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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1869

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Nr. 102-114 (2. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43880#0449

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Preis vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Postaufschlag.
Inn-Geb. 2 kr. die Spaltzeile.

Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag,
Donnerstag und 8amstag.

Einladung zum Abonnement.
Mit dem 1. Oct ob er beginnt das IV. Quartal für 1869 auf
den Pfälzer Boten. Wir ersuchen daher unsere auswärtigen
Abonnenten ihre Bestellungen bei der Post rechtzeitig zu erneuern.
Für Heidelberg, Neuenheim und Schlierbach nimmt Anmeldungen
entgegen die Expedition von L. Schweiß dahier.
Bestellungen in Paketen (nicht unter 10 Exemplaren), wobei
wir je ein Freiexemplar gewähren, wolle man gleichfalls an die Ex-
pedition des Blattes richten, und ersuchen wir besonders die seit-
herigen Empfänger, uns baldigst die Zahl der gewünschten Exemplare
mitzutheilen.
Inserate, L 2 kr. die Spaltzeile, ein äußerst wohlfeiler Ansatz,
erfahren bei der großen Auflage unseres im ganzen Lande gelesenen
Blattes die beste Verbreitung.
Wie der Preis des Blattes — 40 kr. ohne Postaufschlag —
so bleibt auch die Tendenz des Boten unverändert, durch die er
sich so viele Freunde unter dem Volk erworben hat. Wir zweifeln
nicht, daß auch im neuen Quartal unsere Leser uns treu bleiben
werden. Die Redaktion.

Zwanzigste Generalversammlung der katholischen
Vereine Deutschlands.
(Kölnische Volkszeitung.)
(Fortsetzung.)
Düsseldorf, 7. Sept.
Der erste Redner in der heutigen zweiten öffentlichen
Versammlung war
Redacteur Dr. Holzwarth aus Aachen, der die Aufgabe
übernommen hatte, über die Stellung der Katholiken zur Litera-
tur zu sprechen. Nachdem er constatirt, daß die Literatur eine
Macht im öffentlichen Leben ist, wies er auf die Zeiten zurück,
in denen es so schlimm stand, daß in manchen Gegenden katholisch
und ungebildet sich deckende Begriffe waren. Die Frage, warum
wir gleichsam aus der Literatur hinausgewiesen sind, obgleich wir
so tüchtige Schriftsteller und Dichter besitzen, sei schwer zu beant-
worten, unbegreiflich aber, warum ein Mann wie Möhler, der die
höchste Formvollendung mit der Wissenschaft verband, nicht, gleich
Boffuet, Racine u. A. in Frankreich, zu den Klassikern gezählt
wird. In ihrem Vaterlande würden Renan, Dumas rc. nicht mit
Preisen bedacht, wir aber würden mit dem Schund der französi-
schen Literatur überschwemmt, weil wir noch nicht gelernt, vor
unfern edelsten Geistern Respect zu haben. Der Redner erinnerte
an Görres, den selbst Napoleon I. die fünfte Weltmacht genannt
habe, und an das merkwürdige Wort, das Pius IX. neulich ge-
sprochen: er wisse recht wohl, warum er die Zeitungsschreiber so
auszeichne ; er habe dadurch zeigen wollen, daß auch er die Litera-
tur als eine Weltmacht erkenne. Die Herrschaft des Zweifels, die

jetzt die Gemüther zerreiße und den Jünglingen die Kraft des
Geistes nehme, sie sei das Werk der Literatur. Darum müssen
die Katholiken sich der Literatur zu bemächtigen suchen; sie seien
im Besitze der Gerechtigkeit, und deßhalb könnten sie allein un-
parteiisch schreien. Wenn die Kunst in Deutschland, wie gestern
so schön gesagt worden, dem Umstande ihre neue Blüthe verdanke,
daß der deutsche Geist und der christliche sich vermählt habe, so
werde das Gleiche bei der Literatur der Fall sein. Die Katholiken
dürften nicht ferner unter ihren Landsleuten wie eine rechtlose
Secte sein, nicht blos als Geduldete im Schooße der Nation stehen;
aber um das zu bewirken, solle man nicht klagen, sondern handeln,
hinein greifen in's frische Leben mit starkem Muth. Vor allem
müsse Jeder mit dem Entschlüsse nach Hause gehen: In mein
Haus kommt kein schlechtes Preßsrzeugniß. Zweitens solle man
nicht ohne weiteres alles zum Himmel erheben, weil es katholisch
sei, aber auch nicht an allem Katholischen in kleinlicher Weise
herummäkeln. Drittens dürfe man nicht vergessen, fleißig den
Literarischen Handweiser zu lesen, der die Wege mit kundiger Hand
zeige. In Bezug auf die Klassiker bemerkte der Redner, man müsse
das Gute daraus nehmen, das Uebrige im Winde zerstäuben lassen.
Er berührte dann auch die Frage der katholischen Universität und
meinte, man dürfe sie nicht einschlafen lassen. Weiterhin gedachte
der Redner noch der großen Verdienste der armen Ordensleute,
welche in frühern Jahrhunderten die Literatur aus dem Heiden-
thum herüber gerettet, sie gehegt und gepflegt hätten. Wenn nach
Jahrhunderten noch ein deutsches Volk der Wahrheit des Kreuzes
sich freut, schloß Herr Holzwarch, so wird es den Männern Dank
wissen, welche die christliche Literatur gerettet haben. Beim Schlüsse
wurde der Redner mit rauschendem Beifall begleitet.
Pfarrer Hug aus St. Gallen brachte Grüße von den Quellen
des Rheines im Namen des schweizerischen Piusvereins und schil-
derte die Zustände der Schweiz in politischer und religiöser Be-
ziehung. Er zählte die verschiedenen katholischen Institutionen auf,
welche sein Vaterland dem Piusverein verdankt, und erinnerte
schließlich an die Heiligsprechung des sel. Nikolaus von der Flüe,
der ein deutscher Mann gewesen, für welchen der Verein sich interes-
sire. Pfarrer Hug besprach dessen Wirken und kam zu dem Re-
sultate, daß die wahre Freiheit im socialen Leben nur auf kathol.
Boden gedeihen könne. Der Redner schloß mit der Versicherung,
daß die schweizer Piusvereine aus Männern beständen, welche sich
nicht fürchten vor dem Concil und der Dogmatisirung der Un-
fehlbarkeit des Papstes. Unter Beifall erhob sich die Versammlung
zum Gegengruß für die Schweizer.
Als Beauftragter der rheinischen Kaufmanns - Congregationen
trat Herr Rahke aus Mainz auf, um das Interesse der Versamm-
lung für diese Marianischen Congregationen noch mehr zu wecken,
indem er ihre Gesichtspunkte und ihre Wirksamkeit aus einander
setzte. Die Congregationen hätten vor allem den Zweck, die guten

Heidelberg, 24. Sept. Unter Hinweisung auf den Artikel vom Rhein,
16. Sept, m der letzten Nummer d. Bl., die Firmungsseierlichkeiten in Ober-
Festgedicht ""d Kirrlach betr., bringen wir nachträglich folgendes

Gesprochen
von rinem Schüler SN S. bischöflische Gnaden, den Hochwürdigsten
Bischof von Sours, Lothsr, bei Hochdesselben Eintritt in die Pfarr-
kirche zu Kirrt sch.


Ein hoher Hirte trittst Du heute
In diese heil'gen Hallen ein.
Du führst daraus als Siegesbeute
Des treuen Volkes Herzen heim.

Wie könnten wir auch Dein vergessen,
Du große heil'ge Friedensstadt,*)
So wir das himmlisch' Gut vermessen.
Das Gott durch Dich verliehen hat.
Die Lippen uns verdorren müssen,
Die Zung' am Gaumen klebe an.
Wenn wir des Glaubens Mutter ließen.
Und wichen aus der Väter Bahn.**)
Sie ist das Erste unserer Lieder,
So glorreich, schön, die Gottesstadt,
Sie stieg vom Himmel zu uns nieder.
Der Herr sie uns gegründet hat.

Es grüßen Dich im Heiligthume
Hier unsere Fürsten groß und her.
Die zu der Kirche Glanz und Ruhe
Gestritten mit des Glaubens Wehr.
Karthago's großer Bischof leuchtet
Als Vorbild treuer Hirtenhuth,
Cornelius, der Römer, feuchtet
Die Toga in dem Maryrblut.

Drum leg' auf uns die heil'gen Hände,
Du hoher Hirte, fromm und mild.
Der heil'gen Kirche Segen spende.
Er sei im Kampfe unser Schild.
Die treuen Kinder nimm uns heute
In Deine Vaterarme auf.
Ermuth'ge uns zum schweren Streite
Durch dieses Lebens Pilgerlaus.

Wir, die verehren solche Helden,
Verlassen nimmer Christi Braut,
Der großen Kirche heil'ge Zelten,
Vom Herrn aus Petri Fels gebaut.

*) Die kath. Kirche Off. Joh. 21. 2.
**) Ps. 136.
 
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