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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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2. Maiheft
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Grautoff, Otto: Streifzüge durch das moderne Kunstleben in Paris
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Lempertz, Heinrich: Sechs Rheinansichten von Hermann Reifferscheid
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0385

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junge Kunstbewegung eine Flut von neuen Zeitschriften,
Büchern, Broschüren und Monographien hervorgerufen.
Die lebendigste und großzügigste Zeitschrift gibt Louis
Vauxcelles unter dem Titel: L’amour de l’art in der
Librairie de France heraus. Eine kleinere, stark auf
Kubismus eingestellte Monatschrift ist, die von Florent
Fels herausgegebene Action. Der Verlag der Action
bereitet eine Reihe jüngerer Künstlermonographien vor,
deren erste dem Bildhauer Lipschitz gewidmet ist. Der
Verlag der Nouvelle revue frangaise gibt seit Jahresfrist
kleine Künstleralbums mit kritischen Einleitungen heraus,
von denen Bände über Matisse, Puy, Gu£rin, Othon Friesz
u. A. erschienen sind. Eine kostbare gedruckte Serie
von Künstlermonographien gibt George Besson bei Cres
& Cie. heraus. Erschienen sind bisher: Matisse, Renoir,
Marquet und Bonnard. Von Andre Salmon ist kürzlich
im gleichen Verlage eine programmatische Schrift: L’art
vivant zur Ausgabe gelangt. Gustave Coquiot veröffentlichte
bei Ollendorff drei reich illustrierte und gut dokumentierte
Bücher: Les Ind6pendants; Futuristes, Cubistes, Passe-
istes; Les artistes d£corateurs. Albert Gleizes hat bei
Jacques Povolozky & Cie. eine theoretische Schrift: „Du
cubisme et des moyens de le comprendre“ herausgegeben,

die in einem Monat vergriffen war. Mit der zweiten,
französischen Auflage wird gleichzeitig eine deutsche
Ausgabe des Buches erscheinen.

Für den deutschen Expressionismus zeigen die
Franzosen wohl ein gewisses, neugieriges Interesse, aber
nicht viel mehr. Manche haben allerdings den Wunsch
einmal neue deutsche Kunst zu sehen. Hoffentlich werden
unsere Künstler in der Zukunft nicht nur französische
Künstler nach Deutschland einladen, sondern auch dafür
sorgen, daß sie selbst nach Paris eingeladen werden.
Nur auf Gegenseitigkeit kann sich wahrer kameradschaft-
licher Geist entfalten und nur durch ihn können die
geistigen Beziehungen zwischen beiden Ländern aufs
Neue feste und fruchtbare Gestalt gewinnen.

* *

*

Dieser Aufsatz, den Dr. Grautoff im Anschlüsse an seinen
im 2. Dezemberheft 1920 veröffentlichten Artikel über „Franzö-
sischeMuseumspremieren“schrieb, konnte leider erst heute gebracht
werden. Inzwischen ist von Otto Grautoff im Mauritius-Verlag
zu Berlin ein Buch über „Die französische Malerei seit 1914'“
erschienen. Die objektiv gehaltene, sehr instruktiver Schrift ent-
hält zahlreiche gute Reproduktionen nach den neuesten Proben
der französischen Kunst.

Reifferscheid,
Nonnenwerth im Morgen-
nebel.

Verlag

Hermann Abels,
Köln.

Sechs Rbetnanßcbten von Jiet?mann Retffet’ßbetd

oon

Jietntncb 6- lempet’t^Köln

f u den meist besungenen und bewunderten Natur-
Schönheiten unseres deutschen Vaterlandes zählt der
Rheinstrom, dessen gewaltige Schiffe tragende Wogen in
breitem, ruhigem Fluß von der Schweizergrenze durch
die westlichen Gaue des Reiches gen Norden zum Meere
strömen. In seinen Fluten spiegeln sich burggekrönte
Berge, rebenbepflanzte Hügel, hohe Dome und altertüm-
liche Städte, deren Namen für das Kultur- und Geistes-
leben von unvergänglicher Bedeutung sind. Mainz und
Xanten, die alten Römerkolonien, Köln, der Sitz reichen
künstlerischen Lebens zur Zeit der Römerherrschaft und

im Mittelalter, gleichzeitig wie das jüngere benachbarte
Bonn auch heute noch eine Hochburg geistigen Denkens
und Schaffens, Düsseldorf mit seiner namentlich in der
Mitte des 19. Jahrhunderts blühenden Kunstakademie.
Am Niederrhein erstrecken sich weit bis ins Binnenland
industrielle Anlagen, die von Fleiß und Arbeitskraftseiner
Bewohner zeugen.

Zogen in der romantisch-historischen Periode des
19. Jahrhunderts die Erinnerung der vergangenen Jahr-
hunderte und die kulturellen und historischen Zeugen
aus der Urväterzeit deutsche Wanderer und Dichter an

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