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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

DOI Heft:
2. Augustheft
DOI Artikel:
Bogeng, Gustav A. E.: Über Buch- und Bucheinbandfälschungen und -Verfälschungen, [6]
DOI Artikel:
Frankfurter Kunstmesse Herbst 1921 / Der Kunstsammler in der Karikatur / Kunstbrief aus Frankfurt a. M. / Ein Besuch im Moritzburger Schloß / Deutsche Gewerbeschau München 1922 / Londoner Kunstschau / Neuerwerbungen des Louvre / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Aus der Künstlerwelt / Ausgleich im Oldenburger Bilderkampf / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0500

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Papiers diese Satzverschiedenheiten noch verstärken.
Der letztgenannte Umstand wirkt natürlich auch auf
die photomechanischen Faksimilereproduktionen ein.
Bei ihnen kommt aber auch noch dazu, daß der
Letterndruck ein erheblich vertiefteres Druckbild liefert
als ihr flächiger Plattendruck. Wohl kann der Fälscher
nachhelfen und mag dann auch für Bilddrucke eine
anscheinende Gleichheit mit seiner Vorlage erreichen, für
den Schriftdruck wird ihm das aber schon aus technischen
Gründen nicht gelingen, gerade die Unebenheiten, die
Zufälligkeiten des Drückens mit einem gesetzten Satz
trennen diesen von dem ihm nachgearbeiieten Satzbilde.
Gelingt es aber, abgesehen von den sonstigen Voraus-
setzungen der historisch technischen Wahrheit eines

mit dem Deckenüberzuge entfernt werden. Von einem
derartigen Neubinden in den alten Einband, das, sach-
verständig ausgeführt, die alten Buch- und Einbandteile
beim Wiederzusammenfügen erhält bis zu den Umbinde-
arbeiten, die kaum noch als eine Restaurierung betrachtet
werden können, gibt es so viele Abstufungen zwischen
dem alten, ursprünglichen, und dem neuen, veränderten
Bande, daß die Unterscheidung zwischen echt und falsch
in derartigen Fällen immer schwankend sein wird.
Manche Meister ihres Faches, wie etwa der Pariser
Gustave Btmard, haben nun als Virtuosen der Bibliatrik
wahre Wunder bei der Auffrischung und Wiederherstellung
schadhaft gewordener Cimelien vollbracht und dann mit
sehr begreiflichem Stolz auf die Anerkennung ihrer

Zum Thema: Der Kunstsammler in der Karikatur.

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alten Werkes, weder durch ein mechanisches noch durch
ein typographisches Faksimile einen Buchdruck ganz
genau zu wiederholen, dann darf das ebenso zur
Abschreckung der Fälscher wie zur Beruhigung der
Sammler dienen, die erkennen, daß Gesamtfälschungen
eher festzustellen sein werden als Teilfälschungen, weil
die letzteren einen Verdacht in viel geringerem Maße
zu wecken pflegen. Damit ist aber die Frage nach den
Entdeckungsmöglichkeiten einer Druckstockfälschung zu-
versichtlich beantwortet und in ihre Beantwortung die
Forderung der kritischen Vorsicht des Sammlers ein-
geschlossen worden. Beim Auffinden und Wieder-
herstellen eines alten Buches oder eines alten Einbandes
(auch dafür ist die Bibliatrik als Spezialtechnik der
Buchbinderei ausgebildet worden) muß oft der Buchblock
auseinandergenommen und müssen die Einbanddeckel

Arbeit Wert gelegt, einen betrügerischen Mißbrauch der
von ihnen neu in den Stand gesetzten Kostbarkeiten
durch eigene Signaturen usw. zu verhüten gesucht.
Aber ihre Namen sind doch nur in den engsten Biblio-
philenkreisen gekannt, und die Auskünfte, die sie
bedeutenderen Altbuchhändlern und Büchersammlern
gern erteilten, denn sie pflegen aus guten Gründen die
Buchführung nicht zu vernachlässigen, werden von allen
denen, die nichts von ihnen wissen, natürlich nicht ver-
langt. Darin liegt dann eine Gefahr für den Altbuch-
handel, diese nämlich, daß dem Betrüger und Fälscher
seine Arbeit durch einen Bücherwiederhersteller ab-
genommen wurde. Eine Gefahr, die allerdings verhältnis-
mäßig gering ist. Denn derartig behandelte große
Stücke sind fast immer beschriebene, von einer Samm-
lung in die andere übergehende Werte, bekannte

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