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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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2. Juliheft
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Paschkis, Erwin: Die Konkurrenz für Österreichs neue Marken
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Kunstgewerbe in Palästine / Deutsche Ausstellung in Stockholm / Londoner Preise für alte Möbel / Vom holländische Kunstmarkt / Neue Kunstbücher / Die Deutsche Gewerbeschau München / Eine unbekannte Lithographie / Gegen die Luxussteuer in der Feinkeramik / "Quodlibets" / Thebanischer Grabfund / Schweizerische Kunstchronik / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0465

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gestellt werden soll, dürfen diese Landschaften nicht von der
Qualität sein, die die ausgestellten zeigen; und ein gleiches gilt
von den Köpfen der Männer unserer Heimat.

Lassen wir bei einem zweiten Preisausschreiben — es sollen
ja dem Vernehmen nach die Marken nicht ausgeführt werden —
unseren Künstlern weiter freie Hand. Österreich und Deutschland
sind doch die Ersten, die neuer Kunst den Einlaß in die aus-
gefahrenen Gleise der Philatelie eröffneten. Ein neuer Wett-
bewerb wird besser geeignete Entwürfe bringen. Lassen wir im
Rahmen des Schiedsgerichtes auch den Sammlern durch einen
Vertreter das Wort und vergessen wir nicht, daß das erste Mal
ein Versuch nur selten gelingen kann.

Dr. Erwin Paschkis.

Kuntfgeiüet?be in Paläffina.

Aus Jerusalem wird uns geschiieben:

Am 1. Mai wurde hier die von der Pro-Jerusalem-Vereinigung
veranstaltete Kunstgewerbeschau durch Sir Herbert Samuel feierlich
eröffnet. Einer ihrer Hauptreize liegt sicher in ihrer malerischen
Umgebung, inmitten der Ruinen der Zitadelle und der alten
Davidstore. Das Gebäude stammt aller Wahrscheinlichkeit nach
aus dem 14. Jahrhundert und setzt sich aus einer Gruppe regel-
loser Türme zusammen, die sich auf einem massiven, steinernem
Untergrund erheben. Die in den Türmen enthaltenen Gemächer
hat das Kunstkomitee nun von Grund aus restaurieren lassen
und in ihnen die jetzt tagende erste Ausstellung untergebracht.
Man hegt die Absicht, diese neugewonnenen Räumlichkeiten in
Zukunft dauernd zu Ausstellungszwecken zu benutzen.

Diese Kunstschau will nicht allein davon Zeugnis ablegen,
was in Palästina lebende Künstler im Laufe der letzten Jahre
geschaffen haben, ihr vornehmstes Ziel ist wohl das Bestreben,
die örtliche Kunst und Industrie zu größerer Blüte zu bringen.
Es wird hier immer noch sehr viel Auslandsware bezogen und
die Ausstellung liefert den Beweis, daß auch im Lande selbst
viel Geschmackvolles und Mustergültiges angefertigt werden kann.
So sagte denn auch der Gouverneur von Jerusalem, Herr Storrs
in seiner Rede: „Jedermann muß wissen, daß er nicht nur sein
Heim mit palästinischen Kunstgegenständen versehen kann, sondern
daß ebenso der notwendige Hausrat im Lande selbst hergestellt
zu werden vermag.“

Auch Sir Herbert wies darauf hin, das in Palästina neben
Landwirtschaft und Industrie die Kunst unbedingt eine Zukunft
haben müsse und zwar nicht bloß für den Bedarf des Inlandes,
sondern auch für den Außenhandel. Er sprach von der dringenden
Notwendigkeit, dem Beispiel der Regierung folgen und das ein-
heimische Gewerbe fördern zu müssen, indem man nur palästinische
Ware kaufe. Die Regierung richtet jetzt nämlich das Regierungs-
gebäude neu ein und will nur einheimische Erzeugnisse
dabei verwenden.

Die Ausstellung besteht aus drei Abteilungen: „Kunst und
Handwerk der Vereinigung Jüdischer Künstler“, „Mohamedanische
Kunst“, „Abteilung des Stadtbauwesens und der Pro-Jerusalem-
Vereinigung“. Die vielseitigste und meist beschickteste Abteilung
war die jüdische. Vor allem fiel einem die schöne Sammlung von
Bezalel - Arbeiten ins Auge, Kupfergerät, Schmuckgegenstände,
Kameen, Büchereinbände, alles mit jüdischen Emblemen verziert,
der Menorah, dann mit dem Schild Davids, oder mit biblischen
Scenen und Figuren; fast durchwegaußergewöhnlichhübscheArbeit.
Wenn man heute auch noch nicht von einer spezifisch jüdischen
Kunst reden kann, so steht man hier doch einem ganz eigenartigen
Schaffen gegenüber, einem Schaffen, das sich eben nur auf
palästinischem Boden entwickeln konnte und das möglicherweise
einen hohen Grad der Vollkommenheit erreichen wird, sobald die
Künstler von dem Leben, der Natur und der Umgebung hier erst
bis in Innerste durchdrungen sein werden. Es ist nur zu erwünschen,
daß diese Art Kunst auch außerhalb ihrer Grenzen Anerkennung
und Absatz finden möge.

Unter den Bildern, von geistlichen und jüdischen Malern
eingesandt, befanden sich manche hervorragend gute, doch ist die
Anzahl der in Palästina befindlichen Gemälde überhaupt noch

Andrea Riccio Satir, Bronze

Kunstsalon Dr. Fritz Goldschmidt - Dr. Victor Wallerstein, Berlin

gering, so daß einem fürs erste keine große Auswahl zur Verfügung
steht. Der englische Maler Snowman, dessen Name in seiner
Heimat bereits einen guten Klang hat, ist mit vielen Arbeiten
vertreten, die entschieden Anerkennung verdienen, besonders durch
ihre minutiöse Detailmalerei. Die Porträts des amerikanischen
Konsuls und der bekannten Miss Landau gehören wohl zu seinen
besten Sachen. Sehr reizvolle Arbeit lieferte auch Miss Drucker,
hauptsächlich in ihrem Kinderbildnissen und im Porträt der Araberin.
Weiterhin zeichneten sich S. Bernstein, Frau Albina, Raban und
Miradian durch bemerkenswerte Leistungen aus, sowie Herr Pan
mit seinen biblischen Summen und ein paar junge Künstler, die
einstweilen im Ausland noch gänzlich unbekannt sind.

In Bezug auf Handarbeiten bietetdieAusstellungwundervolles:
Spitzen aus der Eveline de Rotschild- und der Shasendh-Schule,
Gardinen aus der Alliance-Schule und prächtige Tapeten von der
Palästina Carpet Company Marbadia, die in kürzester Frist einen
Vertreter in Holland haben wird. Die bekannte amerikanische
Kolonie hier hat sich stark an der Beschickung der Ausstellung
beteiligt; es war viel Schönes darunter. Fernerhin sah ich eine
neue Art Keramik, stark an italienische Majolika erinnernd, die
von Arabern verfertigt wird, daun Erzeugnisse Jerusalemer We-
bereien und noch vieles andere. Auch eine Abteilung antiker
mohamedanischer Kunst war vorhanden.

Seit Jahrhunderten und Jahrtausenden ist diese Ausstellung
das erste große Unternehmen dieser Art, das man in dem alten
Lande ins Werk gesetzt, gleichsam ein Sinnbild neu aufkeimenden
Lebens und im Ausdruck des Wunsches, auch auf künstlerischem
Gebiet nicht hinter anderen Völkern zurückstehen zu müssen.

Deutfche Ausstellung in Stockholm.

Für das nächste Frühjahr, Februar-März, ist eine gewählte
Ausstellung deutscher Kunst in den schönen Räumen von Lilje-
v a 1 c h s Konsthall in Stockholm vorgesehen. Die Ausstellung
soll Gemälde, Drucke, Zeichnungen und illustrierte Bücher aus
den letzten Jahrzehnten und der Gegenwart umfassen. Das
Ausstellungsmaterial wird in der Hamburger Kunsthalle
gesammelt werden.

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