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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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1. Juliheft
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Auffindung eines Melanchthonbriefes / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Vom holländischem Kunstmarkt / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Schenkungen an die sächsische Landesbibliothek / Aus der Künstlerwelt / Neue Kunstbücher / Künstlerischer Wettbewerb / Kunstdiebstahl auf Burg Kynsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0442

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war. Dieses Schreiben, dessen Empfänger ein gewisser Mauritius
Hausmann aus Lüneburg war, begibt sich auf die wegen der
Pestgefahr notwendige Verlegung der Wittenburger Universität
nach Torgau im Jahre 1552, ist aber ohne Jahresangabe. s.

Aus dev Jvtttfcumss und Sammleciüelt

Auskeilung Heuet? Kit?cbliebet? Kunk in Leipzig.

Auf Anregung des Leipziger Pastorenvereins veranstaltet das
Städtische Kunstgewerbe -Museum zu Leipzig
im Oktober und November 1921 eine Ausstellung Neuer
Kirchlicher Kunst, die Kunstgewerbe, Graphik und Buch-
gewerbe, und einige hervorragende Werke neuer Malerei, (auch
Glasmalereien) umfassen wird. Eine besondere Aufgabe der
Ausstellung ist, zu zeigen, wie auch schlichten und billigeren
Werkstoffen die für kirchliche Zwecke geeignete und würdige
Form gegeben werden kann.

Den fachmännischen Zulassungsausschuss bilden die Herren:
Professor G r o s s - Dresden; (Vertreter Professor Dr. Haenel)
Professor Dr. Graul- Leipzig; Professor H e m p el - Dresden;
Pastor Holstein - Leipzig; Professor Tie man - Leipzig;
Sup. Consistorialrat Zenker - Leipzig.

Anfragen sind zu richten an das Städtische Kunstgewerbe-
Museum zu Leipzig, Königsplatz.

Rudolf Oldcnboucg f.

Die Kunstwissenschaft trauert um Rudolf Oldenbourg,
der im jugendlichen Alter von 34 Jahren einer schweren Krankheit
erlegen ist. Mit ihm scheidet einer unserer hoffnungsvollsten
Kunsthistoriker, von dem man auch schon in den Kunstwissen-
schaftlichen Kreisen des Auslandes sprach. Oldenbourg war ein
Neffe Wihelm von Bodes. Er halte sich zuerst unter Tschudi in
München betätigt und hatte dort auch durch seine überaus fein-
geschliffenen kunstschriftstellerischen Arbeiten Aufmerksamkeit
erregt Er ist vor kaum mehr als Jahresfrist an die Gemäldegalerie
des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin gekommen, wo er unter
der Leitung Max J. Friedländers ein größeres Wirkungsfeld zu
finden glaubte. Seine Hauptarbeit hat er der Rubens-Forschung
gewidmet. Leider ist es ihm nun nicht mehr vergönnt, das
Erscheinen der von ihm besorgten neuen Rubens-Ausgabe der
Serie „Klassiker der Kunst“, zu genießen. Doch mit diesem
Werke bleibt Oldenbourgs Name unauslöschlich verbunden, sowie
die Kunstwissenschaft immer auf seine gründlichen und sehr
geistvollen Arbeiten über de Keyser und über Domenico Feti
zurückgreifen wird. Aber auch der neuen Malerei stand Rudolf
Oldenbourg mit außerordentlichem Verständnis gegenüber. Für den
Verlag Bruckmann in München hat er eine Geschichte der
Münchener Malerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
vorbereitet. Ehe Oldenbourg nach Berlin übersiedelte, ist er an
den „Münchener Neuesten Nachrichten“ als Kunstkritiker tätig
gewesen.

*

In Heft 7—-8 der Berliner Museen (Bericht aus den
Preußischen Kunst-Sammlungen) beschäftigt sich Otto v. Falke
mit einer im Kunstgewerbemuseum befindlichen romanischen
Altardecke, die aus dem 12. Jahrhundert (aus einem Kloster bei
Felde) stammt. „Die Decke“, sagt der Generaldirektor der
Preußischen Staatsmuseen, hat den Vorzug vieler Inkunabeln,
sie ist unter den Weißstickereien des Mittelalters nicht nur das
älteste, sondern zugleich das künstlerisch vollendetste Werk.“
O. Weber schreibt über ein von Professor F. E. Peiser in
Königsberg für Berlin erworbenes frühbabylonisches Frauen-
köpfchen aus Alabaster, Walter Mannorsky über ein für das
Kaiser-Friedrich-Museum aus dem Münchener Kunsthandel an-
gekauftes wahrscheinlich südbayerisches Tafelbild mit der Dar-
stellung der Geburt Christi, das in vielen Einzelheiten sich als
eine direkte Nachahmung von Giottes Freskogemälde in der
in der Capella dell’Arena zu Paine herausstellte.

Der Dresdner Rat bewilligte zum Ankauf älterer
Kunstwerke Dresdner Herkunft für die Städtischen Samm-
lungen eine Summe von 30 000 M.

*

Theodor Behrens, einer der bekanntesten Sammler
moderner Kunst, ist in Hamburg gestorben. Seine Galerie
französischer und deutscher Impressionisten zeichnet sich durch
Reichtum an Qualitäten aus. Ihre Schätze waren vor Jahren auch
in Berlin (bei Paul Cassirer) ausgestellt, darunter Manet, Renoir
und andere französische Meister sowie Liebermann, Trübner, Leo
v. König u. a.

*

Dem Stadtgeschichtlichen Museum in Leip-
zig ist durch Vermächtnis des Altertumssammlers Georg
Müller (1857—1921) eine bedeutende Stiftung zugefallen, aus
der die jetzige Sonderausstellung des Museums ausschließlich
bestritten werden. Es handelt sich namentlich um Sammlungen
von Stichen und Originalarbeiten des Leipziger Kupferstechers
C. G. H. Geissler (1770—1844), um Erinnerungen an Altleipziger
Stätten wie Gerhards Garten und den Kurprinz, sowie um Leipziger
Ansichten des Radierers Artur Liebsch.

*

Die Graphische Sammlung in München er-
öffnet zwei neue Ausstellungen. Im ersten Saal ist zusammen-
gestellt, was an Qualitätsdrucken alter Meister in
den letzten Jahren für die Sammlung erworben wurde.

Albrecht Dürer, HansBaldung, LucasCranach, HansBurgkmair,
Springinklee, Hirschvogel, Wechtlin und die deutschen Kleinmeister
sind mit Kupferstichen und Holzschnitten von auserlesener Schön-
heit vertreten. Ihnen schließt sich an eine ganze Reihe von
Radierungen der Niederländer Adriaen von Ostade, Rembrandt,
Ruisdael und Lucas von Leyden, ebenfalls in vorzüglichen Abdruck-
zuständen. Im zweiten Saal sind mittelalterliche
Miniaturmalereien aus dem XII.—XV. Jahrhundert aus-
gestellt, Ausschnitte aus illuminierten Pergament-Handschriften,
die zum größten Teil erst vor kurzem dank dem Entgegenkommen
der Direktion des Bayerischen Nationalmuseums mit den Sammlungs-
beständen vereinigt werden konnten. Dieser überaus wertvolle
Staatsbesitz wird nun zum ersten Male der breiteren Öffentlichkeit
zugänglich gemacht. Eine etwa in einem Monat folgende zweite
Ausstellung wird die Blätter aus dem 16. u. 17. Jahrhundert
umfassen.

*

Das Tier in der Keramik nennt sich eine Ausstel-
lung, die das Landesgewerbemuseum in Stuttgart
für den Monat Dezember vorbereitet. Sie wird aus einer alten
und einer neuen Abteilung bestehen und sowohl mehr oder weniger
naturalistische als auch allerlei stilisierte Tiere in Porzellan,
Steinzeug, Majolika, Steingut, Terrakotta oder Bauernkeramik
vorführen, aber durchweg nur Qualitätsarbeiten nach künstlerischen
Entwürfen. Alle Interessenten werden eingeladen, sich womöglich
unter Einsendung von Photographien unmittelbar mit dem Museum
ins Einvernehmen zu setzen.

Det? neue Qenet?a(dit?ektot? des Ryksmufeums.

Zum Generaldirektor des Ryksmuseums und Direktor der
Gemäldegalerie in Amsterdam ist der Direktor des Museums
Boymans in Rotterdam, F. Schmidt-Degener ernannt
worden. Schmidt-Degener wird vor eine sehr große Aufgabe
gestellt: er wird die völlige Neuorganisation der größten staat-
lichen Anstalt Hollands zu leiten haben. Seine mehr als 10jährige
Tätigkeit am Rotterdamer Museum, das er zu einem der best-
eingerichteten holländischen Museen gemacht hat, bürgt für seine
hervorragenden organisatorischen Fähigkeiten und seinen
distinguierten Geschmack. Als Forscher hat sich Sch.-D. besonders
durch seine gründlichen und scharfsinnigen Untersuchungen über
Rembrandts „Nachtwache“ einen Namen gemacht. Schmidt-
Degener ist 1881 geboren; seine Studienzeit verbrachte er
größtenteils in Paris; auch an der Berliner Universität hat er
Kunstgeschichte gehört. Sein neues Amt wird er erst am 1. Januar
antreten. B.

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