ein Antipode Chodowiecki’s ist Daumier, den mehr die
äußeien Verhältnisse zum Buchkünstler werden ließen als die
Neigung seines Temperaments. Große Künstler haben das Vor-
recht, ihren Rang allen Richtungen zum Trotz wahren zu dürfen.
Es darf uns, unbeschadet des Wertes aller kunsthistorischen und
kunsttheoretischen Untersuchungen über ihn genügen, daß Daumier
der große Künstler gewesen ist, als welchen ihn uns sein Werk
zeigt. Daumier’s Graphik, also einen Hauptbestandteil seines
Werkes, gut und leicht zugänglich gemacht zu haben, ist das
Verdienst von Eduard Fuchs. Mit Nachdruck hat der
deutsche Karikaturenkenner und -Sammler seit einem Vierteljahr-
hundert auf den Künstler in dem französischen Meister der
politischen Satire verwiesen und vor einigen Jahren damit be-
gonnen, in einer sehr reichhaltigen Auswahl die Karikaturen
Daumiers den deutschen Liebhabern vorzulegen. Nachdem, bei
Albert Langen in München, 1918 bereits die Daumier-Holzschnitte
in vortrefflicher Wiedergabe erschienen waren, folgt jetzt der
erste Teil der Steindrucke. (Honorö Daumier, Litho-
graphien: 1828—1851. Herausgegeben von Eduard
Fuchs. Mit 47 Textillustrationen und 72 in
Originalgröße [von Paul Mechel] nachgezeich-
neten Lithographien. München, Albert Langen
Verlag, 1920.) Auch diesmal bietet Eduard Fuchs, selbst dem,
der einer anderen historischen Methode huldigt, in seiner auf-
schlußreichen Einleitung sehr viel wertvolles und auch der
Teilhaber!
Langjähriger Sammler (Kunsthistoriker), Spezialität Graphik
des 18. Jahrhunderts und alte Gemälde, wünscht tätige
Kapitalbeteiligung bei Kunsthandlung oder Antiquariat.
Offerten unter A 101 an den „Kunstwanderer“.
tillll
.'ImIO'iiImIO'üiImO'üImIO'Hüiio1!!:
"i'O'siiiiioO'iiiMioo'iiüiiociiO'iüiiiO'iiüüoi::
IJJJlliir
Ö
6
::
ZENTRALSTELLE
f:
ö
f MRO \
FÜR BEGUTACHTUNG
ö
§
wmrn
UND VERMITTLUNG
VON KUNSTWERKEN
ö
ö
LEITUNG: Dr. Jules Coulin
ö
n
i\
5
0
Ö
ö
n
Geschäftsstelle:
Sachverständige Be-
=\
ö
BASEL
ratung. Übernahme
von Kunstwerken
ö
ö
FREIE STRASSE 17
auch in Kommission
0
li'OOiiüiiooniiMi'O'iiüüO'üüiioüüiiOüiüiO!!:
>re
j||^
MÜNCHENER KUNSTHORT
Institut zur Verwertung u. Begutachtung von
Kunstbesitz G. m. b. H. unter Aufsicht eines
Kuratoriums. Übern, v. ganz. Sammlungen
und Einzelstücken in Kommission und
Auktion. Begutachtung und Schätzungen.
-Ständige Ausstellung-
München, Neuhauserstr. 51. Alte Akademie.
Botmbetm’ s
Kupferft icb ^ Kabinett
Antonsgafle 5 1 Köln
engli(cl)c u. fcanaö(ifcf)e Sticl)e des 18. 'Jatjvt). farbig u. (et)wacz —
ßrüf)e Drucke — Porträts — Handsetcl)nungen — Gute Gemälde —
Ankauf Derkauf
Galerie van Diemen &r Co.
Leiter: Dr. Eduard Plietzsch
Gemälde alter Meister ersten Ranges
:: :: Auch Ankauf :: ::
BERLIN, UNTER DEN LINDEN 17
Filiale in Holland: Haag, Lange Voorhout 58
Berlin W 35 F. A. Kurfürst 9438
Blumeshof 9 9—4
erbittet Angebote erstrangigei ladet ein zui Besichtigung
alter und moderner Meister, auserwählter Arbeiten alter
auch großer Objekte und moderner Meister
An- und Verkaufsvcrmittlung wird diskret behandelt und gern honoriert
347
JSottEen.
Die Bedeutung des Buchkünstlers Chodowiecki kennzeichnet
am besten der Umstand, daß dickbändige Schmöcker, die sonst
längst verloren wären, in den Bücherschränken einen Ehrenplatz
haben, weil sie von ihm illustriert wurden. Man wende dagegen
nicht ein, es reiche aus, allein die Buchbilder zu verwahren, wie
das der Griffelkunstfreund tut. Illustrationen gehören nun einmal
mit dem von ihnen gebildeten Inhalt zu ihrem Text, auf den sie
sich beziehen. Es war deshalb ein dankbar anzuerkennender
Gedanke, die deutsche Überarbeitung eines langweiligen Romans
von Thomas Amory durch Reimarus von Spieren,
deren vier Teile der Berliner Buchhändler Nicolai 1778 in
seinem Verlage mit einer eigenen Vorrede herausgab, derart zu
verkürzen, daß für die berühmten dazu von Chodowiecki gelieferten
Bilder ein ausreichendes Buchgerüst, das sie trägt, übrig blieb.
Curt Moreck hat in einer gewiß nicht leichten Mühewaltung
(sie nachzuprüfen ist mir leider versagt, denn ich habe bisher
den Versuch nicht gewagt, das Original durchzulesen) einen les-
baren Text für Johann Bunkels Leben, Bemerkungen
und Meinungen, besorgt und der Pantheon-Verlag,
Berlin — Zürich —Leipzig bietet uns dieses Musterstück
eines rationalistischen Romans nun in einem handlichen hübschen
Oktavbande, in dem zwischen den sechzehn Chodowieckischen
Kupferstichen, die getreulich von der Graphischen Kunstanstalt
von Franz Hanfstaengl in München reproduziert wurden, immer
nur ein Dutzend Seiten liegen. Dabei läßt es sich schon in die
Atmosphäre des Buches eindringen, dessen mehr als behagliche
Breite für Chodowiecki die schönsten Gelegenheiten bot, sich auf
dem kleinen Gebiete bürgerlicher Wohlanständigkeit in seiner
Größe zu zeigen. Er hat denn auch mit Lust und Liebe seine
(übrigens in den Originalplatten erhaltenen, von denen auch
Amsler & Ruthardt ln Berlin unlängst wieder einen Abzug ver-
anstalteten) Stiche geschaffen, in denen die geistige Persönlichkeit,
der Zeittypus der Romanfiguren von ihm aufs glücklichste getroffen
wurde. Die Blätter gehören zu seinen besten Arbeiten, weil
seiner Empfindung die erzählten Gedanken und Geschehnisse
entsprachen. Die heroischen Momente, die er sonst gern durch
eine Alltagsbrille sich deutlicher machte, haben immer für ihn
etwas ihm widerstrebendes gehabt. Das lag wohl aber auch
daran, wie einmal hervorgehoben sei, weil seiner Phantasie hier
nicht allein die künstlerische sondern auch die tatsächliche An-
schauung fehlte. Dafür gibt das Seesturmbild im Bunkelroman
ein ausgezeichnetes Beispiel.
Ein Antipode Chodowiecki’s ist Daumier, den mehr die
äußeien Verhältnisse zum Buchkünstler werden ließen als die
Neigung seines Temperaments. Große Künstler haben das Vor-
recht, ihren Rang allen Richtungen zum Trotz wahren zu dürfen.
Es darf uns, unbeschadet des Wertes aller kunsthistorischen und
kunsttheoretischen Untersuchungen über ihn genügen, daß Daumier
der große Künstler gewesen ist, als welchen ihn uns sein Werk
zeigt. Daumier’s Graphik, also einen Hauptbestandteil seines
Werkes, gut und leicht zugänglich gemacht zu haben, ist das
Verdienst von Eduard Fuchs. Mit Nachdruck hat der
deutsche Karikaturenkenner und -Sammler seit einem Vierteljahr-
hundert auf den Künstler in dem französischen Meister der
politischen Satire verwiesen und vor einigen Jahren damit be-
gonnen, in einer sehr reichhaltigen Auswahl die Karikaturen
Daumiers den deutschen Liebhabern vorzulegen. Nachdem, bei
Albert Langen in München, 1918 bereits die Daumier-Holzschnitte
in vortrefflicher Wiedergabe erschienen waren, folgt jetzt der
erste Teil der Steindrucke. (Honorö Daumier, Litho-
graphien: 1828—1851. Herausgegeben von Eduard
Fuchs. Mit 47 Textillustrationen und 72 in
Originalgröße [von Paul Mechel] nachgezeich-
neten Lithographien. München, Albert Langen
Verlag, 1920.) Auch diesmal bietet Eduard Fuchs, selbst dem,
der einer anderen historischen Methode huldigt, in seiner auf-
schlußreichen Einleitung sehr viel wertvolles und auch der
Teilhaber!
Langjähriger Sammler (Kunsthistoriker), Spezialität Graphik
des 18. Jahrhunderts und alte Gemälde, wünscht tätige
Kapitalbeteiligung bei Kunsthandlung oder Antiquariat.
Offerten unter A 101 an den „Kunstwanderer“.
tillll
.'ImIO'iiImIO'üiImO'üImIO'Hüiio1!!:
"i'O'siiiiioO'iiiMioo'iiüiiociiO'iüiiiO'iiüüoi::
IJJJlliir
Ö
6
::
ZENTRALSTELLE
f:
ö
f MRO \
FÜR BEGUTACHTUNG
ö
§
wmrn
UND VERMITTLUNG
VON KUNSTWERKEN
ö
ö
LEITUNG: Dr. Jules Coulin
ö
n
i\
5
0
Ö
ö
n
Geschäftsstelle:
Sachverständige Be-
=\
ö
BASEL
ratung. Übernahme
von Kunstwerken
ö
ö
FREIE STRASSE 17
auch in Kommission
0
li'OOiiüiiooniiMi'O'iiüüO'üüiioüüiiOüiüiO!!:
>re
j||^
MÜNCHENER KUNSTHORT
Institut zur Verwertung u. Begutachtung von
Kunstbesitz G. m. b. H. unter Aufsicht eines
Kuratoriums. Übern, v. ganz. Sammlungen
und Einzelstücken in Kommission und
Auktion. Begutachtung und Schätzungen.
-Ständige Ausstellung-
München, Neuhauserstr. 51. Alte Akademie.
Botmbetm’ s
Kupferft icb ^ Kabinett
Antonsgafle 5 1 Köln
engli(cl)c u. fcanaö(ifcf)e Sticl)e des 18. 'Jatjvt). farbig u. (et)wacz —
ßrüf)e Drucke — Porträts — Handsetcl)nungen — Gute Gemälde —
Ankauf Derkauf
Galerie van Diemen &r Co.
Leiter: Dr. Eduard Plietzsch
Gemälde alter Meister ersten Ranges
:: :: Auch Ankauf :: ::
BERLIN, UNTER DEN LINDEN 17
Filiale in Holland: Haag, Lange Voorhout 58
Berlin W 35 F. A. Kurfürst 9438
Blumeshof 9 9—4
erbittet Angebote erstrangigei ladet ein zui Besichtigung
alter und moderner Meister, auserwählter Arbeiten alter
auch großer Objekte und moderner Meister
An- und Verkaufsvcrmittlung wird diskret behandelt und gern honoriert
347