Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

DOI Heft:
1. Augustheft
DOI Artikel:
Sarre, Friedrich: Die muhammedanische Kunst auf den Auktionen Engel-Gros und Townley
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0479

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
werk Taf. 3 u. 5), erzielte trotz der bis auf eine wasser-
speiende Vogelfigur etwas trockenen Darstellung eines
mechanischen Werkes40 000
Francs. (Kelekian). Einige
schöne indische Porträt-
figurenund figürliche Szenen
brachten je 10—20000 Fr.
und ein Konvolut von sehr
reizvollen persischen Mini-
aturen der Riza-Schule aus
der ersten Hälfte des
17. Jahrh. ging für 83 000 Fr.
in den Besitz von Tabbagh
über (Nr. 252).

Die Londoner Auktion
der Sammlung von Sir
Walter Townley erzielte für
die Keramik, die aus eigenen
Grabungen des ehemaligen
Gesandten in dem Orte Khar
herrührt, und deren Qualität
nach den Abbildungen des
illustrierten Katalogs einiger-
maßen beurteilt werden
kann, doch wesentlich ge-
ringere Preise wie die
Pariser. Für gute Beispiele
der lüstrierten und auf
weißem Grunde farbig be-
malten sogen. Rhages- und
Sultanabad-Gefäße wurden
155 £ (Nr. 130), 270 £

(Nr. 132) und 145£* (Nr. 133)
bezahlt; auch hier brachte
die interessante frühe
Graffito-Ware bedeutend
niedrigere Summen, z. B.

84 £ (Nr. 30).

Die Miniaturen und Handschriften können ohne
Vorlage eines ausreichenden Abbildungsmaterials schwer
ihrem Werte nach geschätzt
werden. Immerhin ist der
Preis von 490 £ für
eine persische Handschrift
vom Jahre 1614 von Ni-
zami’s Laila und Medjnun
mit 5 Miniaturen (Nr. 268)
sehr hoch, während eine
reizvolle persische Miniatur,
eine Frauenfigur aus der
Schah Abbas-Periode, mit
28 £ gering bewertet "zu
sein scheint.-^ Die übrigen
Gegenstände der persischen
Sammlung Townley (Email-,

Metall- und Lackarbeiten,

Textilien und Teppiche)
scheinen, nach den erzielten Preisen zu urteilen, nicht sehr
bedeutend gewesen zu sein und das übliche persische Kunst-

gewerbe enthalten zu haben, wie es in den Bazaren von
Teheran und Konstantinopel noch jetzt zu haben ist.

Aber auch darunter gibt es
ja oft sehr reizvolle Arbeiten,
in denen sich die alte
Tradition erhalten hat;
z. B. in den Lackarbeiten
(Spiegeln, Federkästen) und
vor allem in den Buchein-
bänden. Für ältere, in
Leder gepreßte und reich
vergoldete Bucheinbände
wurden sogar recht hohe
Preise bezahlt; so in der
Vente Engel-Gros für eine
persische Arbeit des 16.
Jahrh. (Nr. 241), die in der
Vente Goupil 520 Fr. ge-
bracht hatte, 16 200 Fr. und
für ein ähnliches Stück der
Auktion Townley (Nr. 210)
115 £.

Was die Ergebnisse der
beiden Auktionen so lehr-
reich macht, ist nicht allein
die hierfür das orientalische
Kunstgebiet zu Tage tretende
enorme Preissteigerung;
ebenso bemerkenswert ist
der Umstand, daß sich diese
höhere Bewertung dem
europäischen Kunstgewerbe
gegenüber nicht in dem-
selben Maße zeigt, ja daß
einige Zweige desselben,
z. B. die italienische Kera-
mik, bedeutend an Interesse
verloren haben. So erzielte
ein Exemplar der zu den größten Seltenheiten gehören-
den Henri II.-Fayencen von St. Porchaire (Nr. 122)/_eine

zierliche Schale auf hohem
Fuß, 95000 Fr. (Nr. 123;
Durlacher-London), weniger
als ein oben erwähntes,
restauriertes persisches Ge-
fäß. Ein origineller, reich
dekorierter, durch Wappen
auf 1583 datierter Siegburger
Steinzeug-Krug brachte so-
gar nur 10000 Fr. (Mrae Para-
vicini); noch weniger,
6 100 Fr., ein früher großer,
übrigens doppelt so hoch
geschätzter Faenza - Krug
(Nr. 111), und andere ehe-
mals viel höher bewertete
italienische Majoliken, wie
ein Gubbio-Teller (Nr. 117), der für 5200 Fr., und eine große
Deruta-Schüssel (Nr. 118), die für 3700Fr. verkauft wurde.

Persischer Gebetsteppich; XVI. Jahrh.

Auktion Engel - Gros Nr. 293 : 308000 Fr.

Blauglasierte persische Schale mit Reliefmuster; XIII.—XIV. Jahrh.
Auktion Engel-Gros Nr. 100: 102 000 Fr.

471
 
Annotationen