Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag.
Donnerstag und 8amstag.
Preis vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Postausschlag.
Ins.-Geb. 2 kr. die Spaltzeile.
92.
Dienstag den 10. August
1869.
Uebertrag: 68,104 Staatsbürgern.
Katholische Bolkspartei.
Weitere Adressen an S. Kgl. Hoheit den Großherzog mit der
dringenden Bitte um Kammerauflösung find abgegangen:
Von Unterfimonswald von 306 Staatsbürgern.
„ Dietenbach 30 „
„ Bambach 11 „
„ Constanz 181 „
Uebertrag von letzter Nummer 67,576 „
Einladung
zu der am 6:, 7., 8. und 9. Sept. d. I. stattfindenden XX. Generalversamm-
lung der kathol. Vereine Deutschlands zu Düsseldorf:
Katholiken Deutschlands! Die Generalversammlungen der kath.
Vereine Deutschlands haben seit ihrem Bestehen die Begeisterung
für die kathol. Interessen mächtig wach gerufen und erhebliche Re-
sultate auf dem Gebiete des kathol. Lebens erzielt. Zahlreiche
Vereine für Mission, Wohlthätigkeit, Kunst und Presse verdanken
diesen Versammlungen theils ihre Entstehung, theils eine segens-
reiche Entwickelung. Auch die dießjährige Versammlung wird durch
praktische Vorschläge und Beseitigung etwaiger Mängel gewiß dazu
beitragen, daß diese Vereine noch reichere Früchte tragen. Wenn
wir uns auch der Erkenntniß nicht verschließen dürfen, daß noch
mancher Wunsch unbefriedigt, noch manches Ziel unerreicht geblie
ben ist, so tritt doch jeder Gedanke der Entmuthigung vor dem
Bewußtsein der hohen Aufgabe zurück, die uns zu allseitigem Zu-
sammenwirken und erhöhter Thätigkeit arttreibt.
Unsere Zeit ist eine Zeit regsamer Thätigkeit, eine Zeit der
Wiederbelebung und Erneuerung des katholischen Geistes. Wichtige
Frage treten an uns heran. Die Schulfrage berührt die heiligsten
Rechte der Familie und der Kirche, die Arbeiterfrage schwebt wie
eine dunkle Wolke über unseren socialen Zuständen, eine weise
Organisation zum Kampfe gegen eine irreligiöse Presse ist Bedürf-
niß. Manche andere Frage harrt ihrer Entscheidung. Die 20.
Generalversammlung der kathol. Vereine Deutschlands soll in die-
sen Fragen ihr Wort in die Wagschaale werfen, den richtigen An-
schauungen Bahn brechen und praktische Winke zur Lösung geben.
Somit bieten die augenblicklichen Zeitverhältnifse vielfache Veran-
lassung, daß Alle, denen die gedeihliche Entfaltung unserer religiö-
sen und socialen Zustände am Herzen liegt, die bevorstehende Ge-
neralversammlung besuchen. Wir hoffen um so mehr auf eine
zahlreiche Betheiligung, als die in Aussicht stehende Mitwirkung
ausgezeichneter Kräfte bedeutende Leistungen der Versammlung er-
warten läßt. Auch bietet die Stadt Düsseldorf reiche Kunstgenüsse
durch verschiedene Ausstellungen und Sammlungen und in der Ton-
halle großartige Räumlichkeiten für sämmtliche Zusammenkünfte.
Düsseldorf, im Juli 1869.
Zwei schwerwiegende Schreiben.
Die „Weser-Zeitung" brachte vor Kurzem einige angebliche
Enthüllungen, mit denen sie die österreichische Regierung einer un-
deutschen Politik beschuldigte.
Wir sind in der Lage auch durch „Enthüllungen" das Gegen-
teil beweisen zu können und zwar indem wir das preußische Ver-
halten gegen Deutschland, gegen seinen Verbündeten Italien und
gegen Frankreich aufdecken:
Juni 1866, also 14 Tage vor Beginn des unglück-
seligen Krieges hat Se. Maj. der König von Preußen ein eigen-
händiges Schreihen an S. Maj. den Kaiser von Oesterreich
geruhtet, das in seinen wesentlichen Stellen wiedergegeben also
„Wir sind jetzt beide gerüstet, um einen großen Feldzug un-
ternehmen zu können. Die Welt glaubt, wir werben uns gegen
zeitig bekämpfen. Beweisen wir, daß deutsche Fürsten keinen Groll
gegenseitig hegen, sondern daß sie nur das Heil des gemeinsamen
großen Vaterlandes anstreben. Vereinigen wir unsere Streitkräfte
und marschiren wir gegen den Erbfeind Deutschlands, jenseits des
Rhemes. Durch diesen Krieg würden wir eine Neugestaltung
Deutschlands , dem vorhandenen Drange nach Einheit in den deut
scheu Vollsstämmen entsprechend, herbeiführen können, indem Ew.
Ma;, die süddeutschen Staaten unter ihrem Scepter vereinigen.
ich dagegen der Herrscher Norddeutschlands und der fr auzö fi-
schen Rheinprovinzen deutschen Ursprungs werden würde.
Wäre dieses Ziel erreicht, dann wäre Europas Schicksal in unseren
Händen."
Der Kaiser von Oesterreich antwortete darauf:
„Als mir Ew. Maj. den Vorschlag machten, unsere auf den
Kriegsfuß gebrachten Streitkräfte gegen Frankreich zu vereinigen,
appellirten Sie an das Ehrgefühl eines deutschen Fürsten und
stellten gleichzeitig die Möglichkeit der Annexion der süddeutschen
Staaten Seitens Oesterreichs in Aussicht. Als deutscher Fürst muß
ich hieraus antworten, daß meine Gefühle und Gesinnungen mir
verbieten, die Bundesgenossen Oesterreichs, die Beherrscher deutscher
Stämme ihrer Fürstenrechte zu berauben."
Dieser Briefwechsel ging durch die Hände des Bruders S. Exc.
des Feldmarschall-Lieutenants Frhrn. v. Gablenz.
Wir erwarten ein Dementi dieser Angaben von hoher Stelle;
doch fürchten wir, daß man „diese Enthüllungen" mit Stillschwei-
gen übergehen wird, denn.Thatsachen lassen sich nicht
dementiren. (Sächs. Ztg.)
Bericht
über die Verhandlung vor dem Schöffengericht in
Karlsruhe in der Ehrenkränkungsklage des Redak-
teurs Macklot gegen 34 Geistliche u. den Redakteur
und Drucker des Bad. Beobachters.
(Schluß.)
Ich verzichte darauf, aus der reichen Dunggrube der Unwahr-
heit Ihnen ein ganzes Bild zu entwerfen. Ich erwähne nur einige
wenige Fälle.
In Nr. 81 des Pfalzer Boten v. I. 68 ist der Landeszeitung,
bodenlose Gemeinheit, raffinirte Bosheit, persönliche Gehässigkeit und
rücksichtslose Gemeinheit vorgeworsen, weil sie behauptete, die Frau
des Hrn. Lindau bereise den Odenwald und Taubergrund, um Agi-
tationen zu treiben. Diese schwere Beschuldigungen hat die Landes-
zeitung auf sich sitzen lassen, weil ihre Aussage eine falsche und
unwahre gewesen ist. Das Streben aber, Lindau eins zu versetzen,
läßt sich daraus erkennen.
In Nr. 84 des Pfälzer Boten ist voriges Jahr eine ganz
ähnliche „mehrere Priestergeschichte" verzeichnet. In Nr. 163 v. I.
läßt sich die Bad. Landeszeitung von mehreren kathol. Geistlichen
des Taubergrundes ein Danksagungsschreiben über ihren Aufsatz:
„Wiederum eine Erzbischofswahl" schreiben. Darauf wird im Pf.
Boten erwidert: Wenn wir diesen Artikel (Lob der Landesztg.) eine
Lüge nannten, so wollen wir damit nicht sagen, daß die Landes-
zeitung einen derartigen Brief förmlich erfunden habe, sonoern daß
ihr ein anonymer Brief zugegangen ist, der aber von keinem Geist-
lichen aus dem Taubergrunde herrührt." Die Sache wird dann
als „Schwindel" sog. plumper Art bezeichnet, daß Alles darüber
lachen muß. In Nr. 86 des Pfälzer Boten ist diese Sache in sehr
bezeichnender Weife beurtheilt in den Worten: „Es gibt keinen kath.
Geistlichen in Baden, der Sympathien mit der Bad. Landeszeitung
hätte, wohl aber sind Alle mit dem tiefsten Abscheu, mit grenzen-
loser Verachtung und unsäglichem Ekel erfüllt gegen ein Blatt, das
die kathol. Kirche, ihre Einrichtungen, ihre Diener unaufhörlich be-
schimpft und verläumdet und zum Mord der kathol. Priester auf-
gefordert hat: (Schlagt ihn todt, den Hund, er ist ein Jesuit.)
In Nr. 133 des Pf. Boten i. J( 68 gibt Dr. Vissing eine
Antwort mit Namensunterschrift auf eine Nachricht der Bad. Landes-
zeitung, nach welcher Hr. Vissing ein „loyaleres Verhalten" in Aus-
sicht gestellt haben soll, für den Fall derselbe eine Professur in Frei-
burg erhalte. Auf diese Hrn. Dr. Vissing unterschobene Character-
losigkeit antwortet derselbe mit den gewiß nicht schmeichelhaften Wor-
ten: es sei die gebrachte Nachrichr von dem Manne ohne Namen
„Dummheit, Verläumdung, Ehrabschneidung der schändlichsten Art,
Lüge." Und auch diesen schweren Vorwurf mußte die Landeszeimng
ruhig ymnehmen, weil Hr. Dr. Vissing nur allzu wahr gesprochen
und der Ausdruck Lüge nur allzu verdient war. In Nr. 129 des
Pf. Boten nennt Hr. Vissing den Verbreiter obiger Lüge einen
elenden Buben, und aller- schmieg dazu.