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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1869

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Nr. 38-50 (1. April - 29. April)
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X x. Preis vierteljährlich 40 kr. ohne
11 n« Trägerlohn und Postaufschlaz.
Jns.-Geb. 2 kr. die Spalt,eile.

Erscheint wöchentlich drein,»».
Donnerstag und Samstag.

42.

dm 10. April

1869.

Aus dem Leben eines „Gewaltigen."
Ein Held, dem Zeus nur zu vergleichen,
Saß Er in unserm olympreichen
Hotel in Karlsruh' wuthentbrannt.
Zum Schreiber spricht er wie Jupiter:
Die Schwarzen treffe ein Gewitter!
Noch bin ich Herr im ganzen Land.
Ich hab' die höchste Gunst erfahren;
Die vormals meines Gleichen waren,
Die fürchten meinen schweren Arm.
Vor mir hat Jeder sich zu beugen;
Auch euch will ich den Meister zeigen,
Ihr Schwarzen, daß sich Gott erbarm'.
Trotz Allem, was ich je vollführte,
Ist Baden doch der bestregierte
Staat diesseits von dem Ocean.
Den Zweifler treff' ein Donnerwetter,
Der les die Amtsverkünd'gungsblätter, —
Ich bin der „liberalste" Mann.
Eh' der Gewalt'ge noch geendet,
Da gibt, von Offenburg gesendet,
Ein Telegramm der Bote ab:
„Wir möchten unterthänigft bitten,
Du mögst nicht zürnen unfern Schritten,
Schau gnädig nur aus uns herab.
Wir warnen Dich, dem Glück zu trauen;
Aus's Volk kannst Du jetzt nimmer bauen,
Das nichts von Preußen wissen will.
Die „Gimpel" sind nicht opferfreudig,
Des „Zieles" sind sie vollends leidig,
Drum hör' uns hier in aller Still!
Nur Eines kann uns Allen frommen;
Mach, daß wir in den Nordbund kommen. .
Doch soll dies jetzt nicht möglich fein,
So gib dem Volk direkte Wahlen,
Das allgemeine Stimmrecht Allen
Vom Bodensee bis an den Main.
Das Militär thu' reduciren;
So kannst Du's doch nicht weiter führen;
Mach leichter auch des Volkes Last.
Laß nie mehr einen Preußen kommen,
Dies kann dem Lande ja nichts frommen,
Es macht Dich nur beim Volk verhaßt.
Doch willst als Ritter Du dich zeigen,
So bring' die Schwarzen mal zum Schweigen;
Ihr Ruf nach Recht wird unbequem.
Die „Thal" wär' eines Mannes Zierde,
Würd' schmücken Deine große Würde,
Uno wär uns Allen sehr genehm.
Doch sind wir Alle viel zu wenig
Und Dir in Allem unterthänig;
Wir wollen nur Dein Glück fürwahr.
Es zeichnet nun, statt All' zusammen, »
Herr Kiefer hier in unfern Namen
Ew. Excellenz ergeb'ne Schaar."
So läßt der Diener Troß mich grüßen,
Ruft Er, dies sollet ihr mir büßen,
Ich hätt' euch dies nicht zugetraut.
Ich hab euch doch so gut gezogen,
Dafür war ich euch stets gewogen;
Ein Thor, wer aus so Leute baut!
Daß Kiefer sich nach vornen drängte,
Glaub gar, daß er< die Andern lenkte,
Das bringt noch vollends mich in Wuth.
Ich kann ihn nimmermehr behalten,
Er muß zu den Verkehrs-Anstalten,
Damit er fühlt des Meisters Ruth.
Wie möget ihr nur Solches wagen!
Rein gar nichts habt Ihr mir zu sagen,
Nur knappen, wenn ich Geld verlang;
So haben wir's bis jetzt gehalten.

So lang ich herrsche, bleibts beim Alten,
Das ist, denk ich, mein Leben lang.
Und solltet Ihr mich Alle hassen,
Man weiß, ich laß nicht mit mir spassen,
Müßt tanzen All' nach meiner Geig.
Vor Allem in den Nordbund treten,
Nur dieses ist dem Land von nöthen;
Das And're ist nur dummes Zeug.
Sollt' ich auch gleich alleine stehen,
Hoff ich, es soll und muß noch gehen;
Es ist für mich noch Jemand da.
Ihr kennt ihn Alle, diesen Meister,
Er schreckt die größten, kühnsten Geister:
Sechshunderteinunddreißig a.
Nur Eines laß ich mir gefallen,
Es soll im ganzen Land erschallen:
Weh, Schwarze, nehmt euch jetzt in Acht.
Ihr seid mit meinem Zorn beladen,
Und euch foll's auch vor Allem schaden,
Daß man mich hat in Wuth gebracht.
Eh' er das letzte Wort gesprochen,
Ward er vom Diener unterbrochen:
Ew. Excellenz, hier einen Brief.
Von Freiburg kommt er, zeigt das Zeichen,
Und Eile hat er sondergleichen;
Denn „sehr pressant" der Bote rief.
Was mag das Oberamt denn wollen;
Thrtt es vielleicht dem Baumer grollen?
Sind denn die Schwarzen aufgeregt?
Doch nein, was find' ich hier zu lesen:
Beim Lindenberg ist man gewesen,
Fand da ein Kloster tief versteckt,
Es sollen viele Weibspersonen
In diesem dunklen Kloster wohnen,
Und höchst verdächtig sei ihr Thun.
Sie sollen schaffen, beten, singen
Und reden viel von heil'gen Dingen;
Die Staatsgefahr läßt uns nicht ruh'n.
Was sollen wir dagegen machen?
Ei! schreit Er laut, 'was dumme Sachen,
Und ruft dem Diener an der Thür:
Laß Du jetzt gleich telegraphiren,
Der Amtmann soll geschwind vollführen,
Genau was ich Dir vorschreib' hier.
Er muß den Frauen einfach sagen:
Von heute über vierzehn Tagen
Daß leer das Haus von Allen ist.
Wer's nicht befolgt, wird ohn' Erbarmen
Von Polizisten und Gendarmen
Hinausgetrieben, ohne Frist.
Auch soll genau er rapporttren,
Wenn er's muß mit Gewalt vollführen.
Der Dank des Landes bleib! nicht aus.
Wie mögen die zu beten wagen,
Eh' sie mich um Erlaubniß fragen:
Dies ist dem Herrgott selbst zum Graus.
Und eh' ihm noch das Wort entfallen,
Hört Tritte man im Vorsaal schallen,
Und ganz erhitzt ein Bote kam.
Aus Constanz, spricht er, dieses Schreiben,
Die Sache müg' man schnell betreiben,
Der Amtmann war ganz Feu'r und Flamm.
Zum Kukuk, darf man Solches wagen?
So läßt das Oberamt mich fragen,
Was jüngst der Bischof hier gethan?
Strohmeier er excomm'nicirte,
Der kirchenfeindlich agitirte,
Der Bürgermeister nun im Bann!
Wer Solches wagt im Lande Baden,
Erfährt zu seinem eig'nen Schaden,
Daß ich hier Herr und Meister bin.
Sogleich wird von den Staatsgewalten
 
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