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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1869

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Nr. 51-62 (1. Mai - 26. Mai)
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te


M. 60

1869.

^reis vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Postausschlag.
* Jni.-Geb. 2 tr. die Spaltzeils.


Dienstag den 25. Mai

Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag. ^^4-
Donnerstag und 8amstag.

Telegramme.
Engen, 23. Mai, 4 Uhr, 20 M. Versammlung großartig.
Liberaler Zuzug abgewiesen.
Engen, 24. Mai, S Uhr M. Gestern Versammlung bis 3000
Anwesende. Versuchte Störung durch falschen Ruf: „die Decke stürzt
ein" und Brandruf, sowie Straßeniumult von etwa 100 Regierungs-
freunden durch Energie vereitelt. Liberale tagten unter Roder's
Vorsitz, weil unvermögend in überfüllte Räume einzudringen als
Straßenparlament auf dem Viehmarkt! Unser Programm mit
Begeisterung angenommen.
Katholische Volkspartei.
Weitere Adressen an S. Kgl. Hoheit den Großherzog mit der
dringenden Bitte um Ka mm eraufl ö.sun g sind abgegangen:

Uebcrtrag: 2364 Staatsbürger.

Von Eichelberg von
73
Staatsbürgern,
„ Neudenau
175
„ Külsheim
303
„ Steirffmih
56
„ Eiersheim
102
„ Oberglmpern
87
„ Untergimpern
68
Uebertrag von letzter Nummer
1500

SüöbEtschlmrS.
* Heidelberg, 22. Mai. Früher hieß es: „Holland in
Noch"; jetzt heißt es „Preußen in Roth." Das Deficit ist bis
beinahe auf 10 Millionen Thaler angeschwollen. Alle mögliche
Steuerprojekte liegen zur Abhilfe vor. Aber auf eines wurde noch
nicht aufmerksam gemacht: sämmtliche Bettelpreußen in Süddeutsch
land mögen freudigen Herzens die Einkommensteuer nach preußi-
schem Muster für sich zur Geltung bringen und damit den Miquel'-
schen Ausruf an ihre Opferfreudig^it bethätigen. Wir erwarten
von dem Abg. Schmezer, daß er diese Gelegenheit ergreifen und
sein freudiges Herz in einer solennen Ansprache an alle Gleiche
sinnte offenbaren wird.
Heidelberg, 23. Mai. Die Karlsruher Zeitung bringt heute
folgenden offiiciellen Artikel:
„Wohl in Folge des seit einigen Wochen mit besonderer Lebhaf-
tigkeit geführten Parteikampfes wird die Regierung und zwar von
ganz entgegengesetzten Seiten her nicht selten für thatsächliche Mil-

theilungen, Urchcile, ja selbst einzelne Ausdrücke der sog. amtlichen
Verkündigungsblätter verantwortlich gemacht. Es scheint uns ge-
boten, auf das völlig Irrige dieser Auffassungsweise aufmerksam
zu machen. Jene Blätter haben, abgesehen von den ihnen zur
Verkündigung zugehenden Verfügungen öffentlicher Behörden, schlecht-
hin keinen officiellen oder officiösen Charakter. Die Regierung hat
keine Gelegenheit, den Inhalt derselben vor der Veröffentlichung
kennen zu lernen; sie kann keine Aencerung deselbrn bewirken,
und muß die Vertretung des Blattes nach Form und nach Inhalt
lediglich den betreffenden Redaktionen überlassen."
Offenbar soll damit dem Freunde Emmerling mit seinen
„schwarzangestrichenen Bauernburschen" ein zartes Dementi gegeben
werden. Wenn aber Hr. Jolly behauptet, die Regierung könne
keine Aenderung des Inhalts der Annsverkümnger bewirken, so
wollen wir ihn einfach an die Adresse Rodrian von Bruchsal ver-
weisen. Uebrigms werden die kathol. Geistlichen 'ces hiesigen Be-
zirks rn den nächsten Tagen sich mit der Frage beschäftigen, was ihnen
jetzt zu thun übrig bleibt, nachdem der Großherzog durch Staats-
ministerialakt ihnen dis Eingabe ohne alle Motivirung zurückgeben
ließ.
* Heidelberg, 21. Mai. Die gestern Abend auf Anregung
der HH. Wundt, Holtzmann und Bluntschtt hier abgshallene
B ürge rversammiung verlief in der nur den NaLioualltberalen
würdigen Weise. Da der B ü rg er-Präsident Aböl angeblich aus
Gesundheitsrücksichi m die Leitung der Versammlung nicht überneh-
men konnte, so wurde Kreisgerichtsdrrektor Sm. Puchelt damit be-
traut. Es ergriffen nun hinter einander sieden Professoren das
Wort, am Schluß auch noch Dr. Regensburger, dem Boten als
Staatsanwalt mit „tief sittlichster Entrüstung" wohlbekannt. Die
Bürger verharrten in Stillschweigen, wie einst die II. Kammer
bei Anhörung der Neubildung des Ministeriums. Uno das Resul-
tat? Wasch' mir den Pelz und wach' rmch nicht naß. Doch über-
morgen wird das „Salz der Ehe" aufgeführt m Offenburg.
Aus Baden, 14. Mai. Die Enthebung des Prinzen Wil-
helm vom Divisionscommando war schon im vorigen Herbste für
Jeden, der die Sache näher kannte, eine abgemachte Sache.
Man wußte sicher, daß das schnelle Verreisen aus dem Mannöoer-
Steigbügel hinweg durch eine Beurlaubung nur maskirt werde,
die den brüderlichen „Mißaccord" verdecken solle und welcher dann
später die gnädige Enthebung nachgehinkt komme. Eine Zeitung
!— ich glaube der „Beobachter" — sprach dies auch aus; aber

-s- Die Firmungsreise
-es hochwürdigsien Herrn Weihdischoss und Erchisthumsvermesers
Dr. Lothar Kübel im Bdcnwslde.

Welche Liebe und Anhänglichkeit S. bischöfl. Gnaden bei den Bewohnern
der Taubergegend allüberall gefunden, dies hat der Bote wiederholt gemeldet.
Zur Vervollständigung des schönen Bildes möchten nachstehende Zeilen nur
dem Odenwalds noch einen kleinen Beitrag liefern. Um bereits Bekanntes
nicht zu wiederholen, werde ich nur mehr übersichtlich berichten und auch da
nur insoweit ich Augenzeuge war.
Am Vorabend des Festes Christi Himmelfahrt kam der hochwürdigste
Bischof von einer schmucken Reiterschaar begleitet in Walldürn an. Die
ganze Stadt hatte ihr Festkleid in einer Weise angelegt, wie ich dies nie zu-
vor dort gesehen. Man kann in Wahrheit sagen, daß Walldürn alles
grthan, um den hochwürdigsten Bischof würdig zu empfangen. War der Em-
pfang herzlich, so war der Einzug in das altehrwürdige Gotteshaus unter
dem Donner der Geschütze großartig. Was mich aber ganz besonders freute,
das waren die langen Reihen der Bürger in ihrem Festkleide, die ihrem
Bischöfe das Ehrengeleits gaben. Welch' herrlicher Anblick in unserer an
Fahnenflüchtlingen so reichen Zeit!

Die nächste Firmstation war Hainstadt, woselbst der hochwürdizste
Bischof am Abend den 7. Mai eintraf. Was nur immer eine Landgemeinde
leisten kann, das war auch hier geschehen. Alle Straßen, durch die der Zug
sich bewegte, prangten im lieblichsten Grün. Von den vier schönen Tciumpf-
bogen hatten die Israeliten einen erbaut mit der hebräischen Doppelinschrift:
„Der Herr segne deinen Ein - und Ausgang." Was aber Sr. bischöflichen
Gnaden hier ganz besonders gefiel, das waren die vielen Fähnchen in den Hän-
den der festlich gekleideten Kinder. Als der hochwürdigste Bischof am Abend
des folgenden Tages schied und Alle — Groß und Klein — am Ausgang
des Dorfes um ihn herstanden voll Lieb und Schmerz, da fühlte man wie
thruer gerade dieser Hirte seiner Herde geworden und wie angeblich jene sich
»bmühen, die zwischen Hirt und Heerde eine unheimliche Scheidewand errichten
wollen

Von Hainstadt gings in festlichem Zuge zur naheliegenden Stadt Buche n.
Wer die treue Anhänglichkeit dieser altkatholischen Stadt an die Sache der
Kirche kennt, der wußte zum Voraus, daß der Oberhirte eine überaus herz-
liche Aufnahme finden werde. Jndeß muß ich gestehen, daß alle Erwartungen
übertroffen wurden. Wie schön doch diese vielen Laub - und Blumenkränze
an den langen Häuserreihen, wie schön diese Triumpsbogen! Wahrlich, wo
kindliche Liebe zur heil, kathol. Kirche solche Blumenkränze windet, da hat ihr
letztes Stündlein trotz aller Widersacher noch lange nicht geschlagen. Auch
hier, wie in Walldürn und Hainstadt, gaben die Bürger im Festkleide ihrem
Bischofs das Ehrengeleit?. Daß Buchen's freiwilliges Schützencorps in seiner
schönen Ausrüstung, die Mitglieder des kathol. Bürgervereins, sowie der Ge-
sellenverein mit seiner schmucken Fahne, die der hochwürdigste Bischof andern
Tags einweihte, dabei nicht fehlten, versteht sich von selbst.
Sonntag Abend den 8. Mai schied der hochw. Bischof von Buchen und
kam nach kurzem Aufenthalte bei dem Dorfe Oberneudorf, woselbst er
von der Pfarrgemeinde Hollerbach feierlich begrüßt wurde, sowie in Langen-
elz, gegen 7 Uhr in Mudau an. Der Empfang war auch hier überaus
feierlich. Was die Gemeinde nur immer thun konnte, um Sr. beschöflichen
Gnaden den Aufenthalt angenehm zu machen, das hat sie gewiß gethan.
Am Nachmittag den zehnten Mai besuchte der hochw. Bischof die neue
Pfarrgemeinde Sch lossau. Auch dort festlicher, freudiger Empfang. Am
folgenden Morgen fand in feierlichster Weiss die Einweihung der neuen Kirche
in Oberscheidenthal unter dem Zudrang einer überaus großen Menschen-
menge statt. Nach I Uhr wurde die Reise gegen Li mb ach in fest-
lichem Zuge fortgesetzt. Gegen 40 Reiter in Schärpen und an 12—13 Drosch-
ken und Wägen gaben das Ehrengeleite. Ein herrlicher Festzug durch die
grünen Wälder des Odenwaldes i Auch in Limbach war Alles geschehen zur
ehrenvollsten Aufnahme des hochw. Bischofs, der schon in Wag en sch wend
und Krumbach war feierlich begrüßt worden. Am 13. Mai fand sodann
noch die Einweihung der Kirche in Seckach statt und Tags darauf die Fir-
mung. Ein kurzer Ausflug am Abend des 13. galt Zimmern und Adels-
heim. So herzerhebend und schön die Firmungsreise in Osterburken be-
gonnen hatte, so schön und tröstlich schloß sie auch in Seckach, das keine
Opfer icheute, ab.
Dank Allen, die zur Verherrlichung dieser schönen Tage so opferwillig
m itg. wirkt haben. Donk über Alles dem lieben Gott, der uns gerade die-
sen Obi-rhirten in unseren to trüben Zeiten gegeben hat. Ehristi Liebe hat
er uns durch Wori und Äe.spiel verkünd.t. Diese Liede auch wird Hochdem-
feiben von A^en
 
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