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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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1. Augustheft
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Kunststiftung für die Stadt Paris / Kunstausstellungen / Aus der Künstlerwelt / Vom holländischen Kunstmarkt / Londoner Kunstschau / Plastik-Ankäufe in Sachsen / Bibliographische und bibliophile Notizen m/ Neue Kunstbücher / Neue Kataloge / Kleine Kunstchronik
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2. Augustheft
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Frankfurter Kunstmesse Herbst 1921 / Der Kunstsammler in der Karikatur / Kunstbrief aus Frankfurt a. M. / Ein Besuch im Moritzburger Schloß / Deutsche Gewerbeschau München 1922 / Londoner Kunstschau / Neuerwerbungen des Louvre / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Aus der Künstlerwelt / Ausgleich im Oldenburger Bilderkampf / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0489

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Pulsschlag der Zeit, dem auch die Hände gehorchen mußten, die
an der schimmernden Masse in immer kühner und brausender
werdenden Wirbeln zu drehen begannen, bis sich die großen
Laternen erhoben, Säulen aus Gischt und Mutwillen, aus ge-
peitschten Wogen und neckischer Anmut erstarrt, im Inneren
jedoch voll Leben. In Kaskaden flutet das Licht an ihnen nieder,
Zungen und Zacken vergoldend, breit bricht es nach oben aus
weitgeöffnetem Schlund, in Strömen sich verschwendend.

Das milde Leuchten eines offenen Blickes, der nur Reinheit
und klaren Ausdruck begehrt, fällt auf uns, wenn wir vor den
Majolika-Originalen von Prof. Max Läuger, Karlsruhe, stehen.
Kunst für jedermann. Gegenstände des Alltags, die jedoch den
Alltag von uns fernhalten. Und dann die reich badische Keramik
für Zier und Gebrauch, von den Tierplastiken in den Vitrinen bis
zu Breuhausers Majolikaöfen und den weitgespannten Fassaden,
mit denen Willy Schade und Prof. Bruno Paul das Problem der
Häuserzeile künstlerisch zu lösen versuchen.

Im graphischen Kabinett der Kunsthalle begegnen wir zwei
Graphikern, die wohl die stärksten Gegensätze verkörpern, die
sich man denken kann. Da hängen die aquarellierten Zeichnungen
Jack Bollschweilers aus Zürich, der aber ganz süddeutsch
melodisch wirkt, Landschaften, Blumenstücke, Genrebildchen und
Bildnisse von einer seltenen Innigkeit im Ausdruck, Fröhlichkeit
in der Erfindung, Leichtigkeit in der Komposition und Farben-
freudigkeit. Bei Arthur Degner, Königsberg, übernimmt zu-
nächst ein ruhiges sachliches Interesse die Führung, das den
derben Akten und Ausdrucksstudien gegenüber auch am Platze
zu sein scheint und erst vor den schwermütigen ostpreußischen
Landschaften von einer jäh einsetzenden Einfühlungslust in das
Wesen dieses Künstlers abgelöst wird. Was Bollschweiler und
Degner als Schaffende trennt, das Land ihrer Herkunft, liefert
jedoch den Ausdruck, bei dem sie beide zu fassen sind: ihre
unverfälschte Bodenständigkeit.

Die Galerie Buck zeigt eine Ausstellung von Bildnissen
des Karlsruhers W. Z a b o t i n. Die Reichhaltigkeit läßt das
Schaffen des Künstlers nicht in einem Punkt festgeangelt er-
scheinen, sondern erschließt es durch die Darlegung von Ent-
wicklungsphasen in seinem ganzen Gedanken- und Farbenreichtum.
Die Gemälde von Johanna Held verraten den Einfluß einer
allerdings reichlich kultivierten französischen Malweise, weshalb
wir vor einem Stilleben und ganz besonders vor einem Blumen-
stück (Schwertlilien im Freien) die starken eigenen Gaben Heids
nicht übersehen, die sich in malerischer Komposition und seelisch
gesteigerten Farbenmitteln offenbaren. A. M.

München.

In der Modernen Galerie Thannhauser stellt der
in München lebende Maler Paul Elsas eine kleinere Kollektion
Gemälde zur Schau.

*

Außer der großen Munch-Ausstellung, die die Galerie
Caspari im August zeigt, bringt sie eine hochbedeutende
Sommer-Ausstellung, die deutsche Werke von Böcklin, Thoma,
Trübner, Leibi, Spitzweg, Liebermann, Slevogt und französische
Werke von Monet, Renoir, Cözanne, Gauguin enthält. Diese
Bilder sind in der Öffentlichkeit noch nicht gezeigt worden.

Aus dev Künfflet’iuelt

Prof Eduard Braunsdorf, der geschätzte Blumen-
maler, feierte am 26. Juli seinen 80. Geburtstag. Am 1. Juni
1858 trat er als Blumenmalerlehrling in die Porzellan-
manufaktur Meißen, wo er dann als Blumenmaler und seit
1. Juni 1880 als Lehrer wirkte. Im Jahre 1900 erhielt er den

Professortitel und wurde am 30. September 1906 pensioniert.

*

Im 81. Lebensjahre verschied plötzlich in Dresden der
Kunstmaler August Stegmann. Über 50 Jahre lebte der
Künstler in Dresden, wo er u. a. den Brand zur Kreuzkirche in
zwei Darstellungen schuf, deren eine sich im Stadtmuseum, die
andere in der Sakristei der Kreuzkirche befindet.

Kupfer aus
Corneille,

Le theatre 1709

Speyer und Peters,
Berlin

Dom £)oüändi(cf)en Kunftmavkt

Die Auktion det? Sammlung Rodtügues.

Uuser Amsterdamer K u n s t r e f e re n t schreibt uns:
Eine in ihrer Art einzige Sammlung alter Handzeichnungen kam
am 12.—13. Juli bei Fred Müller & Co. zur Versteigerung, denn
wohl fast nie hat sich ein Freund der Zeichenkunst so spezialisiert,
so auf eine kurze Spanne Zeit und auf ein örtlich so eng be-
grenztes Gebiet beschränkt als Eugene Rodriguez. Denn ab-
gesehen von einem kleinen Studienblatt von Filippino Lippi und
eine Reihe der glänzendsten Proben von der Bildniskunst des
Franzosen Lagneau, zum Teil Werken von einem in seiner Un-
erbittlichkeit beängstigenden Realismus, waren es nur deutsche
und niederländische Meister, die Rodriguez gesammelt hat. Die
Hauptmeister dieser Periode waren allerdings nur spärlich und
dann nicht mit erstklassigen Blättern vertreten, wohl kam ein
Dürer vor, auch von Hans Baidung, Burgkmaier, Altdorfer und
dem alten Holbein waren Proben anwesend, aber die überwiegende
Mehrzahl der Zeichnungen war von Künstlern zweiten Ranges,
womit keineswegs gesagt ist, daß auch die Blätter selbst zweiten
Ranges gewesen wären; im Gegenteil, was von manchen dieser
Zweitenrangskünstlern stammte, übertraf an Qualität oft das Werk
der Hauptmeister, wie z. B. die außerordentlich feine und vor-
nehme Bildnisstudie von Ambrosius Holbein. Ein sehr großer
Teil der Blätter war sogar von unbekannten oder namenlosen
Künstlern, die höchstens die Zuschreibung an eine lokale oder
zeitliche Gruppe zuließen; etwa die Hälfte der ungefähr 200
Zeichnungen kam auf das Konto solcher Anonymi.

Die Beteiligung war von Seiten des kleinen Kreises von
Händlern und Sammlern, die Liebhaber dieser intimen und
unaufdringlichen Kunst sind, mit der man nicht prunken kann,
eine sehr rege. Zum ersten Mal nach dem Krieg sahen die
Mensing’schen Auktionsräume wieder alte internationale, durch
den Krieg entzweite Kundschaft friedlich vereint; wenigstens
Deutschland und England hatten ihre Hauptrepräsentanten auf
diesem Gebiete entsandt: Friedländer sah man wieder im
Gespräch mit Campbell Dodgson und Cassirer, und
man focht manches friedliche Duell aus um dieses oder jenes
schöne Blatt mit dem Londoner Konkurrenten Colnaghi;

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