Neue Kun{fbücf)<2tL
Franz Marc, „Briefe, Aufzeichnungen und
Aphorismen“, Verlag Paul C a s s i r e r, Berlin 1920.
Wer den Maler Franz Marc gekannt, wer ihn nur einmal
von Aug zu Auge gesehen hat, war vom Erlebnis eines reinen,
großen Menschentums berührt. Nun sind seine Briefe und
Aufzeichnungen aus dem Felde erschienen und niemand wird
dieses Buch ohne tiefe Erschütterung lesen. Es offenbart denen,
die es noch nicht gewußt haben, wie groß und unersetzlich der
Verlust dieses Menschen ist, und es ist doch zugleich auf jeder
Seite Trost und Vesöhnung. Denn immer wieder verkündigt es
Entpersönlichung, den Glauben an eine höhere Ordnung und die
Ergebung ins Vorbestimmte. Daß dieses heilige Buch vom
Menschen ein Künstler geschrieben hat, ein Maler der Tiere,
ist von tieferer Bedeutung. Er sagt einmal, daß ihn sein Instinkt
schon sehr früh von den Menschen, den Unfrommen, weg und
zu dem unberührten Lebensgefühl des Tieres, das alles Gute in
ihm erklingen ließ, hingeführt habe. Diese Unberührtheit und
Reinheit suchte er in allen Stoffen und Formen des Lebens, in
Menschen und Werken und im Geiste, und sie im Kunstwerk
und in einer neuen europäischen Gesinnung zu verwirklichen,
das war, inmitten der furchtbarsten Häßlichkeit und Gemeinheit,
das hohe Ziel dieses frühvollendeten Lebens. Weit entfernt war
er dabei von den politisierenden Dichtern und Dilettanten; die
Ursachen des maßlosen Unheils, das über die Welt gekommen
war, erfaßt er ganz tief als Schuld jedes Einzelnen, tilgbar nur
durch die Buße, die jeder an sich erst völlig zu vollziehen habe. —
Was der Maler in diesem Buche schreibt, kann nicht vom
Übrigen gelöst betrachtet werden. Denn hier liegt eine wunder-
bare Koinzidenz des Künstlerischen und des Menschlichen vor,
eine selbstverständliche Deckung der Sphären, eine fast legendär
wirkende Einheit des Wesens. Man muß schon 100 Jahre zu-
rückgehen, um ein Zeugnis für solchen Willen zum Schaffen aus
einem lauteren Leben heraus zu erbringen. Es findet sich im
Leben und Werk des Ph. 0. Runge, dieses im Grunde gleich-
gearteten Romantikers, und in seinen bezeichnenden Worten:
„Ein Maler sein, und zwar ein trefflicher und würdiger, das
können viele ... Er kann als Mensch schlecht und nieder-
trächtig sein und doch tüchtig und fähig; allein der in der reinen
Region der Kunst lebet, der siehet das geheime Leben und ihn
hat der Odem Gottes angehaucht, daß keine Gemeinheit an ihm
haften kann.“
Dem Textband mit den Briefen und Aufzeichnungen aus
dem Felde ist ein Tafelband beigegeben, der in Lichtdrucken das
letzte Skizzenbuch Marcs enthält: Zarte, empfindungsvolle Zeich-
nungen mit den aus den Bildern geläufigen Motiven der Tier-
und Pflanzenseelenwelt. Es ist wenig Irdisches in diesen Blättern,
kein Suchen und Kämpfen mehr, eine ungemeine Sicherheit, die
leise andeutet; Dichtung, die von andern Welten träumt.
Die großen Malerbücher sind um das der unseligsten Epoche
vermehrt. Von Delacroix und Feuerbach über Maries und van
Gogh zu Franz Marc sind sie, unvergänglicher als alle Programm-
literatur, die Meilensteine am Weg des „Geistigen in der Kunst.“
B. A.
*
Graphiker der Gegenwart: Hans M e i d von Lothar
Brieger. Mit 32 Abbildungen. Verlag N e u e K u n s t-
h a n d 1 u n g, Berlin 1921.
Dieses Buch wird dem Radierer Hans Meid zweifellos
neue Freunde schaffen. Lothar Brieger behandelt die Kunst
und Art des 37jährigen Badensers, der seit Jahren in Berlin
lebt, mit klugem Scharfblick und sympathischer Warmherzigkeit.
„Seine Gesichtszüge“, sagt er, tragen unverkennbaren Stamm-
charakter. Sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit der breiten
ernsten Freundlichkeit des jüngeren Möricke und mit der be-
schaulichen Sinnlichkeit Justinus Kerners. Dem entspricht inner-
lich seine Neigung zum Idyllischen und Märchenhaften, selbst
dort, wo es um tragisches geht, ist er auch mit den monumentalen
Stoffen sofort in einer einheimelnden Weise familiär. Eine gewisse
Anmut bleibt ihm beständig treu, seine Erzählungen lassen, so
1!
I! Alt Japan- und Chinahunst
::
• •
ii
::
B
••
::
::
::
Antiquitäten
]| Ankauf von Sammlungen
::
••
• •
• •
::
Ernst Fritzsche, Hoflieferant
Berlin W. 66, Wilhelmstraße 49
••••••••••••••«••<
Kunsthandlung Medici-Gesellschaft m. b. H.
Handzeichnungen alter Meister. □ An- und Verkauf nur erstklassiger Kunstwerke.
Berlin W. 15, Bayerischestraße 6. Amt Uhland 4308.
"i'iiiiiiioiiniso'siüii'oo'üüüoo'iüiüoüiiiio'üiiüoüiüioiinü'o'iiniioiiiiüoüüüo!:::::'!'
o
^-
ö
n
ZENTRALSTELLE
o
/ KROA
FÜR BEGUTACHTUNG
5
ö
mmB)
UND VERMITTLUNG
VON KUNSTWERKEN
$
ö
Y-IASIBL /
LEITUNG: Dr. Jules Coulin
ö
5 z
1]
Q
0
0
ö
::
Geschäftsstelle:
Sachverständige Be-
= -
ö
BASEL
ratung. Übernahme
von Kunstwerken
§
ö
FREIE STRASSE 17
auch in Kommission
ö
ji<M
hü'OO'üiiü'OO'UiiüO'Uhno'niiüO'igino'ihinoui::
FREDERICK ROZENDAAL
ANTIQUITÄTEN
Abschätzungen
BERLIN W 66, Wilhelmstraße 48
- Fernsprecher: Zentrum 112 49 -
440
Franz Marc, „Briefe, Aufzeichnungen und
Aphorismen“, Verlag Paul C a s s i r e r, Berlin 1920.
Wer den Maler Franz Marc gekannt, wer ihn nur einmal
von Aug zu Auge gesehen hat, war vom Erlebnis eines reinen,
großen Menschentums berührt. Nun sind seine Briefe und
Aufzeichnungen aus dem Felde erschienen und niemand wird
dieses Buch ohne tiefe Erschütterung lesen. Es offenbart denen,
die es noch nicht gewußt haben, wie groß und unersetzlich der
Verlust dieses Menschen ist, und es ist doch zugleich auf jeder
Seite Trost und Vesöhnung. Denn immer wieder verkündigt es
Entpersönlichung, den Glauben an eine höhere Ordnung und die
Ergebung ins Vorbestimmte. Daß dieses heilige Buch vom
Menschen ein Künstler geschrieben hat, ein Maler der Tiere,
ist von tieferer Bedeutung. Er sagt einmal, daß ihn sein Instinkt
schon sehr früh von den Menschen, den Unfrommen, weg und
zu dem unberührten Lebensgefühl des Tieres, das alles Gute in
ihm erklingen ließ, hingeführt habe. Diese Unberührtheit und
Reinheit suchte er in allen Stoffen und Formen des Lebens, in
Menschen und Werken und im Geiste, und sie im Kunstwerk
und in einer neuen europäischen Gesinnung zu verwirklichen,
das war, inmitten der furchtbarsten Häßlichkeit und Gemeinheit,
das hohe Ziel dieses frühvollendeten Lebens. Weit entfernt war
er dabei von den politisierenden Dichtern und Dilettanten; die
Ursachen des maßlosen Unheils, das über die Welt gekommen
war, erfaßt er ganz tief als Schuld jedes Einzelnen, tilgbar nur
durch die Buße, die jeder an sich erst völlig zu vollziehen habe. —
Was der Maler in diesem Buche schreibt, kann nicht vom
Übrigen gelöst betrachtet werden. Denn hier liegt eine wunder-
bare Koinzidenz des Künstlerischen und des Menschlichen vor,
eine selbstverständliche Deckung der Sphären, eine fast legendär
wirkende Einheit des Wesens. Man muß schon 100 Jahre zu-
rückgehen, um ein Zeugnis für solchen Willen zum Schaffen aus
einem lauteren Leben heraus zu erbringen. Es findet sich im
Leben und Werk des Ph. 0. Runge, dieses im Grunde gleich-
gearteten Romantikers, und in seinen bezeichnenden Worten:
„Ein Maler sein, und zwar ein trefflicher und würdiger, das
können viele ... Er kann als Mensch schlecht und nieder-
trächtig sein und doch tüchtig und fähig; allein der in der reinen
Region der Kunst lebet, der siehet das geheime Leben und ihn
hat der Odem Gottes angehaucht, daß keine Gemeinheit an ihm
haften kann.“
Dem Textband mit den Briefen und Aufzeichnungen aus
dem Felde ist ein Tafelband beigegeben, der in Lichtdrucken das
letzte Skizzenbuch Marcs enthält: Zarte, empfindungsvolle Zeich-
nungen mit den aus den Bildern geläufigen Motiven der Tier-
und Pflanzenseelenwelt. Es ist wenig Irdisches in diesen Blättern,
kein Suchen und Kämpfen mehr, eine ungemeine Sicherheit, die
leise andeutet; Dichtung, die von andern Welten träumt.
Die großen Malerbücher sind um das der unseligsten Epoche
vermehrt. Von Delacroix und Feuerbach über Maries und van
Gogh zu Franz Marc sind sie, unvergänglicher als alle Programm-
literatur, die Meilensteine am Weg des „Geistigen in der Kunst.“
B. A.
*
Graphiker der Gegenwart: Hans M e i d von Lothar
Brieger. Mit 32 Abbildungen. Verlag N e u e K u n s t-
h a n d 1 u n g, Berlin 1921.
Dieses Buch wird dem Radierer Hans Meid zweifellos
neue Freunde schaffen. Lothar Brieger behandelt die Kunst
und Art des 37jährigen Badensers, der seit Jahren in Berlin
lebt, mit klugem Scharfblick und sympathischer Warmherzigkeit.
„Seine Gesichtszüge“, sagt er, tragen unverkennbaren Stamm-
charakter. Sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit der breiten
ernsten Freundlichkeit des jüngeren Möricke und mit der be-
schaulichen Sinnlichkeit Justinus Kerners. Dem entspricht inner-
lich seine Neigung zum Idyllischen und Märchenhaften, selbst
dort, wo es um tragisches geht, ist er auch mit den monumentalen
Stoffen sofort in einer einheimelnden Weise familiär. Eine gewisse
Anmut bleibt ihm beständig treu, seine Erzählungen lassen, so
1!
I! Alt Japan- und Chinahunst
::
• •
ii
::
B
••
::
::
::
Antiquitäten
]| Ankauf von Sammlungen
::
••
• •
• •
::
Ernst Fritzsche, Hoflieferant
Berlin W. 66, Wilhelmstraße 49
••••••••••••••«••<
Kunsthandlung Medici-Gesellschaft m. b. H.
Handzeichnungen alter Meister. □ An- und Verkauf nur erstklassiger Kunstwerke.
Berlin W. 15, Bayerischestraße 6. Amt Uhland 4308.
"i'iiiiiiioiiniso'siüii'oo'üüüoo'iüiüoüiiiio'üiiüoüiüioiinü'o'iiniioiiiiüoüüüo!:::::'!'
o
^-
ö
n
ZENTRALSTELLE
o
/ KROA
FÜR BEGUTACHTUNG
5
ö
mmB)
UND VERMITTLUNG
VON KUNSTWERKEN
$
ö
Y-IASIBL /
LEITUNG: Dr. Jules Coulin
ö
5 z
1]
Q
0
0
ö
::
Geschäftsstelle:
Sachverständige Be-
= -
ö
BASEL
ratung. Übernahme
von Kunstwerken
§
ö
FREIE STRASSE 17
auch in Kommission
ö
ji<M
hü'OO'üiiü'OO'UiiüO'Uhno'niiüO'igino'ihinoui::
FREDERICK ROZENDAAL
ANTIQUITÄTEN
Abschätzungen
BERLIN W 66, Wilhelmstraße 48
- Fernsprecher: Zentrum 112 49 -
440