Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1869

DOI Kapitel:
Nr. 102-114 (2. September - 30. September)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43880#0445

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
111. Donnerstag den 23. September 1869.


Zwanzigste Generalversammlung der katholischen
Vereine Deutschlands.
(Kölnische Volkszeitung.)
Düffeldorf, 7. Sept. Die zweite geschlossene Ver-
sammlung wurde heute Morgen 10 Uhr vom Präsidenten Fürst
Löwenstein eröffnet.
Domvicar Schroeder aus Paderborn hat den Bericht über
die gestrigen Berathungen der Section für Missionswesen zu erstat-
ten. Er zeigt an, daß der Herr Bischof Dr. Martin von Pader-
born eine Anzahl von Exemplaren seiner Schrift: „Die Haupt-
pflicht des kathol. Deutschland" zur Vertheilung der Versammlung
überwiesen habe. Er gibt dann eine Nachweisung über die große
Zunahme des Bonifacius-Vereins in den letzten vier Jahren, indem
die Einnahmen sich von 60,000 Thlr. in 1865 bis auf mehr als
100,000 Thlr. in 1868 empor gearbeitet haben; ganz besonders
zeichnet sich dabei aus die Erzdiöcese Cöln, die in 1868 über 22,800
Thlr. geliefert hat; nach ihr folgen zunächst Münster, Paderborn,
Breslau, Trier rc. Als merkwürdiges Beispiel unbegreiflicher Staats-
raison theilt er mit, daß in Baiern jetzt die Regierung durch Ver-
sagung der Kirchencollecte dem Vereine entgegentrete, während der
entschieden protestantische Gustav-Adolf-Verein im kathol. Baiern
nicht das mindeste Hinderniß finde. Im gleichen Verhältnisse mit
der Einnahme ist die Zahl der neu gegründeten und unterhaltenen
Missions-Anstalten vermehrt worden; jedoch ist noch keine einzige
so fundirt, daß sie die Beihülfe des Vereins entbehren kann. Zur
festen Dotation, meistens Meß-Stiftungen, konnten bisher nur
5000—8000 Thlr. verwendet werden, was so gut wie nichts ist
gegenüber dem Bedürfniß. Das Streben, die Schulen confessious-
los zu machen, werde für die Katholiken in protestantischen Gegen
den sehr verderblich werden, fürchtet der Redner mit Recht und
leitet daraus die Erkenntniß her, daß der Bonifacius-Verein mit
der Zeit immer wichtiger und nothwendiger werde und kräftig ge-
fördert werden müsse.
Ein Antrag von Vicar Jansen in Birk auf Gründung ei-
nes Gymnasial-Jnstituts von Quarta bis Prima für Solche, die
in Amerika sich der Seelsorge widmen wollen, findet große Aner-
kennung, wird aber aus Gründen der Opportunität, und weil die
Frage nicht reif sei, abgelehnt. Namentlich wird der Priester-Man-
gel in manchen deutschen Diöcesen betont. Gegen den Einwand
des Advoeat-Auwalt Schredges, daß ein Quartaner noch nicht über
seinen Beruf entscheiden könne, hebt Graf Galen aus Mainz her-
vor, daß man nicht wissen könne, wann die Gnade in einem jugend-
lichen Herzen wirke.
In Folge eines von Missionspriester Braun in Paris gestell-
ten Antrages auf Unterstützung der dortigen deutschen Missionen
empfiehlt der Director des St. Josephs-Vereins, Canonicus Dr.
Prisac aus Aachen, diesen zu größerer Betheiligung, da derselbe bis
jetzt nicht in der Lage sei, mehr zu leisten.
Fchr. Wilderich v. Ketteler nimmt nochmals Veranlassung
den Bourfacius,Verein als das eigenste Kind der General-Versamm-
lungen der katholischen Vereine mit begeisterten Worten zu empfeh-
Die Zukunft Deutschlands hänge von dem Werke ab, welches
der Bomsacius Verein unternommen habe, und in ihm liege auch
die letzte Hoffnung aller Großdeutsch-Gesinnten. Er führt nach-
ahmens werthe Beispiele von Einigungen in kleinern Kreisen zur
Unterhaltung bestimmter Missions - Stationen an und hebt hervor
wie me Armen, denen die Sacramente fehlen, die Allerbedürsüg-
sten seien , und macht die praktische Bemerkung, daß eins klein»
Ersparmß beim Crgarrenrauchen den Unterhalt einer großen >,atzl
von Misstonen liefern würde. Die Familienväter fordert er auf,
die Erhaltung der Familie in der kath. Diaspora zu ermöglichen,
am der Familie der Grund der socialen Frage liege. Zugleich
fuhrt er an, wie zahlreiche Stationen von edeln deutschen Frauen
unterhalten würden.
« tarnen der Section für Wissenschaft und Presse reftrirt
üieoacteur, Zeitungs-Verleger und Landtags-Abgeordmttr Bucher
aus Pastau. Nachdem er :m Allgemeinen die Wichtigkeit der Presse
betont, gehr er auf die Wichtigkeit der Kalender-Ltteratur für me-
stnigen Smuoe über, die bis jetzt noch keine Zeitungen lesen, da
gegen aber den Kalender den Winter hindurch zehn Mal vor-
neuen. lestn. Mn orrect gegen den Lahrer Hinkenden Boten ge-

richteter Antrag wird abgelehnt, weil dieses elende Elaborat bereits
unschädlich gemacht sei, auch der Gegenstand der Würde der Ver-
sammlung gegenüber nicht bedeutend genug erscheine. Bei der gest-
rigen Abtheilungs-Berathung hat sich herausgestellt, daß es bereits
eine genügende Anzahl guter kathol. Volkskalender von allen Prei-
sen, zu 2 Sgr., 2^ Sgr., 4 Sgr., 6 Sgr., 8 Sgr. und 10 Sgr.
gebe, nach denen nur das kath. Publikum nicht genügend greife.
Anderseits wird aber auch anerkannt, daß es schlechte Kalender
gebe, die im Neuerlichen mehr leisteten als die bisher bei kathol.
Verlegern erschienenen, und es wird der Wunsch ausgesprochen,
daß einer der größten kathol. Verleger sich das Verdienst erwerben
möge, einen ganz tüchtig ausgestatteten kath. Kalender an's Licht
zu stellen.
Die Discussio« eröffnet Buchdrucker Pleß von Elberfeld, der
für nöthig hält, auch den traurigen Thatsachen in's Antlitz zu blicken
und dem kathol. Volke stets wieder zuzurufen, daß es ein Unrecht
sei, eine Literatur zu unterstützen, die seine Religion beschimpfe.
Frhr. Felix v. Los, Landrath z. D., erklärt das Gleiche in Be-
zug auf die Zeitungspreffe und stellt ein Amendement zu dem An-
träge, wonach die Erwartung ausgesprochen wird, daß kein Katho-
lik schlechte Preßerzeugnisse mit seinem Gelde unterstütze. Die Ver-
sammlung geht über den Antrag, so fern er eine specielle Abwei-
sung des Lahrer Boten betrifft", zur Tagesordnung über. Fürst
Isenburg glaubt, der Gegenstand eigne sich in seiner Allgemein-
heit bester "zu einer Resolution, womit man einverstanden ist. Cap-
lan Schmidt aus Aschaffenburg, App.-Ger.-Rath Dr. A. Reichens-
perger, Graf Praschm n aus Schlesien und Dr. Hülskamp tra-
ten ferner in die Debatte ein, wobei man jedoch nur in Einzel-
heiten von einander aoweicht. Das v. Losstche Amendement wird
mit einem Unter Amendement Reichensperger's, wonach man das
nur hofft, einstimmig angenommen. Nachdem Dr. Hülskamp
die Vorzüge der bei Benziger, Braun, Hamacher, Janssen, Peter
rc. erschienenen Kalender aus einander gesetzt, wird anerkannt, daß
dle bestehenden Kalender im Allgemeinen keinen Tadel verdienen,
sondern meistens so sind, daß sie bei genügender Unterstützung von
Seiten des Publicums bald vollständig befriedigen werden. Ein
Ersuchen an die Psarrvorstände, sich der guten Kalender speciell
anzunehmen, wird einstimmig genehmigt.
Ein Antrag von C. A. v. Brentano in Bregenz, dsr dahin
zielt, den „katholischen Journalisten" im Allgemeinen von Seiten
der Versammlung eine gute Lehre zu geben, wird von der Section
zur Ablehnung empfohlen. Der Referent bespricht die Stellung
der kath. Journalistik aus praktischem Gesichtspunkte mit großer
Sachkenntniß und meint, es sei eher Sache der kathol. General-
Versammlung, der kathol. Presse ein Vertrauensvotum zu geben
und sie dadurch zu unterstützen, als einen Antrag anzunehmen, der
einen Tadel emzuschließen scheine. Der Antrag wird ohne Debatte
abgelehnt.
Für den Ausschuß für Formalien berichtet Domdechant Hein-
r i cy aus Mainz und beginnt mit dem Vorschläge, dem permanen-
ten Central-Comite und ganz besonders seinem Präsidenten, Für-
sten Löwenstein, den Dank der Versammlung auszusprechen, was
unter großem Bestall durch Aufstehsn geschieht.
Der Antrag des Prof. Benedict Kluge aus Wien, dem Hrn.
Bischof von Linz eine Zustimmungs-Adresse zu votiren, wird auf
Empfehlung der Section ohne Discussion angenommen.
Appellaüous-Gerichts-Rath Pahl aus Paderborn empfiehlt ei-
nen von ihm gestellten Antrag zur Verbesserung des H. 8 der Ge-
schäftsordnung, der als nicht zur Berathung in großem Kreise ge-
eignet dem permanenten Central-Comito als Material überwiesen
wird.
Man geht nun zu den drei Anträgen des Central - Comits's
über. Der erste, auf eine Neubildung des Comits's selbst und eine
Verbesserung der Organisation überhaupt gerichtet, wird vom Re-
ferenten durch eine sehr lichtvolle Darstellung der ursprünglichen
Organisation und ihrer Genesis erläutert. Der Antrag wird ge-
mäß den Vorschlägen der Abtheilung angenommen. Die Bezeich-
nung von Männern aus jeder Diöcese für den Eintritt in das
erweiterte Comits findet durch Verlesung einer ausgestellten Liste
statt; den Ernannten soll das Recht zustehen, das Comits durch
Cooptation zu erweitern. Die Namen sollen veröffentlicht werden,
sobald die Gewählten angenommen haben. Der dritte Antrag aus
 
Annotationen