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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

DOI Heft:
2. Augustheft
DOI Artikel:
Bogeng, Gustav A. E.: Über Buch- und Bucheinbandfälschungen und -Verfälschungen, [6]
DOI Artikel:
Frankfurter Kunstmesse Herbst 1921 / Der Kunstsammler in der Karikatur / Kunstbrief aus Frankfurt a. M. / Ein Besuch im Moritzburger Schloß / Deutsche Gewerbeschau München 1922 / Londoner Kunstschau / Neuerwerbungen des Louvre / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Aus der Künstlerwelt / Ausgleich im Oldenburger Bilderkampf / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0503

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beliebtesten Fälschungen, die von Grolier-Maioli-Cane-
vari und anderen Renaissancebänden nicht allzu gefährlich
geworden, selbst dann nicht, wenn sie nur alte Bände
aufarbeiteten.

Ebenso, wie altes, unverziertes Porzellan gern in
einen höheren Liebhaberwert durch neuen reichen Schmuck
verwandelt wird, ist der alte garnicht oder nur wenig
verzierte Einband sehr bequem für ihn verfälschende
Nachträge. Das gilt insbesondere für die Einbände, die
dadurch eine Provenienz erweisen, daß sie ein berühmtes
Supralibros zeigen. Wenn etwa die Bandherkunft aus
einer der berühmten französischen Büchersammlungen
des achtzehnten Jahrhunderts eine Wertsteigerung von
mehreren tausend Franken erzeugt, dann ist die Ver-

Ihrer Ursprungszeit nach reichen die Einband-
fälschungen kaum allzuweit hinter die Mitte des
neunzehnten Jahrhunderts zurück. Bis dahin bildeten
eben Einbände noch keine Liebhaberwerte. Der erste
bekannter gewordene Einbandfälscher Hagu613) begann
um etwa 1850 in England (wo auch Libri eine Geschäfts-
verbindung mit ihm hatte) und ist nach einer längeren
Brüsseler Tätigkeit und nach manchen Wanderfahrten
um 1880 in Paris gestorben. Ihm verdanken wir wohl
manche der bestausgeführten der in jenen dreißig Jahren
in den Handel gekommenen falschen Groliers und
Maiolis und der sonstigen einzigartigen Stücken, die
auch in angesehene Büchersammlungen gelangt sind.
Eine Fälscherwerkstätte die mit allen Mitteln der

J. de Goncourt i

lockung, mit ganz geringen Geschäftsunkosten (die alte
Reliure ä la denteile sparte ja den Raum für die Wappen-
prägung aus) falsche Marie Antoinette-Bände auf den
Markt zu bringen, nicht gering, trotzdem hier die Katalog-
kontrolle recht streng ist. Aber auch die Vertrauens-
seligkeit der Sammler ist nicht gering gewesen und erst
die unverschämteste „Überproduktion“ hat sie vorsichtig
werden lassen.

manche Supralibros bekannter Büchersammlungen, die vorerst
weitergeführt wurden, auch noch eine posthume Verwendung.
Ähnlich sind auch die gleichen Besitzstempelmuster für ver-
schiedene Büchersammlungen verwendet worden. So ist zum
Beispiel das goldene Vließ, daß die geschmackvoll gearbeiteten
und gewählten Bände Barons de Longepierre auszeichnet, in einer
vergröberten Wiederholung auch von einem englischen Sammler
des achtzehnten Jahrhunderts benutzt worden.

Auktion im Hotel Drouot, Paris, (1859)

Neuzeit arbeitete und sich 'nicht allein auf Einbände
beschränkte, blühte um 1890 in Italien. Ihren Betrieb
hat u. a. A. Claudin beschrieben: „Tournons maintenant
nos regards vers une autre officine fin de Siede. Celle-
la se trouve en Italie et est (1891) en pleine activite.
On y fabrique des Maioli, des Francois Ier, des Henri II
et Diane de Poitiers, des Henri IV et Marie de Medicis
etc., et gen£ralement toutes sortes de reliures ornementees
et ä provenances illustres des XVIe et XVIIe si£cles. Les

ls) Ein Haguü’sches „Meisterwerk“ behandelt E. Quentin-
Bauchart, A travers les livres. Paris 1895. S. 29 ff.
Proben seiner Tätigkeit erschienen neuerdings noch gelegentlich
bei Büchereiversteigerungen, wie in der überhaupt manche nicht
zweifellose Bände aufweisenden Hoe-Auktion. (New-York) und
in der Huth Sale (Catalogue No. 2686).

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